Naziaufmarsch Würzburg 19.03.

AntiFASCH 20.03.2005 16:36 Themen: Antifa
Eine Nachbetrachtung zum Naziaufmarsch und Gegenaktivitäten in Würzburg vom 19.03.2005
Am 19.03. fand mal wieder ein geschichtsrevisionistischer Naziaufmarsch dieses mal in Würzburg statt. Dieser Bericht soll kurz diesen Tag zusammenfassen, ohne großartig auf die Hintergründe des Nasenmarsches, die ja allen bekannt sind, einzugehen.

Aufgerufen zu Gegenaktivitäten hatte ein christliches Bündnis ("Bunt gegen Braun") um 11Uhr morgens sowie eine Bündniss linker gruppen. Diese Aktivitäten beschränkten sich auf Latschdemos und Kundgebungen fernab der Naziroute. Zum Geschehen:

Angekommen gegen 11h30 konnten wir noch ca. 200m an der von linken Gruppen organisierten Demonstration teilnehmen. Das Spektrum war bunt und bestimmt durch SchülerInnen. Stimmung war ok, alelrdings es gab kaum Transpis oder Sprechchöre. Schade. Polizei war mäßig vor Ort und so endete die Demo auf einem Platz, wo diese dann zum Wunder aller Angereisten aufgelöst wurde: "Die Demo ist beendet, um 13Uhr findet hier eine Kundgebung und ein Punkkonzert statt. Bis dahin habt Ihr Pause" So oder ähnlich war die Ankündigung der Organisation. Super, keine Message wurde rübergetragen, kein kämpferischer Aufruf gestartet. Es gab nicht einmal Infos über die Route der Nazis, Stadtpläne oder ähnliches.

So entschieden wir uns zu einem Stadtrundgang, und stießen leider auf das Christenbündniss. JedeR/m die Protestform, die er/sie sich wünscht, aber was da ablief war schlimm. Christen, Beweihräucherungsreden und sogar Burschenschaftler waren vor Ort. Mehr als "Bunt statt Braun"-Buttons war von diesen Leuten an diesem Tag nicht zu erwarten.

Ledier deutete auch alles darauf hin, daß die linken Gruppen irgendwo in der Stadt einem Punkkonzert und der DGB-Singegruppe oder so lauschen wollten.

Glücklicherweise fanden sich doch noch ein paar Leutchens am Haupotbahnhof ein, was USK und Bullerei nicht wirklich gefiel und wohl auch gegen das Konzept ging. Offensichtlich rechnete niemand damit, weshalb es nach einer immer größer werdenden Menge auch zu mündlichen Platzverweisen und ersten Rangeleien kam. Einige Nasen wurden gesichtet und konnten sich nur im Schutz vongrün bzw. bayerischem Schwarz bewegen. Es war alles ziemlich unkoordiniert, besoffene Saufpunks und Spacken nahmen jeglichen politischen Inhalt aus dem Protest.

Als die Situation zu eskalieren schien (die Aufnahmen in der Tagesschau fanden ziemlich genau zu diesem Zeitpunkt statt) stieg eine kleine Gruppe in die Straßenbahn und konnte ungehindert die Friedensbrücke überqueren und gelang sogar auf den Neunerplatz, dem Endkundgebungsort der Nazis. Während ein Teil der Leute eine Haltestelle vorher ausstieg, schafften es andere auf den Platz zu gelangen und dieLAge zu checken. Nazis waren noch nicht da, niemand wußte von nichts, trotzdem wurde zusammen vor den errichteten Zäunen ausgeharrt. Langsam schien die Info auch in die Innenstadt zu gelangen und so kamen immer mehr Leutchens an besagte Stelle.

Nach ziemlich langer Warterei war es schließlich soweit. Die erste Polizeivorhut ging über die Brücke, die Leutchens versammelten sich auf der Straße, bildeten Ketten. Just in diesem Moment kam eine entschlossene Gruppe "Antifas" (50 Leute?) zur Unterstützung. Leider wurde sich nicht richtig abgesprochen. Hinzugekommene Antifas wollten der Bullerei entgegenlaufen. Dies stoß auf Kritik, da es eindeutig besser war, nen vernünftigen Block zu bilden, Ketten etc. was dann doch noch geschah, aber etwas zu spät. Naja, es kam wie es kommen mußte. Rangeleien, Angriffe durch die Polizei, Zurückdrängen. Das übliche. Schade, viele Leute waren entschlossen.

