Leipzig: Wieder Nazis auf der Montagsdemo

Mensch Meier 13.09.2004 22:18 Themen: Antifa
Wie letzten Montag waren auch heute wieder Nazis bei der Abschlusskundgebung auf dem Augustusplatz anwesend.
Die OrganisatorInnen haben sich diesmal nicht durchs Mikrofon von den Nazis distanziert. Sie erhielten am letzten Montag eine Verwarnung (von den Bullen?), dass, wenn sie das nochmal täten, ein Bußgeld fällig würde. Die VeranstalterInnen ließen durch die OrdnerInnen der Polizei mitteilen, dass die Nazis unerwünscht und von der Demo zu entfernen seien. Das tat sie NATÜRLICH NICHT. Willkommen in Deutschland! Die Polizei begründete das angedrohte Bußgeld und das Nichtentfernen der Nazis mit dem Versammlungsrecht. Kann jemand genaueres dazu sagen?

Die Nazis standen wieder auf der Mauer an der Ostseite des Platzes. Nachdem sich Protestierende mit mehreren Transpis ebenfalls auf die Mauer, aber noch vor den Nazis, stellten versuchten diese mit einem ihrer zwei Transpis nach rechts bzw. links auszuweichen. Sie wurden dabei immer von den Anti-Nazi-ProtestlerInnen verfolgt. Dieses Spielchen lief solange, bis die Nazis verschwanden. Sie wurden dann von den Bullen zum Hauptbahnhof eskortiert. Aber auch auf der Mauer wurden sie natürlich massiv von der anwesenden Staatsmacht beschützt. Die Bullen filmten nicht etwa die Nazis ab, sondern die Leute, die auf der Mauer und vor der Mauer gegen sie FRIEDLICH protestierten.

(Bilder folgen in den nächsten zwei Tagen, hoffe ich.)
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Ergänzungen

Anwalt konsultieren

Deine Ergänzung 13.09.2004 - 22:29
Es macht Sinn, einen Anwalt, der sich im Versammlungsrecht auskennt zu konsultieren. Die Polizei darf einer Demonstration nicht verbieten, sich zum Beispiel auch gegen Nazis auszusprechen. Das ist ein Eingriff in die Versammlungsfreiheit. Entweder kam da ein Befehl von oben, um die Montagsdemos schlecht zu machen (es läuft ja gerade eine üble Medienkampagne gegen die Demos) oder die eingesetzten Poliziverantwortlichen sind (wie in auch in Berlin) mit Nazis sympathisierend.

Nazis

Mensch Meier 13.09.2004 - 22:34
Natürlich waren auf ALLEN bisherigen Montagsdemos Nazis. Aber diesmal waren sie wieder, wie letztes mal, mit ihrem Anti-PDS-Transpi, die sie als "Rattenfänger" darstellten, da. Sie hatten sogar noch ein zweites dabei, wo irgendwas mit "Mauermörder" draufstand.

P.S.(ganz subjektiv): PDS ist ja auch Scheiße, aber halt auf 'ne andere Art, als es die Nazis meinen.

Nazis - who cares?

(muss ausgefüllt werden) 13.09.2004 - 22:52
So sieht es aus: es ist heute der ausdrückliche Wunsch der Veranstalter gewesen, nicht gegen die Nazis vorzugehen und sie zu dulden. Warum, weiß ich nicht. Da die Nazis sich eindeutig als solche zu erkennen gaben, dürfte es nach meinem Dafürhalten keine Hürde geben, sie durch die Bullen von Demo und Kundgebung fernhalten bzw. rausschmeißen (u.U. Platzverweis erteilen) zu lassen. Wenn das die Anmelder und Organisatoren nicht wollen, muss man sich mal über deren Intention Gedanken machen!

Denkwürdiges am Rande: Bullen kesselten vier, fünf Leute mit dem Transparent "Faschismus ist keine Meinung, sondern ein Verbrechen". Sowas zu sagen, ist in diesem Land offenbar ein Verbrechen. Auf dem zweiten Nazitranspi stand übrigens "Montagsdemo nicht für Mauerschützen". Einer der Faschos trug eine russische Militäruniform (samt rotem Stern und Hammer und Sichel auf der Mütze), die er aber - Uniformierungsverbot! - ausziehen musste. Sehr sinister die Leute. Die treffen sich übrigens immer am Hauptbahnhof...

Auflagen für Veranstalter

empört 14.09.2004 - 00:32
WAS?
Die Veranstalter bekamen ein Verbot Nazis auszuschließen? Das gibts doch nicht? Ist das wahr?
Das kann man als Veranstalter doch nicht hinnehmen. Da kann man doch was gegen machen!

pfaffe will nazis schuetzen

schnabeltasse 14.09.2004 - 00:58
in diesem zusammenhang empfehle ich den artikel bei spiegel.de ueber die heutige demo:
>Der Pfarrer der Nikolaikirche, Christian Führer, warnte vor dem Missbrauch >der Demonstration für Wahlkampfzwecke. In dem Zusammenhang kritisierte er >die PDS. Vor einer Woche hätten PDS-Anhänger Jugendliche, die Parolen gegen >die PDS trugen, des Platzes verwiesen, kritisierte Führer. Das erinnere ihn >an die SED, die 1989 Platzverweise ausgesprochen habe.

 http://www.spiegel.de/politik/deutschland/0,1518,317922,00.html

Versammlungsrecht

Jurist 14.09.2004 - 01:00
eindeutig eine rechtverletzung durch die Polizei, wenn diese tatsächlich verboten haben sollte, Nazis ihre unerwünschtheit zu erklären.

