FIES en Lucha

anarquista 02.04.2005 23:48 Themen: Repression
Kurze Geschichte des Knastkampfes in Spanien
als Hintergrund für das AnarchistenProzess in Aachen...

Solidarität mit Bart, José, Gabriel und Begoña
und mit Carol, Amanda, Rafa, Joaquin, Igor, ...

Llibertad Pres@s Anarquistas!!
Am Ende der 1960er/Anfang 1970er flammte der soziale und revolutionaere Kampf in ganz Europa, also auch in Spanien, wieder auf. Streiks, Fabrikbesetzungen und die Einrichtung unabhaengiger Arbeiterraete ("asambleas") wuchsen zusammen mit dem wiederaufgenommenen bewaffneten Kampf, wie z.B. dem der MIL and der Autonomen Gruppen. Die Verwandlung des faschistischen in einen demokratischen Staat, Mitte der siebziger Jahre, machte keinen Unterschied, zumindest nicht in folgendem Punkt: Repression gab es ganz massiv und die Gefaengnisse waren ueberfuellt. Der Kampf fuer die Befreiung politischer Gefangener veraenderte sich schnell in einem Kampf fuer die Befreiung aller Gefangener und der Abschaffung des Gefaengnissystems.
Mit dem Manifest der Gefangenen von Carabanchel aus dem Jahre 1977 schlossen sich auch nicht explizit politische Gefangene den Kaempfen an. Eine Rebellion in den Gefaengnissen des ganzen Landes, mit 35 Meutereien und einer Vielzahl von Protestaktionen, brach aus. Die Gefangenen organisierten den Kampf in Generalversammlungen in den Gefaengnissen und im Februar 1977 wurde die COPEL (Koordinierung der Gefangenen im Kampf) gegruendet. Nachdem hunderte junger Leute in einer Besserungsanstalt verpruegelt und 3 Haeftlinge niedergestochen wurden, begann ein blutiger Aufstand. 26 Gefangene schnitten sich ihre Baeuche auf, in dem Moment als die Polizei kam, andere schluckten verschiedene Gegenstaende (einem Gefangenen gelang waehrend des Transports zum Krankenhaus die Flucht). Ein verwundeter schreibt mit Blut das Wort COPEL an den Wand des Gefaengniskorridors... Am Tag danach werden 98 Haeftlinge in verschiedene Gefaengnisse verlegt und 40 Verletzte verschwinden in Zellen. Von diesem Moment an, bis 1979, gab es im ganzen Land unzaehlige Aufstaende, Hungerstreiks, Arbeitsniederlegungen etc... Die Forderungen der COPEL beinhalten die Verbesserungen der Bedingungen in den Gefaengnissen, Amnestie fuer alle sozialen Gefangenen und das Ende aller Gesetze und Strukturen, die noch aus der Franco-Aera stammen.
Die Antwort des Staates hatte, wie immer, zwei Gesichter. Zwar gab es Verhandlungen, aber gleichzeitig auch brutale Repression. Die COPEL war unterwandert und die aktivsten Mitglieder wurden unschaedlich gemacht. Viele von ihnen steckte man in das neue Spezialgefaengnis von Herrera de la Mancha. Herrera de la Mancha war eines der ersten Gefaengnisse einer Serie, die speziell dafuer entwickelt wurden, um die Gefangenen bestmoeglich zu Ueberwachen, sie von einander fern zu halten, sie zu isolieren. Physischer und psychologischer Terror wurde in diesen Gefaengnissen systematisch ausgeuebt und man findet bei dieser Art von Gefaengnis schon Charakteristika des FIES, vom Gefaengnis im Gefaengnis. Nach den Worten des Generaldirektors Carlos Garcia Valdès werden in diese Gefaengnissen, die unangepassten bzw. die gefaehrlichsten Haeftlinge eingesperrt. Dafuer waren dann auch in diesen Gefaengnissen Kraefte der Guardia Civil und nicht normale Waerter angestellt. Gefangene, die nach Herrera de la Mancha gebracht wurden, erfuhren dort eine Ueberwachung ersten Grades (totale Isolation). Beging er/sie dort keine Verstoesse gegen die Gefaengnisordnungen, erfolgte die Uebersendung zum zweiten Grad, was aber auch keinen grossen Unterschied machte (bessere Bewegung und das Zusammensein mit ein paar anderen Gefangenen). Hat der/die Gefangene es durch alle Grade geschafft und dabei noch keine Verstoesse begannen, erfolgt die Verlegung in ein anderes Gefaengnis.
Trotz der extrem repressiven Verhaeltnisse in diesen Gefaengnissen, kam es auch da zu Aufstaenden. So z.B. in Meco (Madrid) am Anfang der 1980er, als die Gefangenen die APRE (Asociacion de Presos en Regimen Especial/Association of Prisoners in Special Regime) ins Leben riefen. Diese Gefangenen fuehrten einen extrem harschen Kampf. Sie lehnten jeden Dialog ab und eine kleine radikale Minderheit von ihnen wollte gar die Waerter + Polizisten toeten und mit deren Waffen bis zum Tod kaempfen. Die Repression, die darauf folgte, und das Abebben des revolutionaeren Élan in den 1980ern sorgte dafuer, dass es nahezu eine Dekade lang keinen Knastkampf mehr gab.
Anfang der 1990er kam es dann wieder zu einem Aufleben des kollektiven Knastkampfes. In Puerto de Santa Maria kam es im Juni 1989 zu einer Rebellion. Die Aufruehrer wurden nach Herrera de la Mancha gebracht und in Isolation gesteckt. Noch im selben Jahr begannen die politischen Gefangenen der GRAPO mit einem Hungerstreik, der 435 Tage andauerte und fuer viel Aufregung sorgte. Am 14. Februar 1990 nahmen die Gefangenen von Alcala-Meco die Waerter als Geiseln und fordern die Entlassung von Juan Redondo Fernandez und aller Gefangener von Herrera de la Mancha. Aufstaende in Daroca, Nanclares de la Oca, Caceres Il, Alcala-Meco und Fontcalent folgten im Maerz des selben Jahres. Im Oktober gruendeten Javier Avila Navas, Laudelino Iglesias, Luis Riva Dávila, Vicente Sánchez und Antonio Losa López in den Verliessen von Herrera de la Mancha die APRE neu (APRE [r] reconstituida). Das Statut der APRE (r) verbreitete sich darauf in den Gefaengnissen Spaniens. Am 18. Maerz 1991 gingen dann die Gefangenen von Herrera de la Mancha zur Tat ueber. Geiseln wurden genommen und eine Listr mit 18 Forderungen herausgegeben. Die Revolte wurde niedergeschlagen, aber der Geist der APRE (r) war laengst auf andere Gefangene uebergegangen und es kam zu weiteren Revolten, Geiselnahmen und Ausbruechen in Gefaengnissen des ganzen Landes (in Zamora, wo ein kleiner Teil der Gefangenen von Herrera hingebracht wurde; wieder in Herrera selbst, am 11. Juli 1991; in Teneriffa, wo Juan Redondo und Xosé Tarrio Geiseln nahmen und es schafften ihre Forderungen in der breiten Oeffentlichkeit publik zu machen;...).

