World Free Press Report 2004

icke 26.10.2004 19:56 Themen: Medien Weltweit
Heute wurde der dritte World Free Press Report von der Organisation Reporter ohne Grenzen veröffentlicht.
 World Free Press Report 2004

Der World Free Press Report ist eine Rangliste von Reporter ohne Grenzen zur Situation der Pressefreiheit weltweit.

Dazu wurden Journalisten, Wissenschaftler, Rechtsexperten und Menschenrechtsverteidiger befragt zu verschiedene Aspekte von Verstößen, daruntergewalttätige Übergriffe, Morde und Verhaftungen ebenso wie politische, rechtliche oder ökonomische Einflüse (beispielsweise Zensur,staatliche Monopole oder die restriktive Anwendung der Pressegesetze).

 World Free Press Report 2004

Wie schon in den Vorjahren zeigt der Report deutlich, dass in einigen Ländern in Ostasien sowie im Mittleren Osten massive Einschränkungendes Presserechts existieren. Teilweise findet man in diesen Staaten keine unabhängigen Medien. Der Irak nimmt momentan noch eine Sonderrolle ein,da dort, aufgrund der herschenden Situation, seit März 2003 bereits 44 Journalisten ums Leben kamen.
Extreme Fälle sind mal wieder China und Kuba. In beiden Ländern sind dutzende Journalisten inhaftiert. Eine freie Pressearbeit ist dort kaummöglich.
In Ländern wie Eritrea und Turkmenistan sind unabhängige Medien gleich ganz verboten. Eine Aussage zur Qualität der restlichenstaatlichen Medien dort ist somit hinfällig.
Der nördliche Teil Europas, Skandinavien, schneidet wie schon in den letzten beiden Reports (2002/2003) sehr gut ab. Auf den restlichen Top20 sind, mit Ausnahme von Trinidad, Neu Seeland und Kanada, ausschließlich weitere europäische Länder.
Positiv ist ebenfalls das relativ gute Ergebnisse für, nach westlichen Maßstab, ärme Ländern wie z.B. El Salvador, Costa Rica,Namibia oder Osttimor zu werten.

Unterberichte zu den einzelnen Kontinenten:
 Afrika (en)
 Nord-/Südamerika (en)
 Asien (en)
 Europa und ehem. UDSSR (en)
 Mittlerer Osten (en)


Legende: Je dunkler das rot, desto mehr Verletzungen der Pressefreiheit werden in diesen Ländern verübt.

Schaut man sich auf den Webseiten von Reporter ohneGrenzen oder IFEX die täglichenNachrichten an, so erkennt man deutlich wie stark die Pressefreiheit in vielen Regionen der Erde eingeschränkt bzw. komplett übergangen wird.Es vergeht kein Tag an dem Journalisten nicht in ihrer Arbeit behindert oder bedroht werden.
So wurde zum Beispiel am 20.Oktober in Weißrussland die für die Gewerkschaftszeitung Solidarnost arbeitende Journalistin Veronika Cherkasovaermordet aufgefunden. In den USA wurde zwei Jornalisten für 3 Tage suspendiert, weil sie am 5.Oktober auf einem Anti-Bush-'Vote for Change'-Konzertwaren. Generell ist es vielen Angestellten bei Zeitungen usw. quasi verboten worden an solchen oder ähnlichen Konzerten teilzunehmen.Im Iran wurde vor wenigen Tagen der fünfte Online-Journalist innerhalb von 2 Monaten verhaftet. Man verweigert ihnen Rechtsbeistand und Kontaktzu ihren Familien. Die Betroffenen waren alle bei reformorientierten Internetzeitungen tätig und man wirft ihnen vor die nationale Sicherheitzu bedrohen und zum politischen Umsturz aufgerufen zu haben. In Syrien wurde ein Student zu 3 Jahren Haft verurteilt, weil er Photos einerkurdischen Demonstration in Damascus auf seine Homepage gestellt hatte.

Diese Auflistung ließe sich noch endlos fortführen...

