Rathaus Kreuzberg besetzt

yorck59bleibt! 17.03.2005 16:14 Themen: Freiräume
Seit 15 Uhr wird das Rathaus Kreuzberg in der Yorckstrasse 4-11 von UnterstützerInnen der akut räumungsbedrohten Projekte Schwarzer Kanal und Yorck59 besetzt. Die BesetzerInnen verteilen folgende Erklärung:
Wir bleiben alle!
Yorck 59 bleibt! Schwarzer Kanal bleibt !
Keine Räumung nirgends –nie!

Wir sind die BewohnerInnen und FreundInnen des Hausprojektes Yorck 59 und des Wagenplatzes Schwarzer Kanal.
Wir sind heute hier, weil die Yorck59 in den nächsten Wochen akut räumungsbedroht ist und der Schwarze Kanal weiterhin gefährdet. Wir werden hier mit unseren Schlafsäcken, Essen, Musik, Kinderbelustigungen u.a. Programm solange bleiben, bis uns ein Räumungstopp von politischer Seite garantiert wird. Für morgen früh um 10Uhr haben wir hier zu einer Pressekonferenz eingeladen.

Die bestehenden Verträge des Wagenplatzes Schwarzer Kanal laufen aus. Die Klage gegen die Räumungsanordnung ist noch nicht endgültig entschieden. Doch weiterhin verhindert der Senat, dass die Verträge verlängert werden können.

In der Yorckstraße 59 gibt es einen neue Phase der Eskalation:
Am letzten Wochenende wurde unangekündigt das Wasser abgestellt und die Heizung ausgeschaltet; der Hausverwalter, Gregor Marweld, drohte mit dem sofortigen Beauftragung des Gerichtsvollziehers um das Räumungsurteil zu vollstrcken. Als Grund hierfür gibt er die "Beschmutzung" der Villen seiner Mutter Marianne Marweld, Miteigentümerin der Hausverwaltung BauPartner, mit Farbeiern an. Diese UnterstützerInnen-Aktion wendet sich dagegen, dass Menschen die wissentlich ein Hausprojekt kaufen, um es räumen zu lassen, mit unangenehmen Folgen zu rechen haben. In seinen üblichen Kurzschlußreaktionen nahm der Hausverwalter diese Aktion zum Anlaß, mal wieder an der Eskalationsschraube zu drehen: 2 Tage lang waren die BewohnerInnen ohne Heizung und Wasser.
Dazu können wir nur sagen, dass politische Projekte in der Stadt einen Freiraum darstellen, der vielen wichtig ist und den mehr Menschen nutzen und als nur die BewohnerInnen. Und natürlich gibt es dann auch solidarische Aktionen aus dem breiten Spektrum derer, die diesen Freiraum nicht tatenlos aufgeben wollen.


Wir sind hier um zu fordern:

sofortiger Räumungsstopp für die Yorckstrasse 59 !


Ernsthafte Bemühungen um Lösungen für das weitere Bestehen des Wagenplatzes Schwarzer Kanal an der Michaelkirchstrasse oder ein angemessenes(!) Ersatzgelände!

Keine Verdrängung aus der Innenstadt von einkommensschwachen Gruppen und Projekten alternativer Lebenskonzepte!

Wir fordern von den PolitikerInnen, dass sie Verantwortung übernehmen und ihre Einflußmöglichkeiten nutzen!

Was ist die Yorck 59:
Die Yorckstrasse 59 ist ein politisches Wohnprojekt, in dem 60 Menschen in 8 Wohngemeinschaften leben. Im Haus befinden sich außerdem Räume, die Platz für politische Initiativen bieten, wie die Antirassistische Initiative (ARI) und internationalistische Gruppen. Außerdem gibt es eine Veranstaltungsetage, in der unter anderem regelmäßig Essen zum Selbstkostenpreis erhältlich ist. Das Projekt besteht seit über 16 Jahren und ist in den Kiez integriert, was an den zahlreichen und gutbesuchten Veranstaltungen deutlich wird.
Im Januar 2004 wurde das Haus jedoch von Marc Walter, Mommsenstr.9, gekauft, obwohl es vorher Gespräche mit den BewohnerInnnen gab, in denen klar wurde, dass diese das Haus selbst kaufen wollen und sich keine Mieterhöhung leisten können.
Kurze Zeit später wurde eine Mieterhöhung von 100% gefortert. Mit Einsatz der neuen Hausverwaltung von Gregor Marweld, BauPartner, häuften sich Vorfälle wie durchgeschnittene Telefonkabel, aufgeschnittene Fahrradreifen, aufgebrochener Briefkasten, sabotierter Fahrstuhl... An Weihnachten ließ der Hausverwalter sogar in die Büro- und Veranstaltungsetage einbrechen und die Türen von innen zumauern.
Die Besitzer hielten es nicht für nötig, zum Runden Tisch zu kommen, der im Februar von der Bezirksbürgermeisterin organisiert wurde. Sie sperren sich ernsthaften Verhandlungen und "bieten" lediglich den Verkauf des Hauses mit der absurden Summe von 2,5 Mio Euro an. Der Räumungstitel gegen den ehemaligen Hausverein liegt nun vor und der zuständige Gerichtsvollzieher Luedtke interessiert sich nicht für die Untermietverträge der BewohnerInnen.
kontakt:  http://www.yorck59.net
 yorck59bleibt@gmx.net

