Flandern, Belgien: Rechtsextremisten bekommen 1 Mio. Stimmen

übers. von indy.org + eigene Infos 11.12.2004 18:19 Themen: Antifa Antirassismus
Bei den letzten Regionalwahlen in Belgien bekam die rechtsextremistische Partei Vlaams Blok 1.000.000 Stimmen in Flandern. Belgien ist ein Förderalstaat, bestehend aus 3 Regionen: Flandern, Brüssel und Wallonien. In Belgien gibt es starke Spannungen zwischen der flämischen und wallonischen Volksgruppe. Vor diesem Hintergrund gewinnen radikale Parteien, die die Auflösung der Förderation befürworten seit vielen Jahren an Bedeutung. Am 14.November 2004 hat sich der Vlaams Blok in Vlaams Belang umbenannt, um als "neue" Partei den Problemen, die aus einigen Gerichtsurteilen resultieren zu entgehen. In Flandern leben 5 bis 6 Mio Menschen, gesprochen wird Flämisch, ein niederländischer Dialekt.
Wie jedesmal, wenn der Vlaams Blok Wahlerfolge verzeichnet, wird von linken Gruppen und Personen Initiative ergriffen [Reports(Dutch): 1 | 2, Meinungen], um den Vlaams Blok zu stoppen - aber keine Initiative hatte bis heute erfolg damit. Seit 1991 gewinnt die Partei bei Wahlen hinzu und niemand (weder Parteien, noch linke Gruppen) weiß, wie sie aufzuhalten ist. Am 9.November entschied das oberste Gericht in Belgien, daß der Vlaams Blok eine rassistische Partei ist [The arrest (Dutch)] Es gab viele Demonstrationen und Parties, um das zu feiern: (Artikel: 1 | 2 | 3 | 4 | Bilder: 1 | 2 | 3) Am 14.November benannte sich die Partei darauf hin in Vlaams Belang um, da sie Nachteile für sich befürchtete. So einige Leute eine Petition ein, die staatlichen Zuschüsse zu stoppen. Der Vlaams Blok bekommt vom Staat Zuschüsse von insgesamt $5,583,075.20. Die Umbenennung war von großem Medienrummel begleitet. Die meisten Leute haben gemischte Gefühle über das Urteil: "Vielleicht wird es den Rechten mehr Stimmen geben" und "Sie werden es auszunutzen wissen".
Normalerweise ist es kein Problem, die Zuschüsse durch eine Petition zu stoppen, da es ein Gesetz aus dem Jahr 1999 gibt, welches Parteien, die als rassistisch gelten, die Zuschüsse stoppen kann. Aber das flämische Parlament entschied vor 2 Wochen, 29.November, daß die Vlaams Belang weiter Zuschüsse erhält. Die Petition wurde von mehr als 40.000 Menschen unterschrieben, doch das flämische Parlament findet das nicht von Bedeutung. Artikel: 1 | 2 | 3 | 4 | 5

Am Dienstag, dem 26.November war eine Razzia im Antwerpener Hauptbahnhof , ziel dieser waren alle Menschen mit dunkler Hautfarbe - egal ob sie 10 oder 70 waren. In Antwerpen plant die Stadtregierung, einige "Nachbarschaften zu säubern", indem die Polizei von Haus zu Haus geht, zusammen mit "sozialer Inspektion" und Einwanderungsbehörden.
Am Donnerstag, dem 2.Dezember fand eine Demonstration einer rechtsextremen Szudentenorganisationen gegen die EU-Aufnahme der Türkei statt. Es fand auch eine Gegendemonstration statt. Wie üblich ging die Polizei sehr gewalttätig gegen die Linken vor. Reports: 1 | 2 | Pics: 1 | Police violence

Vergangene Wochen entschied sich eine Frau, kein Kopftuch mehr zu tragen, nachdem ihr Chef 2 Drohbriefe erhalten hatte. Der Chef gab zwar nicht nach, die Frau entschied sich aber, ihr Kopftuch abzulegen. Artikel zu den Briefen der Rechten

Vor einigen Tagen fanden einige Treffen zwischen Mitgliedern rechtsextremer Parteien in Europa statt: im europäischen Parlament, in in Antwerpen.


