Peru: Aufstand unter wessen Führung?

en la mira 05.01.2005 23:20 Themen: Globalisierung Weltweit
Dieser Bericht über den Anführer des Indigen@-Aufstandes in
Andahuaylas, Antauro Humala, der als Ethno-Nationalist im internationalen Kreuzfeuer der Kritik steht, ist als Ergänzung zu Peru: Inkas denunzieren Folter  http://www.de.indymedia.org/2005/01/103293.shtml gedacht ....
Wer ist Antauro Humala? (Quelle: Resumen Latinoamericano )
(frei gekürzte Übersetzung)

Antauro Humala, der militärische und charismatische (inzwischen verlorenen) Aufstandes in Andahuaylas, wird als Nationalist bezeichnet, der zutiefst solidarisch ist mit den Indigen@s Perus; als polemisch und als grimmiger Feind der Oligarchie, des Fujimorismo sowie des aktuellen Präsidenten Toledo....Humala pflegt beständig daraufhinzuweisen, dass die Waffen der Institutionen immer gegen das Volk gerichtet sind.

Etwas Neues bewegt sich in Peru. Auf der einen Seite gab es den Marsch tausender campesin@s und cocaler@s nach Lima um von der Regierung Alejandro Toledo zu fordern, sie möge die Pläne zur Zerstörung der Kokain-Felder aufgeben. Gleichzeitig wurde das Anwachsen der Nationalen Bewegung Peru (Movimiento Nacionalista Peruano (MNP) immer deutlicher, ebenso wie das Charisma ihres Anführers , des Mayor Antauro Humala, der Verbündete findet in den urbanen Zonen der am meisten Verarmten und Unterstützung her von den " ausgefransten Rändern" der indigenen Minderheiten.
Antauro Humala ist kein Geringerer als jener Militär, der sich im Oktober 2000 , gemeinsam mit seinem Bruder Oberstleutnant Ollanta Humala, unter Waffen gegen den korrupten damaligen Präsidenten Alberto Fujimori erhob.
Damals gewannen die Brüder Humala weite Gebiete im Süden des Landes zurück und es formierten sich fast 600 Reservisten der Rebellion. Dieser Aufstand wurde nach einigen Tagen unterworfen. Nach dem kläglichen Abtritt des ins Exil flüchtenden Fujimori, rehabilitierte der Übergangspräsident Valentín Paniagua die Rebellierenden. Ollanta kehrte zur Armee zurück und war Militärattache' der peruanischen Botschaft in Paris; Antauro wiegelte die politischen Vollversammlungen auf und demonstrierte, daß er mit seinem einfachen aber agressiven Kurs, " sprechen wie das Volk " , viele AnhängerInnen zu gewinnen im Stande war. Er ist Freund der ecuadorianischen Indigen@s von CONAIE, aber auch von Evo Morales ( an die Regierung gewählter indigener Cocalero ) und Felipe Quispe ( radikaler Bauernführer ) in Bolivien und bezeichnet sich selbst als den Ideen von Hugo Chávez ( schwersten US-Attacken ausgesetzter Präsident Venezuelas ) verbunden, sowie als Bewunderer des " Kampfes der kubanischen Revolution". Humala hat eine Organisation aufgebaut die sich als antiimerialistisch, etnocacerista ( hier findet sich kein Wort; etno = ethnizistisch ; cacerista = zu Hause im Sinne von angestammt ) und als entschlossener Feind der peruanischen Oligarchie und Präsident Toledos definiert.

Die Militanten der MNP gewinnen die ArbeiterInnenschaft und die am meisten vom Hunger Geschlagenen zurück. Sie arbeiten mit Alphabethisierungsprogrammen und für ein politisches Bewusstsein /Gewissen gegenüber Jenen, welche Lateinamerika bedrängen. Die Reservisten um Humala kleiden sich in Faschinen ( zum Zeichen der besonderen militärischen Erhebung ) und erfahren, ganz im Gegensatz zu den Generälen Toledos, Umarmungen und Ovationen....Und " genau aus dem Herzen ( dieser Gefühle ) all jener vom neoliberalismus Geschlagenen, so Humala, erwächst die neue Revolution, die die alten und überholten Strukturen Perus zu Fall bringen wird ".