Was ist der Schwarze Kanal:
Der Schwarze Kanal ist mit seinen 15 Jahren einer der ältesten Wagenplätze Berlins. Der Schwarze Kanal ist ein politisches Wohn- und Kulturprojekt, auf dem zur Zeit 20 Transgender, Frauen, Lesben wohnen. Regelmäßig finden dort unkommerzielle Veranstaltungen statt, wie zum Beispiel die Queevarietés.
Über ein Jahrzehnt lebten die BewohnerInnen an der Schillingbrücke direkt am Spreeufer. Doch dort wurde der Wagenplatz vertrieben. 2002 mußten die BewohnerInnen dem Neubau der Bundeszentrale von ver.di weichen. Nach langen Verhandlungen bekamen sie von der Baufirma Hochtief in der Nähe der Michaelkirchbrücke einen Ersatzplatz. Doch hier läuft der Nutzungsvertrag für das Gelände bald aus. Die Eigentümer sehen sich bisher nicht in der Lage, den Vertrag zu verlängern, da sie vom Senat unter Druck gesetzt werden, InvestorInnen im Rahmen des Bebauungsprojekts Media Spree zu finden. Dem immensen Leerstand zum Trotz sollen hier großflächig entlang der Spree weitere Bürogebäude für Investoren der Medienbranche entstehen.
Außerdem erwirkten die NachbarInnen des Wagenplatzes (die Office-Grundstücks-verwaltungs-Gmbh) einen Räumungsbescheid, weil sie "Verslumung" und eine "Wertminderung ihrer Immobilie" befürchten, wogegen der Wagenplatz nun klagt.
Es geht jedoch vor allem um politische Entscheidungen.
Kontakt:  schwarzer-kanal@web.de


Deutlich wird an beiden Beispielen, dass die gewachsenen Strukturen, Subkultur und alternative Lebensweisen keinen Wert zu haben scheinen im Angesicht von großangelegten Bebauungsprojekten oder privaten Investoren.
Beispiele dafür sind weitere Projekte, die gerade um ihren Erhalt kämpfen müssen, wie die Offene Uni Berlins, die Häuser im Waldekiez oder die Brunnenstrasse 183.
Einkommensschwache Gruppen werden gerade aus der Innenstadt vertrieben, in Gebiete der Stadt abgedrängt, die noch keine "Aufwertung" durch Sanierung, danach anstehender Mietpreiserhöhung und Neuansiedlung von noblen Einzelhandels- und Freizeitstrukturen erfahren haben.
Umstrukturierung wird das genannt. Furchtbar häßliche Umstrukturierung.


WEG MIT DER UGLY STADTUMSTRUKTURIERUNG!

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 http://www.yorck59.net
 https://www.squat.net/pirat/site/index.php
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Ergänzungen

Neue Phase der Eskalation

Friesenstraße 16 bleibt !!!!! 17.03.2005 - 17:18
Am letzten Wochenende wurde unangekündigt das Wasser abgestellt und die Heizung ausgeschaltet; der Hausverwalter, Gregor Marweld, drohte mit dem sofortigen Beauftragung des Gerichtsvollziehers um das Räumungsurteil zu vollstrcken. Als Grund hierfür gibt er die „Beschmutzung“ der Villen seiner Mutter Marianne Marweld, Miteigentümerin der Hausverwaltung BauPartner, mit Farbeiern an. Diese UnterstützerInnen-Aktion wendet sich dagegen, dass Menschen die wissentlich ein Hausprojekt kaufen, um es räumen zu lassen, mit unangenehmen Folgen zu rechen haben. In seinen üblichen Kurzschlußreaktionen nahm der Hausverwalter diese Aktion zum Anlaß, mal wieder an der Eskalationsschraube zu drehen: 2 Tage lang waren die BewohnerInnen ohne Heizung und Wasser.
Dazu können wir nur sagen, dass politische Projekte in der Stadt einen Freiraum darstellen, der vielen wichtig ist und den mehr Menschen nutzen und als nur die BewohnerInnen. Und natürlich gibt es dann auch solidarische Aktionen aus dem breiten Spektrum derer, die diesen Freiraum nicht tatenlos aufgeben wollen.

