Meiningen: Farbanschläge auf 3 Naziläden

Drei - sind drei zu viel. 09.02.2005 13:54 Themen: Antifa
In der Nacht vom Montag zum Dienstag verübten Unbekannte mehrere Farbanschläge auf drei Nazi-Läden in Meiningen. Vermutlich als Reaktion darauf, dass Rechtsextremisten in den letzten Monaten häufiger versuchen in Meiningen Boden zu fassen, um eine rechte Infrastruktur aufzubauen wurden die Läden "Sammlerstube Antik", "Bouncer" und "Witchmaster" äußerlich als Nazi-Geschäfte geoutet.. Neben einer Reihe von rechtsextremen Angriffen, die auch vor Attacken auf Autos, Angriffen in der Öffentlichkeit und Überfällen in der eigenen Wohnung nicht halt machen, scheinen diese Läden die rechte Szene mit den bei Neo-Nazis beliebten NS-Accessoires auszustatten: Rechtsrock, Szenetypische Kleidung, rechtsextreme Zeitungen, Reichsfahnen, Blood&Honour-Kataloge, Waffen und eine Vielzahl von NS-Devotionalien sind im Angebot.
"Sammlerstube Antik".
Der Betreiber, ein reicher Altnazi und Waffennarr mit guten Kontakten zur Neo-Naziszene, verkauft unter dem Deckmantel eines Antiquitäten-Geschäfts in der Ludwig-Chronek-Straße geschichtsrevisionistische und antisemitischen Bücher, sowie aktuelle Zeitungen aus der rechten Szene, wie die "National+Zeitung" und die "Unabhängigen Nachrichten", die vor rassistischen Ressentiments nur so strotzen. Im Schaufenster befindet sich zwar eine irakische Fahne, hinter den Gardinen spielt sich jedoch etwas anderes ab. Neben Hitler-Bildern und Reichskriegsflaggen, wird auch ein Katalog der verboten militanten Neo-Naziorganisation "Blood & Hounour" angeboten. Waffen mit Kaliber 9mm sind samt Munition ebenfalls zu haben. Am Rande einer Demonstration im Jahr 2003 wurden AntifaschistInnen, die den Laden besuchten, von Skinheads und dem Betreiber mit einer Pistole bedroht. Der Inhaber Kriechling verfolgt auch heute noch vermeintliche Linke durch die Stadt und versucht Fotos von diesen zu machen. Sein Grundstück liegt abgeschottet und bewacht von Kampfhunden am Rande von Meiningen. Am Dienstag Morgen waren am gesamten Laden, den Schaufenstern und dem Bürgersteig Parolen wie "Kauft nicht bei Nazis" zu lesen.

"Bouncer"
Das Geschäft, welches sich selbst als Boutique für Sportbekleidung umwirbt, befindet sich etwas versteckt in der Georgstraße und bietet eine Verkaufsstelle für unter Neo-Nazis beliebte Szene-Kleidung und eindeutig rechtsextreme Mode-Marken. Im Schaufenster werden sowohl Londsdale als auch Alpha-Industries Pullover und Jacken angeboten. Schaut Mensch in das Geschäft hinein, so finden sich noch weitere Labels: Wallhall Germany, Pitbull Germania, Hooligan Streetwar, ein großes Angebot des Herstellers Thor Steinar und Kleidungsstücke mit entsprechenden Schriftzügen. Die Betreiber, erhoffen sich Erfolgschancen, "da der rechte Markt in Meiningen noch nicht gesättigt" ist. Angestellte bedienen die überwiegend rechts-orientierte Kundschaft fast ausschließlich in Thor-Steinar Bekleidung. Unbekannte verwandelten die Schaufenster in eine Werbefläche für die Domain "www.stop-thorsteinar.de.vu" und besprühten das Gebäude mit Aufschriften wie "Kein Deal mit Nazimarken."

