Der Niedergang der BRD an einem Beispiel ...

Hans-Jürgen Lutz (von TUN e.V.) 01.12.2004 14:49 Themen: Repression
In der BRD geht es steil bergab. Dies ist mittlerweile allgemeiner Konsens. Hierfür steht auch das Beispiel der Kleinstadt Kelkheim im Taunus (etwa zwischen Wiesbaden und Frankfurt a.M. gelegen). Lutz zeigt in seiner Zusammenfassung mehrere Beispiele auf, die die gewählte Überschrift zusätzlich belegen.
Der Niedergang der BRD am Beispiel der Taunuskleinstadt Kelkheim bzw.
ist die Stadt Kelkheim wirklich eine "Boom-Town", wie Bürgermeister Horn (CDU) meint?

Eine Zusammenfassung von Hans-Jürgen Lutz, gebürtiger Kelkheimer*


Die realitätsfernen und in Strecken geradezu unverblümten Tatsachenverdrehungen der Lage Kelkheims durch Bürgermeister Horn (CDU) und Stadtrat Baron (FDP), in der letzten Zeit in der einschlägigen lokalen Presse veröffentlicht, bedürfen m.E. dringend einiger Relativierungen und Richtigstellungen:

Die Attraktivität des ehemals schönen Kelkheims hat Jahr für Jahr in erschreckenden Dimensionen nachgelassen. Sei es, daß in seinerzeitiger unseliger Union der katholischen und evangelischen Kirche (die Pfarrer Stinner bzw. Petzke) der letzte innerstädtische Wald, das damals romantische "Wäldchen", unnötigerweise der Wohnbebauung geopfert wurde, zusammen mit dem benachbarten "Bolzplatz" (dort wohnt jetzt u.a. der Bürgermeister), nachdem sein Vorgänger Stephan "erfolgreich" den romantischen Herrnwald (Münsterer Straße) mit seinem alten Fichtenbestand kurzerhand abholzen ließ (heute deswegen nur noch ein Schatten seiner selbst). Sei es, daß ein für das Auge beleidigendes Gewerbegebiet an der Fischbacher Straße vor Fischbach geschaffen wurde (mehrere Leser äußerten sich empört in Leserbriefen). Sei es, daß die unerträglich massive Wohnbebauung am ehemaligen Dichmann-Vario-Gelände am Liederbach erneut zusätzlichen Verkehr verursachen wird, der den einfallslosen Forderungsruf nach einem (phantasielosen und weiter landschaftsverschandelndem) Weiterbau der B 8 in CDU-FDP-Kreisen noch lauter ertönen lassen wird. Sei es, daß der alte Friedhof neben der Hauptpost zusammen mit den übrigen Grabstätten Kelkheims weiterhin von meist gärtnerischen Laien-Billigkräften mit zerstörerischen Großgeräten kostenintensiv systematisch verkrüppelt wird (Hecken- und Baumabholzungen; keinerlei Neuanpflanzungen).

Und ob die lächerlichen gagernerinnernden Hornauer Hinkelsteine zur Attraktivität Kelkheims beitragen, sei dahingestellt, zumals seinerzeit selbst die Hessenschau ironisch berichtete und so Kelkheim zur Lachnummer von halb Europa avancierte. Die Chance, hier z.B. ein naturkundliches Lehr-Feuchtbiotop zu schaffen, hat man hier erst einmal versäumt.

Und die von FDP-Baron (1. Stadtrat) so hochgelobte "Lebensmittelnahversorgung" sowie der sogenannte "Gesundheitspark" erweisen sich bei näherem Hinsehen als realitätsfernes Stammtischgerede. Hat nicht eine selbstherrliche Kelkheimer Kaufhausdynastie den seinerzeit sehr beliebten HL-Markt durch einen (wenig besuchten) Drogeriemarkt ersetzt und es auf diese Weise geschafft, daß ältere Leute nun schon seit Jahren beschwerlicherweise auf viel weiter entfernt liegende Märkte ausweichen müssen (abgesehen vom Aldi)? Und weil man den Rachen offenbar nicht voll genug kriegen will, propagieren genau diese Leute nun erneut einen verkaufsoffenen Sonntag (in Frankfurt übrigens per Magistratsbeschluß abgelehnt) mit all seinen negativen Begleiterscheinungen! Die vielen leerstehenden Geschäfte und Läden kann niemand mehr übersehen...

Der "Gesundheitspark" ist eine rein kommerzielle Angelegenheit. Wegen der großen Schwierigkeiten der Auslastung der teuren medizinischen Geräte wird der Zwang indiziert, diese auch zu benutzen bzw. einzusetzen. Und welcher Patient weiß schon, welche Untersuchungen unbedingt erforderlich sind? Und welcher Kelkheimer weiß schon, daß es auch Ärzte (zumindest einen Arzt) gibt, die von diesem so hochgelobten Projekt wieder ausgestiegen sind? Und daß es durchaus Kelkheimer Ärzte gibt, die, wohl aus guten Gründen, gar nicht erst in dieses Wahnsinnsprojekt eingestiegen sind?

Die Damokles-Schwerter einer zusätzlich verkehrsverschärfenden Wohnbebauung am Klosterberg und am Stückes-Festplatz in Hornau sowie - aktuell! - die "Lösung" des Jugendproblems durch schwarze Sheriffs schweben weiter bedrohlich über uns. Daß Normenverstöße bei Jugendlichen zu deren Individualisierung und Sozialisierung beitragen, wissen nachdenkliche Eltern und Lehrer in ganz Deutschland, ohne Psychologie studiert zu haben. Die Mehrheit der politisch Verantwortlichen in Kelkheim aber offensichtlich nicht. So werden sich durch den Einsatz dieser unnötigen "Ordnungskräfte" die durchaus vorhandenen Probleme verschärfen. Man sollte alles Erdenkliche tun, Jugendlichen attraktive und nichtvereinsgebundene Freizeitmöglichkeiten schaffen, statt diese auch noch zu zerstören (Beispiele: Abreißen der überdachten Halle am Mühlgrund; Zerschlagung der seinerzeit hervorragend funktionierenden Kooperation Jugendliche-Erwachsene im Jugendtreff oberhalb der immer weiter verfallenden Münsterer Hallenbad-Ruine (ein ebenfalls trauriges Kapitel in Kelkheims neuerer Geschichte).

Der zeitweise unerträgliche Terror des Fluglärms und des Autoverkehrs sei hier nur der Vollständigkeit halber erwähnt.

Und Horn faselt indessen unbeeindruckt von einer "attraktiven Wohnsituation" bzw. "rosigen Zeiten"!

Als Kelkheimer, der die schier unerträglichen Entwicklungen in seiner ehemals schönen Geburtsstadt genauestens verfolgt, schäme ich mich zutiefst dafür, was unqualifizierte und profilneurotische Betonpolitiker aus seiner Heimatstadt gemacht haben und weiter machen werden, wenn man sie auch in Zukunft nahezu widerspruchslos gewähren läßt.

* Hans-Jürgen Lutz, Postfach 1420, 65764 Kelkheim. Handy: (0172) 6712118; E-Mail:  kii@arcor.de . (Biografie: siehe im "Wer ist wer?" / [Who is who?]) ( 40021132 hjl)
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