Zwangsumzug wegen 84 Euro zuviel

Bernd Birk 18.03.2005 16:30 Themen: Soziale Kämpfe
Lebend bekommt mich hier keiner aus meiner Wohnung
Weil die Wohnung meiner Frau und mir 84 Euro zu teuer ist, müssen wir jetzt umziehen.
Gestern habe ich meine Küche tapeziert, und heute habe ich den Brief vom Arbeitsamt bekommen.
Das ist eine Zwangsumsiedlung. Ich habe sehr viel Geld in die Wohnung investiert und kann die Holzvertäfelung und alles was ich hier in dieser Wohnung hineingesteckt habe nicht mitnehmen.
Mein Vermieter hatte gesagt, das ich solange wohnen bleiben kann wie ich will. Deswegen habe ich investiert.
Jetzt wird uns unser Lebenswerk von Seiten des Staates zerstört. Meine Frau hat ein Leben lang gearbeitet, und arbeitet noch heute. Sie hat fast 40 Jahre voll. Das ist eine Schweinerei.
Lebend bekommt mich hier keiner raus. Das lasse ich darauf ankommen. Wenn ich hier heraus muß, dann habe ich alles verloren, wofür ich und meine Frau ein leben lang geschuftet haben.
Creative Commons-Lizenzvertrag Dieser Inhalt ist unter einer
Creative Commons-Lizenz lizenziert.

Weitere Beiträge:

Indymedia ist eine Veröffentlichungsplattform, auf der jede und jeder selbstverfasste Berichte publizieren kann. Eine Überprüfung der Inhalte und eine redaktionelle Bearbeitung der Beiträge finden nicht statt. Bei Anregungen und Fragen zu diesem Artikel wenden sie sich bitte direkt an die Verfasserin oder den Verfasser.
(Moderationskriterien von Indymedia Deutschland)

Ergänzungen

Solidarität

2ws32 18.03.2005 - 16:44
Wie kann man mit dir Solidarität üben und helfen?

So siehts anderswo aus

O2 18.03.2005 - 16:53
Aus anderen Ländern ist immer wieder davon zu hören, daß dort Wohnungen von Sozialhilfeempfängern oder Obdachlosen besetzt werden oder daß bei Zwangsräumungen Linke oder Teile der sozialen Bewegungen bei der Verteidigung helfen.
Beispiel aus Polen 2003:
Wroclaw (Polen): Wohnungsräumung verhindert
 http://de.indymedia.org//2003/01/38076.shtml

In den 20ern war sowas auch hierzulande üblich. Warum nicht versuchen, gemeinsam mit Sozialforen und den linken Gruppen, die sich nicht von den sozialen Bewegungen distanzieren, Zwangsräumungen zu verhindern oder zumindest versuchen, den Widerstand zu organisieren. Die Zahl der Zwangsräumungen ist ja mittlerweile ins Unglaubliche gestiegen.

Weiter so

xxxxxx 18.03.2005 - 16:53
Stand up and fight for your rights.

Wie helfen ?

Wie wär´s mit ner Netzseite mit Forum, genannt z.b. Erwerbslosenoffensive.de wo Selbsthilfeaktionen gegen drohende Deportationen und Umsiedlungen abgesprochen werden können?

Wer sich nicht wehrt, lebt verkehrt.
Macht kaputt was euch kaputt macht !!!

Danke, Veröffentlichung ist schon Hilfe genug

wie oben 18.03.2005 - 16:55
Indem das hier veröffentlicht wurde, ist mir schon viel geholfen. Diese Seiten kann man nicht einfach löschen. Das ist für mich Hilfe von Euch genug. Die ganze Welt soll sehen, was für einen Unsinn diese Regierung veranstaltet

kontakt

muh 18.03.2005 - 17:14
nimm kontakt zu örtlichen linken gruppierungen auf, und schildere ihnen deine situation!
sie werden dir bestmögliche unterstützung geben

hallo!