Scheiße fand ich, daß wieder aus diesem Spektrum ANTIFAS Sprüche kamen wie: Scheiß unsolidarische Antideutsche. Wohlgemerkt, waren diese Leute, mögt Ihr sie Antideutsch oder wie auch immer nennen, von Anfang am Kundgebungsplatz, schafften es sich dorthin durchzuschlagen und lieferte sich keine plumpe Saufargumentation mit Bullen am Bahnhof, und ließ sich dort nicht kesseln, wie es andere taten...

Egal, solche Scheiße sollte auf solchen Demos nicht geschehen, es war Potential da, zusammenzuarbeiten, und das spontan.

Nach Beendigung der Nazikundgebung konnte diese noch bis zur Brücke begleitet werden, übliche Sprechchöre. Einer gefiehl mir sehr: "Folgt Eurem Führer, bringt Euch um!" Kannte ich bisher nicht.

Es folgen schließlich Böller und Flaschen auf die Nasen, zum Ende wurde glaube ich gekesselt. Wer weiß dazu mehr?


Festnahmen: Während der Demo vor der Kundgebung sah ich eine Festnahme. Aber der Kollege nahm es locker, was sehr schön anzusehen war. Leider hat er glaube ich ein Problem jetzt. Eine weitere gewalttätige Festnahme sah ich am Bahnhof. Bilder habe ich leider noch nicht.

die Nazis: Steiner Wilff und Co waren vor Ort, Altnazis, Jungnazis, Hackfressen Frauen, Omas das übliche Spektrum. Schlimm

Fazit: Mir ist aufgefallen, daß ich einige Gesichter von anderen Demos bereits kannte, und das nicht aus der Region Würzburg. Vielleicht sollte mensch das nächste mal konsequenter zusammenarbeiten. Es ging gestern anfänglich ganz gut. Die Ketten waren ziemlich schwer von der Polizei zurückzuddrängen. Schade, daß durch den versuch der hinzugekommenen Antifas, auf die Bullen loszurennen, diese Ihre Chance nutzen konnten und die so zweigeteilte Demo auseinanderzudrängen. Egal, troz aller Kritik, fand ichs richtig geil, wie plötzlich diese Leute aus dem Nichts auftauchten, und so Schwung und Motivation in die bereits seit Stunden wartende Menge brachte.

Genug geschrieben, ich hoffe, daheimgebliebenen nen Eindruck gegeben zu haben. Habe hoffentlich bald das Bildmaterial. Würde mir wünschen, die dumm-doofe Antideutsch-Antiimp Diskussionen auf Demos zu unterlassen und entschlossen zusammenzuarbeiten. Streiten darüber können wir woanders in vernünftigeren Rahmen. Wenn Nazis da sind gilt allgemeiner Konsens: Keinen Fußbreit den Faschißten! Küßt die Nazis, wo Ihr sie trefft!
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Ergänzungen

ergänzung

antifaschist 20.03.2005 - 19:53
ein kumpel von mir wurde 2 stunde festgenommen und auf die wache mitgenommen, nur weil er eine sturmhaube in seinem RUCKSACK hatte. sonst natürlich viel polizeiwillkür und freiheitsberaubung.
gern gesehen habe ich natürlich, als einige eier, dreckbatzen und flaschen auf die glatzen flogen.
ebenfalls zu erwähnen ist der sprechgesang/gegröhle vor der ampel am bahnhof, als der oberpolizist etwas verkünden wollte, aber gerade mal 2 wörter herausbrachte, als ein geschrei und trillerpfeifen ertönten.