Als Reaktion auf diese Revolten fuehrte der Staat die FIES ein. Die aktivsten Mitglieder der APRE (r) wurden unter dem FIES-Regime eingeknastet. Viel von denen, die damals den Kampf wieder aufgenommen haben, sind jetzt schon in ihrem 10., 15. oder 20. Jahr in den dunkelsten Verliessen des spanischen Gefaengnissystems.


F.I.E.S.

Das FIES wurde durch ein simples Rundschreiben unter der Verwaltung des Generaldirektors des Gefaengnisses, Antonio Asuncion, der jetzt Vorsitzender der Sozialistischen Partei in Alicante ist, eingefuehrt. Obwohl das Verfassungsgericht dem FIES-Regime im Jahre 1994 fuer kurze Zeit ein Ende bereitete (aufgrund von Beschwerden zweier Haeftlinge), existiert es bis zum heutigen Tage. Die neuen Gefaengnisverordnungen, unter Artikel 93, garantieren ein Regime, das aus folgendem besteht:
-ISOLATION: Hofgang in einem Einzelkaefig fuer maximal 3 Stunden (in der Woche) zusammen mit hoechstens einer weiteren Person.
-ZEITLICH UNBEGRENZT: Normalerweise wird der Status aller 3 Monate ueberprueft; in der Realitaet sieht es aber so aus, dass die Zeit sowieso verlaengert wird und die Isolation so Jahre, sogar Jahrzente dauern kann.
-LEBENSBEDINGUNGEN: Komplett den Launen der Gefaengnisanstalt ausgeliefert. Sie kann Zensur und Kontaktbeschraenkungen einfuehren, BesucherInnen ablehnen, koerperliche Bewegung auf die Zelle beschraenken, persoenliche Kleidung ablehnen, Durchsuchung mit Roentgenstrahlen anordnen, physische und psychologische Folter anordnen...


F.I.E.S. en lucha

Vom ersten Tag an hat es den Kampf gegen FIES gegeben. Sei es von Einzelpersonen oder in kleinen Gruppen; mit legalen oder illegalen Mitteln (Direkte Aktion). Am Ende der 1990er realisierten eine Vielzahl der FIES-Gefangenen, dass Koordination von Noeten ist und begannen mit Hilfe von Briefen an andere Gefangene und UnterstuetzerInnen-Gruppen den Kampf zu organisieren.
Zu einem groesseren Bewusstsein und Willen zum Kampf gegen FIES trug auch die Veroeffentlichung des Buches "Huy hombre huy. Diario de un preso FIES" von Yosé Tarrio aus dem Jahre 1996 bei. Desweiteren sorgte die Verhaftung und Verwahrung einiger italienischer Anarchisten in FIES-Teilen fuer oeffentliches Aufsehen (der Fall "Cordoba 4").
Die erste koordinierte Aktion der Gefangenen bestand darin, sich zu weigern, ihre Zellen zu verlassen ("txapeos"). Sie mussten aber schnell einsehen, dass, greift ihr Kampf nicht auf die anderen Gefangenen ueber und bleibt die noetige Unterstuetzung von draussen aus, nur noch verstaerkte Repression die Folge waere. Eine Erweiterung des Kampfes innerhalb der Gefaengnisses und ausserhalb der Gefaengnismauern wurde dann auch durch Aktionen, Briefe und Kommuniqués erreicht. Unter den Unterstuetzern befanden sich die AFAPP (Association of Friends and Family of Political Prisoners, verbunden mit der GRAPO), die Muetter gegen Drogen, Vereinigung gegen Folter, etc.. Nach einer Weile einigten sie sich auf 3 Hauptforderungen:
1) Abschaffung des FIES-Regimes und jeder Form der Isolation.
2) Aufhebung der Dispersion der Gefangenen (keine Verwahrung in Gefaengnissen weit weg von den Wohnorten, Freunden und Familien der Gefangenen; kein Aufteilen der Gefangenen in verschiedene Gefaengnisse und innerhalb des Gefaengnisses selbst).
3) Sofortige Entlassung aller unheilbar kranken Gefangenen.

