Peru: Polizei schießt auf Kokabauern: 3 Tote

Indymedia Peru (Übersetzung) 24.10.2004 15:38 Themen: Repression Soziale Kämpfe Weltweit
Am 19. Okt kam es bei San Gabán im Südosten Perus (Prov. Carabaya-Puno) zu einem blutigen Zusammenstoß zwischen 800 (nach and. Darstellung 1500) Kokabauern und 300 Polizisten u. Militärs, wobei 3 Bauern getötet und 10 Menschen schwer verletzt wurden (darunter offenbar auch Polizisten). Ursache war die vorangegangene Vernichtung der Koka-Kulturen der Bauern. Diese halten seither das Wasserkraftwerk San Gabán und die Mine San Rafael besetzt, Landstraßen wurden blockiert. Die peruanische Regierung erklärte in dem Gebiet den Notstand. Die Bauern wehren sich gegen die Kriminalisierung als "Narcos" (Drogendealer) und die Vorenthaltung versprochener Gelder für den Anbau alternativer Kulturen, die in korrupten Politikerkreisen versickert sind.
Übersetzung einiger Artikel von Indymedia Peru, von K. Eckardt

Massaker an Kokabauern in San Gabán

http://peru.indymedia.org/news/2004/10/11560.php
von zafa, 20. Okt. 2004 10:23 AM

"La coca no se vende, la coca se defiende" - "Die Koka wird nicht verkauft, sie wird verteidigt".

Gestern besetzten mehr als 800 Kokabauern die Einrichtungen des Wasserkraftwerks San Gabán in der Provinz Carabaya. Es wurde auch versucht, die Polizeistation von Shuane [Chuani] zu besetzen, aus Protest gegen die von Dinandro [Abt. der peruan. Polizei zur Drogenbekämpfung] und DEA [Drug Enforcement Administration - Behörde d. US-Justizmin. zur Drogenbek.] durchgeführten Aktionen zur Vernichtung der Koka.

Die Repression der Polizei erfolgte mit Schüssen, Schüssen, die mindestens 3 Todesopfer und 10 Verletzte zur Folge hatten. Die unmittelbar Verantwortlichen für diese Morde sind der Innenminister Javier Reátegui und der Direktor der Drogenbehörde DEVIDA [Comisión Nacional para el Desarollo y Vida sin Drogas], Nils Ericsson.

Die in San Gabán ermordeten Personen sind: Florencia Quispe Coaquira* (36), José Sonco Palomino (40) und Wilber Campos**. Unter den verletzten Kokabauern, die identifiziert werden konnten, befinden sich: Elesbán Cano Díaz (64), Aurelio Quispe Larico (34), Víctor Arce Sonco (58). Sie wurden ins Krankenhaus von Macusani gebracht. Dort bestätigten die Ärzte, daß einer von ihnen eine Schußverletzung im Gesicht aufweist, weshalb sein Gesundheitszustand sehr bedenklich ist.

Verantwortlich für die repressive Polizei-Operation ist der Polizei-Bereichsleiter von Puno, Luis Vizcarra. Der am Montag begonnene Streik ist unbegrenzt. Mehr als 10 Ortschaften unterstützen den Koka-Streik. Wir hoffen, daß die Vernichtungsaktionen aufhören und der Nutzen des Kokablatts in allen Bereichen anerkannt wird.

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* nach einem anderen Bericht: Florencio Quispe
** nach einem anderen Bericht war das dritte Todesopfer Nicolás Gonzáles
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Chronologie der Ereignisse von San Gabán

von zafa, 21. Okt. 2004, 01:49 PM
http://peru.indymedia.org/news/2004/10/11581.php(Übersetzung)

Montag, 18. Okt.
Vor der Siedlung San Gabán (Villa de San Gabán) begannen friedliche Proteste. Mit den leitenden Angestellten der Firma des Wasserkraftwerks wurde ein Übereinkommen erzielt, daß sie die Benutzung der Telefonverbindung für die Kommunikation mit der Hauptstadt Lima erlauben würden. So konnten um 14 und 18 Uhr vom Kraftwerk aus Telefongespräche durchgeführt werden.

