Schülerstreik Chemnitz 07.04.

chemnitzer_schüler 07.04.2005 18:48 Themen: Bildung
Ca. 2500 Schüler beteiligten sich heute mittag an einer Demo gegen massive Kürzungen im Bildungsbereich.
Schülerstreik in Chemnitz – 2500 Schüler der Klassen 9-12 protestieren

Heute mittag fand in Chemnitz ein stadtweiter Schülerstreik gegen massive Kürzungen im Bildungssystem statt. Diese vom Kultusministerium unter anderen ins Gespräch gebrachten Maßnahmen sollen z.B. fachfremden Unterricht ermöglichen ( Lehrer unterrichten Fächer, in denen sie nicht ausgebildet worden sind), eine Kürzung der Lehrerarbeitszeit auf 75% beinhalten und die Abschaffung der Bezahlung von außerunterrichtlichen Extra- und Vertretungsstunden.Das hat zur Folge, dass noch mehr als jetzt ständig Unterrichtsausfall sein wird, die Lehrer absolut keine Zeit mehr für die Schüler haben (Überforderung und ständiger Wechsel der Schule in den Pausen). Das Ministerium begründet diese Maßnahmen unter anderem mit rückläufigen Schülerzahlen, wir sind der Meinung, dass gerade angesichts der eher mäßigen Qualität der schulischen Bildung darin eine Chance besteht, die Ausbildung zu verbessern anstatt noch mehr zu kürzen.

Am André-Gymnasium versammelten sich gegen 10:00 Uhr ca. 500-600 Schüler auf dem Schulhof, um gemeinsam zur Kundgebung auf dem Markt zu ziehen und unterwegs noch Schüler eines weiteren Gymnasiums abzuholen. Dies gestaltete sich recht lustig zum Teil, da diese Masse an Leuten eben schwer auf schmalen Gehwegen zu halten ist und auch so manche rote Ampel eher aus Spaß da stand, was einen kleineren Verkehrstumult auf so mancher Kreuzung auslöste.
Auf dem Markt trafen wir dann mit den anderen Schülern zusammen, der Platz füllte sich, es gab 2 Redebeiträge. Danach fand eine schöne und laute Demo über den Innenstadtring statt, die Polizei hielt sich sehr zurück, am Rande konnte ich gegen Ende sehen, wie jemand rausgegriffen und abgeführt wurde, wer mehr weiß, bitte ergänzen. Am Ende war dann noch ein Redebeitrag, bis sich die größte Schülerdemo in Chemnitz langsam auflöste.

Sehr positiv möchte ich hier nochmal die Einstellung der Lehrer und Schulleiter herausstellen. An meiner Schule gab es absolut keine Strafandrohungen, der Streik wurde sogar beführwortet und unterstützt. Lehrer diskutierten im Vorfeld auch mit uns über die Probleme. Ich konnte sogar einige Lehrkräfte dann noch auf der Demo entdecken. Die Schüler sollten eine Bescheinigung abgeben, damit wahren wir dann freigestellt. Ob dies auch an anderen Schulen so gehandhabt wurde, kann ich nicht sagen. Zur 7. Stunde war dann offiziell wieder Unterricht... Nach der 8. Stunde sind dann ein Großteil der Lehrer mit Bussen nach Dresden gefahren, um dort noch vor dem Landtag zu demonstrieren. ( Wer war mit??? )
Recht erfreulich war auch, dass nur wenige angesichts der unkomplizierten Teilname einfach nach Hause gegangen sind. Insgesamt also eine tolle Sache, die ziemlich kurzfristig von einem Bündnis aus 5-10 Schülern des Andrè organisiert wurde, aber nicht nur die Gymnasien, sondern auch viele Mittelschulen mit einbezog.

Heute morgen Stand in der „Freien Presse“ schon ein kleinerer Artikel im Vorfeld, auf der Demo selbst waren sämtliche Zeitungen und auch mehrere Frensehteams präsent. (Fast alle Chemnitzer Zeitungen, Sachsen Fernsehen, RTL konnte ich entdecken.)

