Kanada: Studentenproteste in Quebec

Jens Steiner 01.04.2005 13:21 Themen: Bildung Weltweit
Zur Zeit streiken mehr als 230,000 Studenten in Quebec. Damit wollen sie sich gegen Einschnitte in Stipendienprogramme in Höhe von $ 103.000.000. Diese gehen auf die liberale Jean Charest-Regierung zurück. Weiterhin wenden sich die Studierenden gegen die Privatisierung von Universitäten und CEGEPs" und steigende Kosten für internationale Austauschprogramme. Es ist der größte Studentenstreik in Kanada seit 1974.
Einerseits haben die Liberalen zugesichert, die Gelder für Austauschprogramme einzufrieren, andererseits entwickelt eine parlamentarische Kommission Konzepte, wie man Bildungskosten in Zukunft staffeln kann. Unter der Harris-Regierung stiegen die Kosten für Austauschprogramme um 250 Prozent.Der liberale Bildungsminister Fournier bot den Studierenden an, 40 Millionen kanadische Dollar wieder in die Stipendienprogramme zurückzuführen, einen Kompromiss, den die Studierenden nicht anerkennen konnten.


Massive Studierendenproteste vor Charests Amtssitz in Montreal

In Quebec und Montreal blockierten sie Strassen, besetzten öffentliche Gebäude und Hafenanlagen. Viele Studierende wurden bei Konfrontationen mit der Polizei festgenommen. Einige Tausend marschierten in Quebec zur Nationalversammlung und trugen dort erneut ihre Forderungen vor.


Foto: Quebec Indymedia

Mehr Informationen unter:
Kanadischer Studentenbund
The Dominion, landesweite Grassroots-Zeitung
CBC Kanadisches Fernsehen, Foto von Ausschreitungen der Polizei
Canada Newswire Group
World Socialist Website
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Ergänzungen

korrekturen + ergänzungen

wurm & co. 03.04.2005 - 10:37
die sätze
"Einerseits haben die Liberalen zugesichert, die Gelder für Austauschprogramme einzufrieren, andererseits entwickelt eine parlamentarische Kommission Konzepte, wie man Bildungskosten in Zukunft staffeln kann. Unter der Harris-Regierung stiegen die Kosten für Austauschprogramme um 250 Prozent."
sind leider teilweise etwas etwas kryptisch und teilweise einfach falsch. vermutlich haben sich hier informationen im laufe der doppelten übersetzung erst von französischen ins englischen und dann vom englischen ins deutsche ein wenig verändert.

von austauschprogrammen oder der einfrierung der dafür bestimmten gelder war und ist in der auseinandersetzung nicht die rede. eingefroren ist hingegen in quebec seit einem jahrzehnt die höhe der studiengebühren. einer der hintergründe des konfliktes ist die frage, wie lange dies noch so bleiben und wie sich die situation in diesbezüglich weiter entwickeln wird, wobei von unternehmerverbandslobbyisten die erhöhung, von studentischer seite hingegen zumindest erste schritte in richtung auf eine abschaffung der gebühren gefordert werden.

was mit "bildungskosten in zukunft staffeln" gemeint sein soll, ist leider der kryptischen deutschen formulierung kaum zu entnehmen.

eine "harris-regierung" gibt es weder in quebec noch auf der ebene des kanadischen bundesstaates, und es hat auch weder im einen noch im anderen fall in der jüngeren vergangenheit einen regierungschef diesen namens gegeben. der derzeitige premierminister quebecs heißt, wie im einleitungsabsatz richtig festgestellt, Jean Charest. eventuell könnte sein nachname durch einen hör- oder übertragungsfehler ein wenig deformiert worden sein.

eine kurzdarstellung der hintergründe des streiks hatte ich vor einigen wochen geschrieben (siehe  http://de.indymedia.org/2005/03/108368.shtml).

die besten französischsprachigen informationsquellen im internet sind

 http://www.cmaq.net/fr/index.php (Indymedia Quebec)
 http://greve.qc.ca/ (landesweite streikseite, allerdings mit lücke in den letzten zwei wochen, da sie zeitweise offline war)
 http://www.asse-solidarite.qc.ca/index-f.html (die französischsprachige seite der studierendengewerkschaft ASSE, die im gegensatz zur oben angegebenen englischsprachigen seite einigermaßen auf dem aktuellen stand ist)
 http://uqamengreve.info/ (streikseite der Universite de Quebec a Montreal/UQAM)

die verwendung von sekundär- und tertiärquellen, wie oben leider geschehen, ist aufgrund der gefahr von informationsdeformation nach dem prinzip der "stillen post", für die der obige artkel leider teilweise ein beispiel ist, nicht zu empfehlen.