Agenturschluss Berlin-Wedding: Rangelei innen

Heimlicher Journalist 04.01.2005 12:12 Themen: Repression Soziale Kämpfe
Zwei Transparente hingen kurz aus den Fenstern im obersten Stock der Arbeitsagentur. Genau als die Demo ankam und obwohl alle Gänge und Stockwerke voll mit (uniformierten und ununiformierten - uninformierten sowieso) Bullen waren. Im Zusammenhang mit der Transpiaktion kam es dann zu einer recht grob erzwungenen Personalienfeststellung.
Das erfolgreiche Raushängen zweier Transparente quasi unter ihren Augen hatte die Spitzel und uniformierten Bullen, die in der Agentur für Ruhe zu sorgen hatten, offensichtlich sehr geärgert. Entsprechend grob waren deren nun folgende Handgreiflichkeiten.

Die Fotos zeigen zunächst noch mal die beiden Transpis (Fotoausschnitte bjk, indymedia) und dann vier einigermassen unscharfe Schnappschüsse des folgenden Gerangels auf der Treppe. 3 bis 4 Aktivisten sind bedrängt von fetten und agressiven Zivis, die aus dem Haus zusammengeeilt waren. Sehr aggressiv hervorgetan hat sich auch die Frau mit dem grünen Polizei-Laibchen. Mindestens eine Anzeige wegen Hausfriedensbruch und Widerstand wurde angekündigt.

Die Fotoqualität ist deshalb so schlecht, weil in der Agentur Filmen und Fotografieren verboten war. Journalisten durften nur mit Begleitung unterwegs sein. Für mich (freier Journalist mit Presseausweis) stellte sich allerdings im Gespräch mit dem Pressesprecher der Agentur heraus, dass keine Begleitung mehr zur Verfügung stünde. Also mischte ich mich unter die Kundenschaft, schoss Fotos aus der Hüfte. So konnte ich - um nicht noch mehr aufzufallen und rauszufliegen - allerdings keinen Blitz benutzen. Das führte bei automatischer Verschlusszeitverlängerungen dann zu den Verwacklungen.

Die Aktion zeigt zweierlei:
1. wurde mit aller Härte und Entschiedenheit staatlicherseits versucht, jegliche auch symbolische Handlung zu verhindern (was nicht gelang, da sie gegen die Entschlossenheit einer Gruppe von 8 bis 10 Leuten eben nicht ankommen).
2. Eine freie Berichterstattung (Pressefreiheit, funktionierende vierte Gewalt zur Kontrolle der anderen Gewalten) war innerhalb der Agentur zu keinem Zeitpunkt gegeben. Obwohl die Agentur öffentliche Funktion erfüllt (Gewährleistung sozialstaatlicher Aufgaben), wurde die Zensur bzw. der Pressedirigismus mit dem letztendlich auf das Privateigentum zurückgehende Hausrecht gerechtfertigt.
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Ergänzungen

Berlin: 4 Besetzungen an einem Tag

icke 04.01.2005 - 13:01
Neben der Beinahe-Besetzung im Wedding wurden morgens in der Storkower Straße und Mittags in der Charlottenstraße Ämter besetzt. Später war in der Friedrichstraße noch ein VW-Autohaus dran. Auch wenn sich nur sehr wenig Menschen beteiligten, hatten die Aktionen gestern eine neue Qualität.

rechtshilfefonds

.. 05.01.2005 - 11:45
An Leute, denen Anzeigen/Geldstrafen drohen: Das Berliner Agenturschluss-Bündnis hat einen Rechtshilfefonds für Repressionsopfer. Dort sind schon mal 4000 Euro drin. Also auch und gerade an Unorganisierte: Meldet euch beim EA, der informiert und leitet Euch weiter:  http://www.berlinet.de/mh/ea/

Danke

für den Mut 05.01.2005 - 11:55
und für die Bilder. Wenn man vom Kamerarechner zwei Sekunden angeboten kriegt, muss man sie halt nehmen. Und das mit der vierten Gewalt wird auch noch geregelt werden, einfach mittels Masse. Die kriegen den Ärger, den sie offenbar haben wollen!