Anti-Singer-Aktion in HD

herculine barbin 12.12.2004 21:40 Themen: Antifa Biopolitik
Anti-Singer-Aktion in HD

Am Samstag, den 11. Dezember 2004, protestierten rund 25 Menschen vor dem Deutsch-Amerikanischen Institut (DAI) in Heidelberg gegen eine Veranstaltung mit dem Philosophen und Tierrechtler Peter Singer.
Grund sind seine biologistischen Thesen, die im Rahmen einer Konferenz zu „Menschenwürde und Wissenschaft“ diskutiert werden sollten.
Antifa- und Behindertengruppen hatten zu Protesten gegen die Veranstaltung aufgerufen.
Im folgenden die Dokumentation des vor Ort verteilten Flugblatts:
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Denker, die die Welt nicht braucht!

Am Wochenende vom 10.-12. Dezember 2004 veranstaltet das Heidelberger Deutsch-Amerikanische Institut (DAI) eine Konferenz zum Thema „Menschenwürde und Wissenschaft“. Laut Einladung ist bei dem „zutiefst von der Kraft der Demokratie überzeugt(en)“ (www.dai-heidelberg.de) DAI die Entscheidung gereift, hierzu auch den Ethikprofessor der Universität Princeton Peter Singer einzuladen. Neben dem als „einflussreichster Ethiker unserer Tage“ betitelten und viele Gemüter bewegenden Singer sollen u.a. Martha Nussbaum (Chicago), Rüdiger Wolfrum (Heidelberg), Reinhard Merkel (Hamburg) und Julian Nida-Rümelin (München) als GarantInnen für eine nüchterne Diskussion über Ethik und Forschung stehen. Dabei sieht sich das DAI „als angemessener Platz“ im „transatlantische(n) Ringen um den versöhnlichsten Weg von Ethik und Forschung“ (ebd.). Die Darstellung schließt mit der rhetorischen Finte: „Unterbundene Auseinandersetzungen bestraft das Leben“ (ebd.).

Gegen die Tradition der Euthanasie im Land der Richter und Henker!
Das Gegenteil ist der Fall: Das Führen einer Debatte um „lebensunwertes“ Leben beinhaltet stets die Konsequenz, diejenigen, die als „unwert“ betrachtet werden, mit der Infragestellung ihrer „Lebensberechtigung“ zu bedrohen. Unsere Bereitschaft zu diskutieren hat da eine Grenze, wo wertes und unwertes Leben definiert werden. Wer das Lebensrecht von Menschen mit Behinderung in Frage stellt ist potentiell auch ihr Mörder. In der Diskussion um die Thesen Singers ist die Auseinandersetzung mit der „Wertigkeit von Leben“ zwangsläufig. Schließlich zeichnet sich der als Philosoph utilitaristischer Denkrichtung bekannte Singer gerade durch diese Unterscheidung aus.
Wir halten die Verhinderung der Veranstaltung für gerechtfertigt. Singers „Praktische Ethik“ hat eine sehr konkrete gesellschaftlich Funktion: Indem Singer die Tötung von Menschen mit Behinderung(en) unter bestimmten Vorraussetzungen für moralisch gerechtfertigt erklärt, liefert er die ethische Grundlage, auf der Auslese und Vernichtungspolitik öffentliche Akzeptanz gewinnen. Die Störung und Verhinderung von Veranstaltungen, in denen Singers Thesen im „wissenschaftlichen Rahmen“ diskutiert werden sollen, stellen den Versuch dar, der Anpassung der herrschenden Moral an die Brutalisierung der gesellschaftlichen Verhältnisse Einhalt zu gebieten. Die argumentative Toleranz, die gegenüber Singers Thesen eingefordert wird, ist die gleiche, die eine Diskussion über die These von der Überlegenheit der „arischen Rassen“ erlaubt. In beiden Fällen muss aber der zugrundeliegende Wille, Menschen überhaupt als ungleichwertig erkennen zu wollen, bekämpft werden