"Witchmaster"
Der neueste und äußerlich nicht sofort erkennbare Nazi-Laden befindet sich in der Anton-Ullrichstraße. Von draußen macht er einen mehr oder weniger friedlichen Eindruck, als würde hier nur Kleidung der Gothic-Szene angeboten und ja, sogar Stiefel mit Anarchie-Zeichen liegen im Schaufenster bereit. Doch der Schein trügt: Rechtsrock, NS-Marschlieder und Neonazi-Black-Metal "Musik" wird hinter den Fassaden angeboten. Die Ware wird überwiegend bei einschlägigen Händlern, wie dem rechtsradikalen Wikinger-Versand oder der dem WB-Versand bezogen. Darunter befinden sich CDs der Erfurter Neo-Naziband "Brutale Haie", deren Tonträger bereits mehrfach indiziert wurden und außerdem eine Großzahl von "NSBM" ("National Socialist Black Metal") - CDs. Auf den Scheiben befinden sich auch Lieder mit Märschen aus der Nazizeit und CDs, die verbotene neofaschistische und rassistische Vereinigungen verherrlichen. Auf einem Cover, sind Anhänger des Ku Kux Klans in "Aktion" abgebildet, auf anderen Skinheads und Runenschrift. Was den Laden noch viel interessanter macht: Dort verkehren nicht nur bekannte Schläger-Nazis - sie verdienen hier ihr Geld. Während an der Theke auch brutale Nazi-Skinheads wie Sven Dietsch und Alexander Wirsching die Kundschaft betreuen, befindet sich im hinteren Teil des Gebäudes ein Piecing-Studio, in dem der ebenfalls bekannte Tobias Baumann arbeitet. An den Schaufenstern und an den Säulen konnte Mensch gestern unter anderem "Lasst euch nicht verarschen - kein Raum der Nazimusik", sowie "www.turnitdown.de" lesen.

Flugblatt-Aktion der Ladenbesitzer
Als Reaktion darauf verbreiteten die Betreiber am nächsten Tag Flugblätter, in denen auf die Sachbeschädigung eingegangen und eine hohe Belohnung zur Ergreifung der Täter versprochen wurde. Auf dem Flugblatt, das von Witchmaster-Mitarbeitern auch in einem linken Treffpunkt abgeben wurde, war ebenfalls der Name eines vermeintlichen Täters zu lesen. Nach der Aussage von Anwohnern fanden diese einen Tag nach der Verteilaktion zur Aufklärung der Farbanschläge erneut einen Flyer in ihrem Briefkasten vor, erneut von Witchmaster, aber diesmal entschuldigten sich die Mitarbeiter dafür, durch den Verkauf von Neonazimusik das gute Image der Stadt geschädigt zu haben. Außerdem ist die Telefonnummer des Geschäfts angegeben: Falls Kunden weiterhin Neonazi-Musik in selbigen Laden entdecken, sollen sie doch bitte dort anrufen.

Presse deckt rechten Musikverkauf
Auf der ersten Seite der Lokalzeitung "Freies Wort" vom heutigen Mittwoch stellt sich Inhaber Mike Hock samt Foto vor dem "beschmierten Laden" als Opfer da. Er distanziert sich davon, "Naziartikel zu verkaufen" und überhaupt hätten die Verantwortlichen aus Unwissenheit gehandelt. Ein Polizist, der den Vorfall aufnahm, schüttelte den Kopf, da ja "Stiefel mit Anarchie-Zeichen" im Schaufenster liegen würden und ohnehin würde man mit der Bekleidung ja auch eher Leute aus dem linken Spektrum ansprechen (...). Die Existenz eines unschuldigen Bürgers würde dadurch aufs Spiel gesetzt... Natürlich: Wer Stiefel mit Anarchie-Zeichen im Schaufenster liegen hat, darf auch rassistische und nationalistische "Musik" verkaufen. In der Lokalpresse wird kein einziges Wort über den Verkauf von Neonazi-Musik und den "Nebentätigkeiten" der Mitarbeiter als rechte Schläger, verloren. Damit scheint die Alibi-Taktik wohl auch in Meiningen aufzugehen, die hiesige Presse deckt die Aktivitäten der Rechten und wirbt für sie nach dem Vorbild der OTZ.
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Ergänzungen

marken

antifa 09.02.2005 - 21:01
lonsdale wird gerne von nazis getragen! ist aber keine nazi marke, denn sie distanzieren sich öffentlich von nazis und auch in den klamotten sind eindeutige anhänger die sich gegen ein faschistisches weltbild aussprechen! auch alpha industries wird von den nazis missbraucht, der konzern hat sicher nicht daran gedacht das sein symbol dem der zivieln sa ähnelte!!!

