Merkel schließt Kriegsbeteiligung nicht aus

Doener 21.01.2005 23:10 Themen: Militarismus
Bereits vor einem Monat machte Angela Merkel auf einer vom Axel-Springer-Verlag organisierten Konferenz deutlich, daß sie eine deutsche Beteiligung an einem möglichen Irankrieg befürworte. Auch Außenminister Fischer wollte eine deutsche Beteiligung nicht kategorisch ausschließen. Über die Hintergründe des herannahenden Krieges macht sich derweil u.a. das Internetmagazin http://www.freace.de/ Gedanken. Die Vermutung: Es geht nicht nur um Öl, sondern um die damit verknüpfte und stark gefährdete Stabiltät des US-Dollars.

Interessante Randnotiz bei einer Konferenz des Axel-Springer-Verlags vor einem Monat

In einem bis jetzt wenig beachteten Artikel der Netzeitung berichtete der unabhängige Journalist Ronald Düker am 13. Dezember des vergangenen Jahres über ein vom Axel-Springer-Verlag organisiertes deutsch-israelisches Treffen: http://www.netzeitung.de/voiceofgermany/316950.html

Das Thema eines möglichen israelischen Angriffskriegs gegen den Iran, das heute von Dick Cheney ins Gespräch gebracht wurde, wurde damals bereits von Haim Saban, Dutzfreund u.a. von Goerge W. Bush und Ariel Sharon sowie seit eniger Zeit Inhaber der ProSiebenSat.1 Media AG, angesprochen.

Merkel äußerte sich, zu einer mögliche deutsche Beteiligung am Krieg laut Roland Düker, der sie nur sinngemäß zitiert, folgendermaßen:

"Die Fehler der amtierenden Regierung sollten nicht wiederholt werden, und so konnte kaum ein Zweifel daran bleiben, dass Merkel einer künftigen deutschen Beteiligung bei möglichen internationalen Militäreinsätzen in Iran zumindest nicht ablehnend gegenübersteht."
Quelle: http://www.netzeitung.de/voiceofgermany/316950.html

Aber auch Joschka Fischer schloß eine deutsche Beteiligung wohl zumindest nicht von vorne herein kategorisch aus:

"Die Frage sei zu heikel, als dass er seine persönliche Position in Anwesenheit von Medienvertretern auseinandersetzen könne."

Daß der Irankrieg von langer Hand geplant war, dürfte derweil niemanden mehr überraschen. Bereits 25. Oktober 2004 berichtete beispielsweise der Berliner Tagespiegel von der Reise des Grünen Landtagsabgeordneten Oliver Schruoffeneger:

"Besonders beunruhigt hat Schruoffeneger ein Gespräch im Außenministerium. Der für Deutschland zuständige Abteilungsleiter und die Chefin des Planungsstabes hätten unbekümmert darüber geplaudert, dass im Falle einer zweiten Amtszeit für George W. Bush der Iran das nächste Ziel eines möglichen militärischen Vorgehens sei. Offen hätten die hochrangigen Beamten auch darüber spekuliert, dass nach der Wahl wohl ein anderer als der relativ gemäßigte Colin Powell das Ministerium führen werde. „Die sind wild entschlossen, da genauso wie im Irak vorzugehen, und machen auch kein Hehl daraus, dass sie es für sinnlos halten, darüber mit den Europäern überhaupt nur zu reden“, sagt Schruoffeneger und klingt immer noch empört."
Quelle: http://archiv.tagesspiegel.de/archiv/25.10.2004/1440150.asp

Ein Krieg im Dienste der Dollar-Stabilität?

Über die Ursachen des Krieges sinniert derweil u.a. das Internet-Magazin "Freace", das laut eigenem Untertitel "Nachrichten [bringt], die man nicht überall findet", unter dem Titel Das Öl, der Dollar, die USA und der Iran. Der Untertitel läßt diese Quelle natürlich nicht unbedingt seriös erscheinen, folgende genannte Fakten lassen sich aber auch in "offiziellen" Medien und Nachrichtenagenturen finden:

