Anti-Antfa bei Wunsiedel-Vorbereitungen

Horst 06.10.2004 02:59 Themen: Antifa
Nach eigenen angaben gelang es Faschisten der "Deutschen Sozialisten / APO" an den Vorbereitungstreffen zu Wunsiedel 2004 teilzunehmen. Bei diesen Koordinierungstreffen in Göttingen und Nürnberg gaben sich die aus dem Rhein-Neckar-Gebiet stammenden Nazis als "Antifaschistische Aktion Ried" aus, um unter diesem Deckmantel Anti-Antifa-Recherche zu betreiben.
Die "Deutschen Sozialisten / Außerparlamentarische Opposition (DS/APO)"

Die "Deutschen Sozialisten / Außserparlamentarische Opposition" (DS/APO) gingen aus der "Nationalen Außserparlamentarischen Opposition Hessen (NAPO)" hervor und Verfügen über enge Kontakte zur "Bewegung Deutsche Volksgemeinschaft (BDVG)" (http://lexikon.idgr.de/b/b_e/bewegung-deutsche-volksgemeinschaft/bdvg.php). Ihre Aktivitäten beschränken sich grösstenteils auf den Rhein-Neckar- und Odenwald-Kreis, wo sie, so prahlen sie auf ihren Internetseiten, antifaschistische Veranstaltungen stören, infiltrieren und observieren. Es bestehen enge persönliche Kontakte zur "Kameradschaft Karlsruhe" und "Kameradschaft Bergstrasse" (http://lexikon.idgr.de/k/k_a/kameradschaften/kameradschaften.php).
Jetzt sind sie mit einer erneuten Provokation an die Öffentlichkeit gegangen. Nach eigenen Angaben gelang es ihnen die Koordinierungstreffen zu den geplanten Aktivitäten gegen den Heß-Marsch zu infiltrieren um ihre "Anti-Antifa-Arbeit […] zu professionalisieren&".

Die "Antifaschistische Aktion Ried (AAR)“ und die "Kameradschaft Rheinwacht"

Schon früh gab es Skepsis über die AAR. Wie aus dem Nichts tauchte die neu gegründete Antifa-Gruppe im später geschlossenen Forum von ainfos.de auf. Sofort kam einigen anderen Forums- Mitgliedern das Verhalten und die seltsamen Fragen der AAR irgendwie komisch vor. Früh wurde im Board geraunt, ob es sich nicht doch um einen Nazi-Fake handle, später erschien dann auch bei Indymedia ein Artikel, der die Frage in den Raum stellte, wer hinter der AAR stecke und warum ihre Seite plötzlich offline sei. (http://germany.indymedia.org/2004/05/84224.shtml)

Die Antwort kam von der AAR höchstpersönlich: Sie seien "noch sehr jung" und waren "aufgrund massiver Bedrohungen eines jüngeren Genossen durch lokale Nazikader gezwungen die Seite offline zu nehmen." Ihre Seite als Nazifake zu bezeichnen sei "ja wohl die Höhe&". Ausserdem sei es ihnen gelungen die KS Rheinwacht dazu zu zwingen, ihre Seite aus dem Netz zu nehmen. Ein Alibi, welches damals vielleicht so manchen überzeugt haben mag.

Dennoch scheint es jetzt festzustehen: Die AAR ist eine Erfindung der DS/APO, die KS-Rheinwacht wurde nur "gegründet" um den vermeintlichen Antifaschisten mehr Glaubwürdigkeit zu geben und ihre Legende zu stützen.