jim morrison 18.03.2005 - 19:22
ersten ich befürchte ähnliches, bzw. daß ich hier nach der sanierung nicht mehr einziehen kann.(es ist aber nur eine befürchtung). aber: cool bleiben. erstmal zur ÖRA( öffentliche rechtsauskunft), bei mieter helfen mietern fragen,amt für wohnungssicherung.die vom arbeitsamt nerven vielleicht prozessieren, in jedem fall rechtlichen beistand suchen, gruppen wie arbeitslosen-selbsthilfegruppen, FAU, kleine linke parteien wie pds, regenbogen, oder von mir aus auch die grünen(auf landesebene sind sie manchmal hilfreich).auch sozialarbeiter. erst wenn das nichts bringt in panik verfallen, nicht vorher. dann kannst du dir immer noch überlegen, ob du dich der räumung zur wehr setzt, vielleicht läßt sich wirklich etwas organisieren mit unterstützern, d.h. öffentlichkeit schaffen. welche gruppen dafür gut sind fällt vielleicht anderen ein? gruß

Ich nicht mehr gehänselt werden

wie oben 18.03.2005 - 19:58
Ich will nicht mehr gehänselt werden. Deswegen setze ich mich nicht mehr damit auseinander. Ich möchte nicht klagen und auch keinen Rechtsanwalt. Ich möchte endlich ein menschenwürdiges Leben führen können, ohne jedesmal die Luft anzuhalten, wenn ich Post vom Arbeitsamt bekomme. Ich möchte das die ganze Welt weiß, was der Staat mit dem Bürger macht, und wie gehänselt wird.
Ich kann und will es nicht mehr ertragen, wegen irgendetwas zum Staat hinlaufen zu müssen, damit ich meine Grundrechte behalte. Das ist eine riesensauerei. Meinem Bruder und meiner Frau habe ich meine Absicht auch schon mitgeteilt. Meine Nerven stehen blank. Das Gefühl, ein Mensch 2 Klasse zu sein ist es, was mich dazu treibt. Ich habe im Leben versucht etwas zu werden. Auch als die Kinder früher in die Jugendherberge gefahren sind, durfte ich mit meinem Zwillingsbruder zu Hause bleiben. Ich weiß was Armut ist, und ich weiss was es bedeutet kein Recht zu bekommen. Ich habe einfach jetzt die Schnauze voll. Ich werde einen Präzidenzfall schaffen oder auch nicht. Aber mein Entschluß ist unumkehrbar. Ich habe meine Versprechen schon immer eingehalten. Auch bin ich nicht vorbestraft, oder in phychiatrischer Behandlung, auch habe ich gearbeitet und bin gleichzeitig zur Schule gegangen um meine Fachhochschulreife nachzuholen, während andere in die Disco gegangen sind. Ich habe schon in der Jugend auf Montage gearbeitet, damit wir etwas mehr Geld zu Hause hatten. Auch habe ich mehrere tausend Euro in die eigene Ausbildung investiert. Fast alle Abschlüsse die ich in den letzten 5 Jahren bekommen habe, waren mit sehr gut bestanden.
Ich habe meine Mutter gepflegt und habe mich auch sonst immer für die schwächeren eingesetzt. Aber jetzt will ich nicht mehr. Ich will nicht mehr das man faules Schwein zu mir sagt, weil ich arbeitslos bin. Ich möchte nicht mehr auf Wohnungssuche gehen, wo es keine gibt. Ich möchte mich nicht um Stellen bemühen müssen, die auch nicht vorhanden sind. Und ich möchte schon gar nicht mein letztes Rückzugsgebiet, meine Wohnung verlassen müssen,weil sie angeblich 84 Euro zu teuer ist. Jetzt reicht es mir. Ich habe immer gemacht was der Staat von mir wollte. Zur Bundeswehr bin ich gegangen und habe dadurch alleine 30000 DM verlußt gehabt, währenddessen andere, die sowieso schon reich gesegnet worden sind, nicht hin mußten.
Einfach noch die letzten 20 Jahre die ich noch lebe hin und herschicken und maltretieren lassen ? Nein, jetzt ist Schluß damit. Ich werde mich dem entziehen.

hallo bernd

helferInlein 18.03.2005 - 21:56
schreib mal bitte in welcher stadt du wohnst damit sich, wenn es möglich ist eine gruppe die mit solch sachen erfahrungen hat oder irgendwie solidarisch sein will, bei dir melden kann. ansonsten viel glück und lass dich nicht vertreiben

Sozialkahlschlag öffentlich machen!

