Castorblockade Frankreich: Bericht - Gedanken

Cécile 10.11.2004 12:50 Themen: Atom
Es wurde viel über den tödlichen Unfall in Frankreich geredet. Fotos wurden unter anderem auf Indymedia veröffentlicht, und es kam zu Verwirrung. Die Presse hat ihren Job schlecht gemacht!!! Es gab in Frankreich 2 Anketteaktionen. Die Erste bein Laneuveville ist ERFOLGREICH gewesen. Die zweite scheiterete und Sébatien wurde vom Zug überollt... Ich war an der ersten Aktion beteiligt und möchte hier Berichten und ein paar persönlichen Gedanken aufschreiben.
Ich habe mich in Laneuveville bei Nancy zusammen mit Camille an den Schienen festgekettet. Dabei waren noch 12 Leute auf den Schienen mit Transpi und schöne Lieder... Unsere Aktion hat um 11Uhr15 stattgefunden. Der Zug hielt gut 300 Meter vor der Blockade, keiner wurde in Gefahr gebracht. Die Polizei musste uns mit Schwergerät räumen. Die CRS (Sondereinheit der Polizei, Bereitschaftsbullen) waren net geschickt! Der Zug wurde mehr als 2 Stunden blockiert wir wurden anschliessend wie schwer Verbrecher mit Handschellen abgeführt und der Todeszug fuhr gegen 13Uhr25 weiter. Eine der erfolgreichsten Blockade in Frankreich bisher, ich glaube das war die 2. ... Tolle Stimmung... Die 2 "Angeketten" wurden in Gewahrsam genommen und wurden abends wieder frei gelassen. Die anderen AktinistInnen wuuden nach einer Personalienfestellung und dem Verhör von 2 Personen entlassen.

Durch diese Aktion wollten die Aktivistinnen die Bevölkerung über die Gefahren von Atomkraft und Atommülltransporte informieren. Seit einem Jahr ist es nämlich noch schwieriger geworden, über Atomkraft zu informieren, viele Informationen stehen unter Staatsgeheimnis... Wir wollten auch die Atomlobby zeigen, dass wir uns wehren können, trotz der Schwäche des Antiatombewegungs in Frankreich. (in Vergleich zu Deutschland, wo Tausende demonstrieren...)

Bilder und Film von der Aktion kommen noch.

Schockiert:

ABER die Freude dauerte nicht...Der Unfall geschah etwa eine Stunde später.
Ich habe die traurige Nachricht aus Avricourt erfahren, als ich noch in Gewahrsam war. Ein Polizist ist lächelnd zu mir gekommen und hat gemeint "ich habe eine schlechte Nachricht für Sie, der Zug hat gerade eine Person überrollt" Ich war (und bin noch) schockiert und wütend. Es war umso schwieriger, dass ich alleine in der Zelle war und mich mit Menschen nicht unterhalten konnte... Die Leute haben versucht genauso wie wir den Zug zu stoppen. Aus mir unbekannten Gründen hielt der Zug nicht. Ich vermute der Zug war zu schnell der Hubschrauber war dazu net dabei. Unsere Aktionsgruppe kennt die andre Gruppe NICHT, aber wir sind alle sehr schockiert und bekunden unsere Solidarität. Die Gruppe hatte genauso viel Erfahrung wie unsere, das ist sicher (die Presse hat leider das Gegenteil geschrieben) Ich war nicht vor Ort, ich will mich zum Unfall nicht weiter äussern. Ich will nicht beurteilen. Ich denke heute an Sébastien... Die Beerdigung wird heute statt finden, heute abend finden Trauerkungebungen in Frankreich , am Bahnhof in vielen Städten... Vielen Dank auch für die Solidarität aus Deutschland. So was brauchen wir!! Wir wollen weder Helden noch Martyrer...
Wir stellen uns quer, weil ATOMKRAFT TÖTET. Der Atomstaat ist schuldig!!!


