Wagenbewohner in Freiburg

FREIdenkender und LEBENder 25.02.2005 09:52 Themen: Freiräume
Unsere derzeitige Situation als Wagenbewohner in FRE(E)IBURG
Problematik:
Seit über 10 Jahren leben Wagenbewohner in Freiburg ohne einen festen Stellplatz.
Bemühungen um eine Wagenplatz auf städtischem Gelände, wurden durch den Gemeinderatsbeschluss von 1997, keine weiteren Wagenplätze neben dem Standort am Eselswinkel zuzulassen, verhindert. Versuche, privat eine Lösung zu finden, scheiterte an zu hohen Preisen und/oder an den Befürchtungen der Grundbesitzer und Eigner vor behördlichen Konsequenzen aufgrund der unsicheren Rechtslage.

Unsere Gruppe:
Derzeit befindet sich der Großteil der Freiburger Wägler an der Basler Landstrasse, am Ortseingang von St. Georgen.
Unsere Gruppe besteht aus ca. 40 Leuten im Alter zwischen 18 und 40 Jahren.

Unsere Bewehgründe zur Wahl dieser Lebensform:
Unsere Motivation für diese Lebensform basiert auf den Willen einer freien Lebensgestaltung und resultiert nicht aus einer sozialen Not heraus, (wie von vielen vieleicht angenommen).
Neben ökologischen Gesichtspunkten wie einer geringen Bodenversieglung, geringem Wasser- und Stromverbrauch und ökologischem oder resyceltem Baummaterial zählt für uns als Gründe für ein Leben im Wagen das flexible Zusammenleben in einer Gemeinschaft, ohne von einer gemeinsamen Wohnung oder einem Haus abhängig zu sein. Das Bewahren einer größtmöglichen Individualitä und Unabhängigkeit, bei gleichzeitigem gemeinschaftlichen Lebens, ist ein zentrales Anliegen. Zudem kann der Wohn- und Lebensraum (das Innen und Außen) einfach und individuell selbst gestaltet werden. Wagenleben ist für uns auch ein Ausdruck von Kritik an zu hohen Mieten, Wohnungsnot und Ausbeutung und sichert uns eine geringe Abhängigkeit von Erwerbsarbeit durch Verringerung der Lebenserhaltungskosten (Miete, Wasser, Strom, etc.)

Vorhergegangene Gespräche mit Stadt und Polizei:
In den vergangenen Jahren kam es mehrmals zu Gesprächen zwische Vertretern des Ordnungsamtes, der Polizei und unserer Gruppe, die schließlich zu einer Duldung auf dem derzeitigen Standort führten. Seit Anfang diesen Jahres steht jedoch fest, das diese Duldung zum März diesen Jahres aufgehoben wird.
Einstige Ausweichmöglichkeiten aus Sicht des Ordnungsamtes wäre der Eselswinkel. Dieser wir aber seit jeher von unserer Gruppe auf Grund des dort vorherrschenden Platzmangels und den dort gegebenen Rahmenbedingungen verhement abgelehnt.

Abgesehen davon, das wir es für uns als unmöglich ansehen, die zwei durchaus unterschiedlichen Gruppen auf dem Platz zusammenzuführen, verweigern wir uns der dort herrschenden Vormundschaft der Stadt.
Durch die Parzelierung geht sämtliche räumliche Gestaltungsfreiheit verloren, spontaner Besuch ist nicht möglich. In keinem anderen Wohnverhältnis findet eine derarte Kontrolle und Überregelung statt, wie auf diesem "STÄDTISCHEN PLATZ".
Dies scheint uns ein Ausdruck der Unsicherheit und der Angst im Umgang mit scheinbar Andersartigen zu sein.

Dabei ist die Stadt Freiburg als weltoffene und tolerante Stadt bekannt. Die Integrationsfähigkeit kann eine spezifische Freiburger Qualität sein die es zu fordern und fördern gilt.
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Ergänzungen

woher bekommt ihr strom und wasser?

aus interesse 25.02.2005 - 17:35
oder braucht ihr keinen strom und reicht eine regentonne?

Soziale Not

mgx 25.02.2005 - 18:15
Ich wohne selbst im Wagen, und jetzt im Winter hat das durchaus den Grund, dass ich keine Kohle habe, um eine Mietwohung zu bezahlen. Vielleicht mag der Begriff "Not" übertrieben sein, aber in die Richtung geht die Problematik teilweise ja schon. Das ist ja auch eurer Selbstdarstellung zu entnehmen:

"Wagenleben ist für uns auch ein Ausdruck von Kritik an zu hohen Mieten, Wohnungsnot und Ausbeutung und sichert uns eine geringe Abhängigkeit von Erwerbsarbeit durch Verringerung der Lebenserhaltungskosten (Miete, Wasser, Strom, etc.)"