Seine Feinde , insbesondere die Installateure von Medienkampagnen, beschuldigen den Ex-Major nicht einmal an die Mindestregeln für eine friedliche Coexistenz zu respektieren.Ihnen zum Trotz aber sagt Humala, es sind nicht die Leute die mich so sehen - sondern die Politiker(innen) und die Presse die ihnen entspricht. "Es gibt eine Minderheit " Ausserirdischer " ( Interpretation steht hier frei ) im Kongreß und in vielen Ministerien - sie tun gut daran, sich zu beunruhigen. Sie verachte ich - mit 90 % der Bevölkerung ".
Humala gefällt nicht, wenn der Begriff Demokratie zur Anwendung kommt ... ihm ist das Wort welches der Wahrheit in Peru gleichkommt lieber: "timocracia",( wörtl.nicht übersetzbar : timo = Betrug; ) betrügerische ....kratie einer Regierung von Betrügern und jedenfalls eine " Demokratie der Prostitution ". " Es muß eine radikale Wende der Wirtschaftspolitik geben und diese wird sich nicht per Toledo vollziehen, da es sich um eine heuchlerische Regierung handelt die ausländischen Interessen dient, die den Instruktionen des IWF folgt oder sich selbst in Neoliberalismus verwandelt ".

Hinsichtlich der auf 2006 vorgesehenen Wahlen ( schon jetzt gibt es Unruhen die Toledo entweder meistern kann oder nicht ..) glaubt Humala nicht an eine Lösung per des angesetzten Datums und prognostiziert das verbleiben der " Immerselben " im Kongreß. Für seine Bewegung ist für eine Veränderung eine konstitutionelle Versammlung die richtige Variante - und dies unter Teilhabe aller existierenden Kräfte: Reservisten; Cocaler@s; RentnerInnen; SUTEP; Zivile Organisationen ; Arbeitloseninitiativen; Gremien der LandwirtInnen; ArbeiterInnengewerkschaften.... ähnlich dem Beispiel der Generalstaaten des Revolutionären
Frankreich, , con rodamientos de cabezas inclusive.
Humala beunruhigt seine Opposition noch auf andere Weise: " Was die Lösung der Korruptionskrise angeht, so wird es uns kein Herzklopfen verursachen, wenn ein paar Generäle erschossen werden müßten .Offenbar haben Viele weder die gültige noch die vorige Formen der Verfassung gelesen , in welchen es heisst: Todesstrafe für Jene, welche dem Land immensen Schaden zufügen". Aus dieser Festschreibung sämtlicher Militärgerichte der Welt prostituieren sich, simplerweise, letztlich die Termini: Demokratie = Wahl; Alphabethisierung = castellanizar ( Zwang zum Spanischen ) ; Religion = Katholizismus und Todesstrafe = Mord ".

Vertikale Grenzen

Die nationale Bewegung Perus konfrontiert polemisch mit den Schlüsselaspekten und unbestreitbaren Schwächen der Länder des Kontinentes die an die Kolonialisatoren grenzen. Drauf bezieht sich Humala bei öffentlichen Reden. Hier z-Bsp. die Wiedergabe seines " Grenzkonzeptes" ...

" Laut den Kriterien der " Escuela ( Schule ) de las Américas " sind die Grenzen schlichtweg horizontale. Und genau dies ist ein Irrtum - denn, nach unserem Verständnis, sind die Grenzen vertikal unter Berücksichtigung der Tatsache, dass auch der Luftraum ( wo die ausländischen Luftlinien verkehren und die Sendewellen u.a.für TV verlaufen) peruanisches Territorium bedeutet. Hieraus resultiert das Paradox, dass dennoch fremde Privatkonsortien peruanisches territorium zum Zweck ihres Eigennutzes mißbrauchen.Ebenso ist der Boden ein wichtiger Teil der Nation indem Sinne, dass die Sektoren der Agrarwirtschaft nicht ausländischer Willkür ( will heissen den ansässigen Bevölkerungen Schadenzufügenden ) ausgeliefert werden dürfen. Ebensowenig wie eine fremde Ausbeutung von Bodenschätzen akzeptabel sein kann. Diese Beschränkung von Ausbeutung bezieht sich auch auf das territoriale Meer und seinen Reichtum.

Unter diesen Gesichtspunkten muß eine neue Definition der Rolle der Streitkräfte des Kontinentes angestrengt werden. In diesem Sinne sind wir heute, mit Ausnahme Kubas und Venezuelas, noch immer Kolonien.Noch polemischer : Im Fall von Peru, Bolivien und Ecuador ( blutsverwandte Völker ) war die 1821 festgeschriebene Unabhängigkeit ein Akt der Befreiung, gewiß, für die " Kreolen" und privilegierte Minderheiten. Die " zivilisierten Indianer/rinnen " der drei Länder zahlen noch immer " Schulden " an die weisse Kaste und die Afrikanischstämmigen sind noch immer Versklavte.
Es war eine virtuelle Unabhängigkeit, ein kreolischer Seperatismus Spaniens - aber für uns, die wir an der Seite der ursprünglichen Völker stehen, hat sich Kolonialisierung in Herrschaft ( Anmrkg. Leitkultur ) verwandelt. Was gestern Madrid war, ist heute Washington ....
" Gegen,alle diese, Heuchelei erhoben wir uns in el Perú ... Jemand, Stunden oder Tage mit dem Tode ringend; eine Regierung für Wochen oder Monate ( die Fujimori hatte fast ein Jahr ) und eine Republik für Jahre oder Dekaden .... dies sind die historischen Prozesse..Toledo ist bereits eine ( politische ) Leiche ; die Regierung ringt mit dem Sterben - aber die " kreolische " Republik knebelt, verwundet mehr als jemals zuvor. Es wird keinen Aufstieg per " Banderillas " geben .... 14 Verfassungen mit dem Geruch nach Tränengas ....."

