Genmanipuliertes Saatgut

Renate 30.03.2005 21:23 Themen: Biopolitik Globalisierung Ökologie
Ab April werden allein in Brandenburg auf fast 5,5 Millionen qm Acker gentechnisch manipulierter Mais ausgebracht.
Und wer verdient? Monsanto!
Der US-Agrarkonzern Monsanto lässt ab April 2005 allein in Brandenburg fast 5,5 Millionen qm Acker mit gentechnisch manipuliertem Mais versauen.
Monsanto hat nach Selbstdarstellung das Ziel der weltgrößte Hersteller von Saatgut zu werden. Einen großer Schritt in diese Richtung wurde Monsanto im Irak ermöglicht, wo laut Gesetz (sic!) die Bauern ihr herkömmliches Saatgut vernichten müssen und Monsanto-Saatgut kaufen müssen!

Hier ene kleine Liste der Felder in Brandenburg, welche Monsanto versauen will:

14806 Dahnsdorf: Flurstück 16 - 7000 qm; ACS-ZM003-2 – Bayer-Mais (hier will Bayer auch ein Teilchen vom Kuchen)
14806 Dahnsdorf: Flurstück 16 - 10000 qm; MON-00810-6 - Monsanto-Mais
15306 Seelow: Flurstück 198-241 / 87 / 30-32 - 449981 qm; MON-00810-6 - Monsanto-Mais
15306 Seelow: Flurstück 51-64 - 430134 qm; MON-00810-6 - Monsanto-Mais
15306 Seelow: Flurstück 161-170, 238-244 - 237605 qm; MON-00810-6 - Monsanto-Mais
15306 Gusow: Flurstück 44 - 75320 qm; MON-00810-6 - Monsanto-Mais
15320 Neutrebbin: Flurstück 131/3, 168, 169, 171-178, 183, 184/2, 185, 213 - 400000 qm; MON-00810-6 - Monsanto-Mais
15326 Lebus OT Mallnow: Flurstück 29, 61, 149, 150, 207, 208 - 361000 qm; MON-00810-6 - Monsanto-Mais
15326 Lebus OT Mallnow: Flurstück 11, 13, 14, 20, 21; MON-00810-6 - Monsanto-Mais
15345 Hohenstein: Flurstück 10 - 100000 qm; MON-00810-6 - Monsanto-Mais
15518 Heinersdorf: Flurstück 137 - 100000 qm; MON-00810-6 - Monsanto-Mais
16254 Neulietzegöricke: Flurstück 134, 135/1, 272, 273/2, 274, 275, 277, 278 - 105863 qm; MON-00810-6 - Monsanto-Mais
16259 Neureetz: Flurstück 188-219, 384-400 - 500000 qm; MON-00810-6 - Monsanto-Mais
16559 Neuholland: Fl urstück 32 - 260178 qm; MON-00810-6 - Monsanto-Mais
16559 Liebenwalde OT Neuholland: Flurstück 27 - 332282 qm; MON-00810-6 - Monsanto-Mais
16559 Liebenwalde OT Neuholland: Flurstück 16 - 266536 qm; MON-00810-6 - Monsanto-Mais
17321 Ramin OT Löcknitz: Flurstück 83-100 330000 m2 MON-00810-6 - Monsanto-Mais
17321 Ramin: Flurstück 91/1 - 245000 qm; MON-00810-6 - Monsanto-Mais
17321 Ramin: Flurstück 174 - 149000 qm; MON-00810-6 - Monsanto-Mais
17321 Ramin OT Löcknitz: Flurstück 27/2, 28/2, 45/2, 46 - 190700 qm; MON-00810-6 - Monsanto-Mais
17337 Klein Luckow: Flurstück 99-102 - 100000 qm; MON-00810-6 - Monsanto-Mais
18190 Groß Lüsewitz: Flurstück 50/218 - 27000 qm; MON-00810-6 - Monsanto-Mais
18190 Groß Lüsewitz Gemeinde Sanitz: Flurstück 11/3 - 292140 qm; MON-00810-6 - Monsanto-Mais
18190 Groß Lüsewitz Gemeinde Sanitz: Flurstück 24/2, 5/2 - 482919 qm; MON-00810-6 - Monsanto-Mais

Wo überall in der BRD das Zeug auf die Äcker kommen soll findet mensch (noch) auf der Seite des Bundesamtes für Verbraucherschutz und Lebensmittelsicherheit
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Ergänzungen

@renate

sXebastian 30.03.2005 - 22:55
Kurze Frage, wo genau finde ich denn die Liste mit den gesamten Anbauflächen? Ich war gerade auf der angegebenen Seite, habe aber nichts gefunden.
danke im Vorraus;-)