Für den Erhalt der Yorck 59 und der Friesenstraße 16!!!

AKTUELLER STAND

- 17.03.2005 - 18:44
Zur Zeit (18.45h) befinden sich ca. 50 Leute in bzw. vor dem Rathaus.
UnterstützerInnen können noch vorbeikommen und sind auch dringend wilkommen!

Kommt alle!

besetzer 17.03.2005 - 19:12
Also es lohnt sich auf jeden Fall vorbei zu kommen.
Zwar sind Bullen auch da (ca. 5 Wannen), aber alles friedlich!

Wie siehts vor Ort aus?

Berlinerin 17.03.2005 - 21:36
Lohnt es sich noch vorbei zu kommen? Bitte um aktuelle Infos.
Yorck59, Schwarzer Kanal und OUBs verteidigen!

BeVöKü !

Essen 17.03.2005 - 21:46
Wie aus gesichterter Quelle zu erfahren war, gibt es vor Ort inzwischen auch eine BeVöKü!

Stimmung ist super, die Leute bleiben drinne!

sympathisant 17.03.2005 - 22:05
Die Leute bleiben drin, morgen um 10 Uhr findet im Rathaus eine Pressekonferenz statt. Die Stimmung ist sehr gut. Vor kurzem kam das Essen, gerade wird die Fenster-Seite zwecks Glotzen von Videofilmen als Leinwand präpariert.
Innensenator Körting und Bezirksbürgermeisterin Reinauer waren um 20 Uhr da, im Plenarsaal wurde geredet. Besonders spektakuläre Ergebnisse dieses Gesprächs sind mir nicht bekannt.
Die Leute freuen sich, wenn ihr vorbei kommt. Es könnte sein, dass die Besetzung (zumindest heute Nacht) geduldet wird. Aber sicher ist das bekanntlich nicht.

news

- 18.03.2005 - 05:51
Also: Die Besetzung wird auf jeden Fall bis zur Pressekonferenz (heute früh 10.00h) geduldet! Es sind noch ca. 25 Leute da. Sämmtliche Bullen sind abgezogen und es gibt die Möglichkeit für die BesetzerInne die Türen auf und zu zuschließen. Es lohnt immer noch zu kommen!!!

Einladung zur Pressekonferenz (11 Uhr)

Yorck59+Schwarzer Kanal 18.03.2005 - 07:32
Einladung zur Pressekonferenz 18.3.05, 11 Uhr im Rathaus Kreuzberg,
Yorckstr. 4-11
(Achtung Terminänderung: eine Stunde später als im gestrigen Fax
angekündigt!)

Besetzung des Rathauses Kreuzberg dauert an – Innensenator Körting spricht
mit den BesetzerInnen aus dem Hausprojekt Yorck59, von der Wagenburg
„Schwarzer Kanal“ und deren UnterstützerInnen.

