Bewährungsstrafen für dorstener Neonazis

[ANNR] 20.02.2005 15:44 Themen: Antifa
Am Donnerstag fand vor dem Amtsgericht Dorsten (nördliches Ruhrgebiet) ein "Mammutverfahren" (zit. Lokalpresse) unter Ausschluss der Öffentlichkeit statt. In diesem wurden die beiden Stadtbekannten Nazischläger Andre Dalhaus (Hervest, z.Zt. in U-Haft) und Markus Keller (Hardt), trotz Vorstrafen nur zu Bewährungsstrafen verurteilt. Das Verfahren von Daniel Kraulz, genannt "Keule" (Hervest) wurde abgetrennt, da ein wichtiger Zeuge nicht erschien.
In der Straßennazihochburg Dorsten herrscht nach dem Sommer wieder einigermaßen Ruhe. In der ersten Hälfte des Jahres 2004 jedoch schien die Situation erneut zu eskalieren. Bereits im Januar 04 zog eine Horde Neonazis, selbst genannt "AntiAntifa-Dorsten", durch die Innenstadt um diese von "Zecken zu reinigen". Es folgten wochenlange Überfälle auf Jugendliche. Beispielsweise im Globus-Supermarkt, wo ca. 20 alternativ aussehende Jugendliche attakiert wurden, oder an der Johanneskirche wo jugendliche BesucherInnen eines Gottesdienstes mehrmals mit Holzlatten und einer Gaspistole angeriffen wurden. Klar ist, das die 22jährigen Nazis Andre Dalhaus und Markus Keller bei diesen Angriffen dabei waren, weniger klar ist jedoch, ob diese zur Anzeige gebrachten Straftaten auch vor Gericht Erwähnung fanden. Ungeklärt ist auch, ob ein Übergriff mit sexueller Nötigung auf eine Familie am ZOB Dorsten im Juli 04 hier Berücksichtigung fand. Keller und Dahlhaus pöbelten am ZOB herum, daraufhin nahm Keller sein Glied heraus, ging auf ein Kind zu und sagte diesem:"Ich hab hier was für dich, Kannacke!". Als der Vater des Kindes dieses Unterbinden wollte schugen beide Nazis auf ihn ein. Die beiden wurden verhaftet und die Tat zur Anzeige gebracht. Ebenfalls zur Anzeige gebracht wurde im Juni 04 ein Übergriff, bei dem ein Jugendlicher von Dalhaus und Kraulz (kurz zuvor aus der Haft entlassen) krankenhausreif geschlagen wurde und ebenfalls fraglich ist, ob dieser ins Urteil des AG-Dorsten vom Donnerstag eingeflossen ist.

In den 24 Anklagebändnen wurden den Nazis vor allem diverse Körperverletzungsdelikte und das Verwenden von Kennzeichen verfassungswidriger Organisationen (Hitlergrüße, teilweis direkt vor der Polizei) vorgeworfen. Zu der fünfstündigen Verhandlung waren 43 ZeugInnen geladen worden. Viele davon Jugendliche, die unter dem Dorstener Neonaziterror selbst leiden/ litten. Die ZeugInnen wurden jeweils in den Verhandlungsraum geladen. Nach der Feststellung ihrer Identität sollten sie den Raum gleich wieder verlassen. Einige Zeit später wurden sie erneut hinein zitiert um dann zu erfahren, das die Angeklagten geständig gewesen seien, und sie nun gehen konnten. Unklar ist, was die Angeklagen gestandnen haben. Die Milde der Urteile scheint hierrüber Aufschluss zu geben:
- Andre Dalhaus, 22Jahre, Dorsten-Hervest/ zur Zeit in U-Haft: Körperverletzung(en), Raub, Verstoß gegen das Waffengesetz und Beleidigung 1 Jahr 9 Monate auf Bewährung
- Markus Keller, 22 Jahre, Marderweg, Dorsten-Hardt: Verwenden von Kennzeichen verfassungswidriger Organisationen, Körperverletzung(en) und Beleidigung 1Jahr 3Monate auf Bewährung
- Daniel Kraulz, 27 Jahre, Dorsten-Hervest (Dorf): Raub: Abtrennung des Verfahrens wegen Fehlen des Zeugen

Werden nun die tatsächlich begangenen und zur Anzeige gebrachten Straftaten der Angeklagten Neonazis mit den Urteilen verglichen wird eins klar: Wie immer werden gewalttätige Neonazis in Dorsten mit Samthandschuhen angefasst. Alle drei Nazis sind erheblich vorbestraft. Daniel Kraulz wurde erst im letzten Jahr aus der Haft entlassen, Andre Dalhaus sitzt sein Mitte/Ende letzten Jahres wegen einer Messerstecherei in U-Haft.


Antifaschistisches Netzwerk Nördliches Ruhrgebiet [ANNR]


P.S.: 16.04.05 Essen: Naziaufmarsch verhindern!!!
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Ergänzungen

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----------- 20.02.2005 - 18:38
Tja, und in berlin gibts für nen Steinwurf in Richtung Bullen, der noch nicht mal treffen muss und den Bullen nicht verletzten würde zwei Jahre Haft. Aber in einem Land wo die NPD nicht so schlimm angesehn wird wie die PDS , da wundert einen ja sowieso nix mehr. Manchmal versteh ich die Antideutschen doch, zum Glück fang ich mich dann wieder, mal sehn wie langs noch dauert.