Von rationalem Kosten-Nutzen Kalkül...
Peter Singers politisch-philosophische Agenda gründet nach wie vor auf den Thesen, die er in seinem Buch „Praktische Ethik“ von 1984 dargelegt hat. Dieses Buch stellt den Versuch dar, eine rationale und konsistente Lösung für die unterschiedlichsten Probleme der angewandten Ethik zu erarbeiten und legt dabei die Voraussetzungen von Singers Denken offen. Charakteristisch für seine geradezu ökonomistische Sicht und seinen utilitaristisch geprägten Reduktionismus ist, dass er hier nicht von handelnden Subjekten schreibt, sondern stets von passiven Wesen, denen etwas geschieht. Er reflektiert nicht das Zusammen- und Gegeneinanderwirken bestimmbarer Interessen konkreter Menschen und Gruppen in der Gesellschaft; er betrachtet stattdessen ein isoliertes und vereinfachtes Handelnder-Behandelter-Schema. Alle sind anonym wirkenden Kräften ausgesetzt, ohne selber tätig zu werden. Sie erleiden ihr Leben – führen es nicht. So verwandelt sich in dieser oberflächlichen Analyse und unter dem taxierenden Blick Singers alles in quantitativ zu erfassende und stets durch Vergleiche zu nivellierende Größen. Diese werden anhand des Wertmaßstabes der UtilitaristInnen – dem Nutzen der Mehrheit – eingeteilt und bewertet. Singers Modifikation dieses Wertmaßstabes liest sich dabei folgendermaßen: „Der Handlungsbedarf, der per saldo für alle Betroffenen die besten Konsequenzen hat“ (Praktische Ethik, S. 322).
Grundsätzlich setzt Singer seine ganze Hoffnung in den Fortschritt und ist bereit, jeden Preis dafür zu zahlen. Kosten-Nutzen-Hierarchien möglichst vernünftig zu gestalten, wobei die Vernunft instrumentell verstanden wird, ist die Idee, die seine „Ethik“ durchzieht.
Ausgehend von seiner Prämisse, dass wir „das Prinzip der Gleichheit als eine vernünftige Basis für unsere Beziehungen zu den Angehörigen unserer Gattung akzeptiert haben, (sind wir) auch verpflichtet, es als eine vernünftige moralische Basis für unsere Beziehungen mit Lebewesen außerhalb unserer Gattung anzuerkennen – den nichtmenschlichen Lebewesen“ (ebd., S. 70), verlangt er, dass die Interessen leidensfähiger Lebewesen in gleichem Maße berücksichtigt werden müssen wie menschliche.
Für experimentelle Forschung an Lebewesen hat das für Singer folgende Konsequenzen: „Wenn die Forscher nicht bereit sind, verwaiste Menschen (...) mit schwerwiegenden und unheilbaren Gehirnschäden zu verwenden, dann erscheint ihre Bereitschaft, Tiere zu verwenden, eine Diskriminierung allein auf Grundlage der Gattung zu bedeuten“ (ebd., S.84).
Singer tauscht in seiner Ethik-Gleichung die Faktoren gegeneinander aus, unter dem (Bruch-)Strich stehen künftig nicht mehr Mäuse und Affen, sondern „Geistigbehinderte“.
Die Aufwertung des Tieres ist für Singer nur bei gleichzeitiger Abwertung des Menschen, speziell des „geistesgestörten“ Menschen, möglich. Sie lässt den Terror einer Normalität, der nur im industriellen Sinne leistungsfähige Menschen als solche behandelt wissen will, als umfassende Barmherzigkeit erscheinen. Gesellschaftliche Normalität wird hierbei nicht ideologiekritisch bestimmt, sondern konstituiert sich in Abgrenzung zu allem andersartigen. Was dabei als „normal“ und was als „anders“ klassifiziert wird, gründet sich auf von der Mehrheit festgelegten Normen, die u.a. von der Verwertungslogik des kapitalistischen Systems bestimmt sind. Ein solches Verständnis von Normalität und auf ihr beruhender Gleichheit ist nicht emanzipatorisch; es stumpft ab. Ziel bleibt einzig, die Verhältnisse zu optimieren, nicht sie zu verändern.