Wasser kann mensch übrigens in Kanistern auf dem Fahrradanhänger bei einer öffentlichen Toilette holen, Strom ist nicht so dringend nötig.

für den Interessierten

FREIdenkender und LEBENder 25.02.2005 - 18:29
vom Agregat und aus dem Wasserhahn

für Anakin

Malcom 25.02.2005 - 18:45
sorry da hast DU was verkehrt verstanden. Es ist nicht so das wir uns untereinander nicht mögen, es ist auf den Platz einfach kein Platz mehr. Und eins steht fest wir lassen uns nicht wie in einem Getto zusammenferchen. Und danke für die Bezeichnung ZIGEUNERSIPPE, das spricht dafür das DU auch gar nichts von Nichts verstehst.

sdf

sdf 25.02.2005 - 19:00
Hmm is definitiv scheiße, wenn ihr keinen platz kriegt,aber is ja leider klar, dass ne stadt immer was dagegen hat, wenn leutz "unabhängig" wohnen wollen(unabhängig in "s, weil sowas fast unmöglich is...egal, anderes thema), da kriegt die ja keinen fuß rein, um alles schön zu überwachen.
Ach ja:
"Dabei ist die Stadt Freiburg als weltoffene und tolerante Stadt bekannt."
-naja das sind auch städte wie hamburg oder berlin....stimmt ja aber bekanntermaßen auch nich=(.

"Die Integrationsfähigkeit kann eine spezifische Freiburger Qualität sein die es zu fordern und fördern gilt."
-?!Rall ich nich, städtefaschismus oder wie? Hoff ich versteh den Satz falsch....


@anakin:...denk erstma bevor du redest, Zigeunersippe isn bissl feindlich gesinnt oder?!. Außerdem keine ahnung, is doch egal, was für probleme zwischen den wagenplatzen herrscht(wenn da eine is[will ich ja jetz nich in den raum stellen]), nur weil die leutz alle im wagen wohnen heißt doch das nich, dass die menschen die im wagen wohnen alle gleich sind und sich deshalbe auch immer mögen müssen, scheiß alle-über-einen-kamm-scheren(<-und scheiß rechtschreibe..=) ).

für free radical

Malcom 25.02.2005 - 19:19
...danke für dein Angebot zu helfen.

zur Zeit bräuchten WIR ein Grundstück zur Pacht oder Miete oder Geldspenden ( ...auch Kleinstbeträge) für die Strafgelder in Prozessen oder für Portokosten, Rechtsanwaltkosten etc., oder auch einfach nur mehr solche Leute wie DICH die so denken. Danke für deinen Beitrag !!!

Sparkasse Freiburg
BLZ 680 501 01
Kontonummer 0012230435


Kleine Sprachpolitische Belehrung

wer 25.02.2005 - 20:18
Zigeuner klingt doch sehr nach "ziehende Gauner". Dazu schreibt ein Bulle aus Kehl:

 http://www.zigeuner.de/01_geschichte_deutsche.htm

Anakin: LOESCHEN

sprachwaechterrat 26.02.2005 - 01:01
ZIGEUNERSIPPE: das ist ein fascho wort und es sollte somit von diesen seiten verschwinden.
darueber hinaus sehe ich loesungen der wagenplatzproblematik in privaten initiativen: land kaufen oder pachten ... . was dann darauf stattfindet kann die behoerden zwar immer noch interessieren, aber es sind dann doch schon engere grenzen fuer administrative willkuer gesetzt.

So einfach ist es nicht

Anwohnerin aus Haslach 28.02.2005 - 08:36
Leider nicht so einfach wie hier dargestellt. Als Anwohnerin im Stadtteil Haslach muss ich jeden Tag an Eurer Wagenburg vorbei zu Fuß (am Sportplatz vorbei) in die Stadt.
Dabei habe ich jedesmal Angst vor den vielen freilaufenden Hunden und der überall auf den Gehwegen herumliegende Müll und die Scherben sind auch nicht gerade erfreulich und für die Fahrradfahrer auch noch gefährlich. So wie ihr das betreibt, ist eure Lebensform nicht alternativ sondern leider nur rücksichtslos.

Es geht immer weiter...

Autonom@ntifA 02.03.2005 - 15:26

wie geht´s weiter?

zappel 27.03.2005 - 13:08
ich wohne jetzt etwa 8 jahre im wagen. ärger hatte ich eigentlich immer nur auf den ämtern. bei jedem arbeitgeber hatte ich probleme die lohnsteuerkarte vorzulegen oder der perso war abgelaufen oder so. als meine tochter ende 03 zur welt kam, habe ich eine wohnung gesucht, damit ich mit der festen adresse alle gelder problemlos beantragen kann. Naja die wohnung ist im schönen gecleanten rieselfeld, die miete zahlt das stützeamt. mich interessiert eigentlich nur der briefkasten, der internet-anschluss und der wasserhahn. manchmal bin ich mehrere monate weg. schade um die 500,- euro miete. seit ostern bin ich jetzt auch wieder vogelfrei. ich hatte bis vor kurzem einen stellplatz auf einem campingplatz. mit sanitären anlagen ist das leben auch mit kind viel leichter. der besitzer hat mir zum 01.04 gekündigt. bin eigentlich sehr zufrieden jetzt und freue mich auf den sommer. das die schattenparker einen selbstbestimmten platz wollen kann ich gut verstehen bin ja gerade erst der kontrolle des campingplatzes entronnen

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