Guatemala: Bunte und friedliche Studi-Demo

pirata 24.03.2005 21:09 Themen: Bildung Freiräume Globalisierung Soziale Kämpfe Weltweit
Erstmals seit fuenf Jahren gab es beim traditionellen „Huelga de Dolores” (Streik der Schmerzen) der Studenten kaum Ausschreitungen. Lediglich beim Nationlapalast gingen einige Scheiben zu Bruch und es vielen zwei Schuesse. Verletzt wurde niemand.
Die buergerlichen Medien waren ob der Friedfertigkeit der Studenten begeistert. Es sei womoeglich der froehlichste, bunteste, fantasievollste Demozug in seiner 107jaehrigen Geschichte gewesen. Zehntausende von Guatemalteken applaudierten am Strassenrand begeistert den Studenten, die vor allem den anstehenden Freihandelsvertrag mit den USA, ein umstrittenes Minenabbaugesetz, den Praesidenten („Arschloch“) und lautstark die Polizei („Hurensoehne“) kritisierten und eine sozialistische Republik forderten.

Die Staatsgewalt hielt sich in diesem Jahr erneut zurueck. Die Polizisten hatten Ausgehverbot und verbarrikadierten sich im Polizeipalast. Hie und da spickten Uniformierte allerdings doch durch Fensterritzen auf das bunte Voelkchen vor der Tuer.

Hier sind einige Fotos:
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Ergänzungen

Zu Bild Nummer 2

pirata 24.03.2005 - 21:44
Muss richtig lauten: Ein Schweinskopf als Geschenk FUER DIE POLIZEI und der Slogan: "Hurensoehne".

Bitte keine Aufregung um das Wort Hurensohn

pirata 24.03.2005 - 22:06
Das wird nunmal in lateinamerikanischen Laendern inflationaer benuzt. Das ist dort einfach eine ganz herkoemmliche Unmutsbekundung, die man auch als Drecksau, Schwein, Wichser, Arschloch oder sonst was uebersetzen kann. Woertlich uebersetzt heisst das nunmal Hurensohn. Und wenn in D dem Bullen mit der Videokamera "Kamermann - Arschloch" entgegenschallt, denkt auch niemand an die Wurzeln dieses Schimpfwortes. Wetten das es homophob ist, weil Schwule angeblich Arschficker sind...
Ja und beim Hakenkreuz habe ich auch geschluckt, aber so empfinden das die Menschen wohl einfach. Das ist derb, aber als freie Meinungsausserung gegenueber den USA durchaus noch im gruenen Bereich. Und komm keinem Lateinamerikaner mit den Grundlagen Anti-Deutscher-Ideologie. Hier waren die USA nie Befreier sondern immer nur Folterknechte. Der USA-Hass hat hier tiefe geschichtliche Wurzeln und Berechtigung.

"Hure"

tut nix zur sache 24.03.2005 - 23:13
"Hure" ist ein geläufiges patriarchales Schimpfwort für Frauen, die a)ihre Sexualität ungezwungen ausleben, b) zum Verkauf ihres Körpers gezwungen sind bzw. den Verkauf ihres Körpers einem schlecht bezahlten 12-h-Knochenjob in einer Textilschwitzbude vorziehen oder c) nicht nach der Pfeife von Mackern tanzen, sprich: ihren eigenen Kopf haben.
In der Benutzung von Begriffen wie "Hure" oder "Hurensohn" manifestiert sich eine (nicht nur, aber gerade in Lateinamerika) machistische Alltagskultur, der tagtäglich Frauen, Mädchen, Jungen und Nicht-Heterosexuelle zum Opfer fallen - sei es durch verbale Herabsetzung oder handgreifliche Akte bis hin zum Mord.

Ach ja, was ist so toll daran, einen Taschendieb zu demütigen? Ausgesprochen emanzipatorisch, sich an denen zu vergreifen, die der Kapitalismus als "Überflüssige" in die Gosse gespuckt und derart von jedweder legalen Partizipation am warenförmigen gesellschaftlichen Reichtum ausgeschlossen hat.

Naechste Woche Streik...

mish 24.03.2005 - 23:49
Fuer den Anfang der naechsten Woche, Montag bis Donnerstag sind in ganz Guatemala Aktionen gegen das TLC angekuendigt.
Konzentrationen sind in der Zona 1 und in Quetzaltenango zu erwarten.
...
Hauptsaechlich mobilisieren die Lehrer und Studentinnen gegen Privatisierungen der Bildung, und geben die Infos an die Familien weiter.
Fuer Nichtguatemalteken ist politische Betaetigung uebrigens nicht *wie in Mexico* verboten...
*Falls es einige politisch aktive unter diesem ganzen Tourihaufen hiergeben sollte...kommt und kaempft>/(*

