Spontandemo gegen Brechmittelmord in HB

Bremen 08.01.2005 22:56 Themen: Antirassismus Repression
Gegen den Mord an Laye-Alama Conde und für den sofortigen Stopp der Brechmittelfolter demonstrierten am Samstagabend 150 Menschen durchs Bremer Viertel. Die DemonstrantInnen machten deutlich, dass sie den Mord nicht auf sich beruhen lassen und Brechmittelfolter und rassistische Polizeigewalt weiter bekämpfen werden! Weitere Aktionen werden folgen!
Spontanaktion gegen Brechmittelfolter
150 Menschen demonstrierten lautstark durchs Bremer Viertel


Am 27. Dezember 2004 wurde Laye-Alama Conde aus Sierra Leone, im Bremer Polizeipräsidium einer „Brechmittelvergabe“ unterzogen. Diese Prozedur ist in Bremen seit 1991 Gang und Gebe. Damit sollen vermeintliche „Drogendealer“ gezwungen werden, verschluckte Drogen wieder auszubrechen.
Im Zuge dieser Brechmittelfolter gelangte Laye-Alama Conde so viel Wasser in der Lunge, dass er „ertrank“.
Der ganze Vorfall kam nur ans Licht, weil der von den anwesenden Polizisten herbeigerufene Notarzt einige Tage später über einen Anwalt eine Erklärung verbreiten ließ. Darin widersprach er der er den von Polizei und Innensenator Röwekamp verbreiteten Lügen, der Mann habe auf eine Drogenkapsel gebissen und befände sich auf dem Wege der Besserung.
Aber auch nach der Erklärung des Notarztes überbieten sich Polizei und Innensenator Röwekamp weiter in Bagatellisierung und Zynismus.
Das Laye-Alama Conde Afrikaner war, ist kein Zufall. Es werden in der Regel nur Schwarze dieser Folter unterzogen, die von der Polizei bei rassistischen Straßenkontrollen festgenommen werden. Bereits vor etwa zwei Jahren starb in Hamburg ebenfalls ein afrikanischer Mann an den Folgen einer Brechmittelvergabe.

Gegen den Mord an Laye-Alama Conde und für den sofortigen Stopp der Brechmittelfolter demonstrierten am Samstagabend 150 Menschen durchs Bremer Viertel. Die DemonstrantInnen machten deutlich, dass sie den Mord nicht auf sich beruhen lassen und Brechmittelfolter und rassistische Polizeigewalt weiter bekämpfen werden!
Weitere Aktionen werden folgen.
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Ergänzungen

Bremer Viertel?

du 09.01.2005 - 02:51
Was bitte schön ist das "Bremer Viertel"? Es gibt auch Menschen nicht aus Bremen, welche sich trotzdem für solche Meldungen interessieren. Bitte mehr Infos zur Demo!

weitere Informationen

no-racism.net 09.01.2005 - 03:15
Das Antirassismusbüro Bremen, dass seit Jahren den Einsatz von Brechmitteln und andere rassistische Praxen der Polizei kritisiert, hat zahlreiche Informationen zum Brechmitteleinsatz in Bremen gesammelt. U.a. findet sich dort die aufschlussreiche Dokumentation: "Polizisten, die zum Brechen reizen. Verabreichung von Emetika am Beispiel Bremen" von 1995.
 http://www.antirassismus-buero.de


Auf no-racism.net finden sich eine umfangreiche Zusammenfassung zum Tod von Laye-Alama Conde mit Hintergrundinformationen zu und Kritik an Brechmitteleinsätzen, eine Erklärung, warum deren Anwendung rassistisch ist und weiterführende Links.
Inhalt:
1. Brechmitteleinsatz mit Todesfolge
2. Zur Gesundheitsgefährdung bei Brechmitteleinsätzen
3. Kriminalisierung kritischer Stimmen
4. Eine rassistische Praxis
5. Kritik wird laut
 http://no-racism.net/article/1083


Laye-Alama Conde ist nicht der erste Tote nach Brechmitteleinsätzen. Am 9. Dezember 2001 wurde der 19jährige Achidi John in Hamburg einem gewaltsamen Brechmitteleinsatz unterzogen. Zuvor hatten fünf Polizisten den gefesselten, Todesangst erleidenden Mann gemeinsam zu Boden gezwungen und sich auf ihn gesetzt, während die Ärztin Dr. Ute Lockemann versuchte, eine Sonde durch die Nase einzuführen. Noch während diesem "medizinischen Eingriff" erlitt Achidi John einen massiven Muskelkrampf. Trotzdem wurde die menschenverachtende Prozedur weiter geführt, das Brechmittel und fast ein Liter Wasser in den schon reglosen Körper gepumpt. Im Beisein der Ärztin erlitt Achidi John den Herzstillstand. Erst Minuten später wurde dies bemerkt. Die Reanimationsversuche blieben erfolglos. Achidi John starb am 12. Dezember 2001.
Die Kampagne gegen Brechmitteleinsätze dokumentiert die tötliche Anwendung von Brechmitteln in Hamburg.
 http://www.brechmitteleinsatz.de

das bremer viertel

der ergänzer 09.01.2005 - 05:40
...mit dem "bremer viertel" ist wohl aller wahscheinlichkeit das steintor-viertel gemeint, welches in bremen auch einfach "viertel" genannt wird - in jenem welchem spielt sich ein großer teil alternativen und linkem leben ab.

zur demo

noch ein ergänzer 09.01.2005 - 15:26
Die Demo war laut und sehr entschlossen. Sie zog vom "Ziegenmarkt" bis zum "Goethetheater", einmal auf der Hauptstrasse des Viertels lang. Zum Erstaunen der Polizei, welche während der Demo nur mit zwei Wagen anwesend war, kehrte sie am Goethetheater um und bog nicht, wie von den Herren und Frauen in grün erwartet, zum Innensenator ab.
Nach etwa einer Stunde löste sich die Demo wieder auf. Danach waren etliche Polizeiwagen, teilweise voll besetzte Wannen, noch über mehrere Stunden im Viertel unterwegs.


nächste Demonstration

. 10.01.2005 - 15:40
in Bremen: Samstag, 15. Jänner 2004, 11:00 Uhr

Es wird auch einen Bus aus Hambrug geben,
siehe:  http://www.fluechtlingsrat-hamburg.de/