Pressemitteilung zur Demo am 15.01 in Landau

Antifa Landau 16.01.2005 15:57
PE zur Demo
Pressemitteilung




Antifaschistische Aktion Landau
Kontakt:  ld_kick_ass@yahoo.de
 http://www.antifalandau.de.vu


Landau, den 16.01.05


Demonstration am 15.Januar in Landau; Motto: Den deutsch-europäischen Standort sabotieren, für eine revolutionäre Perspektive. Gegen Geschichtsrevisionismus und Sozialabbau


Am Samstag, den 15.01.05, zogen, trotz der repressiven Polizeimaßnahmen, ca. 170-200 DemoteilnehmerInnen durch die Landauer Innenstadt. Bereits im Vorfeld hatte die Polizei durch Kontrollen und das Abfilmen und Photographieren der TeilnehmerInnen versucht, diese abzuschrecken.
Andreas Müller, ein Sprecher der Antifa Landau, bedauerte zudem die Platzverweise, die es TeilnehmerInnen, die von weiter angereist waren, unmöglich machten in Landau zu bleiben. „Die Polizei, die immer auf die Einhaltung der Gesetze besteht, macht sich selbst unglaubwürdig, wenn sie das Grundrecht der Demonstrationsfreiheit mit Füßen tritt. Schon während der Demo verhielten sich die Beamten grundlos aggressiv, als sie die Anwesenden immer wieder körperlich angingen und sich der Demospitze in der Weg stellten. Auch die frühere Schließung der Geschäfte in der Innenstadt ist auf die Diffamierung der DemonstrantInnen durch die Polizei zurück zu führen“.
Den ganzen Tag über waren Gruppen von Rechtradikalen in der Innenstadt unterwegs. So konnte am Rand der Demo ein Rechtsextremer immer wieder, von der Polizei unbehelligt, den verbotenen Hitler-Gruß und rechtsradikale Parolen skandieren. Auch wurde die Demonstration von Nazis, die sich vermummt in ihren Wohnungen, im Vauban-Haus und im Nordring, verschanzt hatten, gefilmt und photographiert. Was wieder einmal beweist, dass es auch in Landau und Umgebung rechtsextreme Strukturen gibt.
Bis auf den ungerechtfertigten Polizeieinsatz sei der Tag jedoch als „Erfolg“ zu werten.
„Wir haben mit weitaus weniger Menschen gerechnet und auch die Stimmung war sehr gut.
Der Tag hat uns bewiesen, dass immer mehr Menschen auf eine inhaltliche Mobilisierung reagieren. Nach dem Erfolg der „Redefine Resistance“-Demo in Frankfurt sind wir nun sicher, dass es auch für den EU-Gipfel in Luxemburg eine tragbare inhaltliche Mobilisierung geben wird“.


Für Nachfragen und Informationen stehen wir gerne zu Verfügung. Der Kontakt kann über die obengenannt E-Mail Adresse hergestellt werden.
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Ergänzungen

Redebeitrag der Antifa LD

Landau rockt! 16.01.2005 - 16:14
Redebeitrag zur Demo, Den Deutsch-Europäischen Standort sabotieren, für eine revolutionäre Perspektive, am 15.01.2005 in Landau

