Goiania/Brasilien: Augenzeugenbericht der Räumung Teil 2

does it really matter? 20.02.2005 19:52 Themen: Repression Soziale Kämpfe Weltweit
Augenzeugenbericht Teil 2 - Goiania/Brasilien
Sinngemäße Übersetzung (Original von Brad Will/ IMC NYC)
Das Original ist im Telegramstil geschrieben, daher nicht über die stichpunktartige Form wundern.
( Original unter: http://nyc.indymedia.org/newswire/display/142053/index.php )
Bericht vom besetzten Landstrich in Goiania, in der Mitte von Brasilien.
Am 16. Februar wurde in Goiania mit Hilfe von 2.500 Polizisten ein Stück Land geräumt das seit9 Monaten von hunderten von Familien auf der Suche nach einem Platz zum Leben besetzt wurde.
Bei der Räumung wurden mehrere Menschen getötet, 800 festgenommen und es gab viele Verletzte.Vor Ort waren 2 Freiwillige von Indymedia. Hier Teil 2 seines Berichts zu den Vorkommnissen.
Ok, hier ist die Fortsetzung der Geschichte -- es ist ein wenig veraltet, über die größeren Entwicklungenwerde ich bald mehr schreiben

Bitte kontaktiert die lokalen Konsulate und insbesondere die Bezirksregierung von Goias um das Massaker zuverurteilen -- Kontaktinformationen im Feature -- viele Fotos auf der brasilianischen Indymedi-Webseite

Massaker in Brasilien - Teil 2

Die Morgendämmerung kam ruhig -- es war der stillste Tagesanbruch den ich im Camp bis dahin beobachtet hatte-- so wunderschön mit dem kalten tiefen Sonnenlicht -- dann ging der Alarm los -- ich konnte sehen das nichtsofort etwas passierte -- die Menschen erschienen langsam von allen Seiten und versammelten sich um einAuto mit Soundsystem für die letzten Nachrichten -- es war klar und einfach -- 30 LKWs voll mit Militärpolizei waren auf dem Weg zu uns

Die ganze Zeit tönten die Sirenen weiter -- immer mehr Leute kamen zu den Barrikaden -- viele rannten zu ihren Freunden um sie zu imformieren -- was für eine gemischte Gruppe, alte und junge Menschen unterschiedlicher Hautfarbe mit Kindern auf dem Arm und kleinen Hunden die wie wild durch die Gegend rannten

Überraschenderweise gab es weniger Panik als in der Nacht zuvor -- die Barrikaden wurden verstärkt, aber es war noch mehr zu tun -- es gab ein kurzes Interview mit der Mainstreampresse zu den Polizeiaktivitäten--- der Verkehr außerhalb des Camps war gestoppt -- alle Straßen die aus dem Camp führten, waren blockiert --ich hatte keine Ahnung was nun passierte, aber ich hoffte das es einen Fluchtweg gab -- in der Entfernung konnte ich sehen wie die Militärpolizei aus den LKWs stieg -- sie waren wie Soldaten gekleidet, mit grünerund schwarzer Tarnfarbe -- ich fotographierte eine Reihe von Frauen mit Kindern im Arm, die sich vor der Barrikade aufgestellt hatten und beteten und weinten

 

Bald waren rund 100 Mann, aufgeteilt in 3 Gruppen, aufgestellt -- ich begann zu realisieren wie aussichtloses für uns war -- es gab ein Aufruf an alle Menschen zu den Barrikaden zu gehen -- eine große Gruppe vonfriedlichen Pilgern waren dort versammelt -- Jung und Alt hielten ihre Hände in die Luft -- die Verteidigungskämpfer waren verschwunden -- das Militär began nun in Schildkrötenformation langsam vorzurücken-- ich sah niemanden ein Stein werfen -- plötzlich gab es hinter mir eine Explosion -- es war eineSchockgranate -- ich kauerte mich an den Rand einer Mauer und war total verwirrt, wie es sein konnte das es hinter mir diese Explosion gab, obwohl ich die ganze Zeit die Polizei im Blick hatte