Außerdem wurden mit dem Geschäftsführer Absprachen getroffen. Dieser sicherte zu, daß sie am folgenden Tag um 8 Uhr wiederkehren könnten, um die Telefonverbindung zu benutzen.

Dienstag, 19. Okt.
Um 8 Uhr trafen Vertreter der mobilisierten Bauern vor den Toren von Villa de San Gabán ein, um das Telefon zu benutzen. Der Zutritt wurde ihnen jedoch verweigert, trotz der Proteste mit der Erinnerung an das Versprechen des Geschäftsführers. Einige Personen hatten sogar an die Tore geklopft (? golpeado). Danach zogen sich die Bauern auf die Landstraße zurück, wo sie sich konzentrierten und Einlaß in die Siedlung verlangten.

Gegen 09:30 Uhr warfen Einsatzkräfte der peruanischen Polizei (PNP) Tränengasgranaten auf die Protestierenden, die sich noch immer in unmittelbarer Nähe der Eingangstore befanden. Eine halbe Stunde danach kamen überraschend Polizeikräfte heraus, die die Bauern auseinandertrieben und die auf der Landstraße liegenden Sachen der Landbewohner verbrannten, was die Reaktion der Bevölkerung provozierte. Die Auseinandersetzung dauerte etwa eine Stunde, während der die Polizei die Kontrolle verlor und daher die Einheiten zu schießen begannen - ein Polizei-Hauptmann (capitán de policía) wird als die Person bezeichnet, die die meisten gezielten Schüsse auf Personen abgab, wodurch der Tod eines der Bauern verursacht wurde, der von einem Schuß in den Rücken getroffen worden sein soll. Die Polizei behauptet, danach die Leiche ins Innere der Siedlung gebracht zu haben. Die Mobilisierten befürchten, daß man die Leiche verschwinden lassen will; daher wollen sie sie aus den Händen der Polizei "befreien". Es kommt zu weiteren Todesopfern und Verletzten.

Um 11:30 rufen die Bauern zum "Frieden" und zur Einstellung der Zusammenstöße auf; dasselbe passiert von seiten der Polizei. Ein Dialog beginnt, der zur Öffnung der Tore der Siedlung führt, damit die Verletzten in der Arztstation behandelt und später nach Macusani gebracht werden können. Die Polizei erlaubt auch den Zugang der Bauern in die Siedlung. Es kommt zu keinen weiteren Auseinandersetzungen mehr; vielmehr erinnert man sich, daß die Wasserkanäle geöffnet werden, womit die Turbinen des Wasserkraftwerks aufhören zu funktionieren. Daneben ist zu bemerken, daß sich die Bürgermeister von Ollachea und Ayapata in dem Bereich aufhalten.

In den Abendstunden wird in Macusani eine Versammlung durchgeführt. Man erinnert sich an Aufrufe zum Dialog und gegen die Gewalt. Das Kommuniqué des Innenministeriums wurde zurückgewiesen, anschließend beschloß man die Blockierung der Fernstraßen (durch Aushebung von Gräben) und die Aufstellung von Posten (piquetes) in Richtung Chuani (Villa de San Gabán).

Mittwoch, 20. Oktober
Zwei Kipplader (volquetes) der Provinzverwaltung transportieren etwa 250 Personen in Richtung Chuani. Man hofft, daß sich während des Vormittags weitere Personen mobilisieren werden. Dessenungeachtet neigt die Bevölkerung in ihrer Einstellung zugunsten eines Dialogs und einer Räumung der Siedlung.

Heute wurde der Tod eines der Verletzten, Nicolás Gonzáles, bekannt, der ins Krankenhaus von Juliaca eingeliefert worden war. Neun weitere Verletzte liegen noch mit Schußverletzungen an den unteren Extremitäten in Krankenhäusern.

Gegen 5 Uhr (nachmittags) traf sich die Behördenkommission der Provinz Carabaya beim Ausschuß für Verteidigung und Innere Ordnung des Kongresses der Republik [peruan. Parlament]. Man gab bekannt, daß wahrscheinlich in den nächsten Stunden eine Gesprächskommission gebildet werden würde.

