Berlin: Demo gegen Mord an Demonstranten

Unabhängiger Beobachter 07.11.2004 22:53 Themen: Atom
Ca 150 Menschen demonstrieren in Berlin gegen den Mord an dem 23jährigen Demonstranten in Frankreich, der durch den Castortransport heute (7.11.04) überrollt wurde.
Heute haben sich spontan 150 Menschen zu einer Demonstration zusammengefunden. Es wurde um 19:30 und um 21:00 zur Weltzeituhr am Alexanderplatz mobilisiert. Die meisten kamen zu dem Treffpunkt um 19:30 und bildeten eine Demonstration über das Brandenburger Tor zum Potsdamer Platz, dem Sitz der Deutschen Bahn.
Da ich zu dem Treffpunkt um 21:00 kam, habe ich mich erst später der Demonstration angeschlossen. Es haben sich ca 20 Personen bis 21:00 an der Weltzeituhr getroffen. Durch ein Telefonat haben wir erfahren, dass die Demonstration, die gegen 19:30 startete, zur Zeit am Brandenburger Tor sei. Daraufhin hat sich ein Großteil der Leute mit Fahrrad oder Bus zum Brandenburger Tor aufgemacht. Kurz nach neun bin auch ich zur Demonstration gestoßen. Diese war sehr geschlossen und bunt gemischt. So waren nicht nur die "üblichen Verdächtigen", sondern auch ehemalige aktive gekommen, die nach eigener Aussage, einfach nicht zu Hause bleiben konnten.
Kurz hinter dem Brandenburger Tor formierten sich die ersten Reihen der Demonstration in Ketten, nachdem die Polizei wegen eines kleinen Sprints Helme aufgesetzt hatte. So zog die Demo dann bis kurz vor den Potsdamer Platz wurde allerdings dort von einer Polizeikette gestopt. Kurze Zeit später wurde sie auch ohne großere Auseinandersetzungen mit der Polizei aufgelöst.
Grundsätzlich muss gesagt werden, dass die Demonstration durch Entschlossenheit auffiel. Es war kein üblicher Spaziergang, sondern es wurde entschlossen aufgetreten und das Anliegen herausgebrüllt. So wurden Parolen wie "Caster 04 - Das war Mord! Widerstand an jedem Ort" gerufen.

Es wurde durch die Demonstrationsanmelder angekündigt, dass dies nur der Auftakt zu weiteren Aktionen sei.

Bilder und Videos: Es ist mit einigen Bildern, sowie Videos zu rechnen, da nicht wenige unabhängige Fotografen / Filmer da waren.
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Ergänzungen

Auf jeden Fall über 300...

TV-Glotzer 07.11.2004 - 23:12
Auf der Demo waren eher 300 bis 400 Leute. Gegen Ende waren es dann aber weniger, vielleicht nur noch so 250-300. Eine Kamera vom SFB soll wohl da rumgesprungen sein (RBB-Abendschau?).

weitere aktion 22:30 am heinrichplatz

nie wieder castor 07.11.2004 - 23:18
kleine ergänzung erstmal, bei dem sprint wurde auch eine leuchtspurrakete gefeuert.
und ich schätze mehr als 150 leute, 300 vielleicht.

danach ging's 22:30 am heinrichplatz weiter. ca. 50 leute, teilweise vermummt, zogen lautstark und kämpferisch einmal im kreis durch die o-str, adalbert, naunyn, mariannen und dann wieder die o-str zum görlitzer bahnhof. im letzten abschnitt wurde wieder gerannt und es flogen erneut böller und eine leuchtspurrakete auf ein bullenauto, was sich schnell entfernte.
am görli gingen dann die meisten in die u-bahn richtung friedrichshain.
als die bullen ankamen, fuhren die erstmal in die o-str und sagten irgendwas über lautsprecher durch, obwohl da gar niemand mehr war.
dann stiegen sie aus, liefen auch auf den bahnhof und warteten 8 min auf den nächsten zug (?!)

es geht vielleicht in f-hain noch weiter, aber ich bin dann fort.

tolle organisation

unbekannt 07.11.2004 - 23:33
Auch wir stießen erst gegen 21.00 Uhr zu der Demo, die zu diesem Zeitpunkt am Brandenburger Tor war.
(Sie viel durch Laute Parolen auf.)

