Sponti-Demo in Leipzig

anat ben david 08.11.2004 01:51 Themen: Antifa
Auch in Leipzig gab es am Sonntagabend (07.11.2004) eine Spontandemo, diese allerdings nicht wegen des getöteten Anti-Atom-Aktivisten in Frankreich, sondern wegen eines Sprengstoffanschlags auf ein linkes Hausprojekt in Wurzen.
In der Nacht vom Samstag auf den Sonntag wurde auf das Zentrum der Kulturen (ZDK) ein Sprengstoffanschlag verübt. Die Täter sind wohl recht eindeutig im rechtsradikalen Milieu auszumachen. Es wurde niemand verletzt, es entstand jedoch erheblicher Sachschaden. Aus diesem Anlaß, und vor allem, weil Sprengstoffanschläge eine erheblich andere Qualität darstellen als vielleicht ein paar eingeschmissene Scheiben, gab es Sonntagnacht in Leipzig eine Spontandemo über die Karli in die Innenstadt. Ca. 80 Personen mit lautstarken Parolen wie:
"Nie wieder Deutschland!",
"Kein Vergeben, keine Vergessen! Morgen gehen wir Wurzen stressen!",
"Nazis bomben, der Staat schiebt ab, das ist das gleiche Rassistenpack!",
"Wurzen wir kommen, schalalalala!",
zogen für eine halbe Stunde durch die Südvorstadt und die Innenstadt, wo die Spontandemo dann auch ganz spontan aufgelöst wurde. Es wurde unterwegs auch einiges gesprüht, unter anderem für eine Demo morgen abend in Wurzen mobilisiert. Ich habe keine Festnahmen beobachtet, die Bullen hielten sich total zurück und waren eh erst superspät vor Ort.

Morgen abend:
Antifademo in Wurzen - UNS REICHTS!

Antifa heißt Angriff!!!
Creative Commons-Lizenzvertrag Dieser Inhalt ist unter einer
Creative Commons-Lizenz lizenziert.
Indymedia ist eine Veröffentlichungsplattform, auf der jede und jeder selbstverfasste Berichte publizieren kann. Eine Überprüfung der Inhalte und eine redaktionelle Bearbeitung der Beiträge finden nicht statt. Bei Anregungen und Fragen zu diesem Artikel wenden sie sich bitte direkt an die Verfasserin oder den Verfasser.
(Moderationskriterien von Indymedia Deutschland)

Ergänzungen

anschlagsziel.....

antifadd 08.11.2004 - 03:50
das anschlagsziel der nazis ist nicht richtig benannt, es handelt sich um das Netzwerkes für Demokratische Kultur Wurzen e.V.

weitere infos:

 http://venceremos.antifa.net/regional/wurzen/sprengstoffanschlag.htm

Pressemitteilung zum Bombenanschlag von Nazis

Antifaschistische Gruppen Leipzig 08.11.2004 - 08:31
Leipzig, den 8. November 2004, 7:30 Uhr


* Bombenanschlag von Nazis auf alternatives Projekt in Wurzen in der Nacht vom 6. zum 7. November 2004
* Spontandemonstration von knapp 200 Personen in Leipzig in der Nacht vom 7. zum 8. November 2004
* Montag, 8. November 2004, 20 Uhr, Wurzen: Demonstration gegen das Erstarken von Nazi-Strukturen in Sachsen und die stillschweigende Unterstützung durch die Bevölkerung