Hallo,
zunächst ein mal möchten wir betonen, dass wir uns sehr darüber freuen, dass trotz der frostigen Temperaturen, und der erzwungenen Uhrzeitänderung, so eine beachtliche Menge von Menschen ihren Weg nach Landau gefunden hat.
Das Motto der Demo lautet: Den Deutsch-Europäischen Standort sabotieren, für eine revolutionäre Perspektive, gegen Sozialabbau und Geschichtsrevisionismus. Die meisten von euch werden sich wohl denken können, dass wir Gründe für die Wahl eines solchen Mottos hatten und genau diese wollen wir im Folgenden etwas näher erklären.
Das Jahr 2004 war das Jahr der Massenproteste in Deutschland. In unzähligen Städten fanden Montagsdemonstrationen statt, die den Abbau von Sozialleistungen verhindern wollten. Mit Parolen wie, „wir sind das Volk“ sahen sie sich in der Tradition deutscher Protestbewegungen und machten nicht nur dadurch ihren positiven Bezug zu einem „deutschen Volk“, wie auch zu einem „deutschen“ Sozialstaat klar. Es wurde uns also bewusst, dass wir uns in der angesprochenen Thematik inhaltlich äußern wollen, jedoch in klarer Abgrenzung zu den „Deutschentümmlern“.
Klar sind wir gegen Sozialabbau, jedoch sind wir darüber hinaus für die komplette und radikale Abschaffung des Kapitalismus ohne den keine Notwendigkeit für das Bestehen von sozialen Leistungen existieren würden.
Aber wir wollen am Anfang beginnen: Wir fordern euch mit unserem Motto zur Standort-Sabotage auf. Warum und wie meinen wir das?
Der Sozialabbau wird damit gerechtfertigt, dass der Standort Deutschland attraktiv gestaltet werden muss, um in der Weltwirtschaft bestehen zu können und somit zu allgemeinem Wohlstand zu gelangen. Diese Rechtfertigung beinhaltet die Einsicht, dass im Kapitalismus jedeR in Konkurrenz zu einander steht. Das fängt beim Mitbewerber um die Arbeitsstelle an und zieht sich bis zu den großen Konzernen und Ländern, sowie Wirtschaftszonen wie die USA, China und Europa.
Paradoxerweise wird Verzicht verlangt, um zu Wohlstand zu kommen, was zeigt das der Mensch kompromisslos an die Standortbedürfnisse angepasst werden soll.
Hier findet also ein Ideologiewandel statt, der „soziale“ Staat, der seinen Zweck damit erfüllte, für die in ihm lebenden Menschen zu sorgen, wird in einer offenen Metamorphose zu einem autoritär-fordernden Staat, der von den in ihm lebenden Menschen verlangt, für dessen Überleben zu sorgen, auch auf Kosten ihres eigenen Lebens. Dabei werden individuelle Wünsche und Bedürfnisse als nicht wichtig, bzw. teilweise als kostenpolitisch nicht tragbar erklärt, was die Verwertungslogik, die dem Kapitalismus zu Grunde liegt, offen zeigt, komischerweise jedoch nicht Ziel der Kritik wird.
Einhergehend mit dem Ideologiewechsel in der Politik werden weniger die Bedingungen, sondern die persönliche Motivation zum Maßstab für die Lebenssituation gemacht, das kapitalistische Modell mit der Annahme, Armut sei selbstverschuldet, wird somit gesellschaftlich anerkannt.
Aber das ist noch nicht alles: wir fordern euch zur Sabotage des deutsch-europäischen Standorts auf, weil es Europa ist, das Deutschland die Möglichkeit bietet zurück zu alter Stärke zu gelangen.
Aufgrund der Shoa und zwei verschuldeter Weltkriege war es Deutschland bisher nicht möglich, eine offensive Außenpolitik zu betreiben. Durch die Schaffung eines europäischen Staatengebildes ist es Deutschland gelungen, in der mittlerweile Einwohnerstärksten Freihandelszone, nicht nur wirtschaftlich, sondern auch militärisch wieder zu einer Weltmacht zu werden. Legitimiert wurde dies propagandistisch durch einen Geschichtsrevisionismus, also einer Neu-Interpretation von Geschichte, durch den der 2.Weltkrieg zu einem europäischen Prozess umgedeutet wird, die deutschen Täter zu Opfern stilisiert werden und auch noch eine „deutsche“ Verantwortungen, aus Erfahrungen gewonnen, abgeleitet wird, mit der wiederum Kriege, wie der Überfall auf Jugoslawien, gerechtfertigt werden. Die deutsche Gesellschaft, die der in der Tradition einer nationalsozialistischen Gesellschaft und somit des industrialisierten Massenmordes steht, hat sich dadurch von allen historisch korrekten Bezwingungsmaßnahmen befreit, um wiedereinmal aufs neue entfesselt auf die Welt los gehen zu können.
Dass das alles ziemlich zum Kotzen ist, dürfte wohl jedem klar sein. Darum demonstrieren wir hier und heute für eine revolutionäre Perspektive, für eine Perspektive also, die die Überwindung der kapitalistischen Zustände, sowie die Überwindung Deutschlands beinhaltet. Wie?
Tja, als erstes müssen diese Teilbereichskämpfe abgeschafft werden. Eine gründliche Analyse der Zustände zeigt uns, dass wir der Komplexität der Probleme, denen wir uns stellen wollen, gerecht werden müssen. Klar ist es wichtig für die Bereiche einzustehen, die einem selbst am wichtigsten scheinen oder einen direkt betreffen, wichtig ist jedoch, dies mit der Perspektive auf die Abschaffung der ganzen Verhältnisse zu tun und deshalb den Blick auf die Zusammenhänge nicht zu verlieren.
Zweitens wäre es schön, wenn wir alle wieder ein wenig revolutionärer werden. Das bedeutet: wir sollten schon mit der Einstellung an die Sache rangehen, dass die Abschaffung des Kapitalismus und Deutschlands Priorität haben.

In diesem Sinne, ich hoffe ihr hattet Spaß und werdet noch ein bisschen Spaß haben.
Heute Abend ist noch ein Konzert im Fatal mit Bubonix und when the kitchen radio says kill, vorher gibts da auch noch ein bisschen was zu Essen.
Schön das ihr da wart, Go on, fight back



mindestens 300

hamburger 16.01.2005 - 16:36
wie? nur 200 sollen das gewesen sein? das waren mindestens 300. ihr landauer seid auch immer so bescheiden. tut mir übrigens leid, dass das mit dem bus aus hamburg nicht geklappt hat. man sieht sich am 26. februar zum opernball in frankfurt.
p.s. am 19. ist auch naziaufmarsch in weinheim. verhindert ihr im südwesten den mal bitte!

Fotos

ainfos 16.01.2005 - 16:41
Fotos der Demo findet ihr auf www.antifa-bensheim.de
sowie noch weitere auf www.ainfos.de/gallery

@hamburger

300? 16.01.2005 - 19:22
das waren mindestens 400! wenn nicht sogar 700!

Beiträge die keine inhaltliche Ergänzung darstellen

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Apropos Revolution

... 16.01.2005 - 20:23
...wir müssen die Revolution bei uns selbst beginnen. Wir müssen uns selbst und das bürgerliche Individuum revolutionieren. Die Revolution jedes einzelnen sollte das Programm sein, also die Revolutionierung des Revolutionärs, was die Voraussetzung jeder wirklich grundlegenden Veränderung ist.
Lebt euern Traum, jeden Tag und nicht nur auf Demos.

Sehr schön Landau, weiter so und verbreitet euch und eure Meinung.