Knallt es in Kosova/Kosovo ?

Max Brym 08.03.2005 20:42 Themen: Weltweit
Zusätzliche Bundeswehrsoldaten nach Kosova verlegt. Ramush Haradinaj stellt sich dem UN-Tribunal in Den Haag

Erstveröffentlichung
Knallt es in Kosova/Kosovo ?

Die NATO-geführten „Schutztruppen“ in Kosova wurden in höchste Alarmbereitschaft versetzt. Am 7. März wurden 500 zusätzliche britische Soldaten in der Region stationiert. Anfang letzter Woche waren bereits 600 Bundeswehrsoldaten in das Gebiet gekommen, um die Truppen des NATO- Kontingents zu verstärken. Damit befinden sich über 19.000 Soldaten in Kosova. Die Bundeswehr stellt mit 6.000 Mann das stärkste Kontingent. Die Alarmbereitschaft wurde am 8. März offiziell von der UNMIK-Verwaltung bekannt gegeben. In den Kasernen ist die Stimmung gespannt und erregt. Jeder fragt sich, ob es in Kosova knallt. Mit schweren Unruhen wird allgemein gerechnet.

Was ist passiert?

Nach einer Anklage des Tribunals der Vereinten Nationen in Den Haag will sich der kosovarische Ministerpräsident Ramush Haradinaj dem Gericht stellen. Der populäre Ex-UCK-Kommandeur trat inzwischen von seinem Amt zurück. „Ich habe die Anklage des UNO-Kriegsverbrechertribunals in Den Haag erhalten“, begründete Haradinaj seinen Schritt heute von Journalisten in Pristhina. Morgen am 9. März werde er nach Den Haag reisen, kündigte der 36-järige an. Der Ex-Kommandeur der Kosova-Befreiungs-Armee (UCK) hatte sein Amt erst im Dezember angetreten. Das UNO-Tribunal wirft Haradinaj Kriegsverbrechen in Kosova vor. Eine Sprecherin des Tribunals in Den Haag verweigerte am 8. März jegliche Stellungnahme zu dem Vorgang. Die Mehrheit der Albaner ist aufs äußerste gereizt und zur Stunde finden fliegende Kundgebungen in Pristhina und in vielen Städten Kosovas statt. Dabei werden Parolen gerufen wie: „UNMIK – ARMIK (=Feind)“ und „UCK, UCK“. Die Polizei hält sich bis dato zurück. Generell wird in den nächsten Tagen mit Großdemonstrationen und Streiks gerechnet. Die NATO geht offensichtlich von der Möglichkeit aus, dass es zu bewaffneten Auseinandersetzungen kommt. Letzteres ist eher unwahrscheinlich, dennoch sitzt NATO auf einem Pulverfaß. Das UN-Tribunal in Den Haag wird von der albanischen Öffentlichkeit abgelehnt, da es nach deren Meinung die Tendenz habe, den „albanischen Befreiungskampf mit dem verbrecherischen Milosevic-Regime“ gleichzusetzen. In dem Gebiet existiert extreme Armut sowie ein absolutes ökonomisches Desaster, für das die UNMIK-Verwaltung verantwortlich gemacht wird. Die nächsten Tage könnten spannend werden.

Max Brym
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Ergänzungen