Liste der gesamten Anbauflächen

avd 31.03.2005 - 06:02
Eine Liste mit den Anbauflächen findet sich unter  http://194.95.226.234/cgi/lasso/abr/standorte.lasso

Laut § 16a GenTG (Standortregister)umfaßt der allgemein zugängliche Teil des Registers:
1. die Bezeichnung und den spezifischen Erkennungsmarker des gentechnisch
veränderten Organismus,
2. seine gentechnisch veränderten Eigenschaften,
3. das Grundstück der Freisetzung oder des Anbaus sowie die Flächengröße.
Dieser muß über das Internet abrufbar sein.
Der geplante Anbau von gentechnisch veränderten Organismen ist von demjenigen, der die Fläche bewirtschaftet, frühestens neun Monate, spätestens aber drei Monate vor dem Anbau der zuständigen Bundesoberbehörde mitzuteilen.
Die tatsächliche Durchführung der genehmigten Freisetzung von gentechnisch veränderten Organismen muß zwei Wochen bis drei Werktage vor der Freisetzung der Behörde mitgeteilt werden.

Der Gesetzestext findet sich unter  http://bundesrecht.juris.de/bundesrecht/gentg/__16a.html

Da drin steht auch, dass es eigene Landesregister geben kann.

Dieses schöne Gesetz soll jetzt abgeändert werden. Weitere umfassende Informationen zum Thema finden sich unter  http://www.keine-gentechnik.de/

Felder zerstören!

faucheuse volontaire 31.03.2005 - 15:17
In Frankreich wurden letzten Sommer die Genfoodfelder bei Aktionen des zivilen Ungehorsams (mit bis zu 1500 Leute) abgemäht. Die ersten Aktionen wurden erfolgreich. siehe den Bericht und die Bilder:
 http://germany.indymedia.org/2004/08/90345.shtml
Es kam dann zu gewaltsamer Repression. siehe Berichte :
 http://germany.indymedia.org/2004/09/93829.shtml
und auch:  http://germany.indymedia.org/2004/09/94889.shtml

Es gibt jetzt Nachspiel vor Gericht. 9 leute wurden vom Gericht in Toulouse angeklagt, aber 400 haben sich freiwilig gemeldet (wobei nur rund 200 sich rechzeitig bei den Anwälten gemeldet haben) und wollen mit angeklagt werden. In November beschloss das Gericht, dass über 200 Leute (die Zahl habe ich gerade nicht mehr im Kopf) im Verfahren miteinbeziehen werden müssen.Es ging ja um "gemeinschaftliches Handeln, die Staatsanwaltschaft hat dies erkannt. Aber sie hat gegen den Gerichtsbeschluss geklagt und ist in Berufung gegangen. Im März wurde drüber verhandelt und der Beschluss wird erst am 14. April bekannt gegeben. Änliche Verfahren laufen in anderen Städten, denn letzten Sommer mehrere Aktionen erfolgreich gewesen sind.
Die Lobby ärgert sich darüber, denn das Verfahren zieht sich in die Länge. Sie will, dass das Gericht die 9 Leute als Beispiel so schnell wie möglich scharf verurteilt, damit die Felder nicht erneut zerstört werden... Naja... Die Felder werde eh zerstört!!! Wenn die Staatsgewalt zu scharf auf Massenaktionen reagiert werden geheime Aktionen durchgeführt. Und alle "freiwilige MäherInnen" die den Aufruf unterzeichnet haben (das sind mehere Tausende!) erklären sich dafür verantwortlich. Solidarität ist eine Waffe!
Und.... es ist doch wahr... der Staat oder genauer gesagt die Staatsgewalt muss die Felder rund um die Uhr bewahren!!! Das wird ja schön teuer!

A bas les OGM!

Polizei

Hansel 31.03.2005 - 15:47
Da es eine Nachfrage gab: Die Felder mit genmanipulierten Pflanzen werden nicht von der Polizei geschützt. Das brauchen sie auch nicht, da diese nicht "angegriffen" werden. Zudem würde dies zuviel Aufsehen auf die Felder ziehen und wie mein Vorgänger bereits bemerkte, ist es unmöglich alle Genfelder zu schützen. Aber wenn niemand etwas unternimmt, dann gibt es bald so viele, dass es unmöglich wird gegen sie anzukommen.