Das eigentlich Tragische daran ist, dass ihnen Glauben geschenkt wurde und es so den Neofaschisten tatsächlich gelungen ist, Zugang zu linken Strukturen und Informationskanälen zu gewinnen. So behaupten sie auf ihrer Web-Page: "Andere "antifaschistische" Gruppen und Einzelpersonen nahmen sehr schnell Kontakt mit uns auf, schickten uns Bilder von "Faschos", wollten mit uns etwas aufbauen.“

Weiter behaupten sie, sich am 31.1.2004 in Hamburg unter den „linken Pöbel“ gemischt zu haben, um dort „zu provozieren und eskalierend zu wirken.“ Ausserdem seien sie „an den Handgreiflichkeiten zwischen Anti-Ds und Anti-Imps […] sozusagen nicht ganz unmaßgeblich beteiligt“.

Wunsiedel 2004

Der DS/APO gelang es mit dieser Tarnung an den Koordinierungstreffen für Wunsiedel 2004 in Göttingen und Nürnberg teilzunehmen, um dort die beteiligten linken Strukturen auszuspionieren und so ihre Anti-Antifa-Arbeit durchzuführen.

Somit ist es den Nazis gelungen an Informationen über eventuell empfindliche Details -sowohl struktureller als auch personeller Natur- aus der Antifa-Szene zu gelangen. Ausserdem sind sie in den Besitz von internen Dokumenten gekommen. Diese werden jetzt von ihnen innerhalb rechter Kreise verbreitet. Es ist davon auszugehen, dass wohl auch die Nazi-Gruppen, die sich am Heß-Matsch beteiligten im Vorfeld über Taktik und Pläne der Antifa informiert wurden.

Aus Fehlern wird man klug?!

Wie konnte so etwas passieren? Haben wir es den Nazis zu leicht gemacht?

Das Internet ist sicherlich bis zu einem gewissen Punkt als Plattform, um Informationen auszutauschen und sich zu vernetzen ein geeignetes Medium. Aber eben nur bis zu einem gewissen Punkt. Dieser scheint deutlich überschritten, wenn Interna an irgendwelche Leute ausgeplaudert werden, die mensch nicht persönlich kennt. Im hier vorliegenden Fall ist es einer in Anti-Antifa-Recherche verstrickten Nazi-Gruppe gelungen, sich hinter einer virtuellen Identität verschanzend linke Strukturen zu infiltrieren und observieren. Alles was mensch über die AAR wusste, stammte aus dem Ainfos-Board oder ihrer eigenen Internetseite. Und trotzdem wurden sie sogar aktiv in die Planung antifaschistischen Widerstands eingebunden.

Selbstverständlich sind Paranoia und gegenseitige Verdächtigungen kein Klima, in dem es sich politisch arbeiten lässt, dennoch muss mensch sich Gedanken über den teils doch recht freigiebigen Umgang mit Informationen machen. Musste es denn wirklich so weit kommen?Der politische Schaden ist noch nicht abzusehen. Es ist zu hoffen, dass nicht nur die direkt Betroffenen über diese Problematik diskutieren, sondern sich allgemein innerhalb der Linken ein bewussterer Umgang mit Informationen und Kontakten enrwickelt.


KEIN FUSSBREIT DEN FASCHISTEN!
KEIN BIT-BREIT DEN FASCHISTEN!

NAZIS VON DER STRASSE FEGEN!
NAZIS AUS DEM NETZ FEGEN!






Persönliche Anmerkungen zum Artikel:

Dieser Artikel bezieht sich fast ausschliesslich auf Informationen, die am 5.10. auf einer neofaschistischen Internetseite veröffentlicht wurden. Ich war weder bei den Wunsiedel-Koordinierungstreffen, noch war ich in Hamburg. Ist es legitim, Naziinformationen bei Indy zu posten? Ich denke, in diesem Fall ist es aus drei Gründen gerechtfertigt: 1. Es gab bereits Diskussionen, ob es sich bei besagter Antifa-Ried um einen Nazi-Fake handelt. 2. Es scheint sich um eine "wahre" Information zu handeln, wie die von den Nazis veröffentlichten Dokumente zeigen. 3. Die Dokumentation dieses Vorfalls soll helfen, eine längst überfällige Diskussion über Informationsaustausch im Internet anzuregen. Interessant wären natürlich Stellungnahmen der direkt betroffenen Gruppen.