Zusammen mit diesen Forderungen fand ein Hungerstreik vom 16. bis 19. Maerz 2000 statt. Und trotz aller Schwierigkeiten nahmen etwa 400 Gefangenene in 21 verschiedenen Gefaengnissen an dieser symbolischen Aktion (4 Tage = 4 Mauern einer Zelle) teil. Ein Ausloten der Balance der Macht (balance of power), nachdem die Bewegung in den vorhergehenden Wochen so unerwartet stark angewachsen war (sowohl in den Gefaengnissen, als auch in Spanien und ueber die Grenzen hinweg).
Die Gruendung der AAPPEL (Asamblea de Apoyo a las Personas Preas en Lucha/Vereinigung fuer die Unterstuetzung inhaftierter Personen im Kampf) trug einen grossen Teil dazu bei. Sie verbreitete Informationen auf Konferenzen, im Radio und organisierte Demonstrationen + diverse andere Aktionen.
Auch im Baskenland und Galizien machte die Kunde ihre Runde und Aktionen wurden durchgefuehrt. In Madrid wurde ein FIES-Dossier zusammengestellt und, trotz diverser Spannungen innerhalb der UnterstuetzerInnen-Gruppen, kam es zu Demonstrationen und Aktionen. Desweiteren bildeten sich UnterstuetzerInnengruppen in Frankreich und Italien. Zusammen mit dem Verbreiten von Informationen fanden auch da Aktionen statt. Auch die Gefangenen in diesen Laendern schlossen sich durch Solidaritaetsbekundungen, und besonders in Italien, durch Aktionen, dem Kampf an.

Waehrend der naechsten Monate dauerten die Aktionen inner- und ausserhalb der Mauern an. Reaktionen von Seiten des Staates bleiben dabei natuerlich nicht aus. Auf der einen Seite gab es die extreme Repression: massive Verlegungen, Zensur, physische Gewalt, Folter,... die Kommuniqués der Gefangenen diesbezueglich waren alamierend (es gab sogar einige Tote). Auf der anderen Seite betrieben die Medien eine Luegenkampagne, welche die sich im Kampf befindenten Gefangenen als gefaehrliche Verbrecher hinstellte und behauptete, sie stuenden unter Fuehrung der ETA...

Am 24. April 2000 erhielt der an der Verbreitung der verlogenen Artikel ueber den Kampf massgeblich beteiligte 'Journalist' J.M. Zuoaga der Zeitung 'La Razon' eine Briefbombe. Zu dieser Tat bekannten sich spaeter 'Los Anarquistas'. Nachdem das Bekenntnis publik gemacht wurde, engagierten sich mehrere Gefangene in Villanun in einem Bewegungsstreik - ein Akt der Solidaritaet mit den Absendern der Bombe. Im Zeitraum von Mai bis Juli folgten weitere Briefbomben an faschistische Tageszeitungen. Keine dieser Bomben explodierte jedoch effektiv. Am 9. November kam es dann zur Verhaftung zweier Anarchisten, Eduardo Garcia Macias und Estefania Maurete Diaz. Beide sollten an der Briefbomben-Kampagne beteiligt gewesen sein. Hausdurchsuchungen fanden daraufhin in mehreren Staedten statt. Ausserdem taten die Medien ihr Bestes, der Polizei Geschichten zu liefern. So sollen Eduardo und Estefania eine bewaffnete Gruppe mit Gefangenen formiert und Anschlaege geplant haben. Estefania wurde entlassen und alle Anschuldigungen gegen sie fallen aufgehoben. Sie ist die Freundin von Santiago Cobos, einem der aktivsten Gefangenen, und es scheint, als haetten sie versucht ihn zu brechen, indem sie sie brechen. Eduardo wurde unter Auflagen entlassen, jedoch nach massivem Druck der Regierung am 17. November wieder verhaftet nach Soto verfrachtet. Fuer eine Polizei, die eifrigst nach nichtexistierenden internationalen Verschwoerungen oder einer internationalen kriminellen Organisation suchte, um damit Verhaftungen und Verurteilungen zu rechtfertigen (eine ganz normale Praxis) kam Eduardos Mitgliedschaft bei Anarchist Black Cross gerade richtig.

Der Ruf nach einem unbeschraenkten Hungerstreik wurde in den Gefaengnissen in der Zwischenzeit immer lauter. Eine paar Gefangene, unter ihnen Laudelino Iglesias und Gabriel Bea Sampedro, hatten diesen bereits begonnen. Am 1. Dezember (2000) begann der kollektive Hungerstreik. Dieser Streik waehrte einen Monat, 50 Gefangene nahmen daran teil, waehrend sie von 150 Gefangenen unterstuetzt wurden. Es scheint, als habe die Repression und das Fehlen jedweder Berichte in den Medien zu Demoralisierungen gefuehrt. Die Auswertung war aber nicht nur negativ, eine nuechterne und realistischere Auswertung der Lage fand statt. Ein Kommuniqué der Widerstandskaempfer des La Moraleja Gefaengnisses ("communiqué from the resistance fighters in the La Moraleja prison"), vom Januar 2001, beinhaltet folgendes:

