Berliner Montagsdemo vom 13.9.

Demonstrant 14.09.2004 02:40 Themen: Soziale Kämpfe
Trotz massiver Eskalationsbemühungen von Seiten der Polizei, verlief diese Montagsdemo kraftvoll und friedlich einmal rund ums Nikolaiviertel vom Alex/Roten Rathaus zum DIHT/BDI
Aufgerufen hatten beide Bündnisse und es waren auch wieder alle gekommen, u.a. die Gewerkschaften (IG Metall, GEW, verdi), die Parteien (PDS, MLPD), attacies, FAUler, ACTler, Anarchisten, Antifas, die deutliche Mehrheit stellten jedoch erfreulicherweise wieder die Normalbürger.

Die Auftaktkundgebungen fanden wieder, wie letzte Woche, getrennt auf dem Alex bzw. vor dem Roten Rathaus statt, auch wenn ich diesen diese Woche nicht beiwohnte und erst zur eigentlichen Demo kam.

Die Demo war meiner Meinung nach deutlich kraftvoller als letzten Montag, unter anderem rannten z.B. die Attacies stellenweise und der schwarz-rote Block hatte diesmal ein eigenes Lauti und machte ordenlich Stimmung. Dieser Block bekam diesmal auch wieder, wie schon auf der Montagsdemo vor zwei Wochen, ein affiges Polizeispalier (ca. 15-20 Bullen auf jeder Seite) verpasst, denn man wollte scheinbar schon mal rechtzeitig mit provozieren anfangen.

Die Abschlußkundgebung fand auf der Kreuzung Fischerinsel/Mühlendamm statt und war zu fast 50% von der Polizei mit Fahrzeugen, Gittern und Einheiten eingekesselt. Die Polizei provizierte dann den rot-schwarzen Block mit Transpi ziehen, weil dieser die sich, vor den Kameras der filmenden Polizeieinheiten, zu schützen versuchte. Demordner stellten sich dann zwischen die beiden Parteien. Es gab leuten Protest gegen die Polizeiübergriffe und die Demoleitung forderte die Polizei auf sich zurückzuziehen und den rot-schwarzen Block/FAU auf sich "zu benehmen". Die Demo und die Kundgebungen verliefen friedlich, es gab keinerlei Würfe von Eiern, Steinen oder Flaschen und auch keine anderen Straftaten.

Nach den Rangeleien gab es dann öffentlich den Kleinkrieg zwischen den Veranstaltern zu bewundern. Dabei kam es dann zu solch grotesken Situationen, wie daß das MLPD-Bündnis sich darauf berief, "mit 100 000en auf der Straße abgestimmt" zu haben, das es am 3. oktober einen Sternmarsch auf Berlin geben soll, während das Bündnis um attac und dem Sozialbündnis sich auf dem leipziger Deligiertentreffenn am 11.9. auf den 2. Oktober geeinigt hatte, gelich im Anschluß an die Vorrede alles wiederlegte. Dabei erscheint zuminest mir der 2. Oktober aus verschiedenen guten, hier auf indymedia auch dokumentierten Gründen, wesentlich geeigneter. Ich habe die Abstimmung der MLPD über den Termin und den Sternmarsch letzte Woche selbst miterlebt. In Berlin erfolgte diese nicht etwa auf der gemeinsamen Demo oder Abschlußkundgebung, sondern vorher gegen 18:00 Uhr auf dem Alex am MLPD-Lauti von ca. 200 Anwesenden, wobei etwa gut die Hälfte davon MLPDler waren. Nur soviel zum Thema "demokratisch abgestimmt".

Es wurde von diesen Leuten dann auch wieder versucht, die Menge ihre Parole: "Weg mit Hartz IV - das Volk sind wir!" zum eingespielten Marschbeat skandieren zu lassen, was aber fast kläglich scheiterte. Ich frage mich sowieso, warum, wenn die MLPDler angeblich nicht spalten wollen, sie den 3. Oktober verkünden, anstatt sich dem Deligiertenbeschluß aus Leipzig anzuschließen, da dieser schon stärker verbreitet wurde/wird?

Ich kann nur hoffen, das die DemonstrantInnen sich nicht davon abhalten lassen, auch weiterhin zu Demo zu kommen, denn schließlich geht es ja gerade darum, Alternativen zu den herkömmlichen Parteien zu fordern und zu entwickeln. Leute, stellt euch über diesen "Kindergarten" und ruft die Parolen, die euch passen!