(nach Information von Mitgliedern des Regionalbüros von SER-Puno)
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Aussage eines von Polizisten verletzten Kokabauern

von Alfredo, 21. Okt. 2004 o2:32 pm
http://peru.indymedia.org/news/2004/10/11586.php (Übersetzung)

Auszug aus der Website von Frecuencia Latina
... Nach dem Angriff in San Gabán verletzte Kokabauern sagen im Hospital aus

Im Krankenhaus von Juliaca trafen 8 der 10 beim Zusammenstoß zwischen Kokabauern und Polizisten am Wasserkraftwerk von San Gabán Verletzten ein.

Einer der verletzten Cocaleros, Sebero González, berichtete, die Polizei habe gezielt Tränengasgranaten auf die Leute abgefeuert und danach habe die Schießerei angefangen.

Einer der schwersten Fälle ist der von Elisban Cano Díaz, der eine Fraktur am rechten Kiefer davontrug. Durch einen Schuß wurde ihm ein Teil des Gehörsinns zerstört; er könnte ihn völlig verlieren.

Ein weiterer Verletzter ist Wilson Condori Campos, der durch einen Schrotschuß [al caerle un perdigón] das rechte Auge verlieren könnte.

Die Zahl der Todesopfer ist auf drei gestiegen. Der letzte Tote wurde als Nicolás González Paco identifiziert, der bei der Ankunft im Krankenhaus von Juliaca verstarb.

Die Verletzten genießen die Unterstützung der Stadtverwaltung von Macusani, die für die medizinischen Kosten aufkommt.

http://www.frecuencialatina.com.pe/90segundos/pop_videos.asp?video=/90segundos/video/2004/10/21/video4525.rm#
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Im folgenden, leicht gekürzt wiedergegebenen Bericht steht mehr über die Hintergründe des Konflikts:

h3>Die Verbrechen von San Gabán - Wer steckt dahinter?http://peru.indymedia.org/news/2004/10/11556.php von Hugo Adan, 20. Okt. 2004, 12:43

Man unterschrieb ihnen ein Papier und versprach ihnen finanzielle Hilfe für alternative landwirtschaftliche Kulturen. Als man erfuhr, daß [die staatliche peruanische Drogenbehöre] DEVIDA und die MAFIA die Gelder unterschlagen hatten, versprach man ihnen, die produzierte Koka abzukaufen, wenn sie keinen mehr anbauen würden. Die Bezahlung kam jedoch nie bei den Bauern an. Man bediente sich der Repression, um diese Veruntreuungen zu vertuschen. Es genügte nicht, sie einzusperren (den Anführer Nelson Palomino klagten sie als Narko-Terroristen an; diese Anklage dehnt DEVIDA auf alle Bauern aus) und das mündete heute in das Massaker von San Gabán. Es ist Zeit, in die Hauptstadt zu marschieren und die derzeitige Regierung abzusetzen. Schluß mit den Ungerechtigkeiten und der politischen Mißwirtschaft.

......
Zu Beginn die Presseerklärungen dieses Tages:

Presseerklärung, Pueblo Unido, 19. OktoberPuno, Dienstag, 19. Okt. - Heute früh um 8 Uhr kam es zu einem Zusammenstoß zwischen etwa 1 500 Landbewohnern, die sich aus Protest gegen die Aktionen der vom Innenministerium in dem Gebiet durchgeführten gewaltsamen Vernichtung von Koka-Kulturen seit gestern in unmittelbarer Nähe des Wasserkraftwerkes San Gabán (Provinz Carabaya - Puno) postiert haben, und etwa 300 Polizisten.Das Ergebnis dieser Auseinandersetzung waren zwei Todesopfer (Surco Palomino und Florencio Quispe) und 8 Schwerverletzte (Alfredo Puma, Nicolás Gonzales, Severo Guzmán, Eleuterio López und Wilber Campos), die ins medizinische Zentrum des Distrikts Ollachea gebracht wurden. Es gab auch eine Information, daß eine zahlreiche Gruppe von Landleuten aus der Provinzhauptstadt Macusani in Richtung des trotz des Zusammenstoßes von den Siedlern besetzten Wasserkraftwerks San Gabán herunterkommen.