"Gruesse KameradInnen,
Unsere Einschaetzung des Hungerstreiks letzten Dezember ist in Bezug auf die Bewegung Gefangene im Kampf und die Solidaritaet in den Strassen durchaus positiv. Dass wir die Sache positiv einschaetzen, heisst nicht, wir waeren uns nicht der begrenzten Moeglichkeiten unserer Mobilisierungskraft im Gefaengnis und dem Druck der durch die Strasse ausgeuebt werden kann, bewusst... Lasst uns objektiv sein. Denkt aber daran, dies ist eine Reflektion zu einem bestimmten Zeitpunkt in der Entwicklung unserer Bewegung des Kampfes. Wir haben gerade die ersten Schritte gemacht, ein Fundament geschaffen, um uns sinnvoll und effektiv weiter zu entwickeln. Schaffen wir es dieser Linie des organisierten Widerstandes zu folgen, so koennen wir unseren Aktionsradius Stueck fuer Stueck erweitern und eine groessere Staerke, drinnen und draussen, erreichen. Es gibt keinen anderen Weg, wenn wir in die richtige Richtung uns bewegen wollen; wir muessen aus der Perspektive agieren, unseren Kampf zu einer konstanten Aktivitaet gegen das kapitalistische System werden zu lassen. Der Kampf gegen das Gefaengnissystem soll dabei unser Ausgangspunkt sein.
Zum ersten Mal, seit der Zeit der COPEL haben wir klar Stellung gegen die kriminellen Machenschaften des Staates in den Gefaengnissen bezogen. Wir taten dies in einer kollektiven und organisierten Art und Weise, mit einem klaren Blick fuer das Kurz-, Mittel- und Langfristige. Diese Bewegung wird bestehen und sich die noetigen Vorgehensweisen aneignen, um diesen Kampf zu gewinnen. Es ist unserer Meinung nach sehr wichtig, Kontinuitaet in unseren Kampf zu bringen und eine Basis zu schaffen, die es ermoeglicht, fuer die Ziele, welche wir uns gesetzt haben, zu kaempfen.
Desweiteren ist es ein Fakt, dass aus unserem Kampf eine Dynamik entstand, die eine sich staendig vergroesserte Solidaritaetsbewegung hervorbrachte. Aufgrund der grossen Unterschiede gibt es viele Widersprueche in der Bewegung. Besonders stark zeichneten sich diese waehrend der Wochen des Hungerstreiks ab. Unsere Mobilisierung bewiess jedoch, dass diese Streitigkeiten auszuhalten sind und Zusammenhalt im Kampf die Oberhand behielt.
Diese Solidaritaetsbewegung setzt sich aus vielen verschiedenen Bereichen der Widerstandsbewegung zusammen; anarchistische Unionen, Vereinigungen der Familienmitglieder und Freunde politischer Gefangener (AFAPP), Arbeitslosenkomitees, Anti-Imperialistische Komitees, Nachbarschaftskomitees (wie z.B. Amaitu), etc. haben unserern Kampf bisher unterstuetzt. Dazu kommt noch die Unterstuetzung aus dem Ausland. Staerken wir die Verbindungen mit ihnen und schliessen uns ihrem Kampf an, dann werden unsere Schreie auf noch mehr Gehoer stossen und es wird noch schwerer uns mundtot zu machen, zu isolieren, zu unterdruecken...
Die Kombination von Innerhalb und Ausserhalb des Gefaengnisses hat unserem Streik einen noch staerkeren Wert verliehen. Wir sind uns sicher, dass nicht nur unsere KameradInnen dies zu wuerdigen wissen und viele andere Leute unseren Kampf verfolgen. Der Staat kann dies natuerlich nicht alles einfach so geschehen lassen und tut alles, was ihm zur Verfuegung steht, um die Bewegung zu schaedigen. Dies ist der Grund fuer das abgekarterte politische Spiel gegen die anarchistischen KameradInnen in Madrid, die Hausdurchsuchungen in Barcelona und anderen Orten. Der Staat will uns Angst machen und vom Kampf abhalten, mit seiner massiven Kriminalisierung & dem Informationsstop waehrend der Streiks, etc.. Von der Repression in den Gefaengnissen gar nicht erst zu sprechen. Natuerlich gibt es noch ganz andere Haehne, die jetzt kraehen, die Humanisten, Christen und all die anderen Reformisten, die fuer kurze Zeit den Kampf in den Gefaengnissen monopolisiert und damit jene benutzten, welche den Stall fuehrten und kontrollierten. Die Zeit, wo sie noch etwas gegen uns tun oder mit ihren Mitteln beeinflussen konnten, ist vorbei. Wir muessen auch sie bekaempfen. Es kam dies bereits in einem frueheren Kommuniqué zur sprache, auch sie sind ein Teil des sozialen Apparates von Staat und Kapital und mit unserem Kampf sind wir in direkte Konfrontation mit ihnen getreten.
Wenn unser Feind beginnt, sich wegen unserer kleinen Welt schon gedanken zu machen, dann liegt das daran, dass wir auf dem richtigen Weg sind. Natuerlich ist es betrueblich, fuer harte Arbeit nicht belohnt zu werden, so wie dies der Fall war, bei unserem Hungerstreik im Dezember, aber wir denken gar nicht daran, opportunistisch unsere naechsten/unmittelbaren vor unsere ultimativen Ziele zu stellen. Wir sind uns naemlich bewusst, dass unser schwerer Kampf sich in eine inspirierende und bindende Kraft fuer eine Vielzahl von Anliegen verwandelt hat, welche den Anfang dafuer machen, sich im Kampf gegen das Joch der Unterdrueckung und kapitalistischer Ausbeutung zu vereinigen. Dieser Impuls enstandt irgendwo zwischen diesen verdammten Mauern... und wird mit der Zeit zu einer materiellen Kraft (material force) anwachsen. Der Funke entzuendet die Flamme. Zusammenhalt und Kampf gibt uns Kraft! Widerstand drinnen und draussen!"

Folglich ist es klar, dass der Kampf ein langer und harscher sein wuerde. Ausserdem fordert ein solcher verlaengerter Kampf Bestimmtheit und ein weites Repertoire and Widerstandsformen, welche denn Individuen und lokalen Initiativen, den ihren Umstaenden angepassten noetigen Raum lassen (so koennen z.B. viele Gefangene nicht an laengeren Hungerstreiks teilnehmen, da sie ernsthaft krank sind). Alle Gefangenen koennen Aktionen machen, ueber ihre eigene Situation sprechen und ihre Forderungen einbringen. Doch sie treffen sich alle wieder bei den Vorderungen, die sie vereinen: Abschaffung von FIES, Ende der Dispersion, Entlassung aller unheilbar kranken Gefangenen. Zu Beginn des Jahres 2001 wird sich auf eine 4. Forderung geeinigt: Die Entlassung aller Gefangener, die 20 Jahre abgesessen haben (was nach Angaben des spanischen Staates auch die maximale Haftzeit sein soll). Desweiteren wurde die Forderung aufgestellt, jeden Monat zu fasten (monatlicher Hungerstreik für ein paar Tage um die 4 Forderungen zu unterstützen, Gefängnis- und Länderübergreifend). Ausserhalb des Gefaengnisses wurde aus der AAPPEL die ACOP'S (Assembleas Contra les Prisons), welche ein Netzwerk zur Unterstuetzung der Gefangenen aufbaut. Ferner wollten sie "das Schweigen + die Isolation brechen, und noch weiter als die konkreten Forderungen (welche wir fuer sehr wichtig erachten) gehen und das Gefaengnissystem als ein Werkzeug der Gruppen denunzieren, die die Macht innehaben und das Knastsystem nutzen, um ihre Hegemonie und die existierende Situation sozialer Ungerechtigkeit zu erhalten".