Informationen zur DS/APO und anderen Neofaschisten aus dem Rhein-Neckar-Gebiet sind in der kürzlich von der Antifaschistischen Initiative Heidelberg veröffentlichten Broschüre „eject fascism – Neofaschistische Aktivitäten im Rhein-Neckar-Raum“ zu finden.http://www.autonomes-zentrum.org/ai

Die entsprechende Nazi-Seite wurde hier nicht verlinkt. Wer Interesse an Informationen "aus erster Hand" hat wird wenig Probleme damit haben, die entsprechende Internetpräsenz ausfindig zu machen.
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Ergänzungen

zum thema

antifascist rock action südhessen 06.10.2004 - 04:31
hallo genossInnen!

tja, endlich ist das ganze ding geplatzt - wir waren auch daran beteiligt bzw betroffen. wir haben die seite www.startaction.org und haben auch mehrmals probiert die "antifa ried" zu einer konkreten aussage zu bewegen, endlich in die puschen zu kommen.
naja, aus unserem umfeld kam auch damals der post bei indy "nazi fake aar".
und nun diese outing der querfront-anti-antifa-möchtegern-neonazis der dsapo.
diese sehr gesprächigen kameraden, die sich auf teufel komm raus mit linken unterhalten möchten, werden demnäxt mal etwas mehr ins licht der öffentlichkeit gebracht, ein flugblatt ist in arbeit.

mag

crew

unterwanderungsbestrebungen seitens

der nestscheißer 06.10.2004 - 09:35
der faschos scheinen (wenn die sache hier stimmt) kein einzelfall zu sein, in britannien ist es zwei bnp-infiltrant/innen gelungen, ein jahr lang unbemerkt in der swp (britische schwesterorg. von linksruck) zu spionieren und dort wie in bündnissen wichtige aufgaben zu übernehmen: artikel hierzu (auf englisch):  http://www.cpgb.org.uk/worker/542/swp%20bnp.htm -  http://www.socialistunitynetwork.co.uk/voices/security.htm -  http://www.workerspower.com/index.php?id=26,101,0,0,1,0 -  http://www.indymedia.org.uk/en/2004/08/296467.html

Anti-Antifa hahaha

Berliner 06.10.2004 - 14:18
"Somit ist es den Nazis gelungen an Informationen über eventuell empfindliche Details -sowohl struktureller als auch personeller Natur- aus der Antifa-Szene zu gelangen. Ausserdem sind sie in den Besitz von internen Dokumenten gekommen. Diese werden jetzt von ihnen innerhalb rechter Kreise verbreitet."

also Fotos dürften da auf den Treffen wohl kaum geschossen worden sein, ansonsten haben sie jetzt ein paar Spitznamen und was da für brisante interne Texte rumgegangen sein sollen, würd mich ja auch mal interessieren.

"Es ist davon auszugehen, dass wohl auch die Nazi-Gruppen, die sich am Heß-Matsch beteiligten im Vorfeld über Taktik und Pläne der Antifa informiert wurden."

na, supi. was denn für Pläne und Taktiken, die nicht sowieso öffentlich waren? und viel geholfen hats denen ja dann auch nich. hehe


Ist zwar krass dass sie es geschafft haben, daran teilzunehmen, wird aber so schnell nicht wieder vorkommen. Grossen Schaden haben die nicht angerichtet, kein Grund jetzt paranoid zu werden. Am besten ist die punktuelle Zusammenarbeit kontinuierlicher zu gestalten, dann fällt das auch viel schwerer sich irgendwie einzuschleichen.