Sonst war die Demo geschlossen und sehr gut organisiert, für eine spontane Aktion.

Wir hoffen auf weitere Veranstalltungen dieser art!!



In Gedenken an den 23 jährigen Franzosen.
Berlin bleibt nicht ruhig!

MORD?

Pamela 07.11.2004 - 23:42
Na also nun kommt mal wieder runter. Warum soll das "Mord" gewesen sein? Der Lokführer hat nach allen vorliegenden Informationen die Notbremse gezogen, aber so ein Zug hat nunmal einen irre langen Bremsweg. Das war offenbar ein tragischer Unfall, aber ein "Mord" wäre es nur bei einer vorsätzlichen Tötung.

Es ist wirklich schrecklich, das arme Opfer ist noch nicht unter der Erde, da wird sein Tod schon für politische Kampagnen ("das war Mord" u.ä.) verwertet... widerlich.

Man könnte gerade meinen, dass einige Leute hier geradezu WOLLEN, dass es ein "Mord" war. Passt halt am besten ins politische Konzept.

Heinrichsplatz 22:30

Jens Anger 08.11.2004 - 00:20
Es wurden nach der Spontandemo in X-Berg 2Personen festgenommen, wegen "zusammenrottung?" und einr wegen "Beschuss von Polizeiwagen",ein Verhafteter wurde über dem rechten Auge dadurch verletzt...

Zu der Spontandemo 19:20 möcht ich sagen das wir mehr hätten bringen können, wenn wir weniger mit den Bullen gemacht hätten...naja...


AUFRUHR, WIDERSTAND
ES GIBT KEIN RUHIGES
HINTERLAND!!!!

@ Pamela

angel 08.11.2004 - 00:35
Hallo Pamela,

hier in Kürze eine kleine Debatte dazu, die ich mit jemandem hatte, der gerade von der Demonstration zurückkam: Man muss - um von "Mord" zu sprechen, auf eine Meta-Ebene gehen: Dieses menschenverachtende Systems beruht auf Raubmord und es fördert Technologien und Energien, die ihm entsprechen. Es zerstört die Welt und Leben. Die Anti-Nuklearbewegung entstand mit der Ökologie-Bewegung und hat die darin liegende Menschenverachtung (auch aufgrund des atomaren Rüstungswahnes) stets thematisiert.
Sowohl Reaktorunfälle, wie der in Tschernobyl - als auch Unfälle beim Transport radiokativen Abfalles mit Todesfolge werden billigend in Kauf genommen. Desweiteren ist erwiesen, dass auch beim ganz "normalen" Betrieb eines AKW's Radioaktivät an die Umwelt weitergegeben wird und über die Nahrungsmittelkette sich im menschlichen Körper anreichert.
Es ist ein tödliches System.

Auf der Ebene des bürgerlichen Strafgesetzbuches bzw. des realen Verlaufes wie Du ihn schilderst - losgelöst vom "System" - kann nicht von Mord, sondern muss von einem tödlichen Unfall gesprochen werden. Ansonsten - und auch hier vom Standpunkt der "Meta-Ebene" aus - wäre auch jeder Verkehrsunfall "Mord", da von der Autolobby incl. dieser auto-mobilitärischen Gesellschaft jedes Jahr Tote für den entfremdeten Transport von Menschen und Sachen "in Kauf" genommen werden.

Vielleicht mag ja der Poster dieses Artikels kurz darlegen, warum er den Begriff "Mord" gewählt/benutzt hat. Dies schon allein, um zu reflektieren, ob er ihn nicht unbewusst zum Zweck der Instrumentalisierung gebraucht.

gelungene Aktionen

analysetaeter 08.11.2004 - 01:32
Bemerkenswert ist, dass sich innerhalb weniger Stunden lediglich mittels Internet und Telefon etwa 300 bis 400 Menschen zusammengefunden haben und laut, in Ketten, und schwarz durch wichtige Berliner Straßen zogen. Die Polizei hielt sich zurück, beendete die Demo gegen 22 Uhr vor dem Potsdamer Platz. Mehr als 100 Menschen trafen sich später am Heinrichsplatz, um erneut die Straßen einzunehmen, schnell, laut, schwarz.