Weitere Infoseiten zum Thema Gentechnik:

 http://www.gen-ethisches-netzwerk.de/
 http://muell-milch.de/

Order 81: Er"Verbrechen gegen die Menschheit"

Willy H. Wahl 31.03.2005 - 15:54
Artikel 7: Zeit-Fragen Nr.12 vom 21.3.2005

«Die Alternative»

Ausblicke auf eine andere Globalisierung
Konferenz mit Alternativnobelpreisträgern
von Gisbert Otto, Stettfurt
Anlässlich des 25-Jahr-Jubliläums des Alternativen Nobelpreises (Right Livelihood Award/RLA) organisierte das Forum des Goethe-Instituts eine Konferenz vom 8. bis zum 12. März 2005 in München als Plattform für den Wissensaustausch unter den Preisträgern. Jedes Jahr werden Personen mit dem Alternativen Nobelpreis geehrt, die zur Förderung der Friedenspolitik, des Umweltschutzes, der Menschenrechte und der nachhaltigen Entwicklung in herausragender Art und Weise beigetragen haben. Interessant ist, dass sich der offizielle Nobelpreis in seiner Wertsetzung den Ideen und Zielen des Alternativen Nobelpreises annähert; 1960 wurden die Kriterien für die Vergabe des Nobelpreises geändert. Das Nobelpreiskomitee hat erkannt, dass die Menschenrechte und die Umwelt heute wichtiger sind denn je. Die Aufwertung, die der Alternative Nobelpreis im Laufe der Jahre erfahren hat, kommt auch darin zum Ausdruck, dass die Kenianerin Wangari Maathai, die 2004 den Friedensnobelpreis erhielt, schon vor 20 Jahren den Alternativen Nobelpreis entgegennehmen konnte für ihre «Grüngürtelbewegung», ein gewaltiges Aufforstungsprojekt gegen den Raubau am einheimischen Holz.

Der Alternative Nobelpreis wurde 1980 vom deutsch-schwedischen Publizisten, Philatelisten und ehemaligen Europa-Abgeordneten Jakob von Uexküll gestiftet. Über die Vergabe entscheidet eine internationale Jury. Seit 1985 findet die Verleihung jedes Jahr am Tag vor der Nobelpreisvergabe im Schwedischen Reichstag statt. Drei oder vier Preisträger teilen sich jeweils die Summe von 2 Millionen schwedischen Kronen (etwa Fr. 300000). Bisher wurden mehr als 100 Preisträger aus fast 50 Nationen geehrt.

Alle Preisträger eint die Vision einer humanen Gesellschaft ohne Unterdrückung, das Bestreben, die Vielfalt und die Ressourcen unseres Planeten zu erhalten, sowie eine Ethik der Gerechtigkeit und Nachhaltigkeit. Die Beispiele der Preisträger zeigen, dass auch in der heutigen schwierigen Weltlage zunächst unlösbar scheinende Probleme überwunden werden können. Sie schaffen damit Hoffnung und geben Kraft, dem weitverbreiteten Zweckpessimismus entgegenzuwirken. Während viele den Mut verloren haben, ist es für Jakob von Uexküll immer noch «fünf vor Zwölf». Im Interesse unseres Planeten dürfen wir nicht aufgeben. Zuversicht und Tatkraft wurden auch von anderen eingebracht: «Wenn wir etwas machen, dann sollten wir davon überzeugt sein, dass wir erfolgreich sind.» Diese aktive humane Einstellung war an der Konferenz in München spürbar; sie hat sich auf die Teilnehmer äusserst wohltuend und anregend ausgewirkt. Zudem ist es den Organisatoren der Konferenz gelungen, Rahmenbedingungen zu schaffen, die unbürokratisch waren; mit ihrer Freundlichkeit und Flexibilität haben auch die Mitarbeiter aus der Küche mit dazu beigetragen, dass dieser Kongress, mit etwa 400 Teilnehmern, in besonderer Erinnerung bleiben wird.

Neben Jakob von Uexküll waren die folgenden Preisträger anwesend:

Stephen Gaskin, USA, RLA 1980
Manfred Max-Neef, Chile, RLA 1983
Pat Mooney, Kanada, RLA 1985
Johan Galtung, Norwegen, RLA 1987
Hans-Peter Dürr, Deutschland, RLA 1987
Tapio Mattlar, Finnland, RLA 1992
Vandana Shiva, Indien, RLA 1993
Sulak Siveraska, Thailand, RLA 1995
P. K. Raveendran, Indien, RLA 1996
Michael Succow, Deutschland, RLA 1997
Ibrahim Abouleish, Ägypten, RLA 2003
Nicanor Perias, Philippinen, RLA 2003
Irina Sherbakova, Russische Föderation, RLA 2004
Bianca Jagger aus Nicaragua, RLA 2004, konnte an der Konferenz leider nicht teilnehmen.