Entwarnung

Berliner 06.10.2004 - 14:35
nachdem ich mir mal deren Seite und ihre tollen Erkenntnisse angeschaut haben, kann man ruhig sagen, dass die keine Ahnung davon haben wie die "Antifa" funktioniert, ist aber auch verwunderlich, dass is ja so kompliziert, dass man selbst als Szeni teilweise Jahre braucht bis man da durch gestiegen ist. ;-)

unglaubhaft....

john 06.10.2004 - 15:02
wer aus der region rhein-neckar-odenwald kommt,hat wie ich ,sicher schon bekanntschaft mit den kamerdaden der ds-apo gemacht.
deren aktionen + texte sind an peinlichkeiten nicht zu übertreffen.
ihre bekannten mitglieder sind sehr junge unerfahrene milchbubis,die ein grosses maul haben,aber wirklich gar nichts dahinter.
ich bezweifle doch wirklich sehr,dass sie sich erstens wirklich getraut haben bzw. ernsthaft auf treffen aufgetreten sind.
nur weil sie das auf ihrer seite schreiben,heisst noch gar nix.
das sie sogar in hamburg mitgemischt haben sollen,ist meiner meinung nach reine provo.
also ein wenig mehr skepsis bitte.

den text aus dem weekly worker

der nestscheißer 06.10.2004 - 15:43
zu den faschistischen maulwürfen in der swp gibt es im übrigen - dank der antifa ag der uni hannover - mit einem vorwort versehen auch auf deutsch:




Antifa-AG der Uni Hannover:

Eine Nachricht sorgte vor einigen Wochen in der britischen Linken für eine negative Überraschung. Die neofaschistische British National Party (BNP), das britische Pendant zur deutschen NPD enthüllte selbst (www.bnp.org.uk/articles/left_infiltration.htm), dass zwei ihrer Mitglieder ein Jahr lang in Manchester die trotzkistische Socialist Workers Party (SWP), die Mutterorganisation von Linksruck in der BRD und Linkswende in Österreich, infiltriert hatten. Ziel war es, neben der SWP, so viele linke Zusammenhänge wie möglich auszuspionieren. Wobei die beiden dank der mehr als unvorsichtigen Vorgehensweise der SWP sehr schnell verantwortliche Funktionen auf regionaler und nationaler Ebene übertragen bekamen. Dadurch gelang es ihnen, außer in die SWP, auch Einblick in die Gruppierungen „Manchester against Racism“, Respect, die „Stop the War-Coalition“ und die Antiglobalisierungsorganisation „Globalise Resistance“ zu bekommen.
Wir bringen zu diesem Vorfall hier die Übersetzung des entsprechenden Artikels aus der linken Wochenzeitung „Weekly Worker“ Nr.542 vom 2.9.2004. Nicht um eine wenig erfreuliche Anekdote zu erzählen oder um den innerlinken Klatsch mit Nahrung zu versorgen, sondern weil „Anti-Antifa“-Aktivitäten von neofaschistischer Seite auch hierzulande zu beobachten sind und es notwendig ist aus dem SWP-Fall seine Lehren zu ziehen. Andererseits ist die SWP die größte Organisation der radikalen Linken auf der Insel und zusammen mit der Socialist Action (SA) eine der beiden britischen Organisationen, die die Vorbereitung des Europäischen Sozialforums in London vom 15.-17.10.2004 weitgehend an sich gezogen (um nicht zu sagen monopolisiert) haben. Vor diesem Hintergrund gewinnt die problematische Arbeitsweise der SWP eine besondere Bedeutung und verdient eine kritische politische Auseinandersetzung. Zumal die Führung der Partei und des von ihr zusammen mit der Muslim Association of Britain (MAB), einigen linken Kleingruppen und dem aus der Labour-Party ausgetretenen Abgeordneten George Galloway sowie dem bekannten linken Regisseur Ken Loach gegründeten Wahlbündnisses „Respect – The Unity Coalition“ offenbar nicht bereit ist, ernsthafte Schlussfolgerungen aus diesem Vorfall zu ziehen. Der führende Kopf der SWP und Sekretär von Respect, John Rees, jedenfalls bemüht sich nach Kräften die Sache zu bagatellisieren und schönzureden (Motto: „Alles kein Problem. Die beiden haben uns viel mehr genützt als geschadet.“)
Der „Weekly Worker“, der mit seiner Berichterstattung über diesen Fall noch zu den zurückhaltenderen Stimmen gehört, wird im übrigen von der Communist Party of Great Britain (CPGB) herausgegeben, ist aber alles andere als das Verlautbarungsorgan einer bestimmten Partei. Er wird in weiten Teilen der britischen Linken gerade wegen seiner offenen, kritischen und kompetenten Berichterstattung geschätzt und findet sich im Internet unter:  http://www.cpgb.org.uk/worker/