Siehe dazu folgende Statistik (Alle Angaben sind der Webseite von Reporter ohne Grenzen entnommen):

Seit 1. Januar 2004 (Stand: 30. September 2004)
  • 43 Journalisten getötet
  • 706 Journalisten bedroht oder schikaniert
  • 602 Journalisten festgenommen
  • 248 Medien zensiert oder eingestellt
  • 128 Journalisten sitzen zur Zeit im Gefängnis

Oftmals wird hierzulande oder in der westlichen Welt beim Thema "Einschränkung der Pressefreiheit" an Militärdikaturen in Afrikaoder das Regime in China gedacht.
Dabei finden solche Verletzungen der journalistischen Arbeit ebenso vor unserer Haustür statt. In den letzten Jahren zeigt sich eine bedrohliche Entwicklungdiesbezüglich in vermeintlich demokratischen Ländern.
Vor allem die Überwachung des Internets nimmt in diesen "Demokratien" immer weiter zu.Unter dem Schlagwort "Innere Sicherheit" oder "Kampf gegen den Terrorismus" kann man, vor allem seit September 2001, eine immer stärkere Aufweichung desSchutzes der Privatsphäre sowie ein Ansteigen der Telefonüberwachung feststellen. Dies betrifft natürlich nicht nur Journalisten, sondernjeden Menschen der in irgendeiner Form aktiv ist.Vergleiche dazu:
 World Free Press Report 2003 (englisch)  World Free Press Report 2002 (englisch)

Im Allgemeinen läßt sich ein Trend zu mehr Gewalt beziehungsweise Einflußnahme auf Journalisten oder Reporter von nichtstaatlicher Kräften erkennen.

 Feinde der Pressefreiheit (Stand 3. Mai 2004)(Alle statistischen Angaben sind der Webseite von Reporter ohne Grenzen entnommen)

Folgende Auflistung zeigt die Länder mit ihren jeweiligen Regierungsoberhäuptern auf, in deren Namen grobe Verletzungen gegen das Presserechtverübt werden. In diesen Ländern ist eine unabhängige Berichterstattung oftmals nur unter stark erschwerten Arbeitsbedingungen oder garnur unter Gefahr für die eigenen Gesundheit möglich.

Die 37 schärfsten Widersacher der Pressefreiheit (nach Kontinenten geordnet)

Afrika

  • Teodoro Obiang Nguema (Präsident) Äquatorial Guinea
  • Meles Zenawi (Präsident) Äthiopien
  • Issaias Afeworki (Präsident) Eritrea
  • Paul Kagame (Präsident) Ruanda
  • Robert Mugabe (Präsident) Simbabwe
  • Mswati III. (König) Swasiland
  • Gnassingbé Eyadéma (Präsident) Togo

Lateinamerika:

  • Carlos Castaño (AUC-Miliz Führer) Kolumbien
  • Manuel Marulanda (FARC-Guerilla Führer) Kolumbien
  • Nicolâs Rodríguez Bautista (ELN-Guerilla Führer) Kolumbien
  • Fidel Castro (Präsident) Kuba

Asien und Pacific:

  • Maumoon Abdul Gayoom (Präsident) Malediven
  • Pervez Musharraf (Präsident) Pakistan
  • Taufa'ahau Tupou IV (König) Tonga
  • Bewaffnete Militante Islamisten (Kaschmir, Pakistan, Afghanistan,Philippinen)
  • Altaf Hossain Chowdhury (Innenminister) Bangladesch
  • Than Shwe (Präsident) Birma
  • Hu Jintao (Präsident und Generalsekretär der maoistischen Partei) China
  • Khamtay Siphandone (Präsident) Laos
  • Gyanendra Sha Dev (König) Nepal
  • Comrade Prachanda (militanter Maoisten Führer) Nepal
  • Kim Jong Il (Generalsekretär der koreanischen Arbeiterpartei und de facto Staatsoberhaupt) Nordkorea
  • Gho Chok Tong (Premierminister) Singapur
  • Nong Duc Manh (Generalsekretär der Kommunistischen Partei) Vietnam

Nordafrika und der mittlere Osten:

  • Ali Khamenei (Oberster religiöser Führer) Iran
  • Muammar al-Gaddafi (Revolutionsführer und de facto Staatsoberhaupt) Libyen
  • Abdullah ibn al-Saud (Kronprinz, de facto Staatsoberhaupt) Saudi-Arabien
  • Baschar al-Assad (Präsident) Syrien
  • Zine el-Abidine ben Ali (Präsident) Tunesien

Europa und die frühere Sowietunion:

  • Alexander Lukaschenko (Präsident) Weißrussland
  • Nursultan Nazarbajew (Präsident) Kasachstan
  • Wladimir Putin (Präsident) Russland
  • ETA (terroristische Organisation) Spanien
  • Hilmi Oskok (Generalstabschef der Armee) Türkei
  • Sapamurad Atajewitsch Nijasow (Präsident) Turkmenistan
  • Leonid Kutschma (Präsident) Ukraine
  • Islam Karimow (Präsident) Usbekistan
 Links zu Organisationen mit dem Thema Pressefreiheit Weitere Information
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