Die Programmplanung hat den gegenseitigen Informationsaustausch gefördert: Am Morgen konnte man zwischen verschiedenen Vorträgen auswählen, die am Nachmittag im Gespräch mit den Preisträgern in Workshops vertieft wurden. Im Plenum am Abend wurden die Ergebnisse der Workshops vorgestellt. Die Anregungen und Beispiele für die Gestaltung würdiger Verhältnisse für alle Menschen waren so vielfältig, dass eine detaillierte Darstellung aller Kongressthemen nicht möglich ist. Statt dessen soll im folgenden über einige Themen der Vorträge und Workshops berichtet werden, an denen der Autor teilgenommen hat.

Prof. P. K. Raveendran,Indien, RLA 1996
Der «Wissenschaftliche Autoren-Verband von Kerala» oder «Kerala Sastra Sahitya Parishad» (KSSP) hatte sich 1962 vorgenommen, der Bevölkerung in Kerala moderne wissenschaftliche Erkenntnisse und nützliche Technologien zu vermitteln. Kerala ist ein Bundesstaat im Süden Indiens mit 32 Millionen Einwohnern (3% der Gesamtbevölkerung). Dem KSSP gelang es im Laufe der Jahre, u.a. den Analphabetismus fast abzuschaffen und die Kindersterblichkeit auf ein Minimum zu reduzieren. Die Kerala-Bildungsprogramme über Gesundheit, Ernährung, Umweltschutz, Frauenrechte, Ökonomie, Selbstverwaltung und kommunales Management sind sehr erfolgreich und werden von der Regierung des Bundesstaates unterstützt. Das «Kerala-Modell» steht unter dem Titel «Intensive menschliche Entwicklung trotz niedrigem Einkommen». Grundlagen des Modells sind dezentralisierte Initiativen, lokale demokratische Strukturen, Gleichberechtigung der Geschlechter, lokale Experimente und die Förderung von Eigeninitiative jeder Art.

In seinem Vortrag und Workshop hat Prof. Raveendra das in Kerala praktizierte Wirtschaftsmodell am Beispiel der Seifenproduktion erläutert. Vorweg hat er kurz die allgemeine Wirtschaftssituation in Kerala dargestellt: Vorherrschend ist die Landwirtschaft, es gibt keine moderne Industrie, es mangelt an in- und ausländischen Investoren. Der Seifenmarkt wird vom US-Multi Proctor & Gamble beherrscht. Die Möglichkeiten für den Aufbau inländischer Produktionsstätten sind an die folgenden Bedingungen geknüpft:

Das Rohmaterial muss vorhanden und billig sein (im Fall von Seife ist dies das Kokosöl).
Die anzuwendende Technologie muss einfach und möglichst arbeitsintensiv sein.
Der Kapitaleinsatz muss gering sein.
Die Qualität der Seife muss diejenige von Proctor & Gamble übertreffen.
Über den qualitativen Standard der Produktion wachen Qualitätslabors. Das zweite Hauptmerkmal sind gute Kundenbeziehungen. Heute wird in vielen dezentralen Produktionsstätten Seife hergestellt; Proctor & Gamble hat mittlerweile 20% des Seifenmarktumsatzes verloren. Auf die Frage, ob sich nicht grössere Produktionsstätten herausgebildet hätten (die dann über mehr wirtschaftliche Macht verfügen würden, wodurch der ruinöse Konkurrenzkampf ausgelöst wird, wie er in den Industrieländern üblich ist), gab Prof. Raveendra folgende Antwort: «Das kommt nicht vor; die Produktionsstätten regeln das unter sich.» Er erwähnte das Problem des Fernsehers: «Der Nachbar hat ihn, also brauche ich ihn auch.» Die negativen Folgen dieser Ausrichtung auf den Konsum sind bekannt und werden diskutiert. Nicht auf den Konsum, sondern auf die menschliche Entwicklung wird Wert gelegt, z. B. auch darauf, dass die manuelle Seifenproduktion sehr arbeitsintensiv ist und dadurch die Arbeitslosigkeit in Grenzen gehalten werden kann. Von dieser Einstellung könnte der Westen viel lernen, der schon seit langem einem Konsumzwang unterliegt, der die Suche nach dem Sinn, den jeder Mensch in seinem Leben sucht, immer mehr verunmöglicht. Auch wenn wir an die Auswüchse des Neoliberalismus denken, der einer kleinen Minderheit immensen Reichtum und ungeahnte Machtfülle, der Mehrheit der Menschen aber grosses Leid gebracht hat, weil sie keine Arbeitsstelle finden (in der EU sind etwa 19,2 Millionen Menschen arbeitslos), dann verdient das Kerala-Wirtschaftsmodell unsere Hochachtung - vor allem weil es neben wirtschaftlichen Gesichtspunkten die menschliche Natur nicht nur berücksichtigt, sondern in den Mittelpunkt stellt.