Eine weitere Explosion wieder direkt hinter mir, ich spürte die Druckwelle und ich wurde quasitaub mit einem Summen in den Ohren -- sie waren bereits im Camp -- es war totales Durcheinander --jeder rannte schreiend durch die Gegend -- als ich losrannte sah ich sie von meiner Flanke kommen -- siezielten auf die Leute aus grade einmal 6 Meter Entfernung -- dann brach die Hölle los

Plötzlich war überall Tränengas und Schockgranaten und Gummigeschosse von allen Seiten -- ich hörte den Ton von echten Kugeln -- ich versuchte zweimal anzuhalten und zu filmen, aber nur für ein paar Sekundenbevor die Kugeln neben mir einschlugen -- sie rückten von beiden Seiten in großen Gruppen vor -- auf den Straßen des Camps war es nicht mehr sicher -- ich sah 2 Frauen mit dem Gesicht zum Boden liegend -- ich weiß nicht ob sie am Leben waren -- zu meinen Füßen sah ich Blut auf dem Boden -- überall rannten die Leutein Panik und schreiend auf der Suche nach Schutz herum

Ich bewegte mich auf einem Hinterhof und versuchte durch den hinteren Teil der Häuser wegzukommen, aber ichwurde durch Stacheldraht zwischen den Höfen immer wieder aufgehalten -- eine große Yuka-Pflanze gab miretwas Schutz während ich rannte -- die Polizeieinheiten waren schon an mir vorbei und rannten auf allesschiessend daher -- es war fürchterlich -- sie schossen auf alles was sich bewegte -- man konnte nirgendwo hin

Eine Tür öffnete sich und eine Frau gab mir zu verstehen ins Haus zu kommen -- ich rannte zusammenmit einem älteren Paar ins Haus, die Tür wurde geschlossen und es war totale Dunkelheit -- im Haus waren noch 2 Babies -- man gab mir etwas Wasser um das Tränengas abzuwaschen -- ein Mann öffnete die Tür um zu sehen was draußen vorging und ich begann etwas zu filmen -- Militärpolizisten zeigten auf uns und riefenuns etwas zu -- wir streckten unsere Hände in die Luft, aber sie hoben ihre Gewehre um auf uns zu schießen-- als die Tür zuschlug, trafen die Kugeln das Haus -- wir alle lagen auf dem Boden -- eine Frau bekam eine Panikattacke -- im Haus konnte ich das Gas von draußen riechen

 

Ein Fenster wurde eingeschlagen, damit wir atmen konnten und ich 2 sah Frauen mit ihren Babies und einem kleinemMädchen auf dem Bett -- das Haus bestand aus einem einzigen kleinem Raum und gebrauchten Möbeln mit 2Betten neben der Küche -- es war wirklich schön und einfach -- ich stellte mir vor wie die Bulldozer dasHaus mit uns drinnen zerstören würden -- die Babies begannen sich vom Tränengas zu erholen und ein Mannöffnete ein weiteres Fenster aber wurde von Polizisten dabei gesehen und es wurde wieder geschossen --alle legten sich wieder auf den Boden

Ich wußte nicht was ich machen sollte -- ich versuchte zu filmen, aber begab mich schließlich in eine Ecke und weinte -- was zum Henker passierte hier nur -- die Schüsse und Schreie dauerten an -- ich zitterte --direkt vor dem Haus war Militärpolizei und rief uns zu heraus zu kommen

Der Mann im Haus rief zurück das wir friedlich seien -- er öffnete die Tür -- ich hob meine Hände mit der Videokamera in einer Hand -- sie (die Polizisten) waren in normaler Uniform und die Frau mit der Panikattacke zuvor fiel direkt neben ihrem Ehemann in Ohnmacht -- er hielt sie -- die Polizei machten anstalten zu schießen -- sie riefen ihm etwas zu, ich vermute das er seine Hände heben sollte, sie konnten wohl nicht erkennen das er seine Frau in den Armen hielt -- ich rief das wir ein Arzt brauchten --das interessierte die Polizisten aber nicht -- schließlich hob der Mann seine Arme und liess seine Frau fallen -- ich began aus dem Haus zu gehen

