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Hizbollah-Fans demonstrieren am 13.11. Berlin

Kritik und Praxis 09.11.2004 13:24
Seit Ayatollah Khomeini nach der iranischen Revolution 1979 den letzten Freitag des Fastenmonats Ramadan zum internationalen Al-Quds-Tag erklärte und alle Muslime zur „Befreiung“ Jerusalems von Israel aufrief, finden rund um diesen Tag weltweit Kundgebungen und Demonstrationen statt. In Städten wie Teheran, Beirut, Yakarta, Manila, Toronto, London und Berlin gehen Hizbollah-, Intifada- und Jihad-Sympathisanten auf die Straße, die sich die Vernichtung Israels auf die Fahnen geschrieben haben. Gegen diesen antisemitischen Aufmarsch, der am 13. November auch wieder in Berlin stattfinden wird, wollen wir gemeinsam mit iranischen Oppositionellen protestieren. Denn unabhängig davon, wie man zur aktuellen Politik der israelischen Regierung steht, wollen wir diese Werbeveranstaltung für das iranische Mullahregime mit seiner Vernichtungsdrohung nicht ungestört vorbeiziehen lassen.
Die repressive Theokratie ist weltweit Vorbild und Ansporn. Ein Regime, das die Bevölkerung terrorisiert, insbesondere Homosexuellen und „Ehebrecherinnen“ mit Steinigung droht und demokratische und kommunistische Oppositionelle verfolgt, foltert und umbringt.
Durch sein Engagement im Terrorkampf gegen Israel, insbesondere durch die Finanzierung von Verbreitung antisemitischer Propaganda wie der immer neu aufgelegten „Protokolle der Weisen von Zion“, schafft er sich die nötige Unterstützung für seine Herrschaft. Die Rhetorik einer vom Westen und insbesondere von Israel „gedemütigten“ muslimischen Welt, die sich nur in der endgültigen Vernichtung Israels „befreien“ könne, trifft auf breite Zustimmung – auch säkularer Nationalisten – und wird radikalisiert. Der Kampf gegen Israel und der Antisemitismus bilden das einigende Moment aller Islamisten, auch wenn sie in ihrer Islam-Interpretation nicht immer übereinstimmen.

Dem Antisemitismus des Islamismus korreliert eine organizistische Gemeinschaftsvorstellung, die sich auf vorgeblich „Ursprüngliches“ stützt. Doch gerade in der Ablehnung der Moderne ähnelt sie europäischen Bewegungen, wie denen der "konservativen Revolution". Nicht ohne Grund ist Oswald Spenglers „Der Untergang des Abendlandes“ eine Pflichtlektüre der Vordenker des Islamismus gewesen.
Die Vorstellung einer „Wiederherstellung“ des goldenen Zeitalters des Propheten speist sich aus der Ablehnung einer als fremd empfundenen Moderne und der mit ihr einhergehenden Erosion traditioneller Gesellschaftsvorstellungen.
Die Selbstwahrnehmung als Opfer einer als übermächtig empfundenen Moderne findet Ausdruck in der Personifizierung struktureller Veränderungen und ist Nährboden von Verschwörungstheorien, die in der islamistischen Propaganda immer wieder auftauchen.
Der Islamismus als Ideologie der Entrechteten tritt als anti-hegemoniales Projekt auf, das sich als Reaktion auf die Ungerechtigkeit der Welt versteht. Diese Selbststilisierung sichert ihm die Popularität unter tatsächlich und vermeintlich Entrechteten. Als Alternativentwurf zum herrschenden System propagiert der Islamismus eine auf „gerechtem“ Tausch basierende Handwerksgesellschaft und hat hierzu ein „islamisches“ Bankwesen eingeführt, das vermeintlich nicht auf Zins basiert. Dieses „zinslose“ Kapital wird dem zinstragenden, als dem parasitären, entgegengestellt. Auch hier sind die Ähnlichkeiten zur Aufspaltung in „raffendes“ und „schaffendes“ Kapital bei diversen „westlichen“ Ideologen konservativer Gemeinschaftsentwürfe verblüffend. Die Verbindungsmöglichkeiten solcher Vorstellungen mit dem Antisemitismus sind bekannt.
Ebendiese Vorstellungen sind ein spezifisch modernes Phänomen und nicht Ausfluss einer vermeintlich „vormodernen“ islamischen Welt.