Nach dem geltenden Versammlungsrecht entscheidet nur und ausschliesslich die Versammlungsleitung wer an ihrer Versammlung teilnimmt oder nicht. Punkt um!

@ (muss ausgefüllt werden)

xyz 14.09.2004 - 01:37
die leute, die von den bullen "gekesselt" wurden, waren mit der absicht angetreten, die demo zu blockieren, und wurden deshalb durch eine kette (kein kessel!) von der demo abgeschirmt.

wer genaueres wissen will, sollte mal hier schauen:  http://www.nadir.org/nadir/initiativ/bgr/pages/index2.htm

Gedächtnisprotokoll

jklm 14.09.2004 - 11:05
mal sachte, hier schwirren ja ganz schön viele fehlinfos durch den raum
ich habe auf der Demo mit als Ordner fungiert. Einer der Veranstalter meinte zu mir, daß der Polizei gesagt wurde, daß sie nicht erwünscht seien. Als nach zwanzig Minuten die Transpis ("PDS raus aus der Demo! Fangt Eure Ratten woanders" und "Keine Demo für Mauermörder") immer noch da waren, fasste ich mir ein Herz und die Ordnerbinde und tat, worauf ich eigentlich gar keinen Bock habe, die Polizei anzusprechen. Die fragte ich, warum denn die Transpis immer noch da ständen, obwohl der Versammlungsleiter diese nicht da haben will. Darauf wurde mir gesagt, daß der Veranstalter, das laut und öffentlich kundgeben muß, erst dann können sie was machen. Okay, also zu einem der Veranstalter gelaufen und ihm das gesagt. Der meinte, sie hätten eine Verwarnung bekommen (Ordnungsamt?), daß das was sie letztes Mal gemacht haben (von der Bühne aus zu sagen, daß die Leute mit dem Transparent "..." hier nicht erwünscht sind und nichts zu suchen hätten, sowie die Ordner dazu aufzufordern, dafür zu sorgen, daß die mit dem Transparent die Demo verlassen) durch das Versammlungsrecht nicht gedeckt ist und bei einer Wiederholung mit einem Bußgeld geahndet wird. Dazu hätte ich gerne eine Info, ob diese Argumentation plausibel ist. Denn schließlich wäre eine verbale Distanzierung trotzdem möglich! Weiterhin sagte er mir, daß bereits zweimal Veranstalter und dreimal Ordner bei der Polizei waren, diese aber der Aufforderung die Nazis (Wahrscheinlich NPD) von der Kundgebung zu entfernen, nicht nachkamen. Man könne da jetzt nichts machen, man müsse morgen drüber reden. Nun gut, also wieder zurück, nen andern Polizisten um Erklärung gebeten, warum die Nazis noch da sind. Zuerst wollte er mir gegenüber keine Aussagen machen, dann wies ich ihn darauf hin, daß ich doch als Ordner zu erkennen wäre und dass bereits 5 Mal Veranstalter oder Ordner die Aufforderung gegeben hätte, die Nazis zu entfernen. Darauf fragte er einen Kollegen udn sagte mir: das müssen die Ordner machen. Daraufhin bin ich losgezogen noch ein paar Ordner zu suchen um mit ihnen die Nazis rauszuschmeißen, habe aber nicht schnell genug welche finden können, denn die Nazis sind dann von selbst gegangen.

Variante A - die Veranstalter haben mich fehlinformiert
Variante B - die Ordner sind nicht resolut genug gegen die Nazis vorgegangen
Variante C - die Polizei hatte eine Anweisung oder ein Interesse daran die Nazis möglichst lang bei der Demo zu behalten

Dresden

Punxatan 14.09.2004 - 12:13
Regelmässig jeden Montag taucht in Dresden das "Nationale Bündniss" zur Demo auf und entfaltet als erstes ein riesiges schwarzes Transparent mit Frakturschrift, insbesondere bei der Abschlusskundgebung das einzige, was man schon von weiten sieht: so entsteht der Eindruck, die Montagsdemo wäre vom Nationalen Bündniss dominiert. Die Polizei wird zwar bald schon in jedem Redebeitrag aufgefordert, dagegen vorzugehen, scheint sich aber "nicht zuständig" zu fühlen. Wohl eher zuständig, Leute zu filmen, zu verhaften, die sich dem NBD entgegenstellen. Gerade die Abschlusskundgebung, bei der nur noch wenig Leute sind, leidet zunehmend unter dem Klima der Angst bei zunehmend dreister werdenden Nazis. Und die Situation scheint von Montag zu Montag zu eskalieren, es werden jedesmal mehr Nazis...

DIE POLIZEI RECHTLICH BELANGEN !!!!!!!

winkeladvokat 14.09.2004 - 19:33
Die Polizei muss in solchen Fällen dafür sorgen dass die Nazis aus der Demo entfernt werden. Seid da nicht halbherzig - nehmt es nicht hin wenn die Polizei der Aufforderung des Veranstalters nicht nachkommt.

Die Polizei gewährt schließlich jeder popligen 100-Mann-Nazi-Demo einen Schutz von mehreren Hundertschaften wenns sein muss: nur damit sie ungestört durchgeführt werden kann.

Ihr habt verdammt nochmal ein Recht darauf dass die Polzei Nazis von der Demo fern hält! Nehmt es wahr - Klagt es notfalls ein!


Also, wenn die Polizei nicht handelt:
Einsatzleiter rufen, Namen/Dienstnummer notieren, notfalls juristische Schritte.

Rechtsinfos zum Demo-Rausschmiß von Nazis

tomson 14.09.2004 - 22:51

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