An der Podiumsdiskussion sagte Nicanor Perias (Philippinen, RLA 2003) dazu passend: «Die Entwicklungsländer und die Industrieländer könnten sich die Hand geben. Uns fehlt es an materiellen Gütern, aber nicht am Gemeinschaftsgefühl. Die Menschen in den Industrieländern dagegen verfügen über materiellen Wohlstand, sind aber oft einsam.»

Prof. Ibrahim Abouleish, Ägypten, RLA 2003
In jungen Jahren ging Ibrahim Abouleish nach Europa. Er studierte Pharmazie und lebte lange Jahre in Österreich und später in Deutschland. Ende der 70er Jahre kehrte er zurück nach Ägypten und gründete mitten in der Wüste, 60 Kilometer nördlich von Kairo, die biologisch-dynamische «Sekem-Farm». Anfänglich war die landwirtschaftliche Produktion auf das Ausland ausgerichtet, weil der inländische Markt die höherwertigen Sekem-Produkte noch nicht aufnehmen konnte. Heute wird zu 50% für das Inland produziert (Naturheilmittel, biologische Lebensmittel, inklusive Gewürzen und biologischer Kleidung). Sekems Entwicklung einer organischen Anbaumethode für Baumwolle war sehr erfolgreich und führte dazu, dass in ganz Ägypten der Einsatz von Pestiziden - es wurden jährlich 35000 Tonnen verbraucht - gestoppt wurde. Viele Betriebsleiter haben Sekem besucht mit dem Ergebnis, dass jetzt 800 landwirtschaftliche Betriebe ihren Anbau umgestellt haben. Alle Betriebe und Einrichtungen, die nach dem Sekem-Modell arbeiten, basieren auf dem Grundgedanken, dass die betrieblichen Bereiche «Wirtschaft», «Umwelt und Kultur» und «Soziales und Menschenrechte» gleichwertig sind (in ganz Ägypten arbeiten weit über 10000 Menschen nach diesem Modell, Sekem selbst hat 2000 Mitarbeiter). Jeder dieser betrieblichen Bereiche wird von einem Verantwortlichen geführt; am Jahresende müssen alle drei über die Planung für das nächste Jahr entscheiden.

Sekem fördert den persönlichen Einsatz und die Verantwortung jedes Mitarbeiters. Kindergärten und Schulen stehen zur Verfügung; ebenso ist für die ärztliche Betreuung gesorgt. Leitlinien der Arbeit von Ibrahim Abouleish sind die Förderung des Selbstbewusstseins, das Gefühl für soziale Gerechtigkeit, der gegenseitige Respekt und die Stärkung des ethischen Bewusstseins. Die vorangestellten Ausführungen machen deutlich, dass Ibrahim Abouleish Ausserordentliches geleistet hat.

Schön war es, ihn persönlich kennenzulernen. Seine Worte belegen seine Austrahlung: Er fördert seine Mitarbeiter. Wenn er merkt, dass sie Verantwortung übernehmen können, lässt er ihnen die Freiheit. Diese vornehme Haltung, die in so krassem Gegensatz zum heutigen neoliberalen Wirtschaftsgebaren steht, war während des Vortrages und auch in der anschliessenden Diskussion spürbar.

Zum Schluss sollen die «Kamillenkinder» erwähnt werden, als ein weiteres Beispiel dafür, dass humanes Verhalten weder aus Programmen erwächst und als sogenanntes Human Management verkauft werden kann, noch dass es verordnet werden kann. Vielmehr ist humanes Verhalten in der menschlichen Vielfalt begründet und darin, in dieser Vielfalt die individuelle Situation des einzelnen Menschen zu erkennen, wie dies bei den «Kamillenkindern» der Fall ist. Auch für sie wird in Sekem gesorgt: Da die Eltern dieser Kinder zu arm sind, können sie die Schule nicht besuchen. Sie kommen jedoch am Morgen und sortieren zwei Stunden lang Kamillenblüten, danach lernen und spielen sie zwei Stunden lang. Diese gezeigte Fürsorge ist vorbildlich. Sie wird geleistet im Wissen, dass es nicht recht ist, wenn Kinder sich selbst überlassen werden, denn alle Kinder möchten lernen und mithelfen. Dazu bekommen sie in Sekem die Gelegenheit. So werden sie gestärkt und erhalten darüber hinaus auch noch Geld, was für die Familie sehr wichtig ist.