Fotos von der Demonstration der Rechtsextremisten und der Gegendemo,plus Polizeigewalt:









Links:
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Ergänzungen

Fragender

abc 11.12.2004 - 19:06
Wieso tragen die Burschis da schwarz-weiß-rote Fahnen? Und wieso handelt es sich um deutschsprachige Transpis und Plakate?

Kann kein

Flämisch 12.12.2004 - 11:05
Gibts die Links auch noch in Deutsch oder Englisch??
Kanns so net lesen.

Strategieproblem

Mhhh 12.12.2004 - 17:24
Die Aktivitäten gegen rechts beschränkem sich dort wie hier in erster Linie auf reines Dagegenagieren, oft mit kurzfristiger Strategie. Selten wird langfristig geplant/analsiert oder gar etwas Positives danebengesetzt. Mit Verboten und Angreifen allein wird man den Nazis aber kein Einhalt gebieten, das hat schon in den 20ern nicht geklappt.

was ich so zu wissen mein

till 14.12.2004 - 16:01
so weit ich weiss, haben die Flamen zur Zeit der deutschen Besetzung mit der Wehrmacht zusammengearbeitet, waehrend dies die Wallonen nicht taten. allerdings vermisse ich in dem Artikel eine weiterreicghende Analyse des Aufschwungs des Flams Blok, da ich meine zu wissen, dass etwa im flaemischen Teil Belgiens die Schulkinder Franzoesisch ab der ersten Klasse lernen muessen ist ja eigentlich nicht schlimm, waehrend die Wallonen kein Flaemisch (Niederlaendisch) lernen muessen, weshalb sich die Flamen als echte Belgier mit ihrer "eigeneren" Sprache und Unabhaengigkeit von Frankreich (Holland moegen die oft auch nicht) ungerecht behandelt fuehlen.
Da sollte es eigentlich noch mehr inhaltliche Ergaenzungen geben.

Stichwort: Schwarz-weiß-rot

Cem Üsüglürübük 14.12.2004 - 18:09
Schwarz-Weiß-Rot entstand 1867 aus den Farben Preußens (schwarz-weiß) und denen der norddeutschen Städte und Länder, sowie aus Tradition zur alten Flagge der Hansestädte (weiß-rot) als Flagge des Norddeutschen Bundes. Schon im Deutsch-Französischen Krieg kämpften die Soldaten des Norddeutschen Bundes unter dieser neuen Fahne und hissten sie u.a. am 19. Januar 1871 auf dem eroberten Fort Vanves vor Paris. Nach der Ausrufung des Deutschen Reichs wurde sie Reichsflagge und blieb es bis 1919. Die Bevölkerung des Deutschen Kaiserreiches identifizierte sich sehr stark mit diesen Farben und besangen sie in zahlreichen patriotischen Liedern, war doch der alte Wunsch nach einem einheitlichen Reich nun endlich verwirklicht. Die Freude und der Stolz, den alten Rivalen Frankreich besiegt zu haben, die neu gewonnene Stärke und Größe, prägte auch die Beziehung zu den nationalen Symbolen des Deutschen Kaiserreichs. Der Erwerb von Kolonien wurde stets durch das Hissen der Reichsfahne symbolisiert und ist auf zahlreichen Gemälden und Fotos dokumentiert. 1914 zogen Hunderttausende von Freiwilligen unter der Schwarz-Weiß-Roten Fahne mit Begeisterung in den Krieg, von dem viele glaubten, wenn die Herbstblätter fielen, würde man wieder zu Hause sein. Dessen Schrecknisse konnte man sich noch nicht so recht vorstellen. Die Feinde, davon waren die Deutschen überzeugt, hatten dem Deutschen Reich diesen Krieg aufgezwungen. Doch sie sollten die Deutschen schon kennen lernen. Unzählige Berichte und Bilder aus jenen Tagen schildern patriotische Taten deutscher Soldaten unter des Kaiserreichs Flagge. Viele von denen, deren Kameraden auf den Schlachtfeldern des Weltkrieges so sinnlos starben, verstanden Ende 1918 nicht warum genau diese Farben, für die sie so lange gekämpft hatten, nicht mehr die Fahne des Deutschen Reichs bleiben sollte. Die neue sozialdemokratische Regierung wählte ganz bewusst die alten Farben Schwarz-Rot-Gold für die erste deutsche Republik, um auch symbolhaft mit dem alten System zu brechen. Gleichzeitig sollte es dem beitrittwilligen "Deutsch-Österreich" leicht gemacht werden, sich unter dieser Fahne mit dem Deutschen Reich zu vereinigen, denn auch der Bund der Deutschen in Österreich-Ungarn pflege Schwarz-Rot-Gold als seine Farben. Während der gesamten Zeit der Weimarer Republik (1918 - 1933) tobte ein heftiger Flaggenstreit. Schwarz-Weiß-Rot blieb Handelsflagge der Weimarer Republik und durch Hindenburgs Flaggenverordnung von 1926 wurde sie zusätzliche Flagge der deutschen Auslandsvertretungen des Deutschen Reiches (Weimarer Republik). Anfänglich wurde sie auch im III. Reich als Nationalflagge zusammen mit der Hakenkreuzfahne bis 1935 wieder verwendet (Regelung der Flaggenhissung vom 12. März 1933). Ihr Image ist heute dadurch und durch den Missbrauch bei rechtsradikalen Aufmärschen stark belastet.