... zu Euthanasie und Mord!
Singer, laut dem Historiker Ernst Klee „die Symbolfigur neuerlicher Euthanasieforderungen“, legitimiert darüber hinaus die Auslöschung ganzer Gruppen von Menschen, die von einer biologischen Norm abweichen. So spricht er bspw. „missgebildeten Säuglingen“ ab, Person zu sein, weil sie Eigenschaften wie Rationalität, Autonomie und Selbstbewusstsein nicht hätten. „Sie zu töten kann daher nicht gleichgesetzt werden mit dem Töten normaler menschlicher Wesen [...] Angenommen eine Frau, die zwei Kinder geplant hat, hat ein normales und bringt dann ein hämophiles zur Welt. Die Belastung, die dieses Kind bedeutet, mag zwar den Verzicht auf ein drittes Kind unvermeidlich machen; sollte aber das missgebildete Kind sterben, so würde sie noch ein Kind bekommen. Und es ist plausibel, anzunehmen, dass die Aussichten auf ein glückliches Leben für ein normales Kind besser wären als für ein hämophiles. Sofern der Tot eines Säuglings zur Geburt eines anderen Kindes mit besseren Aussichten auf ein glücklicheres Leben führt, dann ist die Gesamtsumme des Glücks größer, wenn der behinderte Säugling getötet wird“ (ebd., S. 179ff).
Abgesehen davon, dass das von Singer angeführte Beispiel der Hämophilie (= Bluterkrankheit) keineswegs eine untherapierbare, schicksalhafte Krankheit darstellt, sondern im Gegenteil heute verhältnismäßig einfach zu behandeln ist, betrachtet Singer die Situation lediglich aus der Perspektive der sich für „normal“ Haltenden. Die Perspektive der Betrachteten, die an „Normalität“ sicher andere Maßstäbe anlegen, kommt in seinen Ausführungen nicht vor. Doch die Konsequenz von Singers konstruiertem Fall ist noch viel weitreichender: Leben selbst bedeutet nichts mehr. Es wird nur gebraucht, um ein Quantum Leistung abzuliefern und das dementsprechende Maß an „Glück“ zu kassieren; es ist zum Instrument verdinglicht. Taugt es nicht mehr, wird es ausgetauscht bzw. beendet.
Nicht einmal durch die barbarische Geschichte der Euthanasie lässt sich Singer von seiner Forderung abbringen: „Die Nazis haben fürchterliche Verbrechen begangen; aber es bedeutet nicht, dass alles, was die Nazis taten, fürchterlich war. Wir können die Euthanasie nicht nur deshalb verdammen, weil die Nazis sie durchgeführt haben, ebenso wenig wie wir den Bau von neuen Straßen aus diesem Grund verdammen können“ (ebd., S.169).

Ein bisschen Töten und ein bisschen Selektion gibt es nicht!
Allerdings erschöpft sich unsere Kritik an der Konferenz nicht in der Einladung Singers. Vielmehr geht es um die grundsätzliche Funktion, die Diskussionen über Bio-Ethik und Euthanasie innerhalb des Nationalstaats innehaben. Dass immer wieder aufs neue attackiert wird, dass Menschen, unabhängig davon, wie leistungsfähig und anpassungsbereit sie sind, welches Geschlecht oder welche Hautfarbe sie haben, prinzipiell gleichberechtigt sind, reicht aus, eine Diskussion in Gang zu setzen, die sich als Euthanasie-Kampagne entwickelt, nicht als Kontroverse. Die EthikerInnen degradieren ihr Denken zur anwendungsorientierten Wissenschaft und erheben sich zu RichterInnen.
Um „Euthanasie“ zu einer gesellschaftlich legitimierten Maßnahme zu machen, bedarf es entweder eines totalitären Zugriffs auf weite Teile der Gesellschaft oder einer Umwertung zentraler Werte. Letzteres muss nicht durch aggressive Zwangsmaßnahmen durchgesetzt werden. Es genügt die Individuen zu motivieren, sich freiwillig so zu verhalten, dass sie letztlich zu jeglicher autoritären Formierung innerhalb der Leistungsgesellschaft bereit sind.
Dies ist charakteristisch für eine politische Kultur, die von falschem Bewusstsein geformt wird und dieses selbst immer weiterentwickelt: Statt die irrationalen Verhältnisse überwinden zu wollen, in denen Freiheit nur immer die Freiheit, etwas hinzunehmen und mitzumachen ist, wird versucht, sich in diesen Verhältnissen so einzurichten, dass die gesetzten Grenzen möglichst wenig spürbar sind - notfalls in barbarischer Konsequenz und Tradition.