Andreas Arnold 18.03.2005 - 23:01
Ich finde es gut,daß du deinen fall hier geschildert hast.
Aber das reicht nach meiner meinung noch nicht aus.
Du solltest dich dagegen wehren und regionale und überregionale verbündete suchen.
Ich arbeite z.b.in sondershausen bei der initiative sozialprotest mit.
Wir haben eine sprechstunde eingerichtet,wo von sozialabbau betroffene
ihre situation schildern können und wir versuchen den leuten zu helfen.
Leider kamen bisher zu wenig menschen zu uns,die meisten finden sich mit ihrer situation alleine ab.
Dabei macht es manchmal sinn daß nur ein paar leute vor den ämtern protestieren,die regionalen und überregionalen medien informieren.
Die politiker mögen keinen öffentlichen wirbel,sie scheuen öffentlichkeit wie der teufel das weihwasser.
Informiere dich ,ob es in deiner region politisch aktive gibt,damit sie dich unterstützen.
Es gibt im internet die seite www.soziale-bewegung.de
dort sind viele regionale sozialbündnisse aufgelistet,vieleicht ist eins
in deiner nähe.
Nur wenn wir von den einzelnen betroffenen ihre probleme erfahren,können wir das thematisieren und öffentlich anprangern.
Nur gemeinsam sind wir stark.
mit solidarischen grüßen
andreas arnold,sondershausen

Rat und Hilfe

Anna Leon 19.03.2005 - 00:20
Guten Abend,

wende Dich bitte so schnell wie möglich an eine Erwerbsloseninitiative in deiner Gegend. Gibt es keine Initiative in deiner Gegend, kontaktiere über das Internet "www.tacheles-wuppertal.de" oder "www.bag-shi.de" . Dort findest du auch eine Telefonnummer für eine Erstberatung.

liebe Grüße

Anna Leon

Rechtsmittel einlegen

anonym 19.03.2005 - 12:50
Hallo!!!
Du hast ie Möglichkeit Dich juristisch gegen die Zwangsräumung zu wehren. Zwar ist es richtig, dass das Arbeitsamt nicht mehr die volle Miete übernehmen muss, aber es kann Dich nicht zwingen die Wohnung aufzugeben.
D. h. wie Du die fehlende Differenz zur vollen Miete bezahlst ist Deine Sache.
Lege auf jedenfall schriftlich Widerspruch gegen die Entscheidung des Arbeitsamtes ein. Wende Dich an eine Beratungsstelle für Arbeitslose. Die werden Dir weiterhelfen.
Auf jeden Fall ist es richtig sich gegen diese Massnahme zur Wehr zu setzen und dies auch öffentlich zu macvhen. Je mehr wir sind, desto besser.

Mietsenkung?

TomK32 19.03.2005 - 15:41
Hi,
Ich weiß ja nicht wie gut du dich mit deinem Vermieter verstehst, aber
vielleicht kannst du mit ihm ja um eine Mietsenkung reden. Wenn der Vermieter darauf besteht und du das Geld aufbringen kannst, dann könnte die Fehlsumme ja unter der Hand bezahlt werden.

Blödsinn

Felix 19.03.2005 - 21:22
Dich zwingt niemand!
Du kriegst dann, wenn du nicht umziehst halt kein Geld mehr, aber zwingen tut dich niemand.

noch nicht

is nich soo wichtig 19.03.2005 - 22:44
auch wenn das dich moralisch nicht befriedigen wird, aber sprich erst mal mit deinem Vermieter, lass dir einen Mietvertrag ausstellen, der genau passt, die 84€, wenn er darauf besteht, zahle ihm extra.
Und trotzdem, natürlich hast du recht, es ist eine riesengroße Sauerei.
Deshalb schreibst du hier, nimm trotzdem Kontakt auf, mit Anderen, die sich jeden Tag damit beschäftigen, damit du das Gefühl bekommst, nicht ganz hilflos dazustehn, du wirst noch dringend gebraucht mit deiner Wut.

