Siggi Borchardt und der Mord an Schmuddel

LOTTA - antifaschistische Zeitung aus NRW 06.04.2005 16:09 Themen: Antifa
Der Mord an Schmuddel vom 28. März muss vor dem Hintergrund gesehen werden, dass Dortmunder Neonazis an der Umsetzung ihres Konzeptes einer zu schaffenden 'no go area' für ihnen nicht genehme Personen in Dortmund arbeiten. Chef der Dortmunder Neonazi-Szene ist Siegfried "SS-Siggi"-Borchardt.
Dortmunder Neonaziführer mitverantwortlich für den Mord an Thomas Schulz, genannt Schmuddel

"Dortmund ist unsere Stadt": Diese Parole entspricht dem Selbstverständnis der Dortmunder Neonazi-Szene um ihren "Führer" Siegfried "SS-Siggi" Borchardt. Aktivitäten gegen Rechts werde man nicht zulassen. Umsetzung erfährt diese Politik unter anderem durch Demonstrationen gegen antifaschistische Informationsveranstaltungen und Lesungen, z.B. des "Bündnisses gegen Rechts" und anderer Veranstalter. Aber nicht nur dort: Auch der Mord an Schmuddel vom 28. März muss vor dem Hintergrund gesehen werden, dass Dortmunder Neonazis an der Umsetzung ihres Konzeptes einer zu schaffenden 'no go area' für ihnen nicht genehme Personen in Dortmund arbeiten. Ziel ist nichts geringeres als eine neonazistische Vorherrschaft, die in klassischer SA-Manier nicht zuletzt auf der Straße durchgesetzt werden soll. Der Mörder von Schmuddel hat die Realisierung dieses Konzeptes konsequent und brutal fortgesetzt.

Die Verlautbarungen der Dortmunder Neonazi-Szene nach dem Mord zeugen von einem enormen Selbstbewusstsein und einer noch größeren Gewaltbereitschaft. "Die Machtfrage wurde gestellt und wurde für uns befriedigend beantwortet", hieß es im Internet. Und drohend: "[...] in einigen Monaten stehen die Dortmunder Punks wieder ohne bundesweite Unterstützung dar. Nicht vergessen: Wir haben und werden weiterhin den Ton angeben [...]".

Auf in Dortmund nach dem Mord verklebten Plakaten heißt es ebenso unmissverständlich: "Wer der Bewegung im Weg steht, muss mit den Konsequenzen leben." Oder eben auch sterben... Verantwortlicher im Sinne des Presserechts ist Axel Reitz aus dem Kölner Raum, der ebenso wie Borchardt zu den neonazistischen "Führungskameraden" in NRW zählt. Beide wollen bereits am 16. April wieder mit einer neonazistischen Demonstration durch Essen ziehen.

Diejenigen, aus deren Feder die obigen Verlautbarungen stammen, dürften dem Kreis der jüngeren Dortmunder Neonazi-Aktivisten zuzurechnen sein, insbesondere der sich besonders "radikal" gebenden "Autonomen Nationalisten östliches Ruhrgebiet".