Nein zu Euthanasie und Verwertungslogik!
Für ein Leben ohne Angst verschieden zu sein!

Antifa AK an der Uni & Antifaschistische Initiative Heidelberg
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Ergänzungen

gut

gut 13.12.2004 - 00:46
Gratulation an den Autor

Ein gutes Resume, besonders der bezug zur Gesellschaft!!!

Jemand sollte das Exemplar mal ins NEtz stellen. Ich will mir diesen Mist nicht kaufen, sonst verdient der Drecksack ja noch dran!

Wenn es das nicht im Netz gibt schau ich sonst mal in der Bibliothek nach!

Ach ja welche Aktionen haben den nun stattgefunden???

links

lin 13.12.2004 - 02:10
zu singer

Smash Singer

Sue 13.12.2004 - 10:48
Sehr gute Aktion und Artikel! Es ist wichtig gerade die Euthanasie-Befürworter, wie Peter Singer wieder in Blickfeld zu holen. Diese verbreiten ihre menschenverachtende Ideologie oft unter einem wissenschaftlichen und pilosphischen Deckmantel. Leider stehen weite Teile der Antifa dieser Ideologie von Peter Singer sehr unkritisch gegenüber. Besonders wenn ich die Parole "Eure Eltern sind Geschwister" als parole gegen Nazis höre, dann kommt mir regelmäßig das kotzen...
Unter " http://www.fau.org/fau_medien/syndikat-a/laden/content" (Bei Büchern und Krüppelbewegung) gibt es übrigens eine sehr gute Auswahl von Büchern zum Thema Krüppelbewegung etc..

menschenverachtung im medizinstudium

zuhörer 13.12.2004 - 12:32
ich war neulich auf einer gastvorlesung eines ehemaligen staatssekretärs und beraters der regierung in gesundheitsthemen (so dessen eigene darstellung). dort wurde von dem herrn auf die frage zur kostensenkung im gesundheitsbereich bedauert, dass frisch geborene behinderte säuglinge nicht mehr sofort nach der geburt im wassereimer landen und damit das gesundheitswesen belastet wird. ich bin kein mediziner und war geschockt, dass unter den medizinstudenten niemand dagegen protestierte. das ist die mitte der gesellschaft.

ihr habt peter singer nicht verstanden!?

roman 13.12.2004 - 21:23
wer von euch hat peter singer wirklich mal gelesen? also nicht nur bruchstücke!? sehr wohl sind die thesen die er aufstellt sehr gewagt, aber wer den hintergrund versteht kann ihn wohl kaum als menschenfeind oder nazi deklarieren ... vieles wird einfach aus dem zusammenhang gerissen und ich denke das zeigt sich dann in einer sehr einseitigen betrachtungsweise ...

peter singer stellt doch seine aussagen immer in relation zu dem leid was menschen zum beispiel anderen lebewesen antun. es geht darum größtmögliches leid zu verhindern, sowohl für mensch, als auch für tiere ... und die euthanasie nimmt dabei eine ganz andere rolle ein, richtig übersetzt also viel mehr sterbehilfe und nicht das was man mit der ns-herrschaft verbindet.

ich bin gewiss kein nazi und ich betrachte auch behinderte menschen als gleichwertig ... widerum hat meine tante selbst ein behindertes kind geboren, dass zahlreiche anomalien aufwies, leiden musste und nur an maschinen hing bis es nach zwei monaten starb. an diesem kind hätte eine mutter zerbrechen können. peter singer hätte in diesem fall gesagt, wenn es besser für die mitmenschen, die familie, etc. wäre, dürften die eltern in den ersten monaten über das leben des kindes entscheiden. das geht im grunde genommen nur noch ein stück weiter als abtreibung und bei diesem thema sehe ich größere probleme, weil es sich da viele zu einfach machen.