Wer Bilder hat, bitte noch posten, meine müssen erst noch entwickelt werden.
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Ergänzungen

Lehrerdemo in Dresden

... 07.04.2005 - 21:17
 http://www.mdr.de/nachrichten/sachsen/1899251.html

hab gerade ne meldung vom mdr, dass in dresden rund 15000 menschen waren

Schulstreiks anderswo

aufwärts 07.04.2005 - 21:23
Ähnliche Schulstreiks gab es vor kurzem auch anderswo:

Oldenburg:  http://germany.indymedia.org/2005/03/109331.shtml

München:  http://germany.indymedia.org/2005/03/109957.shtml

Wobei das Ereignis in Oldenburg am radikalsten war.

Lehrerdemo in Dresden

[JUS]T Nose 07.04.2005 - 22:39
zur demo in Dresden 07.04.05:

gut, 15 000 Menschen versammenlten sich vor dem kultusministerium,
ABER: größtenteils reaktionäre Lehrer, welche vor lauter Schminke im Gesicht und toller Gardrobe natürlich nicht dazu fähig waren konstruktive Maßnamen zur Abschaffung der Bauernpolitik des Dorftrottels Flath (Kultus)zu ergreifen.(nur 4 Grüne vor dem Eingang des Kultusministerium!!!)

Sonst: einige Redebeiträge (meist flach, ohne motivation), 5 nazis gesichted und vertrieben, süßes pfeifkonzert, statische stimmung

aktionäre Schüler versuchten den ignoranten Flath (welcher eine wirklich peinliche Rede vortrug - er ging nicht einmal auf die Forderungen der Demonstranten ein) beim verlassen der Bühne zu hindern - leider ohne längeren Erfolg (bein nächsten Mal kommst DU uns nicht mehr davon)

zusammenfassend kann man nur sagen, dass auch dies erneut als depremierend zu betrachten ist - wenn so fustrierte Lehrkörper ausssehen, dann sieht unsere Zukunft wahrlich nicht rosig aus ...


- FLATH --> back to the sheeps -

@Blub und (Jus)t Nose

VerärgerteR 08.04.2005 - 11:02
Sagt mal, ihr Beiden, wisst ihr eigentlich, wie schwer es ist, in einer Stadt wie Chemnitz eine relativ große Demo auf die Beine zu stellen? Ich frage dass ohne jeglichen Unterton.
Viele ChemnitzerInnen scheuen sich immer noch davor, zu demonstrieren. Es steckt eine sehr große Ernsthaftigkeit dahinter, wenn die Leute dennoch auf die Straße gehen. 12 Jahre NS und 40 Jahre DDR (die ich um Gottes Willen nicht gleichsetzen möchte!!!) wirken hier nach.
Mit dem Überstülpen der bundesrepublikanischen "Demokratie" auf die ehemalige DDR wurde jeder Ansatz von Zivilgesellschaft und alternativer Politkultur, der sich mit der Wende herausgebildet hatte, im Keim erstickt, bzw. lief sich in den Folgejahren tot. Heute gibt es in Chemnitz praktisch keine wahrnehmbare Gegenöffentlichkeit mehr. Selbst die Proteste gegen Hartz - IV liefen erst an, als sich die PDS ein Herz fasste und eine Demonstration anmeldete.
In so einer Situation ist es gar nicht hoch genug zu bewerten, wenn SchülerInnen eine Schülerdemo bzw. einen Schülerstreik auf die Beine stellen, an der/dem sich immerhin 2500 MitschülerInnen beteiligten. Rechnet mensch die Zahl der DemonstrantInnen mal auf Berlin hoch, müssten dort für eine Aktion gleicher Größenordnung 50.000 Menschen auf die Straße gehen. Das wäre auch für eine Stadt mit ganz anderen politischen Verhältnissen eine Leistung.
Besonders erfreulich finde ich persönlcih darüberhinaus, dass leider, leider, die Bürgersteige die Menge an Schülis nicht so ganz fassen konnten und Ampeln, die die Demoroute kreuzten, nicht so wirklich funktionierten.

Viel Erfolg noch für euren weiteren Kampf!


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