Zur Zeit arbeitet Ibrahim Abouleish am Aufbau einer ganzheitlich-ökologischen Hochschule.

Prof. Dr. Hans-Peter Dürr, Deutschland, RLA 1987
Im Vortrag von Prof. Dr. Hans-Peter Dürr, der sehr interessant und lebendig war, wurde die neue Quantenphysik der herkömmlichen Physik gegenübergestellt. Die moderne Physik behauptet nicht, dass die herkömmliche Physik überholt ist. Aber sie kann nur einen gewissen Teil der Wirklichkeit erkennen. Demgegenüber hat die Quantenphysik herausgefunden, dass die Wirklichkeit nicht eine Struktur hat, die sich aus ihren Teilen erklärt, sondern dass alles mit allem zusammenhängt, das heisst, dass alles zueinander in Beziehung steht und aufeinander einwirkt. Es ist eben nicht so, dass der Mensch ein aussenstehender Betrachter ist - vielmehr ist er ein Teil des Ganzen. In dieses Ganze eingeschlossen ist jede einzelne Sache und jeder Mensch. Das Oben und Unten, unter dem die heutigen Gesellschaften besonders stark leiden, ist eine menschliche Fehlkonstruktion. Tatsache ist, das jeder Mensch eine Wirkung hat.

«Sag nie, dass etwas unmöglich ist. Sondern in dem Augenblick, wo du das Unwahrscheinliche denkst, hast du den Keim in die Welt gesetzt, der den Hintergrund verändert. Wenn du sagst, es kann nur das passieren, was du in der Vergangenheit erfahren hast, bist du selber derjenige, der eben die Vergangenheit in die Zukunft schleppt. Das ist die Schwierigkeit, die wir heute haben: Dass unsere Realisten eigentlich diejenigen sind, die genau das negieren, was das Leben ausmacht: Dass die Zukunft anders ist als die Vergangenheit.»

Vandana Shiva, Indien, RLA 1993
Die indische Quantenphysikerin Vandana Shiva setzt sich seit Jahren mit Erfolg gegen die zentralisierte Macht der transnationalen Konzerne ein, die versuchen, nicht nur die Kontrolle über das Saatgut und die Nahrung, sondern jetzt auch über das Wasser zu gewinnen. Vor allem der Chemie- und Gentechnik-Multi Monsanto verfolgt diese Ziele. An der Tagung berichtete Vandana Shiva unter anderem über die «Order 81», die vom US-Beauftragten für den Wiederaufbau des Irak, Paul Bremer, erlassen wurde. Die anwesenden Preisträger des Alternativen Nobelpreises haben dazu eine schriftliche Erklärung abgegeben (siehe Kasten). Diese Erklärung wurde von den Konferenzteilnehmern per Aklamation bestätigt.

Pat Mooney, Kanada, RLA 1985
Pat Mooney gilt international als der führende Spezialist für Biotechnologie und Genforschung. Er und sein Kollege Cary Fowler untersuchten über Jahrzehnte die sozio-ökonomischen Einflüsse neuer Technologien auf ländliche Gemeinschaften und schufen damit die Grundlagen für eine fundierte Kritik an der Biotechnologie in der industrialisierten Landwirtschaft. Seit 2001 engagiert er sich mit seiner Firma ETC (Action Group on Erosion, Technology and Concentration) vor allem für die nachhaltige Entwicklung ökologischer und kultureller Vielfalt. An der Konferenz berichtete er über die Nanotechnologie, die eine noch nie gekannte Entwicklung auslösen könnte. In der Nanotechnologie werden Stoffe auf der Nanoebene manipuliert, zum Beispiel können Rohstoffe neu aufgebaut werden, womit die traditionelle Rohstoffgewinnung überflüssig wäre. Die Auswirkungen auf die Gesellschaften sind nicht absehbar. Aktuelle Studien verweisen auch auf die gesundheitlichen Gefahren der Nanotechnologie, die zunehmend öffentlicher Kritik ausgesetzt ist. Die Angst der Menschen vor dieser Technik wächst. Die Wissenschafter sehen die Risiken, verweisen aber auch wie die Industrie nachdrücklich auf die positiven Potentiale. Die Nanotechnologie bewegt sich zwischen Heilsversprechen und Alptraum.