Trotz eines erheblichen Handelsdefizits der USA, das sich auch vergangenes Jahr weiter vergrößerte, fiel die US-Währung nicht ins Bodenlose. Die USA können und konnten sich im Zweifel immer auf Stützkäufe von China, Japan und EU-Staaten verlassen, die so das Handelsdeizit der US-Wirschaft seit Jahrzehnten mitragen, so lange immer noch ein großer Teil der weltweiten Handelswaren, insbesondere Öl, in Dollar bezahlt wird. Dies sichert darüber hinaus zumindest eine gewisse Stabilität in der Nachfrage nach der Währung.
Seit der Euro-Einführung hat der Dollar erstmals seit Bretton Woods ernsthafte Konkurrenz auf dem Markt bekommen. Im jahr 2000 stellte als erstes der Irak seine Ölexporte auf Euro um. Eine Entscheidung, die nach der Invasion der US-Armee von der Übergangsregieurng zurückgenommen wurde. Verschiedene andere Staaten planten ebenfalls die Umstellung auf den Euro. Den Worten Taten folgen ließ nun auch der Iran Bezahlung von - in US-Dollar ausgestellten - Rechnungen für Öllieferungen in Euro zu fordern. Wie der britische Guardian berichtet, plant der Iran sogar eine eigene Börse für den Ölhandel auf Basis des Euro zu eröffnen. Freace schreibt dazu:

"Allein der Handel des iranischen Öls - das auf 10 Prozent der weltweiten Vorräte geschätzt wird - über diese Börse dürfte sie ausreichend interessant machen, so daß weitere Länder ihre Geschäfte dort abwickeln. Hierdurch könnte eine Kettenreaktion ausgelöst werden, die zu einer fast vollständigen Abwendung vom US-Dollar für den Ölhandel führen könnte."
Quelle: http://www.freace.de/artikel/200411/231104b.html

Quellen:http://de.wikinews.org/wiki/Krieg_gegen_den_Iran_immer_wahrscheinlicherhttp://www.netzeitung.de/voiceofgermany/316950.htmlhttp://www.netzeitung.de/ausland/322117.htmlhttp://www.freace.de/artikel/200411/231104b.htmlhttp://www.sueddeutsche.de/wirtschaft/artikel/312/44268/
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Ergänzungen

diplomatisch ausgedrückt:

Heinz 21.01.2005 - 23:54
Fischer vorgestern im Fernsehen:
"Wir setzen vornehmlich (sic, Heinz) auf eine diplomatische Lösung im Iran"

Das liest sich ja

fuck old europe 22.01.2005 - 02:03
... wie ein Spiegel-Artikel. Einen besseren Text, abseits vom medialen Mainstream (der böse US-Cowboy mit gezogener Waffe droht der ganzen Welt, Europa bietet aber mit der Friedensmacht Deutschland eine Alternative zur globalen Vormachtsstellung der USA) findet sich zB hier:
 http://www.german-foreign-policy.com/de/news/article/1102464456.php
Wenn auch schon etwas älter.

Saban und Schröder

Ulli 22.01.2005 - 11:24
Wer in diesem Land Wahlen gewinnen will braucht die Medien. Früher war das an erster Stelle die Bild, heute ist es die Glotze. Daher war der Verkauf von Sat 1 an Saban ein hochpolitischer Vorgang. Kirch nun behauptet in seiner Anklageschrift gegen Breuer (Chef Deutsche Bank, der mit Bemerkung über angebliche Zahlungsunfähigkeit von Kirch den Rückzug der Kreditgeber auslöste und den Zwangsverkaufverkauf der Kirchgruppe an Saban) die Entscheidung, Saban ein Drittel des deutschen Fernsehmarktes zuzuschanzen, sei bei einer Konferenz im Kanzleramt gefallen.
Dasselbe war kürzlich auch in der FAZ zu lesen.
Wenn man die politischen Positionen von Saban kennt, kann man sich über Schröders Einverständnis nur wundern. Oder gab es da ein Quid pro Quo?
So ein Arrangement in der Art wie es mit Murdoch (Mediendominator in GB)und Blair gegeben hat?

Krieg&Menschenrechte

olaf strong 22.01.2005 - 12:33
Im Iran werden tagtäglich Menschen unterdrückt, genauso wie es angeblich im Irak bis vor 1 1/2 Jahren auch war. Das aber auf schlechte Zustände keine Besseren folgen müssen, beweist in fataler Weise die USA im Irak.
Seit dem Sturz des Regimes von Saddam Hussein ist die Gefahr, im Irak eines gewaltsamen Todes zu sterben um ganze 500% gestiegen. Ausserdem misshandeln, foltern und schänden die tollen "Befreier" immerwieder die Menschen im Irak. (Abu Greib)

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