parteien in wallonien + gründungsgeschichte

boing 14.12.2004 - 19:47
hab da 2 dringende fragen zwecks referat, vielleicht kann ja noch schnell wer bis morgen antworten....
weiß jemand über die parteien die es grade so in wallonien und flandern noch so gibt ein bisschen bescheid und/oder über die gründungsgeschichte von Vlaams Blok?
würde mir echt helfen, ich find nämlich nichts dazu....
dankeschön!!

Identitiaet im Foederalstaat

Grenz Echo 15.12.2004 - 13:43
hab grad gemerkt das einide Woerte die ich zitiert hatte nicht erscheinen. Hier also nochmal. Bitte meine letzte Ergaenzung streichen.


Belgien ist ein doppelter Foederalstaat. Es gibt drei politische Regionen (aehnlich Bundeslaendern): Flandern, Wallonie und die Region Bruessel. Es gibt aber auch drei kulturelle/voelkische "Gemeinschaften", wobei die "Essenz" des Volkes jeweils in der Sprache liegt. Es gibt keine nationale Parteien. Parteien sind unterschiedlich in jeder "Gemeinschaft". So heissen die "Gruenen" in der Wallonie "Ecolo", und in Flandern "Agalev".

Es stimmt dass die Flamen mehr mit dem Deutschen Reich kollaboriert haben als die Wallonen. Man sollte das jedoch nicht pauschalisieren. Es gab auf beiden Seiten Ueberlaeufer und Wiederstaendler. Es sind jedoch genau diese vermeindlich kulturelle, historische und voelkische Unterschiede zwischen den Sprachgemeingschaften auf denen sich die Argumentation des Blok (jetzt Vlaams Belang) stuetzt. Die Flaemischen Nationalisten sehen sich daher in einem germanischen Kulturkreis, und das erklaert auch den Gebrauch von germanischen/deutschen Symbolen wie die schwarz-weiss-rote Fahne.

Die rechtsextremen Nationalisten (Front National) in der Wallonie sehen folglich ihre Identitaet in einem romanischem Kulturkreis und haben enge Beziehungen zur FN in Frankreich. Sie sind aber lange nicht so stark wie der Blok. FN und Blok stehen sich feindlich gegenueber und es ist nicht abzusehen dass es zu einer Koalition kommen koennte.