Presse braucht Sensation... die Verwirrung

Die Presse hat schrecklich über die Ereignisse berichtet: Bilder unserer Aktion mit Berichte über den Todfall. Dies führte zur Verwirrung... aber die Presse will ja Bilder, sie braucht Sensation... Nur die Zeitung "Est Républicain" hat inhaltlich relativ gut über die Ereignisse Berichtet...

DER KAMPF GEHT WEITER

Wir sind alle schokiert, und brauchen Zeit nachzudenken.
Aber wir werden uns weiter quer stellen. Atomkraft tötet jeden Tag. Es geht meistens um langsamen tod: Blutkrebs bei Kinder rund um WAA La Hague, verstrahlte Arbeiter im "nochmal" Betreib von Akw, Ausbeutung und Krankheiten in Afrika und anderswo wegen Unrananbau...

Wir müssen dazu unsererseits unsere Verteidigung organisieren. Uns (2 "angeketteten" Personen) wird Eingriff in den Schienenverkehr vorgeworfen. Der Herr Staatsanwalt ermittelt und wird in den nächsten Tagen Bescheid sagen, ob belangt wird oder nicht. Ist aber warscheinlich. Wir werden politische Prozesse durchführen. Die Justiz will auch überprüfen, ob die 2 informellen Gruppen sich kennen.
Wir brauchen direct action!!! Anketteaktionen wird es noch geben. So hoffe ich. Besonders in Frankreich wo sonst nie über Atomkraft geredet wird. Neue Akws werden sogar gebaut (EPR-Reaktor) Keiner achtet auf "klassische" Demonstrationen. Direkte Aktionen und Fantasie bleiben eine Stärke...

Ehrlich gesagt, ich brauche noch viel Zeit zum Nachdenken... Ich denke an Sebastien... Aber der Widerstand soll weiter gehen, auf jeden Fall!!! "Weil Atommüll uns den tod nur bringt, darum stellen wir uns quer, wir wollen leben, leben leben wollen wir..."

Cécile

Hier unten, für die Leute die Französisch können 1 Artikel aus der Zeitung Est Républicain, der Artikel von Montag über die Ereignisse finde ich gerade nicht mehr:

L'EST REPUBLICAIN
09/11/04

« C'est le nucléaire qui l'a tué »

NANCY. - Elle était, dimanche, l'un des deux manifestants qui se sont
arrimés aux rails à Laneuveville-devant-Nancy, bloquant le convoi de
déchets
pendant deux heures. Placée en garde à vue, Cécile, 22 ans, a été libérée
dans la soirée, après avoir appris le drame d'Avricourt de la bouche d'un
policier. « J'étais secouée. Et c'était d'autant plus difficile que je
n'avais pas de contact avec l'extérieur ».

Non, Cécile ne connaissait pas le jeune Meusien qui a perdu la vie. Mais
pour elle « c'est le nucléaire qui l'a tué ». Elle estime d'ailleurs que «
cet accident n'aurait pas dû arriver, que la sécurité n'était pas assurée.
L'hélicoptère de surveillance était absent. Il aurait dû refaire le plein
pendant que nous nous bloquions le convoi à Laneuveville ».

Elle marque un instant de silence. Ajoute aussitôt : « Mes pensées vont
d'abord vers la personne qui est morte. Mais il y a aussi de la colère.
Parce qu'il faut des drames pour que l'on pose la question du nucléaire ».
Alors oui, malgré cette tragédie, elle est prête à retourner sur le
ballast
s'il le faut pour stopper un autre train. « Parce que c'est un des seuls
moyens pour se faire entendre, parce que le nucléaire fait des morts ».
Mais
elle insiste sur le fait qu'il faut prendre énormément de précautions.
Comme
son petit groupe l'avait fait à la sortie de Nancy, en signalant sa
présence, en réalisant des signaux lumineux, en attendant l'arrêt du train
pour s'attacher au rail.