Wo ich wohne

Bernd Birk 20.03.2005 - 11:10
@HelferInlein
Ich wohne in 45739 Oer-Erkenschwick
Kreis Recklinghuasen

Wohnort

Bernd Birk 20.03.2005 - 14:11
@HelferInlein
mein Wohnort ist 45739 Oer-Erkenschwick
im Kreis Recklinghausen.

Ich möchte einfach kein Mensch 2.Klasse sein

Bernd Birk 21.03.2005 - 10:18
An alle die mir Hilfe in Rechtsfragen anbieten wollen.
Laßt es. Es hat bei mir keinen Sinn.
Mein Protest richtet sich gegen die Gesellschaft, die so etwas zuläßt.
Die ehemaligen Freunde, die nicht auf die Straße gehen gegen die Ungerechtigkeit, die Verwandten, die Juppis, die nur an einer Spaltung interessiert sind, damit sie aus der Spaltung Profit herausziehen können.
Ich will mich nicht die letzten 20 Jahre herumstoßen lassen, weil ich keine Beziehungen habe, um einen Job zu bekommen, und dadurch arbeitslos bin und Mensch 2. Klasse. Er reicht ja schon arbeitslos zu sein. Aber die Anfeindungen in der Gesellschaft, von der Politik gezielt geschürt führen dazu, das wir Arbeitslose und deren Angehörige spießruten laufen müssen.
Diesem gilt es zu entziehen. Es ist einfach kein anderer Ausweg. Den einzigen Ausweg, den ich noch sehe ist, noch ein halbes Jahr auf der Montagsdemo mitzumarschieren, um Hartz4 zu kippen. Dannach sehe ich persönlich keine Perspektive für mich. Eine Regierung die Hartz4 und die Agenda 2010 durchsetzen kann, setzt auch noch Hartz5-10 durch und die Agenda 2020. Das bedeutet dann, ohne Geld arbeiten, in einem Container wohnen und unterschreiben, das man sich als Organspender mit 50 Jahren hergibt, damit man 10 Cent am Tag mehr bekommt.

Leute wehrt euch

Meliboia 21.03.2005 - 15:07
Ich habe den Eindruck, das sich viele mit ihrer meiserablen Situation abfinden und sich verkriechen. Es scheint mir das nur wenige sich trauen den Mund aufzumachen und einenoffenen Protest wagen. Den zu den Montagsdemos kommen nur wenig, aber es wird Zeit das sich die Leute mehr zutrauen und das allen betroffenen mehr Mut gemacht gemacht werden muß. Gemeinsam und solidrisch sind wir stark und können was bewegen. Es muß diese Isolation von den Betroffenen durchbrochen werden, die Menschen sind alle so träge, es gibt viele verärgerte aber sie reden nur alleine ihren Ärger heraus und das isoliert und geben so ihre Meinung kund. Aber sie tun nichts konkretes, man muß den Leuten Mut machen das sich kreativer Widerstand lohnt und aus der Fernsehisolation ausbrechen lassen.
Ich habe festgestellt das viele unzfrieden sind mit der Situation hier in diesen lande aaaaaber sie tun halt nichts aktives, es gibt also genug Potential für Widerstand. man muß die Leute mehr ermutigen alleine das Kreuzchen auf den Wahlzettel nichts verändern wird, denn die CDU/CSU wird gkeine nennenswerte andere Politik machen, wahrscheinlich noch neoliberaler. Also muß der persönliche außerparlamentarische Widerstand gefördert und aktiviert werden. Von den Parteien ist nichts mehr zu erwarten, die sind alle meist korrupt.

Beiträge die keine inhaltliche Ergänzung darstellen

Zeige die folgenden 6 Kommentare an

kurze kritik — hans wurst

Tacheles e.V. — mazze