Vermutl.Neo-Nazis greifen Begegnungsstätte an

Harald 10.02.2005 - 01:08

Nach dem es auch in der letzen Woche zu mehreren rechtsextremen Angriffen kam, war diese Farbaktion nach ca. 3 Monaten die erste Gegenwehr gegen die zunehmende Nazi-Gewalt in Meiningen und das ansiedeln von Nazishops. Heute Morgen wurde die Begegnungsstätte >Mittleres Torhöheres Kopfgeld< ausgesetzt.

Vermutl.Neo-Nazis greifen Begegnungsstätte an

Harald/Versuch II 10.02.2005 - 10:13
Der letzte Beitrag wurde irgendwie zerstückelt. Nochmal:
Nach dem es auch in der letzen Woche zu mehreren rechtsextremen Angriffen kam, war diese Farbaktion nach ca. 3 Monaten die erste Gegenwehr gegen die zunehmende Nazi-Gewalt in Meiningen. Heute Morgen wurde die Begegnungsstätte Mittleres Tor vermutlich von Neo-Nazis angegriffen, eine Scheibe bei der Eingangstür wurde dabei zerstört. In der Vergangenheit wurde das Mittlere Tor schon öfters Ziel von wahrscheinlich rechtsextrem-motivierten Anschlägen (bei Indymedia berichtet), da die Räumlichkeiten sowohl vom Infoladen Notausgang, als auch der FURA, dem Eine-Weld-Laden, dem Umsonstladen, den Gesprächskreisen für Ökologie und Frieden, sowie zur Vorbereitung verschiedener antifaschistischer Aktivitäten und als Treffpunkt für Asylsuchende und "Deutsche" genutzt werden.

Im Verlaufe des Tages verteilten Rechtsextremisten Flugblätter, die sich laut Autoren der Hetze "gegen die Autonomen in Meiningen" richten. Wenig später traf der Inhaber des Naziladens Witchmaster in der Begnungsstätte ein und sprach Gewaltdrohungen aus: In Meiningen herrsche jetzt Krieg und die Antifa würden den Kürzeren ziehen (...). Außerdem werden laut den Androhungen nach Ablauf eines Ultimatums seine Securities vorbeikommen.

Wie kurz darauf zu erfahren war, haben sich die drei Naziläden inzwischen verbündet und gemeinsam ein höheres Kopfgeld ausgesetzt.

Telepolis-Artikel zu Nazis in Thüringen

XxX 10.02.2005 - 10:18
"Frontstadt" Schleusingen
Die nationale Rechte marschiert im Freistaat Thüringen fast an jedem zweiten Wochenende. Die NPD hat nun die Kleinstadt Schleusingen zur "Frontstadt" erklärt, vor allem weil dort eine wackere SPD-Abgeordnete und ein CDU-Bürgermeister den Neonazis die Stirn bieten und Widerstand organisieren. Polizei und Justiz des Landes lassen die Neonazis sogar abendliche Fackelzüge veranstalten, so auch am Vorabend des 30. Januar - dem Jahrestag der Machtergreifung Hitlers.
 http://www.heise.de/tp/r4/artikel/19/19417/1.html

Auch Hooligan

Observer 10.02.2005 - 21:04
ist meines eranchtens keine Nazimarke!!!

Lonsdale hat mittlerweile ne Collection rausgebracht mit dem Motto "We love all Colors!!!" Im übrigen, gibt es derzeitig etwas wirklich effektiveres als das mit der Farbe!!! Der Lizenzinhaber von Londsdale - Name habe ich gerade nicht aber googld mal - lässt gerade sämtliche Läden überprüfen, welche Lonsdale verkaufen, ob diese auch Nazischeiß anbieten. Wenn ja, wird die Verkauflizenz entzogen und der Laden dürfte arge Probleme kriegen, denn das dürften wohl die umsatzstärksten Marken sein.

Also lieber mal ankacken. Der Rest erledigt sich dann von alleine - und wenn nicht, ja dann ist die Kreativität gefragt!!!

Mittlerweile ...

Britta 10.02.2005 - 21:35
wurde eine Schaufensterscheibe des Mittleren Tores von unbekannten TäterInnen mit einem Ziegelstein eingeworfen

Beiträge die keine inhaltliche Ergänzung darstellen

Zeige die folgenden 9 Kommentare an

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@knallhart — """

irakflaggen — frager

flagge — spaziergänger

flaggen stelldichein bei nazis — sowas von egal

Kleine Anmerkung — pc hools berlin city

Kein Widerspruch — Lenin