"Wir sind hier und wir sind laut ..."

Gisela und Joachim Petersen 15.04.2005 21:18 Themen: Bildung Soziale Kämpfe
In Lüneburg demonstrierten SchülerInnen gegen Bildungsabbau und Studiengebühren
Provozierend auf den Punkt gebracht hatten es die etwa 250 SchülerInnen (+ etliche StudentInnen), welche sich am 14. April gegen 16 Uhr im Clamartpark versammelten. "Ans Fließband mit dem Pöbel! Studieren nur für Schnösel", so prangte es in großen Lettern von einem Transparent und sollte auf die von vielen befürchtete soziale Selektion via Studiengebühren an den Universitäten hinweisen. Daher war es das Anliegen der TeilnehmerInnen, der Öffentlichkeit in Lüneburg deutlich zu machen, dass man diese Entwicklung nicht widerspruchslos hinnehmen werde.

Gegen 16.30 Uhr gab Schülersprecher Hannes Sander vom Gymnasium Wilhelm-Raabe-Schule per Megaphon das Startzeichen für einen Demonstrationszug durch die Lüneburger Innenstadt. Dieser erregte bei den PassantInnen einiges Aufsehen nicht nur durch die vielen Transparente: Ohrenbetäubendes Pfeifkonzert aus Trillerpfeifen wechselte mit laut skandierten Forderungen wie "Bildung für alle – und zwar umsonst!".

Die Polizei hatte etwa 60 Beamte eingesetzt, welche teilweise den Zug begleiteten und ansonsten den Verkehr längs der Demonstrationsstrecke regeln mussten. Dreimal kam es zu kurzzeitigen Besetzungen sehr befahrener Straßenkreuzungen, welche den abendlichen Feierabendverkehr im nördliche Stadtgebiet zum Stillstand brachte.

Ein Ziel der protestierenden SchülerInnen war die Geschäftsstelle der CDU, welche von der Polizei hermetisch abgeriegelt worden war. Dort empfing der Landtagsabgeordnete Bernd Althusmann die Schülersprecher Hannes Sander und Johannes Bohm (Berhard-Riemann-Gymnasium in Scharnebeck) zu einem kurzen Gespräch. Althusmann erläuterte den beiden die Position der CDU-Landesregierung, welche die Einführung von Studiengebühren beabsichtigt. Die Gegenargumente der beiden Schülersprecher, welche Althusmann schließlich baten, sich doch um andere Finanzierungsmöglichkeiten zu bemühen, konnten dessen Position nicht aufweichen.

Im Anschluss an diesen für die Schülersprecher zu kurz geratenen Austausch von Standpunkten stellte sich Althusmann kurz den DemonstrantInnen auf der Straße. Auch hier wurde in den kurz ausgetauschten Argumenten eine Gegensätzlichkeit deutlich, welche in der Trennung der beiden Seiten durch eine Polizeikette auch einen augenfälligen Ausdruck fanden.

Die Fotos sind unter

 http://www.subkontur.de

veröffentlicht.
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Ergänzungen

Die Landeszeitung hat auch was geschrieben...

... 16.04.2005 - 01:18

Nachtrag und Kommentar

G. + J. Petersen 17.04.2005 - 14:51
Die Landeszeitung in Lüneburg berichtete am 15.04., dass "die Dauer der Blockaden laut Polizei vor allem auf das Konto einiger Mitglieder der Antifa-Szene ging, die sich dem Zug angeschlossen hatten".

Mit dieser Aussage betreibt die Polizei mit Hilfe der LZ eine Einteilung in gute und böse DemonstrantInnen und unterstellt, dass letztere die Bösen sind und zu schlimmen Taten verführten. Nach unseren Beobachtungen beteiligten sich an den Sitzblockaden viele SchülerInnen und StudentInnen, die man nicht der Antifa zurechnen kann. Einer dieser Sitzblockierer wurde von der Polizei zur Feststellung seiner Personalien herausgegriffen, weil er angeblich zur Sitzblockade aufgerufen haben soll. Ein üblicher Akt polizeilicher Abschreckung und Disziplinierung.

Die Polizei darf sich nach mehreren Gerichtsurteilen zu ihren Ungunsten endlich daran gewöhnen, dass die grundgesetzlich geschützte Demonstrationsfreiheit in ihrer Ausübung ein wenig anders aussehen kann, als sie sich das der Einfachheit halber wünscht. Und wenn einige Erfahrenere den teilweise in diesen Dingen noch sehr unerfahrenen und ängstlichen SchülerInnen ein wenig Nachhilfe erteilen, ist das doch so schlecht nicht, oder?