Es wurde auch bekannt, daß Landbewohner das Bergwerk San Rafael, das der Gesellschaft MINSUR gehört und das zwischen Bezirken Antauta und Ñuñoa der Provinz Melgar liegt, die an den Bezirk Macusani grenzen, besetzt haben, jedoch ohne daß ein Zwischenfall zu beklagen war.
......

Quelle: Radio La Voz del Allincapac in Macusani und Provinzverwaltung von Carabaya.

Mehr über die Ermordung von Kokabauern in der Provinz PunoHier die Version der Regierung, in den Schlagzeilen der Zeitung El Comercio vom 19. Oktober 2004:

1. Bezirke von Puno nach heftigem Angriff im Notstand
Die Regierung hat nach dem Tod zweier Kokaanbauer beim Angriff von etwa 800 Bauern auf das Wasserkraftwerk San Gabán, die Arbeiterwohnsiedlung und das Polizeirevier von Shuane in den Distrikten der Region Puno den Notstand erklärt.

2. DEVIDA: Die Besetzung von San Gabán wurde vom Drogenhandel angestiftet
Der Vorsitzende der Nationalen Kommission für Entwicklung und Leben ohne Drogen (DEVIDA), Nils Ericsson, äußerte heute, die Besetzung des Wasserkraftwerks San Gabán in Puno sei eine "vom Drogenhandel angestiftete" Tat.

3. Beim Zusammenstoß zwischen Polizisten und Kokabauern sterben zwei Bauern
Zwei Landwirte kamen infolge der heftigen Zusammenstöße zwischen Koka-Anbauern und Polizisten, die heute beim Wasserkraftwerk San Gabán (Puno) zu verzeichnen waren, ums Leben. Nach Angaben des Innenministeriums protestierten die Landwirte gegen die Vernichtung der Koka-Kulturen.

4. Bauern halten Wasserkraftwerk in [der Provinz] Puno besetzt
(Die Regierung gibt das Verbrechen von San Gabán zu, beschuldigt aber die Bauern des gewaltsamen Angriffs. Außerdem kündigt sie die Entsendung weiterer Militärs aus Arequipa an. Der Notstand wurde erklärt, um zu verhindern, daß die freie Presse darüber informiert.)

Hunderte von Koka-Produzenten halten sich weiter im Wasserkraftwerk San Gabán (Puno), das sie heute morgen im Rahmen einer gewaltsamen Protestaktion gegen die Ausrottung ihrer Kulturen besetzten, verschanzt. Die Regierung hat in den zwei von den Ausschreitungen betroffenen Distrikten, bei denen drei Personen umgekommen sind, den Notstand erklärt. Die Polizei kündigte hingegen an, sie werde sich bemühen, die Kokabauern zu überreden, die Anlage zu verlassen.

Wie kann man das Verbrechen der Regierung Toledo erklären?Eine erste Annäherung an das Thema gibt eine andere Schlagzeile der gleichen Ausgabe von El Comercio:

Freihandelsvertrag: Ein dringend notwendiger Alarm
"Die Regierung muß rasch alle diese Steine auf dem Weg beseitigen, die einen Freihandelsvertrag mit den Vereinigten Staaten, und damit unseren Zugang zum größten Markt der Welt, behindern könnten."

Die Steine auf dem Weg beseitigen bedeutet in diesem Fall, die Volksbewegung, die sich dem Freihandelsvertrag widersetzt, zu erledigen.

Die Bewegung der Cocaleros stand von Anfang an im Visier des Angriffs der Regierung. ATPDEA (Andean Trade Promotion and Drug Eradication Act - Gesetz der Andenländer zur Förderung des Handels und Ausrottung der Drogen), die Vorgängerin des Freihandelsvertrages, war eine unverschämte Erpressung der peruanischen Regierung seitens der USA: wenn sie möchten, daß peruanische Produkte auf den US-Markt kommen, müssen sie 1. die Koka ausrotten und 2. die gegen amerikanische Firmen, die gegen Umwelt- und andere peruanische Gesetze verstoßen hatten, schwebenden Gerichtsverfahren ad acta legen.