Interessant ist die Betrachtung der dritten "Volksgruppe" in Belgien, die deutschsprachige Gemeinschaft (DG). Im Foederalstaat hat sie fast die gleichen Privilegien wie Flamen und Wallonen. Es gibt dort keine institutionalisierte rechtsextreme Partei, aber sehr viel voelkisches Bewusstsein. Man hasst aber vor allem die Flamen. Das grenznahe Gebiet war Gegenstand zahlreicher Subversionsversuche deutscher Nationalisten und Rechtsextremisten waehrend und bevor des Krieges, die in der DG Gesinnungsfreunde fanden. Gemeinsames Ziel dieser Kreise war und ist die Überwindung der deutsch-belgischen Grenze zugunsten einer germanozentrischen Region. Die DG hat enge Beziehungen zu anderen germanischen "Minderheitsvoelkern", z.B. in Tirol. Parteien haben oft enge Beziehungen zu den wallonischen Parteien, es gibt jedoch auch eine Partei Deutschprachiger Belgier (PDB).

Antifaschistische Tradition gibt es vor Allem in Flandern, wo die Situation mit West-Deutschland vergleichbar ist. Um die Situtation in der Wallonie zu verstehen sollte man sich eher an Frankreich orientieren.

Falls sich eine Europaeische Rechte bilden sollte, z.B. im Europaparlament, besteht die Gefahr dass der Blok sich mit NPD und DVU gut versteht.

Einige Fehler

Frank Maris 22.12.2004 - 09:17
"Belgien ist ein Förderalstaat, bestehend aus 3 Regionen: Flandern, Brüssel und Wallonien."
Stimmt nicht! Belgien besteht aus 4 Regionen: wir haben auch noch eine deutschsprachige Region: die Ostkantonen.

"so weit ich weiss, haben die Flamen zur Zeit der deutschen Besetzung mit der Wehrmacht zusammengearbeitet, waehrend dies die Wallonen nicht taten."

Nein, auch die Wallonen haben stark kollaboriert mit Nazi-Deutschland. Leon Degrelle, der Führer von "Rex" und "Legion Wallon" (zwei kollaborierende Organisationen) hatte persönlich Kontakt zu Hitler. Auch in Wallonien ist das rechts-extremistische Front National erfolgreich aber das Front National ist nicht so gut organisiert wie das Vlaams Blok da der Führer des Front Nationals - wie der Führer der DVU - die Partei als sein Privatbesitz seht.

ungeklärt

straight_edge 22.12.2004 - 15:46
ist immernoch nicht geklärt, warum dort deutschsprachige transpis und plakate bei der gegendemo zu sehen sind! - erkenne ich da etwa auch das pds-plakat von "CHÉnge the world"? wenn das eine belgische demo sein soll, hatte sie ja dadurch, dass keiner lesen konnte, was auf den transpis steht, eine ziemlich geringe aussagekraft. trotz das jeder auch ohne schriftliche erläuterung die aussage eines durchgestrichenen faschos erkennt.
wegen der schwarz-weiß-rot-fahne, weiß glaub jeder was sie zu bedeuten hat (alle bis auf den "rio", der sich hier ja ziemlich schlau tut!)

ein paar versuche frage zu beantworten etc...

ja weiss nicht 26.12.2004 - 18:18
also,

das mit den deutschsprachige plakate "nie wieder faschismus" da drunter aber "stop vlaams blok" was niederländisch ist, lässt sich vieleicht unter anderem erklären das der link zwischen das vlaams block und nazis gelegt werden soll der spruch "nie wieder faschismus" ist in belgien ziemlich gängig und eigentlich alle bekannt. zu den spannungen zwischen vlamingen und walonen ist folgendes zu sagen viele davon sind konstruiert oder bestehen nur zwischen politiker die ihr föderales gebiet benachteiligt fühlen, so im alltag ist es nicht so das es dort probleme gibt. eintelfälle ausgeschlossen. die vlamingen (flamen) sind eigentlich eher stolz darauf soviele sprachen zu können und französisch gibt es nicht ab der erste sondern eher ab die 4. klasse, nicht überall. in dem walonischen teil gibt es zum teil niederländisch (flämisch) als zweitsprache zum teil englisch die skommt auf der schule an, und kann sogar manchmal gewählt werden, was ne zeitlang auch in flandren möglich war. (englisch oder fransözisch)
zu fragen über die geschichte des vlaams bloks zwecks referats: gib mal deine emailadresse oder so an wenn ich wieder zuhause bin könnte ich dir ziemlich viel zukommen lassen

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