An der Konferenz herrschte - nachdem Pat Mooney seinen Vortrag beendet hatte - erst einmal Sprachlosigkeit. Die Auswirkungen der Nanotechnologie sind noch nicht bekannt, und trotzdem wird sie schon angewendet, zum Beispiel als Sonnenmilch, die Nanopartikel enthält und unsichtbar ist. Eingedenk der Skrupel- und Zügellosigkeit des heutigen Kapitals werden Machtkonzentrationen unter anderem durch Monopolstellungen zur Kontrolle von Rohstoffen nicht zu verhindern sein. Wie lukrativ diese Technik trotz aller Gefährlichkeit ist, wird an den getätigten Investitionen deutlich. China investiert 60% seines gesamten Forschungsetats in die Nanotechnologie. Weltweit werden jährlich 8,6 Milliarden US-Dollar in die Nanoforschung gesteckt.

Am G-8-Gipfel, der am 1. Juni 2005 in Grossbritannien stattfindet, steht auch die Nanotechnologie auf der Agenda. Da die demokratischen Kontrollen von den Multis immer mehr unterlaufen werden, ist es wichtig, dass möglichst viele Bürger sich dafür einsetzen, dass ein Moratorium zur Nanotechnologie gefordert wird. Auf der Webseite von Pat Mooney (www.etcgroup.org) wird bald eine entsprechende Erklärung zur Verfügung stehen.

Abschlussplenum
Im Abschlussplenum haben alle Preisträger in prägnanter Weise noch einmal ihre Anliegen formuliert. Über das noch offene Konferenzthema «Die Einrichtung eines Weltzukunftsrates» berichtete Jakob von Uexküll. Einleitend nahm er Bezug auf die Anfänge seiner Stiftung: «Es hat etwa 5 Jahre gedauert, bis der Alternative Nobelpreis akzeptiert war, und dazu gehört vor allem auch das finan-zielle Überleben.» Heute wird deutlich, dass es sich gelohnt hat. Die vielen Preisträger des Alternativen Nobelpreises haben wesentlich mit dazu beigetragen, dass unsere Welt nicht in noch schieferer Lage ist. Viele haben Jakob von Uexküll bei der Gründung seiner Stiftung nicht ernst genommen; heute ist er seiner Zeit wieder voraus. Die Idee des «Weltzukunftsrates» lässt ihn nicht los. Der Rat soll die «Stimme der Verantwortung» und eine bedeutende Kraft für Veränderungen sein. Die Menschen sind heute nur noch als Verbraucher gefragt; sie müssen wieder als Bürger tätig werden.

Im Zukunftsrat sollen 50 bis 100 angesehene «Weltbürger» mitarbeiten aus verschiedenen Ländern, Lebensbereichen und Glaubensrichtungen. 24 Kommissionen sollen regelmässig tagen und Vorschläge für Gesetze und Abkommen erarbeiten, vor allem soll auch die Jugend vertreten sein. Anzufügen wäre hier aber, dass ein solches Projekt in den einzelnen Ländern demokratisch abgestützt sein müsste. Die Leute glauben heute nicht mehr an Institutionen, sondern an Personen. «Wenn der Dalai Lama angekündigt ist, kommen 100000». Warum? «Weil er tut, was er sagt.»

Jakob von Uexküll setzt auf die persönliche Ausstrahlung der Menschen, den zukünftigen Trägern des Alternativen Nobelpreises, die zusammen mit ihren Vorgängern grosse Leistungen vollbracht haben und vollbringen. Sein Konzept ist richtig: «Was im Kleinen gelungen ist, muss auch im Grossen möglich sein.»

Die am Kongress gelebte Wahrhaftigkeit und Menschlichkeit sind Ansporn und Hoffnung für die Zukunft. Die nächste Konferenz mit Trägern des Alternativen Nobelpreises aus aller Welt wird vom 8. bis zum 13. Juni 2005 in Salzburg stattfinden.


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Erklärung/Resolution
Die Preisträgerinnen und Preisträger des Alternativen Nobelpreises (Right Livelihood Award), wie unten aufgeführt, und die Teilnehmerinnen und Teilnehmer der Konferenz «Die Alternative - Ausblicke auf eine andere Globalisierung» in München vom 8. bis zum 12. März 2005 erklären zur irakischen «Order 81»:

Verbrechen gegen die Menschheit!

Der Irak ist eine Wiege der Zivilisation und der Landwirtschaft unserer Erde. Die traditionelle Vielfalt der Kulturpflanzen im Irak, die sich über Tausende von Jahren entwickelt hat, ist nicht nur Vermächtnis und Rechtsgut der irakischen Bauern, sondern der ganzen Welt.

