Türkei: Kriegsdienstverweigerer verhaftet

xyz 10.04.2005 02:53 Themen: Militarismus Repression
Türkei: Gestern verhafteter Kriegsdienstverweigerer mittlerweile im Hungerstreik - Freiheit für Mehmet Tarhan
Türkei: Gestern verhafteter Kriegsdienstverweigerer mittlerweile im Hungerstreik - Freiheit für Mehmet Tarhan

Die neue nationalchauvinistische Welle in der Türkei scheint sich auch gegenüber Kriegsdienstverweigerern niederzuschlagen. Nachdem der Aktivist der schwul/lesbischen Bewegung, Totalverweigerer und Anarchist Mehmet Tarhan schon 2001 seine Kriegsdienstverweigerung aus Gewissensgründen auf einer Pressekonferenz des Menschenrechtsvereins IHD öffentlich erklärte, wurde er gestern am 8. April 2005 verhaftet. Er wurde um 5 Uhr morgens aus einem Hotel in Basmane, einem Stadtteil von Izmir festgenommen. Er wurde auf der Polizeiwache bis zum Beginn der Öffnungszeiten des Rekrutierungsbüros in Gewahrsam gehalten. Als Mehmet beim Rekrutierungsbüro ankam, wurde er aufgefordert den Marschbefehl zu unterschreiben um zu einer Ausbildungseinheit geschickt zu werden. Mehmet sagte ihnen:„Ihr habt mich mit Gewalt hierher gebracht. Ich bin ein Verweigerer aus Gewissensgründen und werde nichts unterschreiben.“ Er wurde aufgefordert eine Erklärung zu schreiben, dass er ein Verweigerer aus Gewissensgründen sei. Mehmet bestand darauf, „Ich werde nichts unterschreiben. Ihr habt mich mit Gewalt hierher gebracht und ihr sollt das Problem selbst lösen, das ihr Euch selbst geschaffen habt.“ Nun wurden höhere Offiziere herbeigebracht und er wurde an einen Rekruten gefesselt, dem erklärt wurde er würde zunichte gemacht werden, wenn Mehmet flöhe. Dann wurde die Polizei gerufen und Mehmet wurde weiter von drei Polizisten bewacht. Von ihnen sollte er zu einer Ausbildungseinheit in Tokat geschickt werden, also merkwürdigerweise zu einer anderen Einheit als am Anfang von den Militärs behauptet. Mehmet wurden Handschellen angelegt und er wurde in ein Auto gezwungen, da er sich weigerte einzusteigen. Mittlerweile erklärte sich Mehmet als im Hungerstreik.
Er erlangte durch mehrere Aktionen, wie dem Verlesen einer Presseerklärung am “Conscientious/Total Objectors’ Rice Day” vor dem Ankara Sihhiye Offiziersklub am 5.September 2004, Bekanntheit. Mehmet und zwei seiner Freunde bekamen deswegen ein Verfahren mit dem Vorwurf „Menschen von der Armee zu entfremden.“

AntimilitaristInnen und AnarchistInnen beginnen eine Kampagne zur Freilassung von Mehmet Tarhan zu organisieren und gegen den Kriegsdienst zu kämpfen. In den Großstädten in der Türkei gibt es heute schon einige Treffen um das weitere Vorgehen zu beschließen. Doch das alleine reicht nicht aus, der Widerstand der Kriegsdienstverweigerer in der Türkei braucht internationale Unterstützung.

Deshalb organisiert auch in der BRD Solidaritätsaktionen mit Mehmet – achtet auf Ankündigungen – wir werden versuchen Euch hier auf dem Laufenden zu halten.

Freiheit für Mehmet – Mehmet için özgürlük!!
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Ergänzungen

Artikel auf http://www.anarsi.org

mein Name 10.04.2005 - 16:57
Türkei: Mehmet liebt Baris*

Der Schwule, Anarchist und Totalverweigerer Mehmet Tarhan ist von der Polizei in Izmir in Gewahrsam genommen und zum Militärbüro geschickt worden, als er dort in einem Hotel wohnte. Jetzt besteht Mehmet Tarhan auf seinem Akt des zivilen Ungehorsams und wenn nötig wird er mit einem Hungerstreik beginnen. In Istanbul, Ankara und Izmir werden Gruppen zur Unterstützung Mehmet Tarhans gebildet. Sie arbeiten daran eine große Kampagne zu organisieren.

Einer der aktuellen Diskussionspunkte ist, dass alle Totalverweigerungserklärungen machen. Die Resultate unserer Diskussionen und Kampagnen werden auf antimilitaristischen und anarchistischen Websites veröffentlicht.

Militärische und zivile faschistische Organisationen haben damit begonnen KurdInnen anzugreifen, sie versuchen linke Gruppen in den Straßen zu lynchen, sogar die Büros von DEHAP (einer legalen politischen Partei für die Rechte der KurdInnen) und von linken Gruppen werden angegriffen. All diese reaktionären Akte wurden legitimiert durch die Nachricht von zwei 12 jährigen Kindern, die in Mersin versucht haben eine türkische Flagge zu verbrennen.

AnarchistInnen und AntimilitaristInnen sind auch von dieser rassistischen Welle betroffen. Mehmet Tarhan, der in Gewahrsam genommen wurde, wird in einem Tag (jetzt wissen wir, dass er schon auf dem Weg ist) zu einer Militäreinheit geschickt und dazu gezwungen werden als Soldat zu dienen.

So weit wir über die Diskussionen, die in dem Büro geführt wurden bescheid wissen, hat das türkische Militär den Befehl alle Verweigerer aus Gewissensgründen, die in der Türkei leben, anzugreifen und uns dazu zu zwingen ihren Regeln zu gehorchen. Wir als antimilitaristische Menschen erwarten eine sehr schwierige Zeit. Es ist sehr wahrscheinlich, dass es Massenprozesse geben wird.

Aus diesem Grund rufen wir alle anarchistischen, antiautoritären und antimilitaristischen Gruppen in anderen Ländern auf Aktionen und Kampagnen zu machen, um den türkischen Staat unter Druck zu setzen.

Wenn wir dieser Welle nicht widerstehen können, wird die antimilitaristische und anarchistische Bewegung dieses Landes ihren Effekt verlieren.

Um diese Gefahr zu verhindern, trafen alle antimilitaristischen und antiautoritären Gruppen zusammen, als einen ersten Schritt einer langen Kampagne. Wir erwarten von unseren GenossInnen, dass sie uns unterstützen und mit uns handeln. Wir wissen, sie können uns nicht stoppen, indem sie uns einsperren, töten oder ignorieren.

Die Revolution ist überall, und nichts wird sie unterdrücken!!!

otonomA

Für mehr Information:
 http://www.anarsi.org
 http://www.savaskarsitlari.org

Für Kontakt:
 mail@anarsi.org

* Baris heisst frieden, ist aber auch ein Maennername.