BNP infiltriert SWP (  http://www.cpgb.org.uk/worker/542/swp%20bnp.htm )

Zwei führende Mitglieder der Jugendorganisation der Socialist Workers Party (SWP) in Manchester haben sich selbst als Mitglieder der rechtsradikalen British National Party (BNP) geoutet, die darauf angesetzt waren, Informationen über die britische Linke zu sammeln. Joe Finnon (21) und Diane Stoker (19), die beide ursprünglich aus Nordost-England, schlossen sich der SWP im letzten September bei der Erstsemester-Einführungswoche an der Universität Manchester einzig zu dem Zweck an, irreführende Informationen über rechtsradikale Aktivitäten in Burnley zu liefern und Informationen an die BNP weiterzugeben. Das kam im letzten Monat heraus.

Dies, so scheint es, war keine besonders schwierige Aufgabe. Nur einen Monat nachdem sie Kontakt mit der SWP aufgenommen hatten, wurden beide nominiert, an der nationalen Parteikonferenz teilzunehmen und offensichtlich als „führende Aktivisten“ in die Studentenbewegung gedrängt. Im doppelten Eilmarschtempo fand sich Stoker im Finanzausschuss der Stop the War-Coalition wieder, während Finnon zum regionalen Kassenwart von Respect in Nordwest-England ernannt wurde – beide auf die Empfehlung ihrer nichtsahnenden „Genossen“ hin. Die SWP setzte sogar in bürokratischer Manier die Führung der Socialist Worker Student Society in Manchester ab, nur um sie durch die beiden hervorragenden, hart arbeitenden Aktivisten zu ersetzen, die erst seit weit weniger als einem Jahr Mitglied waren. Zur Verteidigung der SWP muss jedoch gesagt werden, dass es, in Ermangelung eines umfassenden Nachrichtendienstes, schwierig ist zu sagen, ob ein Neugeworbener echt ist oder nicht und natürlich sind solche faschistischen ‚Maulwürfe’ in der britischen Linken an diesem historischen Tiefpunkt des Klassenkampfes nichts Alltägliches. Junge Leute beginnen häufig an der Universität mit politischen Aktivitäten und Leute ohne vorherige politische Erfahrung in der Erstsemester-Einführungswoche zu werben, ist üblich. Wir müssen uns jedoch ernsthaft fragen, wie zwei neue ‚Genossen’ offensichtlich ohne irgendeine reale linke politische Überzeugung egal welcher Art (und folglich – würde man denken – ohne die Fähigkeit, ihre Vorstellungen ernsthaft zu entwickeln oder zu überdenken) in einem solch kurzen Zeitraum auf der SWP-Leiter soweit aufsteigen konnten.

