EU erprobt Schilys Asyllager

freedomofmovement! 01.10.2004 16:53 Themen: Antirassismus Repression
EU erprobt Schilys Asyllager

Pilotprojekte in fünf afrikanischen Ländern

Ungeachtet der scharfen Kritik im Inland ist Bundesinnenminister Otto Schily mit seiner Idee zur Bildung von Auffangzentren für Flüchtlinge in Nordafrika bei den EU-Partnern auf Zustimmung gestoßen. Wie beim Treffen der EU-Justiz- und Innenminister am Freitag in Scheveningen verlautete, einigten sich die Ressortchefs im Grundsatz darauf, fünf Pilotprojekte vorzubereiten. Als Partnerländer seien dafür Libyen, Tunesien, Algerien, Marokko und Mauretanien vorgesehen.
Die Projekte will die EU in Zusammenarbeit mit dem Hohen Flüchtlingskommissariat der Vereinten Nationen UNHCR realisieren. EU-Justizkommissar Antonio Vitorino habe für die Projekte aber mehrere Bedingungen formuliert. So müssten die betreffenden Länder die Genfer Flüchtlingskonvention ratifiziert haben. Zudem müsse geklärt werden, wie ein abgelehnter Asylbescheid vor Ort rechtlich überprüft werde. Schließlich müsse klargestellt werden, wer für die Rückführung eines abgelehnten Asylbewerbers zuständig sei.

In einem Entwurf der niederländischen Ratspräsidentschaft wird die EU-Kommission aufgefordert, bis Juni 2005 entsprechende Pläne für die Zentren vorzulegen. Als Starttermin ist in dem Papier Dezember 2005 vorgesehen. In der Aussprache habe sich kein Teilnehmer grundsätzlich gegen die Idee ausgesprochen, hieß es. Dänemark, Italien und Polen hätten Schily ausdrücklich unterstützt. Polen habe bekräftigt, solche Zentren auch in Osteuropa aufzubauen, um den steigenden Flüchtlingsstrom aus Tschetschenien zu bewältigen.

Lubbers fordert "faires Anerkennungsverfahren"

UN-Flüchtlingskommissar Ruud Lubbers forderte die Minister auf, mehr für den Schutz von Flüchtlingen auch außerhalb der EU zu tun und dauerhafte Lösungen für die Menschen zu finden. Notwendig sei etwa, in den Heimatregionen der Flüchtlinge besseren Schutz zu gewährleisten. Wer Europa erreiche, dem müsse in Europa auch ein Asylverfahren ermöglicht werden. Dies gelte vor allem für Flüchtlinge, die über das Mittelmeer etwa nach Italien gelangten.

Für Flüchtlinge, die auf dem Weg nach Europa aufgegriffen würden, müsse "ein praktikables, auf rechtlichen Grundlagen beruhendes Vorgehen entwickelt werden", mahnte Lubbers, der dem Treffen per Videokonferenz zugeschaltet war. Dies müsse "ein faires Anerkennungsverfahren ... unter internationaler Aufsicht" beinhalten. Für die Menschen müsse eine "dauerhafte Lösung" gefunden werden. Es müsse zudem "glaubwürdige Alternativen zum gefährlichen Seeweg nach Europa geben und Informationen über diese Alternativen müssten verfügbar sein".

Am zweiten Tag ihres Treffens berieten die Minister über weitere Schritte zur Schaffung eines einheitlichen EU-Raumes für Recht, Freiheit und Sicherheit. Dazu gehört auch die gemeinsame Asylpolitik. Unter dem Eindruck der zunehmenden Zahl von Flüchtlingen, die über das Mittelmeer nach Italien wollen, hat Schily die Bildung von Zentren in Nordafrika vorgeschlagen. Dort soll vor Ort geprüft werden, ob ein Flüchtling in Europa Asyl beantragen kann oder nicht.
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Ergänzungen

ah, ja

??? 01.10.2004 - 17:33
"Als Partnerländer seien dafür Libyen, Tunesien, Algerien, Marokko und Mauretanien vorgesehen."


mehrere Länder, darunter Marokko erteilten dieser "Partnerschaft" bereits eine Absage. Merkwürdiger Bericht, am besten löschen, tut eh nichts zu Sache. Wenns losgeht, sind die Berichte wichtig, nicht von diesem Anzugstreffen. Kommte eh nichts raus.

