Opernball und Auseinandersetzungen

antifa 27.02.2005 12:17
Am Samstag den 26.02. demonstrierten insgesamt knapp 400 Menschen unter dem Motto "Gegen Sozialabbau und Standortnationalismus: Kapitalismus abschaffen - Luxus für ALLE!" gegen den Opernball in Frankfurt/Main. Aufgerufen hatten mehrere linke und antifaschistische Gruppen. Zu den Besucher des Balls gehörten in diesem Jahr unter anderem der Bundesfinanzminister Hans Eichel und der hessische Ministerpräsident Roland Koch.
Lars Mertens, Sprecher der autonomen antifa [f], erklärt: "Während die Lebensverhältnisse für die Schwächsten der Gesellschaft mit Studiengebühren und Hatz 4 zunehmend verschärft werden, feiert die sogenannte Elite dieses Landes ein "positives Lebensgefühl" und fordert alle dazu auf den Gürtel für den "unseren" Standort enger zu schnallen. Das ist der zynische aber folgerichtige Ausdruck der kapitalistischen Gesellschaft, die es zu verändern gilt."
Die Demonstranten zogen unter Parolen wie "No Justice - No Peace", "Alles für ALLE - und zwar umsonst", "Luxus für ALLe - sonst gibts Krawalle" vom frankfurter Haubtbahnhof über die Hauptwache zur alten Oper.
In Redebeiträgen wurden unter anderem der Standortnationalismus der etablierten Parteien und Gewerkschaften scharf kritisiert und zu Protesten gegen die "reaktionäre Entwicklung" dieser Gesellschaft aufgerufen. Der antifa Sprecher weiter: "Wenn die Produktivität dieser Gesellschaft u.a. durch den technischen Fortschritt zunimmt, sich dadurch jedoch die Lebensverhältnisse der Menschen verschlechtern ist das ein Widerspruch der sich innerhalb des Kapitalismus nicht auflösen lässt."

Als die Demonstranten an der Oper ankammen hinderte die Polizei diese mit körperlicher Gewalt und dem Einsatz von Schlagstöcken daran, sich in die Oper ans Buffet zu begeben. Daraufhin versuchten einige Demnonstranten die Zufahrtstrassen zur Alten Oper zu blockieren. Die Polizei reagierte u.a. mit dem Einsatz von Pferden, dem Auffahren von 2 Wasserwerfern und nahm mindestens 8 Menschen teilweise mit brutaler Gewalt in Gewahrsahm.
Im Anschluss daran wurden u.a. bei Banken die Scheiben eingeworfen, Leuchtrakten verschossen und aus Bauzäunen kleinere Barrikaden errichtet. Auch einige Fahrzeuge der Polizei und von betuchten Opernball- Besuchern wurden lediert. Zu weiteren Auseinandersetzungen kam es als einige übermütige Ballgäste unbedingt durch die Masse der Demonstranten in die Opern gehen wollten. Zumindestens für diese dürfte sich die selbstzufriedene Ankündigung des Ballveranstalters, dass immer wenn es eine Demo gebe der Ball besonders schön sei, wohl nicht bewahrheitet haben.
Mertens kommentierte: "Die Auseinandersetzungen zeigen, dass es offensichtlich Menschen gibt, die nicht mehr bereit sind die reaktionäre Entwicklung dieser Gesellschaft einfach hinzunehmen. Kapitalismus ist kein Naturgesetz." Und im Bezug auf die Festnahmen erklärte er: "Wir fordern natürlich die sofortige Einstellung aller Verfahren. Die Festnahmen waren vollkommen willkürlich. Es kann nicht sein, dass die Polizei - nur weil die Situation unübersichtlich ist -einfach irgendwelche Leute festnimmt."

Der Specher der antifa [f] bezeichnete die Proteste gegen den Opernball als Erfolg: "Sicherlich ist die Anzahl der Demonstranten kein Grund für überschäumenden Optimismus, aber es ist gelungen dieses symbolische Spektakel zu stören und einigen Mitgliedern der gesellschaftlichen "Elite" den Abend zu versauen."
Angesichts der Verschärfung der gesellschaftlichen Verhältnisse sei es unerlässlich selbst aktiv zu werden. Positiv hob er hervor, dass es gelungen sei ein linksradikales Vorbereitungsbündnis zu initieren. "Darauf sollten wir in Zukunft aufbauen. Antifaschismus heißt nach Oben treten."

Unter www.opernball.ainfos.de sind ein Aufruf zur Demo und einige Aktionen im Vorfeld des Opernballs zu sehen.
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Ergänzungen

Rede auf der Anti-Opernball-Demo

Libertad!-Frankfurt 27.02.2005 - 13:14
Hier ist die Rede von Libertad!-Frankfurt zu lesen, die auf den Kundgebungen der Demo vorgetragen wurde: Der Tanz auf dem Vulkan