Die Einheit und Kontinuitaet der Bewegung ist derweil durch die 4 Hauptforderungen, regulaere kollektive Aktionen (wie dem monatlichen chapeo's und den Hungerstreiks), dem Erweitern und Staerken der Koordination Drinnen und Draussen und Debaten ueber den Knastkampf und seinem Platz in den sozialen und politischen Kaempfen, gesichert. Schon das ganze Jahr ueber gab es einen staendigen Fluss an Briefen, Kommuniqués, Zeugenberichten,... von Gefangenen im Kampf, welche von der Repression erzaehlen, die sie ertragen muessen, aber auch von dem Widerstand und dem Kampf, der drinnen vor sich geht (Chapeo's, Hungerstreiks, Arbeitsstreiks, Briefkampagnen, Sabotage,...). Auch in den Strassen Spaniens gab es eine Vielzahl von Aktionen - Demonstrationen, Informationsveranstaltungen, Konferenzen, Direkte Aktionen,...
Auf internationaler Ebene verbuendeten sich die Gefangenen mit anderen Gefangenen und UnterstuetzerInnengruppen aus Frankreich, Italien, Griechenland, Portugal, Belgien, Gross-Britanien und der USA, wo die Insassen Solidaritaetsbekundungen ausarbeiten und/oder an den monatlichen Hungerstreiks teilnehmen. Viele von ihnen nahmen auch an Solidaritaetsaktionen gegen die Einfuehrung von F-Typ Gefaengnissen in der Tuerkei teil. Der Kampf in der Tuerkei (mit den andauernden Todesfasten, der brutalen militaerischen Angriffe auf die Gefangenen am 19. Dezember 1999, dem Kampf der Familien), genauso wie die Kaempfe der Gefangenen in den USA, z.B. die kollektiven Hungerstreiks in den Isolationseinheiten im September 2001 in Texas, machen klar, dass der Kampf gegen Isolationshaft weltweit ist.

Ein weiterer Hungerstreik fand im Maerz 2002 in 38 Gefaengnissen und mit fast 500 teilnehmenden Gefangenen statt. Neben dem schon zahlenmaessig grossen Erfolg, ist es ist auch die Mobilisierung von weiblichen Gefangenen von Bedeutung (z.B. Alcala). Das vom Innenministerium auferlegte Schweigen der Pressse wirkt betaeubend... Am 28. Mai 2002 fand im Camines Gefaengnis in Katalonien ein Aufstand statt. Nachdem einmal wieder grundlos 2 junge Insassen von Waertern zusammengeschlagen wurden, traten mehr als 250 Gefangene in einen Arbeitsstreik. Das bald darauf ins Leben gerufene Streikkomitee stellte 12 Forderungen auf, verlangte mit dem Gefaengnisdirektor sprechen zu koennen und bat um die Anwesenheit des Beraters des Justizdepartments und des Roten Kreuzes. Die Verhandlungen begannen, aber es zeichnete sich recht schnell ab, dass die Direktion keinen Fussbreit nachgeben will. Bereits am naechsten Tag wurde das Gefaengnis von der Mossos (Katalanische Anti-Riot-Cops) gestuermt und der Aufstand mit Gewalt niedergeschlagen. Nach diesen Vorkommnissen konnten die Medien die Probleme in den Gefaengnissen nicht mehr ignorieren, berichteten jedoch wieder nur die staatlich sanktionierten Verdrehungen der Fakten. Kein Wort viel darueber, was die Gefangenen seit fast 3 Jahren erzaehlen. Eine Gruppe von gefaehrlichen Gefangenen sei es gewesen, die sich weigerte zu Arbeiten - die Polizei und Gefaengnisdirektion habe die Lage jedoch beruehigt. Den Gefangenen wird einfach kein Gehoer geschenkt und man glaubt das, was man glauben will: Es gibt keine Gewalt und Folter im Gefaengnis, keine Isolation, Ausbeutung der Arbeitskraft, Verlegungen weit weg von Freunden und Familien, keine unmenschliche Einkerkerung von todkranken Menschen, kein Festhalten von Gefangenen fuer Jahrzente,...


Repression und Radikalisierung

Mit Ausnahme weniger bewaffneter Attacken ausserhalb der Gefaengnisse (wie die, welche von der „Internationalen Solidaritaet“ und den "Los Anarquiatas" ausgefuehrt wurden), waren alle Aktion gewaltlos. Trotzdem war die Antwort des Staates nichts als Gewalt. Im Mai 2003 fuehrte die Aznar-Regierung auf dem legalen Feld - inmitten der Antiterror-Hysterie, dem Beginn des Irakkrieges,... - eine Justizreform ein, die neben anderen Dingen, eine Verlaengerung der maximalen Gefaengnisstrafe von 20 auf 40 Jahre festlegte. Dies bedeuted fuer viele Gefangene, dass sie das Gefaengnis nicht mehr lebend verlassen werden: "Stille Todesstrafe"... In den Knaesten ging die Repression ohne Unterlass weiter, staendige Verlegungen, Zensur, Besuchsverweigerung, Menschenrechtsverletzungen, Missbrauch, Folter, Tod. Antonio Falces Casas starb am 14. Februar 2002 im Krankenhaus von Terrassa, nachdem er vom Gefaengnis Quatre Camins dorthin verlegt wurden war. Seine Krebserkrankungen wurde nicht richtig behandelt. Am 4. Januar 2003 beging Ruben Gonzales Carrio im Gefaengnis von Pontevedra Selbstmord. Paco Ortiz schrieb in seinem letzten Brief am 17. Januar 2003 aus dem Gefaengnis von Badajoz, dass auch er Selbstmord begeht. Um ihre Trauer und Wut ueber den Verlust eines lieben Kameraden und dem Protest gegen die zahlreichen forcierten Selbstmorde Ausdruck zu verleihen, traten mehrere Gefangene in Streik - 'im Gefaengnis ist jeder Selbstmord ein Mord durch den Staat'. Seit 1991 sind 14 KameradInnen in Gefaengnissen Spaniens gestorben.