außerdem wurde folgenden zitat erwähnt:
„Wenn die Forscher nicht bereit sind, verwaiste Menschen (...) mit schwerwiegenden und unheilbaren Gehirnschäden zu verwenden, dann erscheint ihre Bereitschaft, Tiere zu verwenden, eine Diskriminierung allein auf Grundlage der Gattung zu bedeuten“ (ebd., S.84).
-> das ist doch nur eine feststellung von fakten ...
... wer profitiert denn vom tiermord? allein der mensch ... das tier dient allein dem zweck und wird widerum als "nicht-lebenswert" eingestuft. peter singer will doch (so wie ich ihn verstehe) am ehesten keins von beidem und wenn der mensch eben medizinischen fortschritt an lebewesen testen will, muss er sich doch selbst dazu bereit erklären!?

Zugegeben, ich bin auch schockiert über das Zitat:
„Die Nazis haben fürchterliche Verbrechen begangen; aber es bedeutet nicht, dass alles, was die Nazis taten, fürchterlich war. Wir können die Euthanasie nicht nur deshalb verdammen, weil die Nazis sie durchgeführt haben, ebenso wenig wie wir den Bau von neuen Straßen aus diesem Grund verdammen können“ (ebd., S.169).
-> so hab ich das glaube ich auch noch nicht gelesen ... wiederum habe ich dazu gehört, dass die übersetzungen um peter singer teilweise falsch sind und der begriff "euthanasie" gerade von peter singer nicht als die sogenannte "rassenhygiene" verstanden wird, sondern wie schon erwähnt - als schmerzloses Einschläfern / Sterbehilfe
... grundlegend kann man ja auch dieses zitat nicht völlig verurteilen, denn wenn ich parallenen zu heute ziehe, bin ich ja auch gegen hartz IV, obwohl das entscheidend die wahlpropaganda der braunen prägt ... man muss das ganze eben einfach erstmal objektiv diskutieren

AUCH ICH BIN GEGEN DAS TÖTEN!!!
aaaber eben von menschen UND tieren. und solange wir kaltblütig und unmenschlich gegenüber anderen lebwesen handeln, muss ich peter singer gewissermaßen recht geben.

"Für ein Leben ohne Angst verschieden zu sein!"
egal welche rasse! egal welche spezies!

@ Roman

Sue 14.12.2004 - 00:26
...ich habe Peter Singer sehr gut gelesen, weil ich eine Hausarbeit über ihn schreiben mußte. Und Singer hat eindeutig eine menschenverachtende Ideologie! Was maßt sich dieses Arschloch an festzulegen, daß Menschen mit Behinderung kein Glück empfinden können und deshalb getötet werden dürfen. Blickst Du eigentlich zu was diese Einstellung führt? Im Rahmen einer medizinischen Indikation dürfen in der BRD Schwangerschaftsabbrüche bis zum 9. Monat vorgenommen werden. Also auch z.B. bei Menschen mit Down-Syndrom (manche meinen sie könnten das festlegen, daß diese Menschen darunter "leiden"...), die ganz "normal" mit der entsprechenden frühförderung leben könnten...Also halt lieber das Maul, bevor Du weiter solche Typen wie Singer verteidigst!!!

@ Sue

amil 14.12.2004 - 18:17
Sue, ich frage nicht nach der Note für Deine Hausarbeit, weil viele Dozenten ebenfalls nicht viel Zeit mit Singer verbringen und oft genug eh nur die Bestätigung für ihre Vorurteile suchen, ohne über ihren Orientierungsrahmen hinauszudenken. Im Internet kursiert eine Theologen-Magisterarbeit zu Singer, in der Singer falsch interpretiert wird. Er bekam eine 1 auf diese Fehlleistung.

Tja, was maße ich mir an, ihn besser auszulegen als Du und er und Ihr? Ich studiere Philosophie und kann zwischen "deskriptiv" und "normativ" unterscheiden, ich lese im Kontext, und ich lese (...) überhaupt. Und das möglichst vorurteilsfrei und open-minded.

Der Toleranzbogen läßt sich spannen. Wir können unsere Ansichten erweitern. Wir können aber auch von unserem Denken als dem richtigen ausgehen und anderes vor-verurteilen. Singers Philosophie spannt den Bogen, aber er reißt nicht. Die möglichen Mißbrauchskonsequenzen sind nicht so groß wie angenommen. Und jedenfalls ist Singer kein Bösewicht oder Strolch oder Dummkopf.