Die Regierung gab beim 1. Punkt schnell nach und beschuldigte die Cocaleros, Drogenhändler zu sein. Sie gab ihre Zustimmung zu einem biochemischen Krieg gegen die Koka-Saaten und Kokapflanzer. Der biologisch-chemische Krieg wird von internationalen Foren verurteilt, weil er nicht nur die Umwelt Amazoniens schädigt, sondern auch die nicht an den Koka-Anbau gebundene bäuerliche Wirtschaft, und vor allem die Gesundheit der armen peruanischen Bauern.

Der Widerstand ließ nicht lange auf sich warten: den Cocaleros gelang es, sich auf nationaler Ebene unter der Führung von Nelson Palomino zu organisieren. 2002 initiierten sie einen Marsch auf die Hauptstadt, der die Regierung dazu zwang, ihre Koka-Politik neu zu definieren. Die Bauern prangerten die Ungerechtigkeit eines Krieges an, der sie als Schuldige der Drogenabhängigkeit in den USA kriminalisiert und sie als Drogenhändler verfolgt. Minister Rospigliosi mußte seine Worte zurücknehmen und sogar die Drogenbehörde DEVIDA wies darauf hin, daß sie die Bauern nicht als Drogenhändler beschuldigen würde. Sie gaben nach, weil der Druck des Volkes wuchs. Das war im Juni 2002, und die Lehrer von SUTEP [Gewerkschaft der Beschäftigten im Bildungswesen Perus] befanden sich mitten in ihrem landesweiten Streik.

Um diese Volksbewegung zu entschärfen, unterzeichnete die Regierung ein Abkommen mit den Kokabauern. Ihnen wurde versprochen, Millionen von Dollar für alternative landwirtschaftliche Kulturen, und außerdem für technische Unterstützung und Hilfe bei der Vermarktung zu verwenden, um die alternativen Kulturen zu realisieren. Aber die Mafia der DEVIDA und die korrupten Funktionäre des Regimes ließen die Dollars für diese alternativen Kulturen verschwinden. Als die Bauern in ihre Gebiete zurückkehrten, hielt die Regierung ihr Versprechen nicht ein und begann mit der Verfolgung Nelson Palominos, den sie heute im Gefängnis halten, unter der Anklage des Narco-Terrorismus (dabei wurden die Fujimori*-Gesetze des Staatsterrorismus traurigen Angedenkens angewandt).

Die DEVIDA startete von neuem ihre Millionen-Kampagne gegen die armen Bauern in EL COMERCIO und klagte sie als Drogenkriminelle an (dh. mit ihnen in Verbindung zu stehen). Die Bauernbewegung von San Gabán wurde vom Drogenhandel angestiftet, sagt DEVIDA heute, und dasselbe wiederholt die Regierung, die die Bauern außerdem beschuldigt, einen Angriff auf die Streitkräfte zu starten, obwohl wir alle wissen, daß das falsch ist. Dieselbe Beschuldigung wurde früher gemacht, als die Kokabauern friedlich eine Kirche in Cusco besetzten, um auf ihre Forderungen aufmerksam zu machen. [Präsident] Toledo behauptete, daß diese Besetzung Millionen Dollars kosten würde, die (sonst) über die Touristenkammer hereinkommen würden. Als die Presse diese Einkünfte hinterfragte, stellte sich heraus, daß es nur ein Entschuldigungsgrund für die Repression war und daß sich diese Gelder die korrupte Mafia Toledos in die Tasche gesteckt hatte.