Und auch wenn Eduardo nach 11 Monaten im Knast im November 2001 auf Kaution rauskam, waechst die Repression gegen die Bewegung draussen.

Am 15. Oktober 2002 wurden 4 Anarchisten (Ivan, Isaac, Jordi und Pasky), die in der Squat-Bewegung aktiv sind, verhaftet. Ihnen wurdevorgewurfen, die oeffentliche Ordnung gestoert & Eigentum beschaedigt zu haben (in Verbindung mit einer antifaschistischen Aktion einer Woche davor), und spaeter, nach dem sich der Chef der Informationsbrigade der spanischen Polizei einmischte, kam auch noch der Vorwurf der Bildung einer terroristischen Vereinigung dazu... Sie liefen Gefahr, fuer 10 bis 15 Jahre eingesperrt zu werden. Die Anhaltspunkte schienen dafuer wieder einmal auf den Kontakten, die die 4 zu einigen Gefangenen hatten, zu basieren. Ende November wurde einer von ihnen, Isaak, auf Kaution rausgeholt. Am 11. Maerz 2003 entschied dann die Audiencia Nacional, dass die Terrorismusvorwuerfe nicht aufrecht erhalten werden koennten. Die anderen Vorwuerfe blieben jedoch bestehen. Nachdem sie eine Kautionsgebuehr bezahlt haben, kamen auch Ivan, Jordi und Pasky frei.

5 Anarchisten wurden am 28. Februar 2003, 4 in Barcelona und einer in Almeria, mit dem Vorwurf der Bildung einer Terroristischen Zelle, so meint zumindest Richter Garzòn, verhaftet. 3 von ihnen wurden recht bald wieder auf Kaution entlassen. Fernando, der 4., am 10. Maerz 2003 und Emilio, nachdem er 8 Gefaengnisse in einem Monat kennengelernt hatte, am 29. Maerz. Einem spaeteren Prozess muessen sie trotzdem ins Auge blicken.

Ausserdem erliess das hoechste Gericht unter Vorsitz von Garzòn im Maerz 2003 ein Verdikt, dass die Cruz Negra Anarquista/Anarchist Black Cross-Iberico als "Rekrutierungsmaschine der GRAPO" bezeichnet. Dies bedeuted, Anarchist Black Cross der iberischen Halbwegs kann unter das "Gesetz der Parteien und Organisationen" fallen und damit als illegal erklaert werden. Seit Franco ist dies das erste Mal, dass eine anarchiste Organisation effektiv verboten werden kann. Davor wurde entdeckt, dass die CAN/ABC-Madrid von einem Polizeiagenten infiltriert wurde, einem Undercover, der auch in der UnterstuetzerInnengruppe fuer die GRAPO-PCE(r) Gefangenen mitgearbeitet hatte.

Anfang Juni 2003 wurden in Valencia wieder 4 Anarchisten, Amanda, Eduardo, Jordi und Miguel, verhaftet. Ihnen wird vorgewurfen, Briefbomben an die faschistische Vereinigung Espana 2000 geschickt zu haben. Jedoch explodierte die Vorrichtung am 24. April zu frueh im Postbuero und verletzte 2 Postangestellte leicht. Desweiteren stehen sie in Verdacht 5 weitere Anschlaege auf Immobilienbueros und Banken veruebt zu haben. Ohne weitere Anschuldigungen werden Jordi und Miguel eine Tage spaeter wieder entlassen. In der Zwischenzeit hat Amanda die Verantwort fuer einige Anschlaege uebernommen. Vor dem Richter erklaert sie, dies seinen "Antworten auf den Kapitalismus gewesen, der die El Cabany Nachbarschaft zerstoert". Zusammen mit ihrem 20-jaehrigen Freund Eduardo, der als ihr Komplize angesehen wird, bleibt sie in Haft.

Am fruehen Dienstag-Morgen des 16. Septembers wurden bei einer grossangelegten Polizeiaktion in Barcelona 6 Menschen verhaftet. Auch sie sind AnarchistInnen und wurden unter den Antiterrorismus-Gesetzen verhaftet. Sie stehen unter dem Verdacht Mitglieder einer geheimen anarchistischen Vereinigung zu sein, welche eine urbane Guerilla gegruendet haben soll. Aus Solidaritaet mit den Gefangenen aus Thessaloniki sollen sie am 8. September 2003 eine Briefbombe an die Grieschische Botschaft in Madrid geschickt haben. Ausserdem sollen sie mehrere Anschlaege auf Banken und andere Institutionen veruebt haben. Die 6 AnarchistInnen sind: Carolina Forné Roig und Rafael Tomas Gaspar(beide 25 Jahre alt und aus Tarragona), Joaquin Garcés Villacampa (43 Jahre, anarchistischer Gefangener, dem es einige Monate zuvor gelang zu fliehen), Igor Quevedo Aragay (25 Jahre, aus Guipuzcoa), Teodoro Hernández Martínez (26 Jahre, aus der Region La Rioja) und Roger (21 Jahre, aus Barcelona). Nach 5 Tagen "incommunicado" wurden die Arrestierten der Audiencia Nacional, unter Vorsitz des Richter Garzón, vorgefuehrt. Nur Teodoro wird entlassen und es stellt sich heraus, dass noch nach einer 7. Person gesucht wird, fuer der auch ein internationaler Haftbefehl ausgestellt wird.

