Aktion der Jüterboger

Michael Maurer 15.01.2005 14:40 Themen: Soziale Kämpfe
Am gestrigen Freitag den 14.01.2005 fand um 19:00 Uhr der traditionelle Neujahrsempfang des Kreistags Teltow-Fläming in Luckenwalde statt. Diesen Anlass nutzten ca. 150 Jüterboger Montagsdemonstranten um auf sich und ihr Anliegen aufmerksam zu machen.
Wenn ich schreibe "Jüterboger" so sind damit auch immer all die Menschen aus den umliegenden Dörfern und Städten gemeint.
Als da wären Luckenwalde, Zossen, Altes Lager, Kloster Zinna, Rohrbeck, Kaltenborn, Hohenalsdorf usw.

Weil der "noch" amtierende Landrat Peer Giesecke sein Hausrecht wahrnahm und die Demonstranten vom Vorplatz des Kreishauses verbannte, mussten die Demonstranten auf dem gegenüberliegenden Gehsteig Aufstellung nehmen.
Unter ohrenbetäubendem Trillerpfeifkonzert und per Megaphon zu Spechchören, wie z.B. "Weg mit Hartz IV, Arbeit wollen wir!" animiert, mussten die geladenen Gäste das Kreishaus betreten.

Ein Flugblatt wurde an die Besucher des Neujahrsempfangs verteilt, welches diese zum größten Teil interessiert entgegennahmen. Kein Wunder, die Besucher, welche aus dem ganzen Landkreis kamen, kannten die Jüterboger Montagsdemonstranten bisher nur aus den eher spärlichen Zeitungsberichten und waren mit diesen tapferen und ausdauerden Menschen zum ersten Mal persönlich konfrontiert. Ausserdem war es ein hervorragendes Flugblatt welches, im Gegensatz zur Propaganda der Berliner "Junta" des VW-Kanzlers, die Auswirkungen und Zielrichtung der "Hartz-Gesetze" auf den Punkt brachte.

Interessierten Organisatoren kann ich nur die Website des Kartext e.V. (  http://www.klartext-info.de ) des engagierten Rainer Roth empfehlen, wo sich eine vielzahl downloadbarer Flugblätter befinden.

Die Stimmung unter den Demonstranten war, wegen des Platzverweises des Hausherrn Peer Giesecke, recht aufgeheizt und es wurden vereinzelt Stimmen laut welche in das Kreitagsgebäude reingehen wollten. In Anlehnung an die hervorragenden Aktion der "Überflüssigen" im Berliner "Borchardts", machte das Wort "Wir gründen mit denen eine Bedarfsgemeinschaft" die Runde.

Doch letztlich war es der überaus freundlichen Luckenwalder Polizei zu verdanken, welche mit ca. 10 Beamtinnen und Beamten vertreten war, das der herrschende Landrat vor dieser "Peinlichkeit" bewahrt wurde. Aber was noch nicht ist kann ja noch werden. Denn wie es scheint, ist das Berliner "Machtkartell", der auf den Lohnlisten der Industrie stehenden Parlamentarier, fest entschlossen die sozialen Proteste zu ignorieren, und schlimmer noch, zu bekämpfen.
Dies kann die Spaltung unserer Gesellschaft nur noch vertiefen.

Wie weit diese Spaltung schon reicht, illustriert ein Zitat aus einem Leserbrief welches am Tag unserer Demonstration veröffentlicht wurde: "Nicht der Staat, sondern die Unternehmen schaffen Arbeitsplätze. Und alles was Arbeit schafft, ist sozial und christlich". Dies schrieb der Vorsitzende der CDU-Fraktion im Luckenwalder Kreistag. Ich meine es ist an Blödheit kaum noch zu unterbieten, und zeigt gleichzeitig wie weit die Gehirnwäsche, mit welcher die Parteizentralen ihre Mitglieder unterzogen haben, schon fortgeschritten ist.

Das Pfeifkonzert und die Spechchöre vor dem Luckenwalder Kreistag dauerten ca. 1 Stunde, und kann von uns als Erfolg verbucht werden, weil wir gestern Menschen erreichten die wir die wir sonst nicht erreichen. Dies beflügelt uns und wir, die Jüterboger Montagsdemonstranten werden weitere Aktionen, zusätzlich zu den selbstverständlichen Montagsdemos, planen und ausführen.

Mit solidarischen Grüßen
an alle Organisatoren von Aachen bis Frankfurt/Oder von Flensburg bis Müchen

Michael Maurer
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