Worauf läßt all das schließen? Daß die Repression gegen die Cocalero-Bewegung Teil eines doppelten imperialen Krieges in unserer Heimat ist, des Krieges gegen die Drogen des Imperiums. Da behauptet wird, daß die Drogen den Terrorismus nähren, wurden die Cocaleros zu Zielscheiben von Bushs Krieg gegen den Terrorismus. Das ist der Grund, warum Nelson Palomino als Narco-Terrorist angeklagt wurde. Aber nicht allein das; die Kokabauern werden heute als Steine auf dem Weg dargestellt, die man wegräumen muß, um das ‚Freihandelsvertrag' genannte neokolonialistische Projekt umzusetzen. Ein Projekt, das auf dem Wege der Unterzeichnung ist [? en vias de firmas], das die nationale Agrarwirtschaft und Industrie ruinieren wird, ein Projekt, das allein einer Mafia von Importeuren nutzen wird, die Beziehungen zu den korrupten Mafia-Cliquen der gegenwärtigen Regierung hat. Kurz gesagt, es sind die Machtgruppen der gegenwärtigen Regierung, die hinter den Verbrechen gegen die Cocaleros von San Gabán stehen......

nuevademocracia.blogspot.com
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Zum Schluß die offizielle Version der peruanischen Zeitung El Comercio, das einem Posting bei Peru Indymedia entnommen wurde -
http://peru.indymedia.org/news/2004/10/11561.php:

"Wenn es keinen Dialog gibt, wird es ein Blutbad geben"

EL COMERCIO, 20. Okt. 2004

"Aus San Gabán haben uns erschreckende Nachrichten erreicht. Die nationale Polizei, unterstützt von Einheiten der Armee, befindet sich in einer Auseinandersetzung mit den Kokabauern der Region um die Kontrolle des Wasserkraftwerks San Gabán und um die von ihnen gesperrten Straßen." Das sind die Worte des Bischofs der Prälatur Ayaviri, Juan Gadayol, der seine Besorgnis über die gestern in dieser Ortschaft geschehenen Gewaltakte nicht verhehlte.

"Während des ganzen Tages habe ich versucht, in diesen Kampf einzugreifen, aber die Bauern bestehen darauf, daß ein Dialog eröffnet wird, während die Regierung fordert, daß zuerst die Gewaltakte eingestellt werden. Ich habe inständig an die Behörden des Innenministeriums apelliert, aber ich konnte nicht direkt mit Minister Javier Reátegui sprechen.

Nur über Monseñor Juan José Lañarreta, den Generalsekretär des Episkopalrates, habe ich mich über die Position der Exekutive unterrichtet, bekräftigte er.

In einem Gespräch mit El Comercio wies Monseñor Gadayol darauf hin, daß hinter diesen schmerzlichen Zwischenfällen Drogenhändler stünden, welche er beschuldigte, unmittelbar für die Auseinandersetzungen mit der Polizei verantwortlich zu sein, in deren Verlauf bisher zwei Comuneros getötet und vier Einsatzkräfte schwer verletzt worden sind.

Er erklärte, der größte Teil der Bevölkerung sei unbewaffnet, befürchtet jedoch, daß es ein wahres Blutbad geben könnte, wenn die Gewalt weitergeht. "Die Bauern sind sehr aufgereizt (exaltado)", sagte er.

Er meinte, diese Situation sei ausgelöst worden, nachdem die Polizei und das dafür eingestellte Personal mit der Vernichtung illegaler Kokakulturen in dem Gebiet begonnen hatte, und wiederholte nochmals, daß Gruppen von Drogenhändlern den Protest anstacheln würde.

Noch gestern hielt Monseñor Gadayol verschiedene Absprachen mit dem amtierenden Anwalt des Volkes (Defensor del Pueblo interino), Walter Albán, mit dem Ziel, die Lage zu entschärfen, und entsandte eine Kommission des Vikariats der Solidarität in dieses Gebiet, begleitet von Anwälten, die auf Menschenrechte spezialisiert sind. Trotzdem, so stellte er klar, werde es ohne den guten Willen der Exekutive schwierig sein, eine friedliche Lösung des Problems zu erreichen.

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* [Der frühere peruanische Präsident Fujimori wurde wegen Korruption aus dem Amt gejagt und mußte ins japanische Exil flüchten, A. d. Ü.]

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