Anfang Oktober wurde Xosé Tarrio wieder verhaftet und in das Gefaengnis von Teixeira gesteckt. Xosé war erst 5 Monate davor entlassen wurden; am 16. Mai 2003 konnte er nach mehr 15 Jahren Gefaengnis des Kampfes, der Solidaritaet und Hoffnung auf Anarchie befreit werden. Nach seiner Entlassung setzte er seinen Kampf unter anderen in der CNA/ABC fort. Ihm werden einige Raeubereien zur Last gelegt.

Am 17. November 2003, mehr als 3 Jahre, nachdem der Prozess gegen Eduardo Garcia Macias begann, wird er immer noch des zweifachen Mordversuches (2 Paketbomben), und des Besitzes von Sprengstoff beschuldigt. Der Staatsanwalt forderte 22 Jahre. Endlich wird Eduardo nach einem Prozess, der besonders fuer seinen Mangel an Beweisen und der "Amnesie" & widerspruechlichen Erklaerungen der Zeugen der Polizei fuer Aufsehen sorgte, von dem Vorwurf des Mordversuches freigesprochen. Jedoch wird er wegen des Besitzes von Sprengstoff verurteilt und bekommt 4 Jahre. Eduardo, der immer seine Unschuld beteuerte wird sicherlich in Revision gehen.

Die Verhaftung von Eduardo (und Fani) Ende 2000 stellte sowas wie den Beginn der Kriminalisierungs-Kampagne und Repression der anarchistischen Bewegung in Spanien, besonders der Solidaritaetsbewegung mit den Gefangenen, dar. Diese Bewegung wuchs sehr schnell, radikalisierte sich, riess der spanischen Regierung die demokratische Maske vom Gesicht und wurde zu einer allmaehlich zu einer ernsthaften Bedrohung fuer etablierte Ordnung. Desweiteren hatte sich der Kampf von der blossen Unterstuetzung der Gefangenen im Kampf zu einem Kampf gegen das Gefaengnis als solches und gegen die ganze Kontroll- und Repressionsgesellschaft ausgewachsen.

Diese Repression und die Radikalisierung sind natuerlich nicht von einem groesseren Kontext und anderen Ereignissen in Spanien und der ganzen Welt zu trennen.
Mit dem Erscheinen der Antiglobalisierungsbewegung (Prag, Goeteborg, Genua, Bruessel, Barcelona, Thessaloniki,...) auf dem europaeischen Kontinent, der 2. Intifada und den brutalen militaerischen Uebergriffen der israelischen Armee (was auch die arabischen und muslimischen Gemeinschaften in Europa mobilisiert hat), die bekannten Revolten in Lateinamerika, dem 11. September in den USA, dem Krieg im Irak,..., scheint es, als sei die Zeit der herrschenden Klassen der Welt vorbei. Es scheint, als wuerden sie beginnen sich Sorgen zu machen und auf den naechsten reaktionaeren Anschlag vorzubereiten. Die neuen Antiterrorismusgesetze stellen ganz klar eine faschistisierung des Staates und der ganzen Gesellschaft dar, und es ist kein Zufall, dass es Spanien, Italien und die Tuerkei waren, die den USA eifrig folgten und die Europaeische Union ermutigten diese Gesetze zu akzeptieren - wo mit sie jetzt eine Legitimation fuer die Intensivierung eines "dirty war" haben, der jedoch schon seit Jahren stattfindet. Waehrend der letzten Jahre sind wir Zeugen massiver Verhaftungen gewurden; dutzende MitgliederInnen, Ex-MitgliederInenn oder Verbuendete der alten bewaffneten Gruppen (GRAPO/PCE(r), ETA, RB, N17, DHKP-C,...) sind verhaftet wurden. Im letzten Jahr haben wir beobachten koennen, dass immer mehr auch die UnterstuetzerInnengruppen Ziel der Repressionsmaschine werden. Alle Gruppen, die in irgendeiner Verbindung mit der ETA stehen werden natuerlich geaechtet, aber auch Mitglieder der AFAPP, der Socorro Rojo und der Cruz Cruz Negra Anarquista sind Ziele der Ueberwachung, Arrestierung und Verhaftung, aufgrund ihrer Zugehoerigkeit zu Terroristischen Vereinigungen... Letztendlich zielt der Krieg gegen den Terrorismus und die neuen Sicherheitsgesetze auf all diejenigen, die gegen den Kapitalismus und die neue Weltordnung opponieren. Vollkommene Akzeptanz und Unterwerfung der herrschenden Klasse gegenueber wird erwartet.

In diesem Kontext kam es innerhalb der Bewegung immer wieder zu heftigen Diskussionen ueber die Bedeutung von Solidaritaet, ueber Gefangene und Kriminalitaet, ueber Knaeste und die Knastgesellschaft, ueber Repression und Illegalitaet, ueber Gewalt, Frieden, Rebellion und Revolution...

Aufgrund der massiven Gewalt von Seiten des Staates, der schleichenden Faschistisierung der Koepfe und der Gesellschaft, sowie der wachsenden Widersprueche und Spannungen weltweit, kam in Teilen der Bewegung eine gewisse Laehmung, waehrend wieder andere kleine Gruppen von Anarchisten den Weg in den Untergrund und dem bewaffneten Widerstand waehlten.
Gegen diese Laehmung (welche sich auf verschiedene Weise ausdrueckt: dem ewigen Warten auf die richtigen 'objektiven und/oder subjektiven Bedingungen', den klaeglichen Selbststilisierungen als das unschuldige Lamm und ewige Opfer, den Selbstbeschraenkung auf das alternative Ghetto, der Flucht in Drogen und Alkohol,...) haben sie sich fuer die individuelle Revolte, Mittaeterschaft und revolutionaere Solidaritaet entschieden. Gegen die schleichende Pazifizierung und Entwaffnung, haben sie sich entschlossen, zu bewaffnen, mit Steinen, Molotovcocktails, (kleinen) Bomben, Waffen, aber auch mit kritischer Reflektion und Theorie.

