8.März Frankfurt/Main

09.03.2005 Magdeburg, News Volksstimme (Tageszeitung):
Fraueninitiativen machten am 8. März in der Innenstadt mobil/ Ein Wunsch:
„Gleiche Gehälter für Ost- und Westfrauen, für Frauen und Männer“


Frauen verdienen oft weniger, haben häufig die Doppelbelastung von Familie und Beruf und werden Opfer von Menschenhandel und Zwangsprostitution. Mehrere Magdeburger Fraueninitiativen nahmen gestern den Weltfrauentag zum Anlass, dieser Realität etwas entgegenzusetzen – Protest.

Altstadt. „Wir werden uns die Wünsche der Frauen durchlesen. Ob wir alle realisieren können, wissen wir nicht – aber wir werden uns bemühen“, sagte Bürgermeister Bernhard Czogalla. Gestern Nachmittag schnitt er vom „Wunschbaum“ der Fraueninitiative Magdeburg über hundert Zettel ab, auf denen Frauen im Laufe des Tages ihre Wünsche an die Politik aufgeschrieben hatten. „Einige können bestimmt von der Kommunalpolitik erfüllt werden“, sagte Czogalla.

Anlass war der Weltfrauentag. Sechs – überwiegend ehrenamtliche – Mitarbeiterinnen der Initiative standen gut fünf Stunden im eiskalten Wind an der Ecke Breiter Weg/ Ernst-Reuter-Allee und boten Wunschzettel an. „Eine Frau hatte von unserer Aktion in der Zeitung gelesen und ist extra deswegen hergekommen“, erzählt Birgitta Wildenauer. „Doch dann war ihr Mann dabei, und sie hat sich nicht getraut.“

Viele Frauen wünschen sich gleiche Bezahlung im Job, eine gleichberechtigte Familienpolitik, weniger Diskriminierung. „Ich wünsche mir mehr Anerkennung von den Männern für unsere Arbeit, auch, aber nicht nur für die im Haushalt“, sagt Eveline Kühn (44). „Ich habe es schon erlebt, dass meine Arbeit nicht so geschätzt wurde.“ So wie von ihr hat Gabriele Winterfeld vom Bundesfrauenverband „Courage“ überwiegend positive Reaktionen bekommen. „Wir erwarten nicht, dass alles erfüllt wird“, sagt sie. „Aber einen gewissen Einfluss auf die Kommunalpolitik sollte es schon haben. Politiker müssen wissen, was die Frauen, zum Beispiel in puncto Arbeitslosigkeit, bewegt.“

Gegen 17 Uhr versammeln sich an der Ecke zum Alten Markt rund 40 Schüler und Studenten mit Plakaten - überwiegend Frauen. Sie starten zu einem von der Frauengruppe „fightsexism“ initiierten Umzug durch die Innenstadt. Mit dabei: Die Jugendtheatergruppe „Kammerjäger“. „Wir wollen als Stereotype den Umzug begleiten“, sagt Marlene Grauer. Ihre Rolle: eine arbeitslose Frau, die jetzt kleine Mädchen aus Polen verkauft. „Ich habe früher auch gedacht, dass wir gleichberechtigt sind“, sagt sie. „Aber wenn man genauer hinguckt, merkt man, dass man was tun muss.“ Sie findet es „scheiße“, dass Frauen sich auch noch untereinander fertig machen.

Als der Frauenumzug den Erotic-Shop an der Otto-von-Guericke-Straße passiert, kommt es zu einem Zwischenfall: Einzelne Aktivistinnen beschädigen dessen Eingangsbereich. Die Polizei muss einschreiten.
Von Heide Fuhljahn (VS)






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