Die Polizisten richteten ihre Waffen auf mich und zielten auf meinen Kopf -- ich verstand nicht was sieriefen, aber sie sahen aus als ob sie schießen würden -- ich wiederholte das ich sie nicht verstehen würde-- ich war internationaler Journalist -- sie gaben mir Zeichen mein Kopf zu senken -- als ich nun mit gesenkten Kopf weiterging, kamen ein paar Polizisten auf mich zugerannt, schlugen mich, verdrehten meineArme und traten meine Beine um -- ich wurde auf den Kopf geschlagen und einer sprang auf mich herauf

Nachdem sie meine Kamera wegnahmen und mich in Plaste-Handschellen (Anmerkung: diese Plaste-Bänder mit denman die Leute fesselt) gelegt hatten, traten sich mich erneut -- ich bekam den Namen des Offiziers, dermich geschlagen hatte, "Torres" -- er schien das Kommando zu haben und er hob mich hoch und begann mirFragen ins Gesicht zu brüllen -- ich fragte ob er spanisch spricht und er schrie zurück das keiner hier spanisch spricht

Einer der anderen Polizisten gab ihm meine Kamera und eine Polizistin nahm meine Brille und steckte sie inmeine Brusttasche -- dann durchsuchten sie meine Tasche -- ich sagte ihn wieder das ich ein Journalist ausNew York bin -- sie versuchten meinen Rucksack von meinem Rücken zu schneiden, aber ich sagte ihnen wie sie ihn "normal" abbekommen würden

 

Andere, mehr offziell aussehende Offizieren in weißen Uniformen erschienen, taten so als ob sie nicht interessiert seien und gingen wieder -- dann zog man mich auf die Hauptstraße und in Richtung Haupteingangdes Camps -- die Handschellen aus Plastik waren so eng, sogar mein adrenalingeladener Körper konnte dieSchmerzen nicht lindern -- ich war verwirrt, aber sah dann eine Frau mit ihrem Kind ebenfalls in meine Richtung laufen, direkt hinter mir lief "Torres" mit meiner noch immer laufenden Videokamera

Noch immer kamen Truppen mit allen möglichen Uniformen an -- in der Entfernung konnte man noch immer Schüssehören -- es war eine lange Straße und ich sah eine Katze hastig langrennen und unter einem Zaun hindurchkriechen -- jeder wurde heute geräumt

Als ich so lief, erkannte ich einen Polizisten von dem Interview mit der Mainstreampresse wieder -- er hielt mich an und begann meine Tasche zu durchsuchen -- ich sagte ihm das ich ein Journalist aus den USA bin -- es schien ihn nicht zu interessieren -- während er meine Sachen durchkramte, kam eine riesiger Militärpolizist mit hochgezogener Sturmmaske und schwarzer Kugelweste und sah sich meinen(journalistischen) Berechtigungsnachweis an -- er meinte das er gefälscht ist und schlug mich so hart dasich fast hinfiel, hätte mich nicht ein anderer Polizist, mit einem Grinsen auf dem Gesicht, festgehalten

Sie führten mich zum Eingang des Camps wo die Barrikaden beiseite geschoben waren -- vor mir waren hunderteFestgenomme, welche auf dem Boden knieten -- immer zwei waren am Handgelenk zusammengebunden -- überdem Camp stieg aus mehreren Teilen schwarzer Rauch hoch -- ich konnte noch immer Schüsse hören -- siedrückten mich auf die Knie zu den anderen Gefangenen

was als nächstes?

