Zusammenfassung der 2 Naziaufmärsche in Hamm

alerta 04.02.2005 11:21 Themen: Antifa
Schon eine Woche ist seit den zwei Naziaufmärschen in Hamm (Westf.) vergangen. Da, vor allem zum zweiten Aufmarsch, bisher wenig geschrieben worden ist, hier eine Zusammenfassung der Ereignisse.
Einen Tag früher als ursprünglich geplant marschierten ca. 130 Nazis am 26.01. durch Hamm. Am 27.01., an dem Tag an dem sich die Befreiung des Vernichtungslagers Auschwitz zum sechzigsten Male jährt wurde ein Aufmarsch von der Polizei untersagt. Offiziell wollten die Möchtegern-Black-Bloc-Nazis um die Kameradschaften aus Hamm und Dortmund (beide im Aktionsbüro Westdeutschland organisiert) gegen eine Verfassungsschutzausstellung demonstrieren. Da es Mittwoch wohl doch nicht so gut für sie lief, wurde noch eine weitere Demo am Freitag, den 28.01. angemeldet, Motto: Gegen antideutsche Gewalt.

Zum ersten Mal zogen die Nazis nicht durch Bockum-Hövel, sondern durch ein Innenstadtviertel. Bei den dort lebenden Menschen kam ihre rassistische und antisemitische Hetze aber nicht so gut an. Viele AnwohnerInnen waren auf der Straße und im Viertel unterwegs und ließen die Nazis wissen, dass sie hier nicht erwünscht seien. Schon bei einer Flugblattverteilaktion der Kameradschaft Hamm zwei Tage vor der Demo kam es zu einem Zwischenfall mit Jugendlichen. Die Nazis zogen panisch eine Gaspistole.  http://www.de.indymedia.org/2005/01/104928.shtml

Mittwoch:

Am Mittwoch liefen auf der von der Antifa Hamm und einigen links-liberalen Gruppen organisierten Gegendemo über 350 Menschen mit. Einige AntifaschistInnen waren zudem in Kleingruppen im Viertel aktiv. Der Demo, an der zum ersten Mal auch Ver.di, IG Bau, Jusos, Grüne und der DGB teilnahmen, schlossen sich viele Leute spontan an. Die Parteien und Gwerkschaften bildeten einen eigenen Block hinter dem Lautsprecherwagen. Die meisten Jugendlichen liefen aber vorne mit. Im Hammer Westen fand dann eine Abschlusskundgebung statt. Dort wurden die Nazis erwartet. Als diese in unmittelbarer Nähe ebenfalls eine Kundgebung abhalten wollten, wurde diese massiv mit Musik und Sprechchören gestört. Auf der Nazikundgebung sprachen Siegfried Borchardt (KS Dortmund), Sascha Krolzig (Kameradschaft Hamm), Alexander Hohensee (Hamburg) und Axel Reitz (Kampfbund deutscher Sozialisten Köln).Sie wurden aber sicher nicht allzu gut verstanden. Zuvor hielten AntifaschistInnen einen langen, aber doch guten Redenbeitrag zum 60. Jahrestag der Befreiung des KZ Auschwitz. Darin wurde vor allem der Umgang mit dem der NS-Vergangenheit kritisiert und daran erinnert, dass der Holocaust nur durch die Unterstützung/Mitwirkung breiter Teile der Bevölkerung möglich war.

Für die Nazis verlief Tag nicht so erfreulich. Zwar waren doch immerhin 130 Nazis erschienen, aber neben fehlender öffentlichen Wahrnehmung, geschweige den Zustimmung jammerten die Nazis im Internet über verletzte "Kameraden", einen entglasten PKW und einen beschädigten Lautsprecherwagen. Auch nach Ende der beiden Demos musste die KS Hamm noch einmal die Beine in die Hand nehmen. Ungefähr 20 Nazis sammelten sich auf dem Bahnhofsvorplatz als eine große Gruppe AntifaschistInnen auf sie zugelaufen kamen. Nur eine größere Polizeieinheit konnte sie im Laufschritt Richtung Innenstadt eskortieren. Im Anschluss kam es zu einem Polizeikessel bei dem ungefähr 40-60 Menschen gekesselt wurden. Vier mussten ihre Personalien abgeben. Einer wurde in Gewahrsam genommen.
Noch in der Nacht kündigten die Nazis eine weitere Demo an.

Freitag:
"Gegen antideutsche Gewalt" marschierten 90-100 Nazis erneut durch Hamm. Diesmal ging es aber nicht durch den Hammer Westen, sondern vom Bahnhof über den Schwarzen Weg zum Gustav-Lübke-Museum - eine äußerst kurze und unattraktive Route. Schon am Ausgang des Hauptbahnhofes versammelten sich eine größere Gruppe AntifaschistInnen hinter einer Polizeiabsperrung. Ein Transparent wurde entrollt. Am Ort der Nazi-Abschlusskundgebung versammelten sich spontan 90 Menschen, unter ihnen viele AntifaschistInnen. Während der ca. halbstündigen Kundgebung wurden fast ununterbrochen Parolen gerufen. Den Nazis die Welt erklären durften diesmal der Demo-Tourist Christian Worch (Hamburg) und der 17-jährige Vollidiot Sascha Krolzig (Kamerdaschaft Hamm). Das dieser bei den GegendemonstrantInnen kein Unbekannter ist wurde gleich zu Anfang deutlich: "Sascha Krolzig - Nazischwein" hallte es in Richtung Naziblock.
Auch weitere lokale Nazis wurden "begrüßt", wie Christoph Drewer, ein häufiger Demogänger.  http://www.de.indymedia.org/2005/01/104761.shtml
(Kundgebung Herne: erstes Foto -> ganz rechts, mit Halstuch und Digi-Cam)

Zuvor durften schon wieder Alexander Hohensee und Axel Reitz reden.
Auch am Freitag konnte spontan Protest artikuliert werden. Den Nazis wurde an den beiden Tagen eindeutig gezeigt, dass sie in Hamm mittlerweile einen schweren Stand haben. Ihr großmäulig angekündigte Aktionswoche gegen die Vs-Ausstellung war doch eher eine peinliche Darstellung der Nazis.


Bilder der Demos:
 http://www.de.indymedia.org/2005/01/105041.shtml
 http://www.de.indymedia.org/2005/01/105030.shtml

Bericht über die KS Hamm und ihren "Aktionen" gegen die VS-Ausstellung
 http://www.de.indymedia.org/2005/01/103735.shtml
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Ergänzungen