Zwei sehr schöne spontane Aktionen, welche auf jeden Fall ein wenig Hoffnung auf bessere autonome Zeit und Verwirrung bei den Bullen brachten.

@analysetaeter

Jens Anger 08.11.2004 - 02:08
@analysetaeter
am heinrichsplatz waren wir HÖCHSTENS 50!!!!

und ausserdem war es verpeilt...da zu weinige mit zur Warschauer dann kammen und so 2Personen dort Festgenommen werden konnten...(wurde schon dem EA gemeldet)
Später(ca.23:30Uhr) ein Transpi( wir wussten nciht woher. es war von der spontandemo) an der Baustelle des Kaufhofs am Alex aufgehangen..wir hoffen auf mehr Aktionen gegen Bundesministerium der GRünen, der DB...und anderen Einrichtungen die den Castor schützen und ihn zulassen...

Wut und Trauer zu Widerstand,
NIMM DEN STEIN IN DEINE HAND!!!!!!!!!

kein Bock auf "Mord" Diskussion !

der es auf einen anderen Punkt bringen will 08.11.2004 - 02:14
steht also in dem ANF-Bericht, der Hubschrauber hätte nicht warnen können, weil er zum auftanken weggeflogen sei ?
Hallo ?!?! Wenn der Hubschrauber dafür da ist, vor Blockaden zu warnen, dann wäre es im Interesse und in der Verantwortung der Atom-Schrott-Durchdrücker, dass der Zug nicht weiterfährt, sondern solange anhält, während wegen Auftanken kein Hubschrauber verfügbar ist.
Selbst nach den pragmatischen Kriterien derer, die Interesse haben an einem reibungslosen Ablauf, wurde hier fahrlässig gehandelt, wenn der Zug weiterfuhr, obwohl gerade kein Kontroll- und Warn-Hubschrauber verfügbar war.
Desweiteren war bislang immer von einer zulässigen Höchstgeschwindigkeit von 80 kmh die Rede.
Jetzt aber scheint es nach ersten Berichten so, dass der Zug mit 100 kmh auf dem Menschen zu-raste.
Nicht nur wegen der Blockade:
100 kmh sind mehr als fahrlässig.
Es wird hier immerhin ein sau-gefährliches Zeug durch die Gegend gekarrt, und d i e s e r Behälter-Typ hat nicht mal im Leerzustand einen Falltest nach heutigen wissenschaftlichen Kriterien erlebt.
(Abgesehn davon, dass Behälter im Leerzustand bei einem Fall-Test keine wirklich nützlichen Ergebnisse gibt, weil niemand weiß, wie der Behälter und das Plutonium etc. reagiert, wenn ein voller Behälter bei 100 oder 80 kmh bei Entgleisung gegen einen Betonbrücken-Pfeiler brettert.)
Das Zeug ist einfach Scheiß gefährlich und die Leute, die Aktionen dagegen (hoffentlich verantwortungsvoll) planen, haben nu wirklich ein wichtiges Anliegen, warum sie gegen solche Transporte angehen.

Aber: eine Mord-Diskussion oder ähnliches ist gerade nicht angesagt.
Echt, es ist ´time to act´ -> dem verfickten Atomstaat die rote Karte zeigen.
Und dann bitte auch in Wochen und Monaten bei dem Thema am Ball bleiben.
-> kommenden Februar tagt in Berlin das "Deutsche Atomforum e.V." in einem Berliner Nobel-Hotel.
Bei einer Kundgebung aus ähnlichem Anlass letzten Februar waren 130 Leute.
Vielleicht bekommen im Februar ´05 dann mehr Freundinnen und Freunde ihren Arsch hoch.

Auch die Berliner Niederlassungen von SIEMENS und VATTENFALL etc. verdienen mehr widerständige Aufmerksamkeit.
Es gibt viele Gründe dazu.

Informiert Euch in den nächsten Wochen über Hintergründe und Verflechtungen in der Atom-Industrie.
Zerfasert Euch nicht in Bewertungs- und Strategie-Hick-Hack.
Dezentral, auto-organisiert, verantwortungsvoll, langfristig und vielfältig aktiv werden.......

Gruß aus Berlin an alle

bilder...

Faust 08.11.2004 - 16:54

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