Am Donnerstag Nachmittag 15 Uhr besetzten über 100 Personen das Rathaus, um einen sofortigen Räumungsstop für die bedrohten Projekte zu erwirken.
Informationsstände wurden aufgebaut, es gab Verpflegung, Musik,
Kinderprogramm und Gespräche mit dem anwesenden Publikum des Bezirksamtes.
Die Fassade des Rathauses wurde mit Transparenten behängt. In einem Gespräch mit Bezirksbürgermeisterin Reinauer und Bausstadtrat Schulz forderten die BesetzerInnen ein persönliches Erscheinen von Innensenator Körting und VertreterInnen des Berliner Abgeordnetenhauses. Gegen 19 Uhr erschien der Innensenator in Begleitung von Cornelia Reinauer und im Sitzungssaal der BVV fand ein einstündiges Gespräch über die Möglichkeiten einer politischen Lösung zum Erhalt des Hausprojektes Yorck59 statt. Körting versprach, sich persönlich mit dem Hauseigentümer Marc Walter in Verbindung zu setzten, um dem Angebot des Liegenschaftsfonds, Walter ein Ersatzobjekt anzubieten, Nachdruck zu verleihen. Er gab weiterhin zu erkennen, dass er ein zeitlich begrenztes Räumungsmoratorium für möglich hält, um eine friedliche Lösung des Konflikts zu erreichen, da auch er kein Interesse an einer weiteren Eskalation hätte. Er sicherte zu, in der kommenden Woche in diesem Sinne für ein weiteres Gespräch mit den BewohnerInnen und Initiativen der Yorck59 zur Verfügung zu stehen.
Im Anschluss an das Gespräch mit Innensenator Körting handelten die
BesetzerInnen mit der Bezirksbürgermeisterin aus, bis zur Pressekonferenz am Freitag morgen die Besetzung des Rathauses aufrecht zu erhalten. Mehrere Mitglieder des Berliner Abgeordnetenhauses besuchten im Laufe des Abends die besetzten Räumlichkeiten und erörterten mit den BesetzerInnen die zugespitzte Situation. Sie versicherten, eine Lösung des Konfliktes auf Senatsebene anzustreben.

Die BewohnerInnen und Initiativen der Yorck 59

Kontakt: 0177 7327227

Infos?

Ungeduldiger 18.03.2005 - 15:30
Ich hoffe es kommt noch was zum Verlauf der Pressekonferenz. Sind noch Leute im Rathaus?

Die Pressekonferenz

[pp] 18.03.2005 - 15:59
Die Pressekonferenz hatte etwa um 11.00 Uhr angefangen. Im Sitzungssaal der BVV waren 5-6 Leute aus der Yorck und anderen Projekten vorne und etwa 30-40 UnterstützerInnen und Presse im Saal. Die Pressekonferenz wurde von 10.00 auf 11.00 Uhr verlegt, da die Bürgermeisterin Reinauer vorher noch auf eine andere Pressekonferenz musste (zum Thema Strassenfest am 1. Mai in Kreuzberg). Reinauer wollte pünktlich da sein, kam aber erst gegen Ende der Pressekonferenz ins Bezirksamt.

Es gab die bekannten Infos über die Geschichte des Wohnprojektes Yorck 59, über den Stress mit den neuen Eigentümern und die Versuche, dagegen etwas zu machen. Für gut informierte UnterstützerInnen nichts Neues. BewohnerInnen der Yorck 59 und Reinauer standen am Ende noch für Gespräche zur Verfügung.

Es wurde wohl auch zugesagt, nach der Pressekonferenz die Besetzung des Bezirksamtes erst mal abzubrechen und die Verhandlungen am nächsten Mittwoch (zwischen Bezirk/Senat und Hauseigentümer) abzuwarten. Eine mögliche Lösung, für die sich Bürgermeisterin Reinauer und Innensenator Körting wohl einsetzen wollen, ist ein Angebot an Walter/Marweld, sich ein Ersatzobjekt aus dem Liegenschaftsfond des Landes Berlin auszusuchen. Ob der Eigentümer darauf eingeht, ist bisher noch nicht klar.

Beiträge die keine inhaltliche Ergänzung darstellen

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Hä?

Hamburger 17.03.2005 - 16:28
"Diese UnterstützerInnen-Aktion wendet sich dagegen, dass Menschen die wissentlich ein Hausprojekt kaufen, um es räumen zu lassen, mit unangenehmen Folgen zu rechen haben." Wogegen denn nun? Gegen die unangenehmen Fogen? Gegen Euch selber? Vielleicht vor Veröffentlichung mal lesen.

Trotzdem viel Glück aus Hamburg!

bitte spam löschen

f 16 17.03.2005 - 17:35
Die ersten 3 Beiträge sind Spam, bitte löschen.

HallO

IndypunK 17.03.2005 - 17:52
Gibts was noies? Find die Action super! Macht weiter so!


Wenn ihr wAs noies wisst schreibt das HIER rein.

newswire

- 17.03.2005 - 18:14
wieso kommt das nicht in den NEWSWIRE???
hat mehr verdient als open-posting

motz doch nich rum

du newswire spinner 17.03.2005 - 18:33
Die haben doch schon die Rechtschreibung korrigiert, reicht das nicht? du Depp?

Super Aktion!

(muss ausgefüllt werden) 17.03.2005 - 19:23
Weiter so! Haltet statt und kämpft weiter!