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Ergänzungen

weitere Entwicklung bis Samstag

Michael 22.02.2005 - 09:46
Anbei schicke ich den Bericht eines Freundes aus Goiania vom Samstag, den 19.02., der die weiteren Entwicklungen beschreibt. Er arbeitet in derUnterstützergruppe mit. Der Bericht ist gekürzt. Scheinbar hat die Regierung eingelenkt: Ein bitterer Ausgang.
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Die Militärpolizei hat eine regelrechte Kriegsoperation mit über 2.000 schwer bewaffneten Polizisten durchgeführt ... Viele Einwohner wurden verprügelt und mussten unter Feuerbeschuss weglaufen; sogar vom Hubschrauber soll auf die Menschen geschossen worden sein. Alle Mitglieder des Koordinierungsteams wurden verhaftet und sofort verschleppt.
Die lokale Presse hat die Einwohner von Sonho Real als Invasoren und Verbrecher abgestempelt und die Strategie der Polizei gelobt. Schon am Dienstag vormittag wurde versucht, mit Brasilia Kontakt zu knüpfen, um von der Zentralregierung eine Katastrophe verhindern zu lassen. ... Am Mittwoch hielten wir Besprechungen und bildeten Arbeitsgruppen. Politiker, Abgeordnete, Priester, Rechstanwälten, Nonnen, Studenten und viele andere waren dabei.
Die Bundesstaatsregierung und die Polizei wollten alle nicht weggelaufenen Einwohner des Sonho Real auf drei Sporthallen in abgelegenen bairros verteilen und sie dort "versorgen", registrieren und ihnen, wie es hiess, einen Gutschein für ein Grundstück in einer späterzubauenden, anderswo weit liegenden Siedlungen geben. Dennoch standen abends fast zweitausend Menschen vor dem Bundesstaatsparlament. Überall Verzweiflung, Angst und
Orientierungslosigkeit. Dann ging die Menge zur Katedrale NAch Diskussionen wurden alle Türen des Doms wurden geöffnet. Der Erzbischof hat sich immer deutlicher auf die Seite der Vertriebenen gestellt. Zehn Uhr abends kam die Menge in der Katedrale an. Sie hatten den ganzen Tag nichts gegessen oder getrunken. Verwandte und Nachbarn suchten sich, jeder wollte wissen, ob sein Häuschen nicht von den Strassenbaumaschinen niedergerissen wurde. Chaos in der Katedrale, die noch im Dunkel lag. Manche legten sich unter oder auf die Bänken zum Schlafen.
Mindenstes 200 Menschen mussten draussen bleiben, denn die Kirche war schon brechenvoll. Die meisten Leuten hatten nichts mitnehmen dürfen ... Nur ein kleiner Teil hatte dünne Matrazen oder Decken zum Schlafen. Aber die vielen kleinen Kommissionen haben schnell gearbeitet. Wir kauften und holten Lebensmittel von überall und kochten im Haus der Jugend eine heisse Suppe für die 1500 Leute. Um halb drei wurden die Särge mit den Leichen der zwei ermordeten Jungs in den Dom getragen. Ein unbeschreibares Gefühl der Traurigkeit und der Wut erfasste die erchöpfte Menge...
Am Donnerstag von morgens bis zwei Uhr in der Nacht lief dasselbe weiter: Besprechungen im Koordinationsteam, Verteilung der Aufgaben, nationale Presse benachrichtigen, Medikamente herbeischaffen, usw. usf. Nochmals versuchte die widerliche, gekaufte lokale Presse das Ungeheuerliche zu unterschlagen, das gewalttätige Eingreifen der Polizei zu entschärfen. Aber es kamen schon etliche Berichte über die nationale Presse, Politiker und Menschen aus allen Ecken schlossen sich uns an, der Nationalsekretär für die Menschenrechte kam nach Goiania. Dennoch blieben sowohl Governeur Marconi und Bürgemeister Iris Rezende unbeweglich.