Jedenfalls war der gegenseitige "Kindergarten" dann auch irgendwann mal zu ende und die polizeilichen Greiftrupps walteten, direkt nach dem Ende der Anschlußkundgebung, ihres Amtes und nahmen, scheinbar wahllos, min. 3 Leute gewaltsam fest, wobei mindestens eine weitere Person von den Bullen geschlagen worden sein soll.

Zeitgleich meldete das Bündnis um die MLPD einen weitere Spontankundgebung an, die dann dazu benutzt wurde, noch einmal eine Gegenrede gegen die Redebeiträge der attac/Sozialbündnisfraktion zu halten (diese hatten nach dem einleitenden Redebeiträgen der Abschlußkundgebung von der MLPD gesprochen), zu der aber fast keinen Menschen mehr anwesend wahren.
Indymedia ist eine Veröffentlichungsplattform, auf der jede und jeder selbstverfasste Berichte publizieren kann. Eine Überprüfung der Inhalte und eine redaktionelle Bearbeitung der Beiträge finden nicht statt. Bei Anregungen und Fragen zu diesem Artikel wenden sie sich bitte direkt an die Verfasserin oder den Verfasser.
(Moderationskriterien von Indymedia Deutschland)

Ergänzungen

bleibt noch zu erwähnen:

anwesender 14.09.2004 - 03:02
Das die Bullen einzelne Leute mit der Faust ins Gesicht geschlagen haben, Pfefferspray eingesetzt wurde und einzelne Leute mit Vorwürfen wie Vermummung verhaftet wurden. Die Ordner forderten uns nicht nur dazu auf sich zurückzuhalten sondern erzählten uns das die Bullen doch ganz friedlich sind und gar nichts machen. Außerdem kamen sie uns mit solchen Aussagen wie: Ich übe hier das Hausrecht aus. Schaut euch mal das Gesetz an. Ich kann euch auch von der Demo verweisen. Fazit: Möchtegern wichtig-typen die sich z.T. benommen haben wie Hilfsbullen.

Fotos von der heutigen Demo

Verlinker 14.09.2004 - 03:41
 http://de.indymedia.org/2004/09/93598.shtml
 http://de.indymedia.org/2004/09/93568.shtml
 http://de.indymedia.org/2004/09/93568.shtml

verschiedenen Angaben zufolge waren es zwischen 6.000 und 12.000 Leute, die da heute demonstrierten.

versammlungsrecht

knowledge's power 14.09.2004 - 03:51
es ist keines falls so, dass die veranstalterInnen das hausrecht besäßen, also wahllos leute rausschmeißen oder ihnen nicht-strafbares oder -störendes verhalten verbieten könnten.

das unterscheidet eine demonstration von einer geschlossenen veranstaltung. erstere muss für jedeN offen stehen, der oder die sich im sinne der demo beteiligen will, bei letzterer ist es, wie's der name schon andeutet, allein den veranstaltenden überlassen, wen se alles mitmachen lassen.

nur falls euch mal wieder son hilfsbulle bequatschen will.

Hilfsbullen = MLPD// Ostberliner Proleten ok!

unorg. Arbeiter 14.09.2004 - 11:29
Diese Hilfsbullen sind von der MLPD gestellt worden. Sie sind bereits auf den vergangenen Montagsdemos dadurch aufgefallen, dass sie mit der Bullerei zusammenarbeiten in ihrem Bemühen die Abschlußkundgebung DANN nicht in eine allgemeine Keilerei ausarten zu lassen, wenn MLPD-Redner sprechen. So konnte man hören wie Dieter Illius, MLPD-Chef wütend mehrmals seine Rede unterbrach und gegen die antifa pöbelte, während diese die Polizei aus der Demo drängte, und die MLPD-Männchen aufgeregt versuchten sich zwischen Polizeikette und Demonstranten zu drängen um letztere zu beruhigen. Dass es gelang die Bullen aus der Demo zu werfen, lag übrigens daran, dass die "Prolls" aus dem MLPD-Bündnis nicht auf ihre eigenen Ordner hörten, sondern kräftig mitmachten und die Polizeikette aus der Demo schoben. Es ist eben ein Unterschied ob die Bullen dem Durchschitts-Linksradikalen Jugendlichen gegenüber stehen - oder ein paar "gestandenen" Ostberliner Proleten. Es hat sich mal wieder gezeigt, dass die MLPD eine pseudoradikale und antirevolutionäre Kraft ist. Es hat sich aber auch gezeigt, dass sie ihre Anhänger, die sie vorher richtig "heiß" gemacht hat, in bestimmten Situationen nicht mehr kontrollieren kann, und dass die Proles bereit sind beherzt zuzupacken, und die Bullen tierischen Respekt vor ihnen haben. Nur so können wir Hartz IV stoppen. Als nächstes müssen wir ein Arbeitsamt besetzen.

