Aktion gegen Kameraüberwachung in Darmstadt

G.Wald 17.01.2005 19:36 Themen: Repression
Da in Darmstadt jetzt Überwachungkameras in Strassenbahnen und an verschieden Plätzen installiert wurden, nahmen wir dies zum Anlass mittels einer FLugblattaktion an den entsprechenden Orten zu kritisieren. Es ging darum ein Problembewußtsein zuschaffen und auf die Funktion von Überwachungskameras im kapitalistischen Zusammenhang hinzuweisen, sowie die Bedeutung für einzelne Personen.
Text des Flugblatts:

Gegen Sicherheitswahn und Kapitalistische Ausgrenzung!
Die Städte gehören niemandem!

In seiner Rolle als "Testgelände" für innere Sicherheit hat Hessen im Rahmen des neuen Polizeigesetzes die Zahl der Kameras und anderen Überwachungsmaßnahmen drastisch erhöht. So werden nun unter anderen die Bereiche vor der "Krone", der Bahnhofsvorplatz und sogar die Anhänger der Straßenbahnen mit Kamerasüberwacht, ohne dass dies die Aufmerksamkeit der Bevölkerung auf sich zieht. Gleichzeitig nehmen Polizeikontrollen in der Innenstadt zu. Vorgeblich sollen diese Maßnahmen zur Kriminalitätsbekämpfung dienen. Jedoch veringert sich die "Kriminalität" durch solche Maßnahmen nicht, sondern verlagert sich an weniger überwachte Orte. Auf diese Weise wird nur das subjektive Sicherheitsempfinden an den "beschüzten" Orten erhöht; gleichzeitig wird sojedoch ein ständiges Bedrohungsszenario konstruiert, welches die Rechtfertigung liefert immer neue Orte zu überwachen.
Zum Beispiel werden nirgends auf der Welt Telefone derart häufig überwacht wie in Deutschland -Ein falsches Wort und du bist dabei! -
Und wer weiß, auf wievielen Fotos und Filmen, die für irgendwie relevant erachtet werden, gerade Sie zu sehen sind?
Hier kann nicht gelten: "Wer nichts getan hat, hat auch nichts zu verbergen" , sondern zunächst das Recht auf Privatshäre, die auch im öffentlichen Raum -dann eigeschränkt wird, sobald ohne Eiwilligung Verhaltensdokumente, wie z.B. Videoaufnahmen, erstellt werden! Mit diesem Totschlagargument soll jede Kritik an dieser Praxis verhindert werden, ohne, dass unbequeme Fragen gestellt werden. Hierbei wird außer Acht gelassen wie schnell mensch in dieses Raster fällt. Außerdem stellt sich die Frage, inwieweit etwa Skateboardfahren oder Biertrinken als "kriminell" zuberurteilen sind.
Unter den Deckmantel der Kriminalitätsbekämfung werden so Einkaufszentren, Innenstädte und prestigeträchtige Objekte überwacht und zu reinen zenten der Verwertbarkeit degradiert, an dennen Mensch ungestört Geld ausgeben soll. Deshalb werden menschen, die sich gewollt, oder ungewollt, nicht in diesen Verwertungsmechanismen von Arbeit und Konsum eingliedern(können) am liebsten schnellst möglich entfernt. Der Mensch soll beim Einkauf möglichst nicht vom sozialen Leid irrtiert werden. Drogenkranke und -konsumenten, Obdachlose oder einfach nur Jugendliche, die im öffentlichen raum feiern wollen, sowie MigrantInnen, die sich möglicherweise illegal in Deutschland aufhalten, für welche jedoch die Abschiebung oft Hunger, Folter und Tod bedeutet, sind die eigentlichen Ziele dieser Überwachung.
So stellt die Kameraüberwachung die logische Ergänzung zu Zwagsmaßnahmen, wie die Regelungen im Rahmen von Hartz 4 dar, ist eines doch dass Mittel Menschen in kapitlistische Arbeitsverhältnisse, dass andere jenes sie in ebensolche Konsumverhältnisse zu zwingen. Ebenso steht die fortwährende Drohung im Raum, gesehen werden zu können, was zu normkonforem und berecherem Verhalten führen soll. Auf dass die Kontrolle des Staates und privater Unternehmen, welche Sicherheitdienste anheuern, ihre Intressen zu "verteidigen, gewahrt bleibe,
Hieß es früher noch:
Gott sieht Alles"
heißt es heute
Die Kamera sieht Alles!
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Ergänzungen

Scheiße!

Mr.Red 17.01.2005 - 20:55
Echt vor der Krone? Die Schweine! Auf welchen Plätzen wurden noch Kameras installiert? Und sind die Kameras schon "in" den Straßenbahnen oder meint ihr die an den Haltestellen? Seit wann ist das alles?