Die «Order 81» wurde vom US-Beauftragten für den Wiederaufbau des Irak, Paul Bremer, erlassen. Sie hat zum Ziel, dass die irakischen Bäuerinnen und Bauern zukünftig daran gehindert werden, ihre uralten Saaten und Kulturpflanzen anzubauen. Die Bäuerinnen und Bauern werden dazu gezwungen, nur noch industriell entwickeltes, gentechnisch manipuliertes und von Unternehmen patentiertes Saatgut zu verwenden.

Wir fordern von der Regierung der Vereinigten Staaten von Amerika wie von der Regierung des Irak, die «Order 81» zurückzunehmen.

Wir rufen die internationale Gemeinschaft dazu auf, die Vielfalt der landwirtschaftlichen Kulturpflanzen, die sich über Tausende von Jahren entwickelt haben, zu schützen und weiterzuverbreiten.

Dringendes Handeln ist erforderlich, um dieses Welterbe zu retten und zu bewahren. Dazu müssen regionale Samenbanken aufgebaut werden, die von den örtlichen einheimischen Bäuerinnen und Bauern kontrolliert werden.

München, 12. März 2005

Die Alternativnobelpreisträgerinnen und -träger:

Dr. Ibrahim Abouleish, Prof. Dr. Dr. Hans-Peter Dürr, Prof. Johan Galtung, Stephen Gaskin, Tapio Mattlar, Prof. Dr. Manfred Max-Neef, Pat Mooney, Nicanor Perlas, Prof. Dr. P. K. Raveendran, Irina Sherbakova, Dr. Vandana Shiva, Sulak Sivaraska, Prof. Dr. Michael Succow

V.i.S.d.P.: Prof. Dr. Dr. Hans-Peter Dürr,

Global Challenges Network,

Frohschammer Str. 14,

D-80807 München, www.gcn.de


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25-Jahr-Jubiläum
Alternativer Nobelpreis
8.-13. Juni 2005, Salzburg

Mittwoch, 8.6.2005
Tag der Anreise


Donnerstag, 9.6.2005
Intern
9.30-10.30 Uhr: Eröffnungsplenum

10 thematische Arbeitsgruppen

11.00-12.30 Uhr: «Warum werden die

Alternativen nicht umgesetzt?»

Mittagessen in St. Virgil

Intern

10 thematische Arbeitsgruppen

14.00-15.30 Uhr: «Konkrete Schritte zur

Umsetzung der Alternativen»

16.00-17.30 Uhr: «Diskussion - Inputs für

die Abschlussdeklaration»

Empfang in der Salzburger Residenz

Begrüssung: EU-Kommissarin Ferrero-Waldner, Jakob von Uexküll, 'LHF'-Förderer und

Veranstalter, multikult. Konzert (Agrarmarketing)



Freitag, 10.6.2005 mit Anmeldung
Öffentlich
Begegnungstag von 10.00 bis 22.00 Uhr mit Schulen, Hochschulen, Initiativen und NGO. Veranstaltungen direkt vor Ort bei den Initiativen. Etwa 50 Veranstaltungen in Stadt und Land Salzburg sind geplant.



Samstag, 11.6.2005 mit Anmeldung
Öffentlich
Zu 10 verschiedenen Themen Impulsreferate und danach Diskussionsmöglichkeiten

9.00-12.00 Uhr: Thema 1-5

Mittagessen in St. Virgil

Fortsetzung des Vormittags

z. B. 13.30-16.30 Uhr: Themen 6-10

Sonderpostamt von 12.00 bis 16.00 Uhr

(an allen Tagen)

Sonderbriefmarkenausstellung im Foyer,

St. Virgil

17.00-19.00 Uhr: Abschlussveranstaltung mit Zusammenfassung der Tagung und Präsentation einer konkreten Massnahme für Salzburg, Vortrag von Wangari Maathai (Friedensnobelpreisträgerin 2004), Ausklang mit Musik und Gespräch

Ganztags einzelne Pressegespräche,

Interview-Möglichkeiten



Sonntag, 12.6.2005
Intern
Diskussion von gemeinsamen Initiativen

und verbessertem Networking

9.00-10.30 Uhr

in thematischen Gruppen

11.00-12.30 Uhr

Mittagessen in St. Virgil

Intern

14.00-17.00 Uhr: Abschlussplenum



Montag, 13.6.2005
10.00 Uhr: Pressekonferenz mit den
Alternativnobelpreisträgern: Abschlussdeklaration durch Jakob von Uexküll und etwa

5 Preisträgern

Tag der Abreise

Weitere Informationen: www.rla2005.org



Artikel 7: Zeit-Fragen Nr.12 vom 21.3.2005, letzte Änderung am 23.3.2005

AKTION

Natur-Aktive - NABU "Großenhainer Pflege" 31.03.2005 - 23:56
Man sieht sich!

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