Gegen Hartz IV

icke 14.09.2004 - 14:44
Letzte montagsdemo fielen vor Allem Sascha Kimpel und seine Ordner vom 1. Lauti (wahlalternative + attac) damit auf, dass sie versuchten zu verhindern, dass keine Leute zum Absperrgitter gelangen . Sascha versuchte höchstpersönlich Leute festzuhalten + Absprachen mit der Polizei...

Dasselbe kam jetzt wohl offensichtlich von der MLPD incl. Redebeitrag gegen angebliche "Chaoten" und zusammenarbeit mancher Ordner mit der Polizei.

@ anwesender + unorganisierter arbeiter

demoordner 14.09.2004 - 21:24
Hier ein paar Richtigstellungen:
1. Es gab keine Ordner der MLPD sondern neben den Ordnern der ehemaligen roten Rathausdemo noch Ordner vom Bündnis Montags gegen 2010. Die antikommunistische Hetze, jede tatsächliche oder vermeintliche Negativaktion der MLPD anzukreiden geht mir langsam auf die Nerven und deine Beschimpfung als Hilfsbullen solltest du zurücknehmen wenn wir hier sachlich diskutieren wollen.
2. Die Ordner bildeten während der Rangelei Ketten mit anderen Demonstranten, lange bevor Dieter Ilius sprach, und stellten sich als Kette zwischen Bullen und FAU-Block, als die Bullen weitgehend draussen waren. Es ging hier darum, dass die Kundgebung durchgeführt wird und es war nicht gerade solidarisch von der FAU oder Umfeld, sich hinter ihrem Seitentransparent zu verkriechen um dann einzelne Klamotten (wenigstens 1 Schild und 1 Ei) über uns in die Bullen kette zu werfen. War das Absicht oder werdet Ihr mit den Spitzeln in euren Reihen nicht fertig?
3. Wenn irgendein Wichtigtuer mit Ordnerbinde Mist baut, dann kommt zum Lautsprecherwagen, beschreibt die Person, so dass wir das konkret klären können anstatt hier anonyme Gerüchte zu verbreiten.

Z.T. anderer Eindruck ...

besucher 16.09.2004 - 01:00
Hmmm ... es ist ja normal, Aktionen zu hypen. Ich war auf Besuch in Berlin und habe mir die Demo angeguckt. Als Teilnehmer würde ich mich nicht bezeichnen, ich finde die Montagsdemos wegen ihren dort vertretenen Positionen und dem offensichtlich vor allem stattfindenden Machtkampf, wer den Protest vereinnahmen darf, so mit das schlechteste, was jemals organisiert wurde - das absehbare Ende dieser Kanalisierung und Instrumentalisierung von Unzufriedenheit bereits eingerechnet.

Ich habe ca. 1500 Anwesende geschätzt und das auch abschätzungsweise gezählt. Die Reden waren total langweiliges Geseier. Die Anpissen der ganzen Oberchecker untereinander, die da ja einen Krieg um die Führung ausfechten, ohne die Betroffenen oder irgendwelche Ziele überhaupt noch zu sehen, waren von beiden Seiten. Ich beteilige mich nicht an Überlegungen, welche dieser widerlichen Vereinnahmer die besseren seien (Wahlalternative, Gewerkschafter, Attac, MLPD usw.). Wer von denen behauptet für den Protest zu sprechen, soll sich verpissen!!!
Kraftvolle Elemente habe ich nicht wahrgenommen. Der schwarz-rote Block hatte gar keine inhaltlichen Aussagen und war ein Haufen, der seine Identitätsfindung über Rangeleien mit Bullen findet. Die können von Glück sagen, dass die Bullen da sind, sonst hätten sie viel Langeweile gehabt. Trotzdem bleibt unglaublich, dass die CheckerInnen auf der Bühne mit Nennung des Gruppennamens zum "Benehmen" und zur "Disziplin" aufrufen konnten, ohne dass die Bühne gestürmt oder die Leute mit Eiern eingedeckt wurden.

Widerlich.
Nie wieder Deutschland! Nie wieder Demo-Apparatschiks!