Im dritten Bild

von oben 17.01.2005 - 21:59
hängt doch so eine Scheiss-Kamera!

Aber immer mit der Ruhe, dann kommen auch die besten Ideen was dagegen noch hilft!

Verdunklungstaktik

g 17.01.2005 - 22:43
was sich für die rundkameras in zügen bewährt hat, sind die papiertüten, die ihr bei jedem brötchenkauf bekommt. ein bisschen tesa habt ihr sicher auch dabei - und fertig ist eine geeignete verdunklungstaktik. manchmal kann mensch so auch gut ins gespräch mit anderen fahrgästen kommen.

kameras in hh

klex 18.01.2005 - 11:46
ich hbae mal gelbe spukkies mit der zahl 1984 drauf dagegen geklebt...

weil in Hamburg is das ja schon seit knapp einem jahr


alles was ich erntete war geschellte der braven cdu wähler :(

spukkie

kleber 18.01.2005 - 18:21
in wieweit ist es gesetzlich zulässig wenn ich spukies auf die kameras klebe? Wie sieht es aus wenn ich aufkleber nehme?

Hat da jemand einen guten Link? oder kometente Ahnung?

Kamerapest auch in Berlin

ÜberwachungsgegnerIn 19.01.2005 - 04:07
Hier in Berlin ist es auch super nervig, was die BVG (Berliner Verkehrsbetriebe) hier abziehen! Abgesehen von den ganzen stationären Kameras auf Bahnhöfen, die ja zumindest zu über 50% noch sinnvolle Sachen wie die Bahnsteigkante überwachen, gibt es da auch welche, die Filmen Offensichtlich überflüssige Sachen, wie Bahnhofseingänge und Infosäulen.

Besonders krass ist es in den neuen Bussen, wo man doch auf ca. 20 Meter von 5 Kameras rundumüberwacht wird, der fahrer sitzt natürlich direkt daneben und kann stillen Alarm über Funk auslösen, wenn wirklich was sein sollte und man den Sicherheitswahn hier vorschiebt. Gab es anfänglich noch 4 Plätze die nicht frontal überwacht waren, weil sie hinten anfänglich keine Kamera hatten, so ist das "Problem" in zwischen auch behoben. :-(

Natürlich darf auch die U-Bahn nicht fehlen und so hängen dort seit ca. 1 Jahr auch 2 statische Kameras (die sehen aus wie Dome-kameras sind aber keine) pro Wagen in immer mehr U-Bahn-Zügen, die alles im Blick haben, weil sie versetz, also von den Bildschirmen weg filmen.

Bemerkenswert ist auch, das die BVG scheinbar mit mehr Widerstand gerechnet hat, denn im Unterschied zu den alten Warnaufklebern (ein Auge mit "Video" darunter, etwa 5x5cm), sind die neu angebrachten nun nach ca. 3/4 Jahr auf einmal 4 mal so groß!

Neben den Verkehrsbetriben kommen dann noch die anderen Kamerabetreiber wie z.B. im Bhf. friedrichstarße, der mit wirklich komplett mit Domekameras (360° drehbar + Zoom) gespickt ist, so das man dort auch immer im Bilde ist. :-(

Ich find prima, das sich da endlich Widerstand regt, hier in berlin ist alles tut. Mich würde mal interessieren, was die BVG Futzies machen, wenn man sich die ganze Zeit in mit einer Videokamera z.B. für die verglaste Leitstelle (U2-Übergang) am Alex oder direkt in ihre Einrichtungen stellt und die dann mal zurück filmt, vielleicht begreifen die es ja dann, das es neoch Leute gibt, die Wert auf informationelle Selbstbestimmung legen.

Auch mal bedenken

Werni 19.01.2005 - 14:00
Leider sind die verkehrsbetriebe zwischenzeitlich dazu gezwungen, Kameras gerade in Beiwagen zu installieren. Es hilft nicht immer was, gegen den "Überwachungsstaat" zu lamentieren, sondern man sollte auch mal sehen, wie z.B. die Scheiben oder das Inventar von Beiwagen aussehen, wenn dort keine Kameras installiert sind. Oder möchtet ihr gerne in demolierten und versifften Fahrzeugen mit total zerkratzten Scheiben fahren (falls sie dann noch fahren), nur weil einige Idioten ihre sinnlose Zerstörungswut als "Kreativität" oder gar als "Protest" deklarieren? Möchtet ihr die Reparaturkosten auf den Fahrpreis umgelegt bekommen? Jeder kann auch durch sein eigenes Verhalten dazu beitragen, dass keine Kameras nötig sind!!!

Kameras an öffentlichen Plätzen halte ich hingegen für tatsächlich überflüssig.