Mord in Schwerte (NRW) - Antifa Spontandemo

Antifa 17.04.2005 22:32 Themen: Antifa
Bericht zur spontanen Antifa-Demo anlässlich des Mordes in Schwerte (NRW) in der Nacht von Freitag auf Samstag
Mord in Schwerte (NRW) - Antifa Spontandemo am 17.04.

In der Nacht von Freitag auf Samstag wurde auf den Ruhrwiesen in Schwerte, einer Kleinstadt nahe Dortmund, der 34 Jähriger Bochumer Arthur K. von einem ebenfalls 34 Jährigen Angreifer mit fünf Messerstichen ermordet. Vorausgegangen war dem Mord eine verbale Auseinandersetzung zwischen dem Täter und seiner Freundin und der Gruppe des Getöteten. Wie im Laufe des Tages auch die Staatsanwaltschaft einräumte hatte der Täter zuvor rechtsradikale Parolen gerufen und u.a. "Heil Hitler" skandiert. Auch der WDR bestätigt, dass dem Mord eine Auseinandersetzung um die rechten Parolen vorausgegangen ist. Der Täter konnte am Samstag morgen in seiner Schwerter Wohnung von der Polzei verhaftet werden, er ist mehrfach wegen Körperverletzung vorbestraft. Die Staatsanwaltschaft ermittelt auch in Richtung einer politischen Straftat, der Täter ist ihren Angaben zufolge zwar nicht als Neonazi bekannt, doch fest steht: Arthur wurde ermordet weil er die Nazi-Parolen nicht ignorierten wollte.

(Vgl. für weitere Infos auch:  http://de.indymedia.org/2005/04/112082.shtml)

Als erste Reaktion auf den Mord zogen heute Abend etwa 120 autonome AntifaschistInnen aus der Region durch Schwerte. Vom Treffpunkt am Bahnhof führte die unangemeldete Spontan-Demonstration in einem großen Bogen durch die Innenstadt und zurück zum Bahnhof an mehreren zentralen Punkten klärte ein Redner in einem kurzen Redebeitrag über die Lautsprecheranlage die zahlreichen PassantInnen über den Mord in der Stadt auf und verwieß auf die Zunahme neonazistischer Gewalt in der Region. Erst am 28.03 hatte ein Neonazi in der Dortmunder Innenstadt den Punk Thomas Schulz erstochen. Nach dem Mord kam es zu weiteren Bedrohungen aus den Reihen der Dortmunder Neonazi-Szene.
Die rasch eintreffende Hundertschaft der Dortmunder Polizei hielt sich dem Anlass entsprechend zurück und regelte den Verkehr. Mit der lautstarken und kraftvollen Demonstration gelang es auf den Hintergrund des Mordes aufmerksam zu machen. Polizei und Stadt können den politischen Charakter des Mordes nicht leugnen. Arthur starb weil er die Nazi-Parolen nicht akzeptieren konnte.

Wut und Trauer zu Widerstand - Nazifressen wir kriegen euch alle



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Ergänzungen

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... 17.04.2005 - 23:23
auch wnen die bilder anderes zeigen, es war nicht nur der schwarze block da sondern auch einige punks und manche bürgerlichen.
die demos war kraftvoll und wichtig.
es gab anfangs ein paar nazis die provozieren wollten und viele kameras.
Letztere regten auf da manche Leute permanent gesichter ablichteten...

alles in allem schön das so spontan so viele leute zusammenkamen.


nächstes mal wäre es aber schön wenn auf indy nicht irgendwelche leute groß den termin rumtrollen würden. denn es war nix offizielles und sollte nicht direkt an faschos und polizei gehen...
also nächstemal maul halten...

stress gab es meines wissens keinen.