In der Nacht vom 6. zum 7. November 2004 wurde in der sächsischen Kleinstadt Wurzen von Nazis ein Bombenanschlag auf das Gebäude des „Netzwerkes für demokratische Kultur e.V.“ (NDK) verübt. An die Scheiben und den Eingang des Gebäudes wurden zwei Rohrbomben installiert und zur Explosion gebracht. Es entstand kein Personen-, aber ein Sachschaden. Die Verletzung bis hin zur Tötung von in der Nähe befindlichen Personen wurde dabei billigend in Kauf genommen. Bei dem NDK handelt es sich um ein alternatives Projekt, das durch seine Arbeit gegen Rassismus und Nazismus in der Vergangenheit immer wieder Ziel von nazistischen Angriffen geworden war.
Der Angriff mit Rohrbomben bildet jedoch den bisherigen Höhepunkt einer langen Geschichte von Angriffen, Überfällen und Diskriminierungen von Alternativen und Nichtrechten durch Wurzener Nazis. Er reiht sich gleichzeitig in die zunehmende Radikalisierung von Nazis in Sachsen, aber auch in anderen Bundesländern ein. Spätestens seit dem Wahlerfolg der NPD bei der Landtagswahl in Sachsen gehen Nazis zum offenen Angriff auf linke Demonstrationen, Personen und Projekte über, ohne dass dies in der Bevölkerung zu bemerkenswerten Gegenaktivitäten führt.
Gegen diese Aktionen und die stillschweigende Unterstützung der Bevölkerung demonstrierten in der heutigen Nacht (vom 7. zum 8. November) knapp 200 Personen im Leipziger Süden. Die Demonstration dauerte von 23 Uhr bis 24 Uhr und führte vom Südplatz die Karl-Liebknecht-Straße entlang bis in die Innenstadt, wo sich die Demonstration auflöste. Die Sprecherin der beteiligten antifaschistischen Gruppen, Clara Kujat, betonte: „Wir wollen zeigen, dass wir die zunehmende Bedrohung durch militante Nazis nicht hinnehmen werden. Gleichzeitig ist es wichtig, darauf aufmerksam zu machen, dass diese Nazis in einem gesellschaftlichen Umfeld agieren, in denen ihre politischen Ideologien geteilt und akzeptiert und die terroristischen Methoden mindestens toleriert werden.“
Am Montag, den 8. November, 20 Uhr findet in Wurzen eine Demonstration verschiedener antifaschistischer Gruppen aus Sachsen statt. In dieser soll darauf aufmerksam gemacht werden, dass die Entwicklung in den ostdeutschen Bundesländern immer mehr dahin führt, dass ganze Landstriche von Nichtdeutschen, Alternativen, Linken und DemokratInnen durch die militante Naziszene „gereinigt“ werden. Dieser Entwicklung gilt es sich entgegenzustellen.

Hermann Romeck
für das Bündnis antifaschistischer Gruppen in Leipzig

Für weitere Informationen siehe auch: www.ndk-wurzen.de, Tel.: 03425 - 852710

SOLIDARITÄT!!!

Sue 08.11.2004 - 12:50
Einige Anmerkungen zu der ganzen Geschichte:
Also meines Wissens handelt es sich bei dem Zentrum für Demokratische kultur nicht unbedingt um ein ausgesprochen "linkes" Zentrum, sonder eher um eines aus dem "Zivilgesellschafts"-Umfeld. Ich denke aber eigentlich auch eher, daß die eigentliche Anschlagsmotivation die Trägerschaft für die Beratungsstelle für Opfer rechter, rassistischer und antisemitischer Gewalt ist. Die Nazis wolen nicht nur die Opfer einschüchtern, sondern auch diejenigen, die sich mit den Opfern solidarisieren.
SOLIDARITÄT MIT ALLEN BETROFFENEN VON RASSISTISCHER, ANTISEMITISCHER UND RECHTER GEWALT!!!

zweifelhafte antifa"demo"

rdl 09.11.2004 - 11:15
beim ndk handelt es sich zweifellos um ein typisch "linkes" projekt. wer dem ndk das absprechen will, nur weil es gelegentlich zielorientiert mit bürgerlichen gruppen und leuten aus verwaltungen zusammenarbeitet, ist wahrscheinlich nie über eine antifademo hinausgekommen.
als sehr zweifelhaft muss sich die wirkung des gestrigen spontandemoversuchs in wurzen einschätzen lassen. wenn man die eigentlich betroffenen nicht einmal auf einer kundgebung zu wort kommen lässt, hat mann/frau wahrscheinlich nicht begriffen, was dieser anschlag für eine bedeutung hat. manche antifas sind offensichtlich doch besser in einem fußballstadion aufgehoben.
man lässt mit einem solch unkoordiniertem verhalten weder ein zeichen der solidarität erkennen - noch hinterlässt man einen eindruck bei den faschos.