Unsere Kritik gilt an diesem Tag auch den Urteilen, die der Westen über den Islamismus und den Iran als einen seiner Vorreiter fällt.
So wird zu einem manichäistischen „Kampf der Kulturen“ aufgerufen, in dem der freiheitsliebende Westen einer vormodernen islamischen Welt gegenübersteht. In gut kolonialistischer Manier spendet der Westen dem Islam das Licht der Aufklärung.
Demgegenüber bevorzugen andere einen „Dialog der Zivilisationen“ und propagieren Toleranz gegenüber einer vermeintlichen kulturellen Differenz von Orient und Okzident. Eine solche kulturalistische Sichtweise subsumiert politische, soziale und rechtliche Differenzen unter kulturelle und geht meist mit der pädagogisierenden Verharmlosung des islamistischen Terrors einher.
Beiden gemeinsam ist der kulturalisierende Blick, der die konkreten Gesellschaften im Nahen Osten als abgeschlossene und homogene imaginiert und strukturellen Einflüssen wie ökonomischen und sozialen Umbruchssituationen und der konkreten politischen Situation kaum Bedeutung beimisst. Diese essentialistische Vorstellung führt zu einer rassistischen Stigmatisierung von Muslimen, da konkrete Individuen nur noch als Repräsentanten einer islamischen Kultur wahrgenommen werden. Ihr entspricht die islamistische Ideologie eines überzeitlichen Wesens authentisch islamischer Kultur und seiner Unvereinbarkeit mit anderen „Kulturen“.

Die Kritik solcher Positionen hebt die politischen, sozialen und rechtlichen Differenzen hervor, um die kulturalistische Sichtweise zu durchbrechen und dadurch die Unterdrückten dieses Regimes sichtbar zu machen.
Wir wollen zusammen mit Oppositionellen aus dem Iran am 13.November gegen den Al-Quds-Tag und in Solidarität mit den Gegnern und Verfolgten des Regimes demonstrieren.
Machen wir aus der Werbeveranstaltung, die der Al-Quds-Tag für das iranische Regime darstellen soll, ein Fiasko und eine Anklage gegen die Mullahregierung.

aktuelle Infos: www.kp-berlin.de und www.aktion-november.de


Am 13.11. 2004 findet ab 11.30 Uhr an der Kantstr. Ecke Schlüterstr. eine Kundgebung statt.

Am Samstag, den 7.11. gab es bereits eine Reihe von Protesten gegen die Al-Quds-Demonstration in London.
Informationen dazu findet Ihr unter:
 http://www.iranvajahan.net/cgi-bin/news.pl?l=en&y=2004&m=11&d=06&a=7
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Ergänzungen

Veranstaltung dazu in HH am 10.11 !

tinibinimini 09.11.2004 - 14:43

hoschulantifa & bad-weather presents:

Hamburg: 10.November Veranstaltung gegen den „Al-Quds-Tag" am 13.11. in Berlin


Die vom IZH organisierte Berliner Al-Quds-Demonstration auf dem Kudamm ist der zentrale öffentliche Aufmarsch, bei dem sich zur Vernichtung Israels bekannt und die Solidarität mit dem iranischen Mullahregime und islamistischen Terrorgruppen weltweit zur Schau gestellt wird. Seit 1995 wird auf Berlins Straßen regelmäßig „Kindermörder Israel, Massenmörder Israel", „Israel Terrorist" und „Tod den USA, Tod Israel" skandiert, ohne dass dies auf nennenswerte öffentliche Kritik stößt. Erstmals 2003 regte sich breiterer Protest gegen den Aufmarshc der Islamisten: „ Es wäre ein Skandal, wenn dieser aggressiv demonstrierte Antisemitismus und die Vernichtungsdrohung gegen Israel weiterhin ignoriert oder gar akzeptiert würden" hieß es dazu in einer Erklärung.



Zweier ihrer Unterstützer, Mohammed Schams, der seit mehreren Jahren den Widerstand gegen den Al Quads Tag mitorganisiert, sowie der Journalist Udo Wolter, der u.a. in der Jungle World und der IZ3W zum Thema Antisemitismus publiziert, werden am



10.11.2004 um 19:30 Uhr auf der Veranstaltung im Cafe Libresso (Uni-Hauptgebäude/Flügelbau-West Edmund-Siemers-Allee 1) zu den Hintergründen des Al-Quds-Tags referieren.

@Kritik und Praxis

gegen alle faschismus , imperialismus ,.. 09.11.2004 - 15:22
Israel und Iran

Iran-Contras affare

The Israeli government approached the United States in August 1985 with a proposal to act as an intermediary by shipping 508 American-made TOW anti-tank missiles to Iran in exchange for the release of the Reverend Benjamin Weir, an American hostage being held by Iranian sympathizers in Lebanon, with the understanding that the United States would then ship replacement missiles to Israel. Robert McFarlane, the Assistant to the President for National Security Affairs, approached United States Secretary of Defense Caspar Weinberger and arranged the details. The transfer took place over the next two months.

 http://encyclopedia.thefreedictionary.com/Iran-Contra

Hoch die internationale Solidarität

antirassist 10.11.2004 - 14:37
Redebeiträge wird es unter anderem vom "Verein iranischer Flüchtlinge" und dem "internationalen Komitee gegen Steinigung" geben.

Beiträge die keine inhaltliche Ergänzung darstellen

Zeige die folgenden 13 Kommentare an

Oh -Oh... — Skeptiker

Differenzierung — Eintracht Berlin

@Al Zpliffa — derdoktor

Hatte sich die KP nich aufgelöst? — Wer nich fragt bleibt dumm

Rassistenpack — stoppen!

K&P lügen — Antifa

ALB lügen — the real Antifa

@streetgang.com — anti-kommerz