Kessel im Stadtpark

da gewesen 20.03.2005 - 22:31
Um ca. 15:30 Uhr wurden etwa 50-60 Leute, die zur Naziroute vordringen wollten, von einigen USK-Einheiten durch den Stadtpark am Röntgenring gejagt und dann dort eingekesselt. Zuerst wurde den Leuten verkündet, man werde bei allen Identitätsfeststellung durchführen. Dann hieß es, dass alle in Gewahrsam genommen werden und wenig später wurde von Seiten der Polizei gesagt, dass die Leute bis Veranstaltungsende (18Uhr) im Kessel bleiben müssen. Letztendlich wurde der Kessel dann um ca.16 Uhr wortlos aufgelöst. Allerdings wurde schon zuvor mindestens eine Person aus dem Kessel abgeführt.

(Neo)naziaufmarsch in Würzburg (Ergänzung)

Gegendemonstrant 20.03.2005 - 22:56
Man muss kritisch vermerken, dass es ZWEI Gegendemonstrationen mit den darauffolgenden Kundgebungen gab, wobei die Kundgebung der linken Gruppierungen im Schatten der des christlichen Zusammschlusses stand.
Und während das christliche Bündnis ("Bunt statt Braun") dazu aufrief, den Rechten "nicht die Ehre der Anwesenheit zu erweisen", zeigten die Linken ihr Gesicht - nicht nur am Hauptbahnhof, sondern auch an der Gedenkstätte am Neunerplatz, dem Kungebungsort der (Neo)nazis.

Aufgrund des übertriebenen Polizeiaufgebotes gestaltete sich der Weg vom Hauptbahnhof zum Neunerplatz als äußerst mühsam und manch einer musste schon eine andere Brücke über den Main benutzen, um dorthin zu gelangen. Schließlich hat niemand ein Schlauchboot im Rucksack - und wenn doch, so wäre es einem wohl schon abgenommen worden.

Dort war dann etwa 2h reines Warten angesagt(...)

Bevor die hochgerüstete Polizei einen Korridor für die Nazis bildete, kam aus dem Nichts eine Gruppe von etwa 20-30 Leuten, die sich vermummt der Polizei entgegenstellten und promt beiseite gedrängt wurden. In diesem Augenblick drohte die Situation zu eskalieren, aber es waren wohl zu wenige auf der anderen Seite, außerdem fehlte die Überwindung einzugreifen.
Danach folgte - begleitet von Richard Wagner-Musik - der (Neo)naziaufmarsch, mit einem Kranz an der Spitze, teilweise verängstigte, teilweise stolze Gesichter. Jeder war vertreten. Von einem etwa 14-jährigen Mädchen über einem ausländisch aussehenden Nazi bis zu 70 Jährige. Vereinzelt auch Skins mit lachendem und zugleich stolzem Gesicht, die sich wohl - beschützt durch die Polizei - sicher fühlten.

Die Kundgebung dauerte etwa eine Stunde und nach 45 Minuten wollte ich gehen, aber die Brücke war gesperrt, zudem galt ich als "potentieller Kandidat", weil ich eine Trillerpfeife um den Hals gehabt hatte (...)

Mehrere Demonstranten wurden auch festgenommen. Ich vermute eine zweistellige Anzahl. Oftmals aus lächerlichen Gründen, wie der andere Beitrag schon bestätigt. Auf dem Rückweg zum Bahnhof hatte man das Gefühl, dass es mehr Polizisten als Demonstranten gibt.

Auch wenn es verschiedene Möglichkeiten gibt, sich einem solchen Aufmarsch entgegenzustellen, so sollten sich die (Gegen-)Organisatoren zumindest inhaltlich absprechen, damit nicht die Zivilbevölkerung daheim bleibt und wenige demonstrieren.

Zahlen

anwesender 21.03.2005 - 07:59
demo des friedensbündnis: meiner schätzung nach: 350-400 leute, in der zeitung steht etwas von 600 teilnehmern
demo des religionsbündnisses: nach offiziellen angaben etwa 7000 menschen
teilnehmer am trauermarsch der npd: offzielle angaben: 120, hätte jetzt auf ca 150 geschätzt

zu der aktion vorm neuenerplatz:
sehr unglücklich gelaufen, es war nur ne einreihige bullenkette die die blockierer von der straße gedrängt hat, die eine hälfte von uns wollte durchbrechen, die andren stehen bleiben und nen festen block bilden. die daraus folgende unsicherheit wurde von den bullen professionell ausgenutzt