Borchardt selber präsentiert sich ob seiner vielen Vorstrafen etwas gemäßigter, versucht den Mord als "Auseinandersetzung zwischen jugendlichen Gruppen" herunterzuspielen. Seine vermeintliche Zurückhaltung erstreckt sich aber nur auf den öffentlichen Raum und auf den Geltungsbereich des bundesdeutschen Strafgesetzbuches. Im Ausland treten er und seinesgleichen umso ungehemmter auf. Wie LOTTA bekannt wurde, war Borchardt einer der Redner bei einer Veranstaltung, zu der Neonazis auf Einladung der holländischen Sektion der in der Bundesrepublik verbotenen Gruppierung "Blood & Honour" und der noch militanteren "Racial Volunteer Force" (RVF) am 27. Januar in die Niederlande gereist waren. Fotos, die der LOTTA vorliegen (siehe Anlage), zeigen Borchardt (ganz links) als Redner der Veranstaltung - auf einem Podium, das mit großer Hakenkreuzfahne, Reichsadler und SS-Totenkopf geschmückt ist. Borchardt, der zunächst als Kandidat der so genannten "Freien Kameradschaften" auf der NPD-Liste für die anstehende nordrhein-westfälische Landtagswahl vorgesehen war, dann aber offenbar aus eigenem Antrieb verzichtete, gedachte bei dem Treffen in seiner Rede des 80. Jahrestags der Wiedergründung der NSDAP und des 75. Todestages des als SA-Heroen gefeierten Horst Wessel. Die Veranstaltung endete mit dem Absingen des SA-Liedes "Die Fahne hoch" und mit einem dreifachen "Sieg Heil".
Verhindert an der Teilnahme an der Veranstaltung - weil derzeit in einer bundesdeutschen JVA einsitzend - war der vor seiner Flucht in die Niederlande in Dortmund lebende Neonazi Michael Krick. Er schickte der Neonazi-Versammlung ein Grußwort, das - auf welchem Weg auch immer - die Postkontrolle seiner bundesdeutschen Haftanstalt passierte. Darin wütete Krick gegen die "Besatzerrepublik BRD" und die Gefahr, dass "unsere Kinder Sklaven der Juden sind". "So lange ein Nationalsozialist lebt, lebt unsere Idee", zitierte er den Anfang der neunziger Jahre verstorbenen Neonazi-Anführer Michael Kühnen. Und in seinem ganz eigenen Tonfall schrieb er: "Wir sind und bleiben Nationalsozialisten! Feuer und Flamme für die 'BRD'!" In früheren Erklärungen hatte Krick der extremen Rechten bereits Terror-Konzepte empfohlen.


Öffentlich als Nationalsozialist würde sich Borchardt im Inland aus Sorge vor einer Strafverfolgung nicht bezeichnen. Er wählt hierfür einen anderen Begriff, den des "Nationalen Sozialisten". Diese kleine kosmetische Sprachkorrektur sollte nicht darüber hinwegtäuschen, dass er aufgrund seiner jahrzehntelangen führenden neonazistischen Aktivitäten und seines großen Einflusses auf die Dortmunder Szene mit zu den Verantwortlichen für den Mord an Schmuddel zählt. Soviel Kreide er auch immer öffentlich fressen mag...


Fotos siehe www.free.de/lotta
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Ergänzungen

Viiiiiieeeeel Kreide!

Schnabbelowski 07.04.2005 - 10:25
Wieviel Kreide der Nazi gefressen hat, sieht man an dem Artikel über den Punkermord von ihm auf der Seite  http://www.frXXXr-widXXstand.net/text.php?id=438. Faschisten bekämpfen!

Nazi-Netzwerk im Westen

Egon Baader 07.04.2005 - 12:34
Borchardt ist zudem neben Scheitelnase und Worchs Kontrollinstanz im Westen Reitz einer der führenden Köpfe des sog. Aktionsbündnisses West, einem Zusammenschluß der aktivsten Nasengruppen aus NRW (Vertreten sind die Kameradschaften aus Dortmund, Hamm, Köln, Leverkusen und dem Bergischen Land, sowie der regionale KDS und die möchtegern-Autonomen um Dennies Giemsch aus Dortmund und den sattsam bekannten Steffen Pohl aus Duisbrug, welches für verschiedene Aufmärsche ebenso verantwortlich zeichnet wie für illegale Aktionen der Nasen-Szene an Rhein und Ruhr. Der Mord an Schmuddel geht vielleicht nicht direkt auf das Konto von Borchardt, Reitz und Konsorten, sie aber haben lange genug Haß gepredigt und werden wohl auch erst nach einer gebührenden antifaschistischen Intervention davon abzuhalen sein es nocht weiter auf die Spitze zu treiben.

Am 16. April Naziaufmarsch verhindern! AB-West zerschlagen! Borchardt und Reitz platzen lassen!

Beiträge die keine inhaltliche Ergänzung darstellen

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Vielleicht ist das — RFN Duisburg / Dortmund

? — Knut Knutsen

@schnabbelowski — helmutberger

"nasen" — kechie

essen — autonomer punk