Tageszeitung junge Welt zu Schwerte

hans 18.04.2005 - 03:43
junge Welt, 18.04.2005

Titel

Markus Bernhardt / Peter Wolter

Neonazis morden weiter

34jähriger wurde in Schwerte erstochen. Zahlreiche neofaschistische Aufmärsche in Ost- und Westdeutschland. Militanz nimmt offenbar weiter zu

Mit einem erneuten Mord und mehreren provokativen Aufmärschen haben sich deutsche Neofaschisten am Wochenende weiter auf den 60. Jahrestag der Befreiung vom Faschismus eingestimmt. In Schwerte (Nordrhein-Westfalen) wurde ein 34jähriger Bochumer erstochen, in Essen, Erfurt, Stolberg bei Aachen, Ahlbeck (Mecklenburg-Vorpommern), Heilshoop bei Lübeck sowie auf den Seelower Höhen (Brandenburg) kam es zu Kundgebungen und Aufmärschen. Mehrfach bemühte sich die Polizei, die Neofaschisten vor Gegendemonstranten zu schützen.

Der 34jährige hatte sich am Freitag abend Zeitungsberichten zufolge dagegen verwahrt, daß der später Festgenommene auf den Schwerter Ruhrwiesen in aller Öffentlichkeit faschistische Parolen brüllte. Daraufhin soll es zunächst zu einem Streit gekommen sein, in dessen Verlauf der mutmaßliche Täter ohne Vorwarnung fünf Mal mit einem Klappmesser zugestochen haben soll. Antifaschistische Gruppen hatten für Sonntag abend (nach Redaktionsschluß) in Schwerte zu einer Trauer- und Protestdemonstration aufgerufen.

Die Polizei nahm den ebenfalls 34 Jahre alten mutmaßlichen Täter am Samstag in seiner Wohnung fest. Die Ermittlungen führt die Dortmunder Kriminalpolizei, die auch den Mord an einem 31 Jahre alten Punk untersucht, der am Ostermontag in Dortmund von einem Neofaschisten erstochen wurde.

In Essen waren am Samstag etwa 300 Neofaschisten aufmarschiert, um unter dem vernebelnden Motto »Keine Waffen für Israel – keine Unterstützung für Zionisten!« gegen Juden zu hetzen. Anmelder der Demonstration war Axel Reitz vom »Kampfbund deutscher Sozialisten«, der auf Plakaten den Mord an dem Dortmunder Punk begrüßt hatte. Dennoch sah Essens Polizeipräsident keinen Anlaß, der Verbotsforderung der VVN-BdA (Vereinigung der Verfolgten des Naziregimes – Bund der Antifaschisten) nachzukommen. Statt dessen kesselte die Polizei eine Gruppe von Antifaschisten ein und griff sie mit Schlagstöcken und Pfefferspray an. Mindestens sechs Personen wurden verletzt.

In Stolberg bei Aachen demonstrierten 260 Antifaschisten gegen eine Veranstaltung der NPD in der örtlichen Stadthalle. In Erfurt ging die Polizei brutal gegen 1 000 Antifaschisten vor, die sich einer Demonstration von 70 Rechten in den Weg gestellt hatten. Die Beamten setzten Wasserwerfer, Pfefferspray und Schlagstöcke ein, 14 Antifaschisten und fünf Rechte wurden festgenommen.

In Ahlbeck auf der Insel Usedom zogen knapp 150 Neofaschisten durch das Ortszentrum, nachdem das Bundesverfassungsgericht ein Demonstrationsverbot des Greifswalder Oberlandesgerichts aufgehoben hatte. Die Greifswalder Justiz hatte in dem Motto des Aufmarsches »60 Jahre Befreiungslüge« eine strafbare Volksverhetzung gesehen.

In Seelow störten Neofaschisten eine Gedenkveranstaltung für die 50000 Soldaten, die dort vor 60 Jahren beim Kampf um Berlin ums Leben gekommen waren. Daß die Polizei ausnahmsweise die Rechten attackierte, ist sicher dem Umstand zu verdanken, daß Brandenburgs Ministerpräsident Matthias Platzeck (SPD) Hauptredner war. Neun Neofaschisten wurden festgenommen, 18 Platzverweise ausgesprochen.

Auch in Heilshoop bei Lübeck kam es zu neofaschistischen Übergriffen. Ein Antifaschist wurde verletzt, als der Betreiber eines Landgasthofes, in dem mehrfach neofaschistische Veranstaltungen stattfanden, ihm ein Transparent entriß. Über 200 Menschen hatten zuvor an einer Demonstration unter dem Motto »Nazigasthof dichtmachen« teilgenommen.