Die Antwort, magst Du denken, könnte in der Methode liegen, mit der die SWP diese ‚Rekrutierung’ durchführt. Tatsächlich wird jeder und jede, dem die Partei begegnet, aufgefordert sofort Vollmitglied zu werden, ungeachtet ihres politischen Entwicklungsniveaus. Selbstverständlich wäre es lächerlich zu empfehlen, dass Genossen erst ein Examen ablegen oder demonstrieren sollten, dass sie Lenins Gesammelte Werke in- und auswendig kennen, bevor sie in die revolutionäre Linke aufgenommen werden. Genossen mit Verantwortung aber allein auf der Grundlage von Aktivismus zu fördern und zu belohnen, verlagert die Betonung weg von der Politik. Zukünftige Führer unserer Klasse werden von den Arbeitern nicht danach beurteilt, wie viele Flugblätter sie in einer Stunde verteilen können oder an wie vielen Demonstrationen sie teilgenommen haben, sondern nach ihren programmatischen Vorstellungen und der Zustimmung zu ihrer Politik. Die Betonung mehr auf das Erstere als auf das Letztere zu legen, macht es nicht nur einfacher, unsere Organisationen durch Agenten der extremen Rechten (oder des Staates) zu infiltrieren, sondern lenkt auch von der Aufgabe ab, eine politische Avantgarde der Arbeiterklasse zu schaffen.

Ein sehr viel rätselhafterer Aspekt des ganzen Fiaskos ist jedoch, was die BNP genau glaubt, mit ihrem ‚Infiltrations’-Unternehmen erreicht zu haben. Wenn man die online verfügbare Literatur der Organisation durchsieht, scheint es, dass die beiden keinerlei schmutzige Angelegenheiten aufdecken konnten oder irgendetwas, dass die SWP nicht ohnehin schon in der öffentlichen Domäne verbreiten würde. Auch ihr Einsatz auf der landesweiten Konferenz scheint nicht sehr viel erbracht zu haben und nach dem, was führende Genossen der SWP sagen, erhielten die beiden Faschisten keinen Zugang zu bedeutenden Kontaktlisten oder Datensätzen. In der Tat hat das Paar, entgegen der lächerlichen Behauptung der BNP, durchaus nicht jede „prominentere linke Gruppe in diesem Land“ infiltriert, sondern eher eine Auswahl der verschiedenen Frontorganisationen der SWP. Organisationen, bei denen die reale Politik der SWP hinter dem jeweiligen Thema verborgen und selten zu Kritik ermutigt oder diese auch nur geduldet wird. Es scheint, dass die Haupterrungenschaft der BNP in einem Propaganda-Coup bestand.

Nichts davon bedeutet, dass die Linke gegenüber Infiltration durch die extreme Rechte oder den Staat nicht auf der Hut sein muss. Ebenso wie die Faschisten in Veranstaltungen und auf den Straßen diskreditiert werden, müssen wir eine ernsthafte Anstrengung unternehmen, um dafür zu sorgen, dass diese Art von Verletzung nicht wieder vorkommt. Durch die Förderung einer gesunden revolutionären Kultur, in der Meinungsverschiedenheiten offen diskutiert werden und die Debatte über die große Politik zur Pflicht wird und nicht zu etwas, das einer Elite übertragen wird, machen wir es für Alle, außer den entschiedensten und hingebungsvollsten Akteuren, zweifellos schwieriger sich als Führer der Arbeiterklasse hinzustellen.

Trotz der Tatsache, dass die missliche Lage der SWP etwas von einem Unglücksfall hat, sind da vielleicht einige Lektionen, die es zu lernen gilt.

Sam Davies


Vorbemerkung und Übersetzung:
Antifa-AG der Uni Hannover

DSAPO 2

HP 06.10.2004 - 22:55
hier das zweite Bild direkt von der DSAPO seite, das ist die AIHD Broschüre über die rechten Umtriebe hier.

Anmerkung!

Fidel 08.10.2004 - 15:00
"und nach dem, was führende Genossen der SWP sagen, erhielten die beiden Faschisten keinen Zugang zu bedeutenden Kontaktlisten oder Datensätzen."

heißt es im weekly worker-Artikel von Sam Davies.


Absoluter Mumpitz sage ich, die beiden haben sich als politische Kassierer betätigt, da ist es das A & O, sich mit Mitgliedern oder Finanzierungsmöglichkeiten zu beschäftigen...

Grober Schnitzer das!

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