Indymedia Presseerklärung #3 (Übers.)

Indymedia Ahimsa Seizure Press Group 12.10.2004 03:10 Themen: Indymedia Medien Netactivism Repression
Indymedia an US-, britische, schweizer und italienische Behörden:"Finger weg von unseren Websites"

Presseerklärung der Indymedia Ahimsa Seizure Pressegruppe vom 12.Oktober 2004
Es mehren sich Beweise, dass die Behörden von mindestens vierLändern (Schweiz, Italien, Großbritannien und USA) letzteWoche daran beteiligt waren, zwei Indymedia-Server zu beschlagnahmenund damit mehr als 20 Indymedia-Websites lahmzulegen. Bis jetzt hatIndymedia weder formelle Unterlagen oder überhaupt irgendwelcheInformationen darüber erhalten, was genau die Maßnahmeumfasst oder auf welcher Grundlage hier gehandelt wurde.

FBI-Sprecher Joe Parris bestätigte gegenüber AgenceFrance-Presse, dass das FBI den Beschlagnahmungsbeschluss an denProvider ausgestellt hat, dass dies aber "im Auftrag eines drittenStaates" geschah. (1) Daniel Zapelli, Oberster Bundesstaatsanwalt inGenf (Schweiz) bestätigte, dass er ein Verfahren bezüglichder Indymedia-Berichterstattung über den G8-Gipfel 2003 in Evianeröffnet hat. (2) Zapelli wird Details über dieses Verfahrenam Dienstag in einer Pressekonferenz erläutern.

Die Oberste Staatsanwältin von Bologna (Italien) Marina Plazzierklärte, dass sie eine Ermittlung leitet, um zu klären, obIndymedia Italien "Terrorismus unterstützt". (3) Plazzi sagt, dasssie am Donnerstag, den 14. Oktober weitere Informationen zurVerfügung stellen wird.

In der Zwischenzeit haben internationale Journalismus-Vereinigungenihre Unterstützung für Indymedia erklärt. "Wir mussteneine unerträgliche und aufdringliche internationalePolizeioperation gegen ein Netzwerk beobachten, dass sich aufunabhängigen Journalismus spezialisiert hat", sagte Aidan White,IFJ Generalsekretär. (4)

Indymedia berät gemeinsam mit der Electronic Frontier Foundation,wie die Server zurückerhalten und weitere staatliche Angriffegegen die Redefreiheit verhindert werden können. "EFF is sehrbesorgt über die tiefgreifenden Auswirkungen der Beschlagnahmungfür Redefreiheit und Datenschutz, und wir werden alleMöglichkeiten in Betracht ziehen, um die Regierung zurVerantwortung zu ziehen für diese unlautere und verfassungswidrigeMethode, unabhängige Medien zum Schweigen zu bringen", sagteEFF-Anwalt Kurt Obsahl. (5)

Am Montag, dem 11. Oktober, konnten fünf der vom Netz genommenenWebsites wieder online gehen: Brasilien, Euskal Herria, Polen, UK undNizza. Indymedia-AktivistInnen arbeiten rund um die Uhr um dierestlichen Seiten zu reaktivieren, dennoch haben mindestens vier -Uruguay, Italien, Western Massachusetts und Nantes - als Resultat derRegierungseingriffe Daten verloren.

"Diese FBI-Operation liefert uns noch mehr Grund, das weiter zu machen,was wir schon seit Jahren tun", sagt ein Aktivist von Indymedia Italien.

"Uruguay hat eine lange Geschichte der Unterdrückung von Medien.Wir haben das Geld nicht, Web-Hosting zu bezahlen, und daher sind wirvon der Solidarität anderer Länder abhängig. So etwaswie diese Beschlagnahmung der Server machen die Welt unsicher fürfreie Medien", sagt Libertinus, Indymedia-Aktivist aus Uruguay, einerder vielen Indymedia-Seiten, die von den FBI-Aktionen betroffen sind."Am 31. Oktober finden in Uruguay landesweite Wahlen statt. Dies istein denkbar ungünstiger Zeitpunkt."


Mehr Informationen gibt es unter http://www.indymedia.org/en/static/fbi,per mail an press(a)indymedia.org, oder per Telefon: Tomasso +393383903806 (Italien), Hep Sano  +1-415-867-9472 (San Francisco),oder David Meieran +1-412-996-4986 (Pittsburgh).