auf hoffendlich bessere aktionen in zukunft

2. Pressemitteilung

Bündnis antifaschistischer Gruppen in Leipzig 09.11.2004 - 14:18
Leipzig, den 9. November 2004, 13:30 Uhr

Pressemitteilung

* Zur antifaschistischen Demonstration in Wurzen am 08.11.2004 nach Bombenanschlag von Nazis
* Serie offener Angriffe der Neonazis setzt sich fort.

Anlässlich der Bombenanschläge gegen das Büro des „Netzwerkes für demokratische Kultur“ in Wurzen in der Nacht zum 07.11.2004 hatten verschiedene antifaschistische Gruppen aus den umliegenden Städten zu einer Spontandemonstration am Abend des 08.11.2004 in Wurzen aufgerufen. Damit sollte gegen die rechtsradikale Dominanz und gewalttätigen Übergriffe aus der Wurzner Neonaziszene ein entschlossenes Signal gesetzt werden.

Nachdem sich der Zug von circa 300 Personen um 20:30 Uhr vom Bahnhofsvorplatz Richtung Innenstadt in Bewegung setzte, schritt die Polizei schon nach wenigen Metern unverhältnismäßig hart ein. Durch den Einsatz von Pfefferspray und Schlagstöcken wurde die friedliche Demonstration letztlich nach hundert Metern zerschlagen, hierbei kam es zu mehreren Leichtverletzten seitens der Demonstranten, eine Person musste wegen schweren Verletzungen im Kieferbereich ins Krankenhaus gebracht werden.

Parallel dazu sammelten sich im angrenzenden Park – nahe des Bahnhofsvorplatz – eine Gruppe von 30-40 militante Neonazis und griffen einzelne DemonstrantInnen an, wobei die Polizei nicht einschritt.
Zu späterer Stunde des gestrigen Abends kam es noch einmal zu einem Angriff von Neonazis auf Personen aus dem Umfeld des „Netzwerks für demokratische Kultur“, wobei 2 Personen leicht verletzt wurden.

Die Sprecherin des Leipziger Vorbereitungskreises, Clara Kujat, sagte: „Es ist notwendig gegen die rechtsradikale Dominanz und deren mörderisches Potential geschlossen vorzugehen. Antifaschistische Praxis heißt für uns einerseits, der rechten Hegemonie von gewalttätigen Neonazis und rechtem Konsens Grenzen zu setzen. Andererseits gilt es aber auch all jene zu stärken, die sich dem entschlossen entgegen stellen, um ein zivilgesellschaftliches Gegengewicht zu schaffen.“

Ein Sprecher des Netzwerks hatte sich gestern im Vorfeld von einer möglichen Demonstration distanziert und forderte die WurznerInnen mit einer Unterschriftenaktion und einem offenen Brief dazu auf, sich von jeglicher Gewalt zu distanzieren. Wir hingegen fordern zu politischer Trennschärfe auf, schließlich handelt es sich hier um eine neue Qualität rechter Gewalt, die schwere Verletzungen und den Tod von Menschen billigend in Kauf nimmt, wie es der Bombenanschlag gezeigt hat. Außerdem fordern wir ein adäquates und effektives Vorgehen auf breiter Ebene gegen Neonazis.

Hermann Romeck
für das Bündnis antifaschistischer Gruppen in Leipzig

Für weitere Informationen siehe auch:  http://www.ndk-wurzen.de, Tel.: 03425 - 852710

Beiträge die keine inhaltliche Ergänzung darstellen

Zeige den folgenden Kommentar an

leipzig — ronald