Das Hakenkreuz laeuft durch den ganzen amerikanischen Kontinent sehr einschliesslich der USA, als Symbol fuer, oder |Warnung vor den USA.
Ich finde es auch nicht angebracht, aber es wird hier auch differenziert.
Gerade hat mir ein Guatamalteke erzaehlt, dass viele Leute hier glaubgen der 2.Weltkrieg sei noch nicht vorbei.
Dass ist nicht fehlende Geschichtsbildung, wurde mir erklaert, sondern das Wissen das der Krieg nie aufgehoert hat...
Der Krieg wird dann wohl generalisiert, dass die Vernichtung der JuedInnen und anderer Leute in Deutschland in dieser Art einzig war, bestaetigte mir hier bis jetzt fast jedeR.
Soweit zur !deutschen! sicht.
Zum Taschendieb, faellt mir ein, dass hier viele Leute von Mafia/aehnlichen Gruppen, den Maras, erpresst und bei nicht befolgen getoetet werden.
Diese Gruppen haben keine soziale ausrichtung und benutzen faschistische Methoden.
Sie ueben massiven Druck aus, obwohl die individuellen, durch Taettos gezeichneten Mitglieder meist eine sehr traurige Geschichte haben.
Der Buergerkrieg sitzt vielen Leuten noch tief in den Knochen,
viele eltern verlassen ihre kinder z.b. auf der Suche nach Arbeit in den USA.
Die kinder bleiben da und finden in diesen Gruppen einen Ausgleich fuer die Entaeuschungebn die sie taeglich erleben.
Die Ablehnung von dieser art von kriminalitaet, dem rauben, toeten und erpressen wird von vielen AktivistInnen, fuer mich aus verstaendlichen Gruenden geteilt.
Uebrigens ist das Foto von diesem Taschendieb offensichtlich aus einer Tageszeitung, und ohne weitere Infos, ist etwas doof sich darueber auszulassen.
und zum Hurensohn, ohne weiteren Kommentar , wollte ich nur sagen das dieses Wort bei zahlreichen, sehr notwendigen
!wegen der machistischen Alltageskultur!
lateinamerikanischen Frauengruppen auch Verwendung findet...




ach..

mish 24.03.2005 - 23:53
Pirata, du hast nicht erwaehnt wann der Protest war, ich bin gerade etwas irritiert, nicht heute oder_
der strich war ein fragezeichen, bloede tastatur...

Auch Rumsfeld ist ein "Hurensohn"

pirata 25.03.2005 - 04:40
Ausschnitt aus dpa-Meldung dieser Tage:
Managua - Nicaraguas früherer Innenminister Tomás Borge hat US-Verteidigungsminister Donald Rumsfeld am Dienstag im Streit um Luftabwehrraketen als "Hurensohn" beschimpft. Rumsfeld hatte Borge nach Medienberichten vorgeworfen, als Innenminister der linksgerichteten Sandinisten-Regierung tragbare Luftabwehrraketen vom Typ SAM-7 an die PLO und die baskische Untergrundorganisation ETA verkauft zu haben. "Dieser Idiot, dieser Schuft, dieser Hurensohn, behauptet das absichtlich, um den Sandinisten zu schaden", sagte Borges dem staatlichen Radiosender "Radio Nicaragua".

naechste Woche Streik ...

pirata 25.03.2005 - 05:04
knappe Korrektur zweier Fehler in og. Ergaenzung:
1. Nicht am Montag sollen Demos stattfinden, sondern wohl am Mittwoch, Donnerstag und Freitag. Und zwar im ganzen Land. So zumindest die TV-Nachrichten.
2. Natuerlich ist es auch in Guatemala fuer Auslaender verboten sich politisch zu betaetigen und kann zur Ausweisung fuehren. Mir ist zwar nicht bekannt, dass die Polizei/Migrationsbehoerden in den letzten Jahren davon Gebrauch gemacht haetten, aber dieser neuen Regierung traue ich alles zu. Fuer die sind schon streikende Fluglotsen oder LKW-Fahrer "Terroristen" (O-Ton Praeser Berger). Solidaritaet von Touris ist natuerlich trotzdem und gerade deshalb wichtig und willkommen.

@tut nichts zur sache

sandankoro 25.03.2005 - 16:21
Deine Darstellung der "Hure" (ach ja, die nennen sich übrigends oftmals selber so) als Frauen, die sich erfolgreich gegen männliche Ausbeutung (in der Textilfabrikation und anderswo) emanzipiert haben und ihre Sexualität "frei" ausleben wäre sicherlich positiv zu bewerten, entspricht aber wohl kaum der Realität von millionen von Prostituierten weltweit.
Gerade in der Prositutionsbranche sind Ausbeutung und sexualisierte Gewalt für viele Frauen Alltag, Frauen (und Männer), die diesen Job frei von ökonomischen und anderen Zwängen ausüben sind leider die verschwindende Minderheit.

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