(1) Am 7. Oktober händigte Rackspace, ein Web-Hosting-Provider mitHauptsitz in San Antonio (USA) aufgrund einer gerichtlicheVerfügung nach dem Vertrag zu gegenseitigen juristischenUnterstützung (Mutual Legal Assistance Treaty) zwei Server inseinem Londoner Büro aus. Rackspace-Angestellte behaupten, dassdie Verfügung sie daran hindert, Gründe für dieBeschlagnahmung und dafür, an wen die Server tatsächlichausgehändigt wurden, bekannt zu machen. Sie erklären, dass"Rackspace als guter Firmenbürger mit den internationalenVollstreckungsbehörden kooperiert." Siehe mehr Details unter http://www.indymedia.org/fbiund in der Presseerklärungen vom 8. und 9. Oktober http://www.indymedia.org/en/2004/10/111999.shtmlund http://www.indymedia.org/en/2004/10/112047.shtml

(2) Mehr Beispiele siehe: http://www.indymedia.org/en/static/fbi.shtml

(3) AFP-Bericht: http://story.news.yahoo.com/news?tmpl=story&cid=1509&ncid=738&e=6&u=/afp/20041008/tc_afp/us_internet_justice

(4) International Federation of Jounalists: http://www.ifj.org/default.asp?Index=2734&Language=EN

(5) Electronic Frontier Foundation (EFF): http://eff.org/
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Ergänzungen

Presseberichte dazu

Mr.X 12.10.2004 - 10:45
In einigen Staaten, ist die FBI-Aktion seit Freitag Thema in den Mainstream-Medien. In Dtl. berichteten zunächst nur Online-Medien (heise, telepolis, netzeitung, golem, usw.) und die Junge Welt (siehe Ergänzungen unter dem Mittelspaltenfeature). Heute erschienen jedoch in 3 weiteren Tageszeitungen Artikel.

»Anschlag auf die Pressefreiheit«
 http://www.nd-online.de/artikel.asp?AID=61151&IDC=2

Schwerer Schlag ins Netz
 http://www.fr-aktuell.de/ressorts/kultur_und_medien/medien/?cnt=523935

FBI zieht Stecker
 http://www.taz.de/pt/2004/10/12/a0216.nf/text.ges,1

Die Junge Welt berichtete übrigens am Montag als erste darüber, daß die italienischen Faschisten (Regierungspartei AN) die FBI-Aktion mit zu verantworten haben.
 http://www.jungewelt.de/2004/10-11/006.php

Wann gibt's wieder BILDER?

harry 12.10.2004 - 13:22
Kann doch nicht so lange dauern, die bilder wieder zu uppen, oder bin ich zu naiv? Oder steckt nehr dahinter, und die Techies müssen jetzt auch schweigen??
Mit Bilders macht sicher mehr Spaß, also bitte macht mir Hoffnung, daß es bald wieder funzt!
fight back!

Wann wieder Bilder und Videos?

Pete 12.10.2004 - 16:31
Das weiß niemand. Kann vielleicht noch Wochen oder Monate dauern. Die Bilder sind da (in der Datenbank) - hat das FBI also nicht. Aber der Imageserver wurde vom FBI (ohne rechtliche Grundlage) genommen und wohl auch nicht mehr rausgerückt werden. Muß also Ersatz her. Aber so ein Mediaserver ist nicht billig. Da müssen schon ein paar tausend Euro für alles inclusive irgendwo klargemacht werden. Spendenaufrufe bringen wenig, daß bei sowas vielleicht 80 Euro zusammenkommen.
Ich denke, in den nächsten ein, zwei Wochen wird sich abzeichnen, wann es einen neuen Server geben wird.

Wesentlich mehr Berichte der Kommerzmedien

Rod stew art (and still does) 12.10.2004 - 17:08
Es gibt inzwischen haufenweise Berichte der Kommerzmedien zum Thema.

Berichterstattung in D:
 http://news.google.de/news?hl=de&filter=0&q=indymedia+fbi

Berichterstattung in USA:
 http://news.google.de/news?hl=us&filter=0&q=indymedia+fbi

Wegen der Google-News-Anmerkung

Bla 12.10.2004 - 19:46
Bei Google News finden sich nur die von Mr.X genannten Medien: FR, ND, taz, JW und Internetportale (plus schweizer Medien).

wisst ihr wahrscheinlich auch schon

woody guthrie 13.10.2004 - 00:19
aber ein medium, was nun mal in so kurzer zeit so wichtig geworden ist wie indymedia, kann sich eine so große verwundbarkeit nicht erlauben.kann ja auch mal was ernsteres sein, was zensiert werden soll. also jetzt 4 tage keine fotos in germany, italien und UK ganz weg usw. kann man nicht für die zukunft einen (ersatz)server in tahiti oder so schalten, wo er sicherer ist. die seiten irgendwo spiegeln, auch durch privatleute? habe wie ihr seht keinen plan, ist aber ein fall für die cracks. also leute denkt nach.

Noch eins

unschuldig 13.10.2004 - 04:00

Beiträge die keine inhaltliche Ergänzung darstellen

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