Die Stadtregion des bairro Sonho Real ist sehr gross, der Boden kostet viel Geld, sowohl Immobilienfirmen der Besitzerfamilie als auch die Bundesstaats-und die Stadtregierung wollten die armen Leute weghaben. Das Klima wurde gespannt und fast unerträglich in der Katedrale: Hitze, Hunde, Plastikbecher, ständiges hin und her. Starke Parolen der vielen Redner trömmten über die Lautsprecher auf dem kleinen Lkw vor dem Dom. Es war ungefähr zwei Uhr nachtmittags an der Kathedrale ... Plötzlich knallten Schüsse, drei, vier, fünfmal. Wir sahen gerade noch Polizisten mit Waffen in der Hand.
Anscheinend hatten sie auf die Leute auf dem Lkw oder auf die Menge abgefeuert. Es war etwas Unerhörtes, nicht zu glauben. Nur in den schlimmsten Zeiten der Diktadur hatte man so was gesehen. Die Sprecher forderten die Leute, die draussen standen, dringlich auf, in die Kirche rein zu kommen. Später hat man erfahren, dass sich unter der Menge
drei in zivil verkleideten Polizisten befanden, die von den Leuten ertappt wurden und drauflos schossen, um den eigenen Hals vor dem Prüggel zu retten. Der Platz und die Strassen um die Kirche waren voll, ein Fernsehsender war dabei und konnte das live übertragen. Bald begann ein Protest- und Beerdigungsmarsch durch die Stadtmitte bis zum Busbahnhof und von dort mit Bussen zum Friedhof. An der Spitze fuhren die Leichenwagen mit den zwei ermordeten Bewohner der Siedlung Sonho Real. Die schon sehr gespannte Atmosphere, wurde noch mehr heiss und kritisch.
Danach wurden die Leute zu zwei Sporthallen gebracht. Obwohl mehr Matrazen, Medikamente, Windeln und andere Sachen hergeholt wurden, es war alles zu wenig für so grosse Not.
Freitag liefen die Verhandlungen der Vertretungskommission mit Stadt- und Bundesstaatsregierungen weiter. Um den Druck auf die Behörde zu verstärken,wurde der Grossteil der Siedler schon morgens vor die Stadtverwaltung gebracht.
Der ganze Platz vor der Präfektur war voll und belebt. Zwei Busse fuhren zur Staatsanwaltschaft gefühlt mit Menschen, die entweder deutliche Zeichen am Körper von Folter und Gewaltanwendung trugen oder vermisste Verwandte hatten. Ich merkte, etwas schien sich endlich zu bewegen. Der Bürgemeister hat eine Delegation empfangen und nannte seinerseits eine Arbeitsgruppe, um Lösungsvorschläge zu machen. Um fünf Uhr begann eine Sitzung der beiden Kommissionen mit der dritten, vom Governeur ernannten Arbeitsgruppe. Gegen sieben Uhr kam die sehr gute Nachricht:
Wir hatten gewonnen! Gerade gaben Staat und Präfektur bekannt, sie werden das riesige Grundstück entweder kaufen oder enteignen und die Menschen dort wieder ansiedeln. Ich rief die Leute und gab ihnen die Nachricht weiter. Der Jubel war genauso unbeschreiblich gross und die Menschen aprangen, klatschten und umarmten sich auf der Stelle.
Viele begannen zu weinen als ich antimmte: "O povo unido jamais será vencido." Ein von der Polizei hart verprügelter Junge vergass seine Schmerzen und den gebrochenen, noch nicht behandelten Arm, und sprang überall herum. Ein betagter und würdiger Camponês weinte vor Freude. Es wurde getanzt, gesungen, umarmt und die Feinde und das Kapital gehörig ausgeschimpft: Assassinos, assassinos, assassinos. Etliche Führungspersonen hielten Ansprachen. Zum Ende sang eine junge Sängerin mit schöner Stimme das bekannte Lied "Amigo" im Andenken an die Ermordeten, dann die "Ave Maria" und mit uns allen die Nationalhymne.
Heute, Samstag, haben wir erfahren, dass die Häuser und Hütten der Bewohner noch bis zum spätnachmittag weiter abgerissen worden sind. Endlich hat der zuständige Richter die Anordnung gegeben, mit dem Abbau zu stoppen.
Noch wurden die Dokumente und Enteingnungspapiere nicht unterschrieben, was erst am Montag geschehen soll. Aber die Stimmung ist umgeschlagen und die armen Leute wissen schon, dass ihr Kampf diesmal den Sieg davon getragen hat. Nur die Frage: Warum musste dieser Sieg das Leben anderer Menschen kosten?