Schily ist Anthroposoph

hatt Otto eh gerade gespeichert 01.10.2004 - 20:15
Schily ist übrigens Anhänger der Anthroposophoe - einer Ideologie, die Menchen in verschiedene "Wurzel- (und sonstige Rassen) eintelit oder davon ausgeht, daß ein Mensch auf dem Boden zu Leben hat, wo er gebohren wurde (woanders hinzuziehen ist "unnatürlich").

Und ansonsten? Schily gilt als colerischer Machtmensch, von Denken und Praxis her wäre er eigentlich eher in einer rechtsradikalen Partei aufgehoben, aber da hat er ja nicht Chancen Minister zu werden. Im Spiegel hieß es mal (bevor Spiegel Propagandaorgan der Regierung wurde) über Schily: "Er ist ein Brüller. Sein Ministerium ein Haufen Eingeschüchterter"

so ging es schon 1921 los

historicus 02.10.2004 - 01:29
Ähnlich ging es schon 1921 los, am 23.Januar 1921 kündigte der damalige preußische Innenminister Domenicus (Angehöriger der DDP, "Deutsche Demokratische Partei" im "linksliberalen Bürgertum" verortet) die Einrichtung von Konzentrationslagern an, im Februar 1921 eröffneten die ersten Konzentrationslager in Cottbus und Stargund. Der Sozialdemokratische preußische Innenminister Carl Severing erteilte 1923 im preußischen Landtag auf eine Anfrage hin Auskunft dahingehend, dass es sich beim in Konzentrationslagern internierten Personenkreis um solche handele, die "abgeschoben werden sollen, aber aus mehreren Gründen nicht abgeschoben werden können". Unter eben diesem Sozialdemokraten Severing, der 1924 das Verbot der NSDAP in Preußen aufhob, wurden die beiden ersten auch behördlich so genannten deutschen Konzentrationslager aus rein wirtschaftlichen Gründen wieder aufgelöst. Andere blieben in Betrieb. Im Wahlkampf für die Reichtagswahlen im Januar 1933 versprach dann die NSDAP die Ausweitung der Konzentrationslager. Was Konzentrationslager sind, brauchte die NSDAP im Wahlkampf nicht zu erläutern, denn das war der Bevölkerung zu diesem Zeitpunkt bereits bestens bekannt.

Das Phänomen des absichtlich geänderten Sprachgebrauches seitens der Politik kennen wir auch seit dieser Zeit, aus den Tanks des ersten Weltkrieges wurden "Panzer" aus Schutzunterständen "Bunker".

Hartz IV heißt heute "Arbeitsmarktreform", der nationalsozialistische Reichsarbeitsdienst (1 Mark Aufwandsentschädigung) nennt sich heute Ein-Euro-Job bzw. "Arbeitsgelegenheit".

Die Lage der Abschiebeknäste ist seit längerem bekannt, dass der Anthroposoph Schily Lager ausserhalb des Geltungsbereiches des Grundgesetzes der BRD fordert, spricht eine eindeutige Sprache.

Zum Umfeld der Anthroposophen: Die Zeitschrift "Demeter" für bilogosch dynamische Wirtschaft gratulierte dem "Führer" mit einer Extra-Titelseite zum Geburtstag:  http://www.akdh.ch/ps/ps_84Demeter-Hitler.html

Entspannt in die Barbarei, Dank Rot-Grün. Vielleicht sollten die Hinweise auf Unterwanderung der SPD-Bundestagsfraktion durch Angehörige der "Freireligiösen" Sekte, die früher Hitler zu ihrem Gott erklärte, endlich einmal in der Linken ernstgenommen und thematisiert werden, nicht alles, was auf den ersten Blick verschwörungstheoretisch klingt, ist so abstrus, dass es nicht durch den Alltag im Parlament übertroffen werden könnte! (Über die Freireligiösen im Bundestag:  http://home.snafu.de/bifff/aktuell19.htm )

UNHCR

muss ausgefüllt werden 02.10.2004 - 15:41
Komisch, UNHCR dementiert ausdrücklich eine Beteiligung an diesen Camps.
Siehe:  http://www.unhcr.ch/cgi-bin/texis/vtx/news unter "No role in North Africa's reception centres, says UNHCR"


weitere Informationen

no-racism.net 02.10.2004 - 20:34
Eine Artikelsammlung zum Thema: Detention Centers außerhalb der Schengengrenzen gibt es auf www.no-racism.net

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