Presse

ANNR 22.02.2005 - 16:12
Der Artikel der WAZ

18.02.2005 / LOKALAUSGABE / DORSTEN / WAZ

Pöbeleien,
geballte Fäuste
und Hitlergrüße

Mammutverfahren am Amtsgericht


Dorsten. Ein Mammutverfahren: zwölf Anklägebände,
43 geladene Zeugen, eine fünfstündige Verhandlung.
Unzählige Delikte in der Anklage mit einer
Konstanten: das Verwenden von Kennzeichen
verfassungswidriger Organisationen. Nach
dem Hitlergruß ballten sich bei den drei
Angeklagten aus Dorsten nicht selten die
Fäuste.
Der Angeklagte M. (22) habe, sagt sein
Bewährungshelfer, eine "verworrene Persönlichkeitsstruktur".
Die rechte Szene bot Halt. In mindestens
vier Fällen richtet sich die flache rechte
Hand zum Gruß - einmal gegenüber Polizisten
im Einsatz. Am 19. Mai 2004 marschiert
M. mit einem Kumpel über das Petrinum-Gelände,
wo der farbige Gebäudereiniger Y. arbeitet.
"Nigger" und "Bang Bang" pöbelt M. ihn
an, schmeißt eine Bierflasche hinterher.
Vor Gericht entschuldigt sich M. bei dem
als Zeuge geladenen Y. "Kein Problem",
erwidert der, und klatscht. Der Angeklagte
mit üppigem Vorstrafenregister wird später
ein Jahr und drei Monate mit Bewährung
vom Gericht bekommen, ein Urteil des AG
Bottrop mit eingerechnet. Diesmal bleibt
ihm eine Haft erspart.

Auch M.s Tischnachbar D. (27) hat schon
gesessen. Nach der Entlassung im April
2004 begrüßen sich die Gesinnungsgenossen,
darunter auch M., vor dem "Globus" standesgemäß.
Wenig später habe es dort Stress mit einer
Gruppe - D. macht eine kurze Pause - "ausländischer
Mitbürger" gegeben. Ein "Weib" habe er
an den Schultern gegriffen und "zur Seite
gestellt". Zur Deeskalation. Ähnliches
habe er dann den "Grün-Weißen" erklärt.
Im August 2004 soll D. mit einem unbekannten
Mittäter einen Obdachlosen nächtens am
Kanal überfallen und beraubt haben. Das
Opfer erscheint zur Verhandlung nicht.
D.'s Verfahren wird abgetrennt.
A. (22) ist der dritte im Bunde. "Deutschland"
steht auf seinem Pulli vorn. "Made in Germany"
und Springerstiefel hinten. Aus der U-Haft
wird er vorgeführt. Auf sein Konto gehen
ein Zigarettenraub, ein Ladendiebstahl,
ein Verstoß gegen das Waffengesetz, Körperverletzung,
Beleidigung - Alkohol fast immer im Spiel.
Ein Jahr und neun Monate mit Bewährung
sind die Quittung. Vor Gericht hat A. die
Arme oft vor der Brust verschränkt. Nur
manchmal sind die Tattoos zwischen Daumen
und Zeigefinger zu sehen. An der rechten
Hand prangt ein Ritterkreuz, in die linke
ist ein Hakenkreuz gestochen. Er wolle
"von dem Blödsinn wegkommen", sagt A. in
seinem Schlusswort. sk

Weitere Anheizer aus Dorsten-Hervest

Antifa Dorsten 10.07.2006 - 21:09
Februar 2005 wurde der Hervester Dietmar Galinsky beim Staatsschutz Recklinghausen wegen Volksverhetzung angezeigt und vorgeladen. Im July 2005 stellte der zuständige STA in Essen das Verfahren gegen Auflage von Zahlung eines Ordnungsgeldes von 300 Euro ein (AZ 29Js 411/05 - Essen). Gegenstand der Anzeige war die Verharmlosung des Holocaust Geschehens, durch die Behauptung Galinskys die Zustände im Arbeitsamt Bochum seien dem eines KZs vergleichbar. Eine Google cache Stichwortsuche zeigt die Nähe Galinskys zur NPD und die Nutzung seines Verbraucherschutzforums zur Verbreitung einschlägigen Gedankengutes. Anzeigenerstattern und Kritikern droht Galinsky öffentlich mit Gegenmaßnahmen. Er schreckt auch nicht vor unangemeldeten Hausbesuchen und Fotosafaris zurück, wie über Google Suche zu erfahren ist. Eine in diesem Zusammenhang eingeleitete Strafanzeige wegen Körperverletzung wurde kürzlich von der STA Göttingen Mangels öffentlichen Interesses eingestellt. Galinsky veröffentlicht solche Schreiben der STA in seinem Forum, als Beweis der Rechtmäßigkeit seiner Aktionen.

Was ist das für ein Rechtsstaat, der Antifaschisten nicht schützt und Faschisten laufen läßt?