Auf ihrer Suche nach Wegen, der taeglich erlebten Machtlosigkeit und der erstickenden Herrschaft des Staates ueber die Gesellschaft, zu entkommen, versuchten sie die Erfahrungen vergangener Kaempfe gegen die Knaeste mit dem aktuellen Anarchismus, der von vielen vergessen oder verneint wird, jedoch immer ein integraler Bestandteil war des Kampfes, zu verknuepfen. Deshalb auch das wieder verstaerkte Interesse an der COPEL, der MILGARI, der Gruppe 1. Mai, der anarchistischen Guerilla nach 1945 (Sabate, Facerias, Massana,...) Durutti, und der FAI, etc..
Daneben gibt es sicher auch den Einfluss der InsurrektionistInnen (insurrectionalists). Insurrektionismus bezieht seine heutige Bekanntheit aus den Schreiben Alfredo Bonanos und anderer. Er erfreut sich jedoch vermehrter Bekanntheit, besonders seit dem Marini-Fall in Italien. Und zusammen mit den Verhaftungen von Claudio Rodriguez, Claudio Lavazza, Michele Pontollilo und Giovanni Barcia in Cordoba 1996 haben sich die Verbindungen mit Italien und Griechenland verfestigt und gestaerkt.

Als ein Akt der Solidaritaet mit den FIES-Gefangenen wurden unter dem Namen "Cinque C" (fuenf C's): "Contro il Capitale, il Carcere, I Carcerieri e le lore Celle", verschiedene Angriffe auf spanische Ziele im Dezember 2002 und Juni 2003 veruebt. Eine fehlgeschlagene Attacke fand im Oktober 2003 in Rom gegen die Iberia aus Solidaritaet mit den Gefangenen von Barcelona & Valencia und als Erinnerung an Paco Ortiz statt. In der Zeit von Oktober bis November 2003 fanden dutzende Attacken in Athen statt. Die Motive des Protestes sind zum einen die Olympia-Gegnerschaft, aber auch die Solidaritaet mit den 7 Gefangenen von Thessaloniki (darunter 2 Spanier, Carlos und Fernando), mit den 6 aus Barcelona, sowie den Inhaftierten Verbuendeten der Bewegung des 17. Novembers und der 'Revolutionary Peoples Struggle' (ELA). 2 Brandbomben explodierten am 23. Dezember in Muellbehaeltern, nahe der Wohnung des Praesidenten der Europaeischen Kommission, Prodi. Die Informal Anarchist Federation (FAI), welche mehrere Gruppen in sich vereint, uebernahm spaeter die Verantwortung dafuer. Dies scheint der Beginn einer ganzen Anti-Europa-Kampagne zu sein: Anfang Januar 2004 erhielten diverse Europapolitiker (wieder Prodi und einige rechte Mitglieder des Parlaments) und Institutionen (Eurojust, Europol, die Europaeische Zentralbank) Bombenpakete. Auch wenn diese Bomben eher harmlos, ein symbolischer Akt sind, wurde in den Nachrichten der Welt darueber berichtet. Laut den Autoritaeten selbst sind seit 1999 etwa 70 Attacken auf Banken, politische Parteien, Security Agenturen,... von dem, wie Europol es nennt, "anarchistischen Mediterranen Dreieck" veruebt wurden.


...

Bis zu welchem Masse die "InsurrektionistInnen" eine Chance haben, auf die Bewegung Einfluss zu nehmen und eine Chance + Perspektive fuer den Anarchismus und die Revolution, die wir alle wollen, zu liefern, dies haengt von ihrer Faehigkeit ab, aus der Vergangenheit des revolutionaeren Kampfes zu lernen. Ausserdem muessen sie Fehler, wie z.B. die, welche in den 1960ern und 1970ern begangen wurden, vermeiden. Dazu kommt noch die noetige Solidaritaet der weitgefassteren anarchistischen Bewegung mit denen, welche sich dazu entschieden haben, einen Schritt nach Vorn zu machen und sich nicht mehr gegen die Wand pressen zu lassen. Beginnen muss die Solidaritaet damit, dass wir uns bewusst werden, wer diese Menschen sind, was sie schreiben, denken, erleben, kritisieren und was die Motive fuer ihre Aktivitaeten und Aktionen sind. Nur auf diese Weise ist es moeglich, eine offene und ehrliche Debate, die die Bewegung als ganzes voran bringt, zu fuehren. Nur so kann es vermieden werden, mit den Woelfen zu heulen, sich aber als Schaf zu verkleiden, Angst zu verbreiten, die Trennung aufrecht zu erhalten und der Reaktion in die Haende zu spielen.

Wir muessen alle fuer uns selbst entscheiden. Dies ist unser Schicksal und unsere Freiheit.


(aktualisierte Version Mai 2004 - work in progress - Anarchist Black Cross - Gent)
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Ergänzungen

Ergänzung

@narchie 05.04.2005 - 15:54
" Tagebuch eines FIES - Gefangenen "

Die Einführungsphase des Regimes 1991
aus Xose Tarrio`s Buch :
" Flieh' Mann, flieh"...,
einem der allerersten Häftlinge dieser
Zeit
nach seinem Tod, 02.01.2005 erhält seine
Mutter in Spanien Drohanrufe : Sie möge die
erhobenen Anklagen gegen die Verantwortlichen
des Vollzugssystems einstellen
Sie selbst sagt: " Ich werde dort weitermachen,
wo mein Sohn aufgehört hat und wenn ich alles
verliere, was ich noch habe..."

www.escapeintorebellion.info : HINTERGRÜNDE