zeitungsberichte:

anwesender 21.03.2005 - 08:18

Mainpost:

würzburg (gam) Zwei leicht verletzte Polizisten und 23 Festnahmen aber keine Eskalation: Die starke Polizeipräsenz hat am Samstagnachmittag Übergriffe von gewaltbereiten beziehungsweise alkoholisierten Antifaschisten auf die NPD verhindert. Weit über 1000 Polizisten - die Polizei nennt auch im Nachhinein keine Zahl - waren vor, während und nach der rechten Kundgebung auf der Straße. Auch außerhalb Würzburgs gab es Kontrollen. Polizeidirektor Reinhard Kunkel spricht von "einem der größten Einsätze" in Würzburg.

In Gewahrsam wurden 17 jugendliche Gegendemonstranten genommen, weil sie Sturmmasken trugen, Steine warfen, Steinschleuder oder Reizgas bei sich hatten. Ein 18 Jahre alter Würzburger traf den Helm eines Polizisten mit einer Flasche. Ein Gleichaltriger aus dem Landkreis Main-Spessart verletzte einen weiteren Polizisten bei der Festnahme leicht.

Vier Neonazis wurden verhaftet weil sie verbotene Symbole oder Waffen mit sich trugen. Ein 23-Jähriger aus Sachsen hatte beispielsweise eine Runen-Tätowierung, ein anderer Ostdeutscher hatte ein Keltenkreuz und ein Messer dabei. Alle 23 Festgenommenen wurden nach der Anzeige auf freien Fuß gesetzt.
 http://www.mainpost.de/mainfranken/thema/art1748,3032482.html

noch eine chronik des tages aus reportersicht:
 http://www.mainpost.de/mainfranken/thema/art1748,3032481.html

weitere Ergänzung

pete 21.03.2005 - 11:28
Schade war, dass die die brennenden Gegenstände (was war das eigentlich?) auf der Juliusstraße die nazis nicht länger aufgehalten haben.
Außerdem wäre noch zu kritisieren, dass viele leute einfach langsam oder sternhagelvoll waren. Als die faschos nach der demo zum größten teil in den Bahnhof geleitet wurden, sind etwa 20 nazis ohne großen bullenschutz zum Parkplatz gelaufen. einige antifaschisten wollten angreifen, ihnen fehlte aber die unterstützung, obwohl genügend leute in der nähe waren.
schließlich kam es dann aber doch zum angriff, wobei einige nazis wohl bös aufs maul bekommen haben.
ironischerweise haben an dieser stelle dann auch noch besoffene linke, die erst ihren arsch nicht hochgekriegt haben antifas angegriffen, die gegen nazis vorgingen.

@teilnehmer

antifaschist 21.03.2005 - 22:31

hoffnung auf münchen?
klärt mich ma bitte auf. was geht n da ab und wann
hatt wer n link für mich?

München

aufklärer 22.03.2005 - 12:51
@antifaschist
www.nazipleite089.tk

Juliuspromenade

[Elliott] 25.03.2005 - 18:03
Die "brennenden Gegenstände" auf der Juliuspromenade war eine Altpapiermülltonne. Ein autonomer Gegendemonstrant ist vermummt aus der Straße neben dem Schlemmereck herausgerannt, hat dann die brennende Tonne auf der Straße ausgeleert und ist in der gegenüberliegenden Starße (Pleich, wenn mich nicht alles täuscht) verschwunden. Das alles ging so schnell, dass ihn wahrscheinlich keiner gekriegt hat.
Da es klar war, das diese eine Tonne den Naziaufmarsch nicht aufhält, bin ich der Meinung er hätte es lassen sollen, da solcherlei Aktionen den Nazis bloß Argumente gegen die "linken Chaoten" leifern und sie letztendlich nichts bringen.
Schön anzusehen war, als nur wenige Sekunden später dieses brennende Häuflein von Fotoreporten umringt war, die wunderschöne Bilder machen wollten (Über die Flammen drüber den Naziaufmarsch - sehr dramatisch! :-D). Ich habe allerdings noch nirgendwo eines davon gesehen. (Bild von den Reportern folgt eventuell)

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