Der Etno - Cacerismo Huamals ( etno = ethnizistisch ; cacerista = zu Hause im Sinne von angestammt )

Die Forderung nach Wertlegung auf ethnizistische Doktrin in Bezug auf die historischen Aufstände bis zu denen gegen Fujimori und Wladimir Montesinos, gründet sich in der Tatsache, dass sowohl in Peru, als auch in Bolivien und Ecuador die größten Bevölkerungsanteile indigen sind. Hierher rührt auch die enge Verbindung zu der Bewegung Felipe Quispe' s und den Aymara in Bolivien, die als Teil der eigenen Bewegung empfunden werden.

In Perú selbst sind für die etno-caceristas die traditionelle Kultur der Inka bedeutsam und der indigene Kampf mit seinen Forderungen, inclusive dem Klassenkampf sind vorrangig.
Humala bezieht sich auf die Abschottung der Inka und ihrer Sprache, quechua, 1879 als der Marshall Andrés Avelino Cáceres von Chile aus versuchte, ein Protektorat in Peru zu errichten und sich vom Reich der Inka Inspirationen holte. Humala und seine GenossInnen möchten eine ebensolche Abwehr wider westliche Einflüsse schaffen und fordern einen speziellen Indigenen Sozialismus in Einklang mit der bolivarianischen RebellInnenbewegung ( rebeldía bolivariana ) die über dem gesamten Kontinent verbreitet ist und in Distanzierung zu festgeschriebenen Konzepten von Sektoren der Linken des Kontinentes die das Gewicht der Völker der UreinwohnerInnen bezüglich nationaler ( politischer ec.) Vorgehensweisen ignorieren.

Dieser Bericht fußt auf einem Treffen mit dem Anführer der Indigenen Peruanischen Rebellion im März 2004.
Der Aufstand in Andahuaylas - auch als Militärputschversuch bezeichnet - ist mittlerweile unter Kapitulation der Rebellierenden niedergeschlagen ....
( Quelle :  http://www.lahaine.org/b2/articulo.php?p=5399&more=1&c=1)
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Ergänzungen

Humalas Vergangenheit

research 06.01.2005 - 16:15
Herr Humala hat eine langjährige Karriere im peruanischen Militär absolviert. Bei der oben genannten Rebellion gegen Fujimori handelte es sich genau genommen um einen Putschversuch, den Humala als Offizier der Streitkräfte mit einem Teil seiner Untergebenen iniziierte.
In der Zeit davor war Humala "erfolgreich" und vor allem brutal an dem Krieg mit Equador und der Zerschlagung linker Guerillas beteiligt. Der Großteil seiner jetzigen Kampfgefährten sind Veteranen aus jenen Tagen.

Die Bewegung zielt darauf ab, einen ethnizistischen Staat nach dem Vorbild vergangener Inka-Reiche zu errichten. Sein Hauptvorwurf an die Regierung ist neben der Korruption der Ausverkauf nationaler Interessen an Chile.

Das nur mal als Ergänzung der Fakten. Eine eigene Meinung sollte jede/jeder sich selbst bilden. Aber vielleicht lohnt es sich, mehr Quellen als den vorstehenden Text heranzuziehen.

blutvolkstümelei

barcelonena 07.01.2005 - 12:08
"Im Fall von Peru, Bolivien und Ecuador ( blutsverwandte Völker )"

Ohne hier pedantisch sein zu wollen: Bei Peru, Bolivien und Ecuador handelt es sich um Nationalstaaten kolonialen Ursprungs und nicht um "blutsverwandte Völker".

Ein schwieriges Thema sind die Nationalismen in dieser Region. Die Aufstände in den Altiplanos haben sicherlich die Befreiung von repressiven Gesellschaftsstrukturen zum Hintergrund, aber eben leider auch einen völlig überzogenen Nationalismus. Chile ist da eine Art "Erbfeind", gegen den die Bevölkerung aufgehetzt werden soll. Von aussen betrachtet kann einen das schon ziemlich abstossen.