Hier soir, Cécile devait, bougie à la main, participer à la manifestation
prévue en mémoire de Sébastien Briat. Et de répéter : « On pense d'abord à
lui ».
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Ergänzungen

Verwirrung

Martin 10.11.2004 - 16:55
Es war die ganze Zeit klar, dass die erste Blockade erfolgreich war, während die zweite tödlich scheiterte. Bitte nicht so sehr am Bild aufreben. Wie das passiert ist scheint geklärt. Die schlimmste Verwirrung wird viel eher um den Organisationsgrad von Sebastien gestiftet, ganz klar um die Schuld auf seine Unerfahrenheit zu schieben. Es ist politisch sehr wichtig sich nicht an den falschen Sachen aufzureiben. Bitte schreibt über die Ermittlungen, damit wir laut protestieren können, wenn die Sache, wie es gerade aussieht, unter dem Vorwand, dass welche zu unerfahren sind, gegen das blockieren gerichtet wird. .

Uebersetzung des Art. aus L'Est Republicain

Uli 14.11.2004 - 11:38
merci beaucoup - dank dir, Cécile, für deinen Bericht aus Frankreich und deinen Einsatz. hab mal versucht den Artikel aus L'Est Republicain per Online-Wörterbuch zu übersetzen, was etwas mühsam ist. nun ja, hoffe, das Ergebnis lohnt sich.

beaucoup des salutations compatissante à la France,
Uli
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L'Est Republicain (der republikanische Osten) 9.11.2004

"Die Atomkraft hat ihn umgebracht"

Sie war am Sonntag eine der zwei Demonstranten, die sich in Laneuveville vor Nancy an die Schiene angekettet und damit den (Atom-)Abfallzug für zwei Stunden blockiert hatten. Cécile, 22 Jahre, wurde in Polizeigewahrsam genommen und am Abend wieder frei gelassen, nachdem sie das Drama von Avricourt aus dem Munde eines Polizisten erfahren hatte. "Ich war erschüttert. Und es war so viel schwieriger, dass/weil ich keinen Kontakt mit der Außenwelt hatte."

Nein, Cécile kannte den jungen Meusien nicht, der das Leben verloren hat. Aber für sie war es "die Atomkraft, die ihn umgebracht hat". Sie ist außerdem der Auffassung, dass "dieser Unfall nicht hätte eintreffen dürfen, dass die Sicherheit nicht gewährleistet war. Der Überwachungshubschrauber war nicht da. Er hätte auftanken müssen, während wir den Zug in Laneuveville blockiert haben."

Sie verweilt einen Augenblick in Schweigen. Und fügt sogleich hinzu: "Meine Gedanken sind abgeschweift zu der Person, die tot ist. Aber da ist auch Wut. Weil erst Dramen nötig sind, damit die Frage der Atomkraft gestellt wird."

Aber ja, trotz dieser Tragödie ist sie bereit auf den Schotter zurückzukehren, wenn es nötig ist, um einen weiteren Zug zu stoppen." Weil es eins der einzigen Mittel ist, um sich bemerkbar zu machen, weil die Atomkraft den Tod bringt." Aber sie besteht auf der Tatsache, dass es unbedingt nötig ist Vorsichtsmaßnahmen zu treffen. Wie ihre kleine Gruppe es an der Ausfahrt von Nancy getan hatte, als sie ihre Anwesenheit signalisiert hatten, als sie Lichtsignale gegeben hatten, und als sie das Anhalten des Zuges abgewartet hatten, um sich anzuketten.

Gestern Abend musste Cécile, die Kerze in der Hand, an der Demonstration teilnehmen, die zum Gedenken an Sébastien Briat vorgesehen war. Und um zu wiederholen: "Wir denken zuerst an ihn."

Soliaufruf

Cécile 15.11.2004 - 14:58
Es gibt jetzt eine Kontonummer für Soli-spende an beiden Gruppen aus Frankreich.
Diese Kontonummer wurde mit Fotos von der Aktion auf Indy veröffentlicht, siehe:

 http://de.indymedia.org/2004/11/99071.shtml

Beiträge die keine inhaltliche Ergänzung darstellen

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-- — xiao yang

-- — xiao yang

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