Vor Jahrhunderten hat man Philosophen daran gehindert, darüber nachzudenken, ob es Gott gibt oder nicht. Vor 35 Jahren wurde Bertrand Russell daran gehindert, an der New Yorker Uni zu lehren, weil er ein Liberaler war. Heute haben sich seine Vorstellungen von Sex und Religion durchgesetzt. Warte es ab, in 10 Jahren haben wir nicht nur in Holland die Euthanasie gesetzlich geregelt, sondern auch in Deutschland. Deine heutige Haltung und Fehlinterpretation wird Dir in 10 Jahren ebenso peinlich sein, wie wenn Du sagen würdest, die Erde sei eine Scheibe. Heute läßt es sich noch leicht innerhalb homogener Gruppen gegenseitig bestätigen, daß Singer dies und jenes gemeint hätte. Aber irgendwann hört es auch in den standfestesten und dümmsten Gruppen auf, Zitate und Positionen falsch auszulegen.

Die Position Singers verhält sich anders als Behindertenorganisationen, linke und christliche Gruppen sie darstellt. Singer sieht die Euthanasie einerseits als "Sterbe-Hilfe", andererseits utilitaristisch mit dem Ersetzbarkeits-Prinzip. In beiden Fällen wird aus der Sicht des Individuums entschieden. Wie wird das Leben für den heranwachsenden Neugeborenen aussehen? Behinderte selbst sagen von sich aus, daß sie ihren Kindern ihre Behinderung nicht wünschen. Mit einem Tabu-Bruch kommt Ihr ebenfalls nciht klar: das der Begriff "Person" plötzlich nicht mehr christlich-säkularisiert erhalten bleiben, sondern rational hergeleitet werden soll. Wartet ein paar Jahrzehnte ab, und schämt Euch dann für Eure Jugendsünden.

Hätte Dir ja gerne zum Austausch meine Emailadresse gegeben, aber angesichts des faschistoiden und totalitaristischen Potentials in der Antifa (das ist meine begründete Meinung) bleibe ich lieber mal anonym.

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tjatja

xveganx 13.12.2004 - 13:40
tja muss ich auch sagen, gute aktion, grad dann wenn es zu singer kommt wird es auch in der tierrechtsbewegung kritisch! ich hoffe das da in zukunft sehr viel mehr aufklärung betrieben wird. für viele ist singer nur der autor von 'animal liberation'...weitermachen!!!

@ Sue

Moi 14.12.2004 - 15:10
Ich finde es in höchstem Maße beschämend, wie du einen Menschen (!!) attackierst, der eine andere Sichtweise als deine dir eigene vertritt. Beschämend! Man muss hier sicherlich nicht damit beginnen, die unterschiedlichen Interpretationsweisen eines Textes zu erläutern.

Naja, Kritik oder diffamierung?

Singer auch gelesen hat 14.12.2004 - 17:50
Also mich würde interessieren, wer hier singer überhaupt gelesen hat, oder wer heir einfach mal auf die alte trommel haut und wieder nix gelernt hat.

Kritik ist gut, jeder philosoph kann und soltle sinnvoll kritisiert werden, aber was die meisten selbstgerechten antiagrupen machen ist echt nur arm.

Falls jetzt irgendwer auf die idee kommt mich in die rechten-troll ecke zu schieben. macht was ihr wollt, ich weiß es ja besser. mich kotzten einfach nur die horden vonmenschen an, die über ein thema reden, aber eigentlich überhaupt keine ahnung haben. Grade aus TR-Sicht ist singer kritisierbar, aber wer mit dem "singer will behinderte töten" scheiß ankommt, kann entweder nicht lesen, oder hat es erst gar nicht versucht...

an roman

xx 02.01.2005 - 17:17
Wenn ich dir jetzt sagen würde:
"Du tust mir wirklich sehr leid"
und wenn ich dann auch noch der aufrichtigen Meinung wäre,
der sich aus diversesten Gründen andere anschlössen,
wer legitimierte uns dich vom Leben in den Tod zu befördern,
aus purem Mitleid?