Hamburg: Tag des schwimmenden Denkmals

Schanzenfredi 13.09.2004 03:02 Themen: Freiräume Soziale Kämpfe
Demo zu Wasser gegen die drohende Umnutzung des Wasserturmes im Schanzenpark.
Aus Anlaß des heutigen "Tag des Denkmals" fand in Hamburg auf dem Museumsschiff "Cap San Diego" eine Party mit der Hamburger Kultursenatorin und diversen Denkmalschutzfredis und -Innen statt. Den Bewohnern des Schanzenviertels ist jedoch gar nicht zum Feiern zumute, da ihr schöner Wasserturm inclusive Erholungspark durch ein Hotelprojekt akut gefährdet ist.
Daher gab es am heutigen Abend eine Demo mit diversen Wasserfahrzeugen und einem echten Wasserturm mit Paddelantrieb.
Die Aktion fand Großen Anklang bei den zahlreichen an der Uferpromenade flanierenden Touristen. Die Begeisterung wurde nur dadurch getrübt, daß anschließend einige der angereisten Gäste der Hansestadt zusammen mit diversen Wasserturm AktivistInnen Opfer einer willkürlichen Personalienfeststellungsaktion der Polizei wurden.

Durch solche Unverschämtheiten werden sich die SchanzenbewohnerInnen jedoch nicht abschrecken lassen. Eine weitere Demo ist für den 23.September geplant. Treffpunkt um 18 Uhr, U-Bahn Feldstraße.
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Ergänzungen

MS WIDERSTAND

stroux 13.09.2004 - 12:24



Die MS WIDERSTAND paddelt gegen den Strom des Hamburger Hafens

Offizielles Flugi

hostess 13.09.2004 - 15:18
Gerne nahmen die Gäste des Empfangs und andere Hafenbesucher von den freundlichen Hostessen die Flugblätter zum Thema entgegen:


Europäischer Tag des offenen Denkmals 2004  - Motto dieses Jahr: Wasser und Denkmäler : "Größter Wasserturm Europas wird unterschlagen"

Verantwortlich:
  Prof. Dr. Karin von Welck, Kultursenatorin
  Prof. Dr. Eckhart Hannmann, Leiter Denkmalschutzamt
  Herr  Luis Moreno Fernandez, Praktische Denkmalpflege
  u.a. (den Redaktionen bekannte Amtsträger)

Im Sternschanzenpark in Hamburg steht auf einem alten
Heidberg der größte Wasserturm Europas. „Der
Wasserturm ist einer der wenigen erhaltenen
Bauzeugnisse der vor dem ersten Weltkrieg (...) als
vorbildlich anerkannten Ingenieurleistungen der
Hamburger Wasserversorungsanlagen und stellt ein
bedeutendes technik- und zivilisationsgeschichliches
Kulturdenkmal der modernen Großstadtentwicklung
überhaupt dar.“ (Denkmalwertgutachten Haspel, 1982)
Seine weltweit einzigartige Innenkonstruktion aus
Stahl mit zwei 2350 cbm großen Wasserbehältern, seine
detailliert gegliederte Fassade und ein unterirdisches
Kreuzgewölbe machen ihn unbedingt sehenswert.

Nun soll der Wasserturm in ein Messehotel verwandelt
werden. Das Bauprojekt wird von der Augsburger
Patrizia Immobilien AG getragen und der Hotelturm soll
anschließend für 20 Jahre an Mövenpick verpachtet
werden. Für das Gebäude bedeutet dies eine
vollständige Entkernung der Innenkonstruktion,Glasanbauten, Glasdach, die Zerstörung der Fassade
durch Fenstereinbauten und eine 75m lange Mauer (!)
zum Park hin.

In Selbstdarstellungen in Hamburger Medien bezeichnen
Patrizia/Mövenpick dies alles als „sensiblen Umgang
mit dem Baudenkmal“. Die Hamburger Kulturbehörde
unterstützt diese „Pflegemaßnahmen“.

Ein prägendes städtebauliches Denkmal der
Stadtwasserkunst in Hamburg soll verunstaltet werden,
finanziert durch Steuerabschreibungen (mind. 18 Mio€).

Der Umbau des Turms betrifft im Übrigen nicht nur das
Gebäude selbst, sondern auch den umliegenden Park.
Baulärm und Staub werden für mindestens zwei Jahre die
Erholungssuchenden aus dem Park vertreiben. Der Hügel
wird für die geplanten Tiefbauarbeiten trockengelegt,
was zum Sterben der alten Winterlinden  - eines
Naturdenkmals ! - führen wird. Ein Städtebaulicher
Vertrag zwischen der Patrizia AG und dem Bezirk
Eimsbüttel schränkt die öffentliche Nutzung des Parks
merklich ein. Die Zahl der Veranstaltungen im Park
wurde eingeschränkt, das Freilichtkino auf 3 mal 2
Tage im Jahr reduziert. (Dies bedeutet faktisch ein
Kinoverbot, da die Aufbauten sich für so wenige Tage
für die Betreiber nicht lohnen). Licht- und
Lärmemission des Hotelbetriebs und der Messeverkehr
stören die Naherholung im Park.

Sollte es nicht möglich sein, in einer reichen Stadtwie Hamburg den Wasserturm samt Park für dieÖffentlichkeit aus aller Welt zu erhalten?
Es kann keine Frage der Kosten sein, da die
Grundsanierung des Turms nach Schätzung von Fachleuten
nur ca. 2 Mio € betragen würde.

Wir wehren uns gegen die Zerstörung unseres
Wahrzeichens.

Freies Netzwerk

www.schanzenturm.de


Schlepperballett

xxx 13.09.2004 - 20:03
auch die polizei zu wasser ließ natürlich nicht lange auf sich warten ... hielt sich dann jedoch die nächste stunde lang tatenlos an der cap san diego auf, wohl damit selbige nicht über die zehn meter hohe schiffswand erklommen und geentert wird ...

die diashow an der wand der cap san diego für alle schaulustigen auf den landungsbrücken konnten sie jedoch nicht verhindern ...

sehr gelungene aktion!

paddeln für ein wahrzeichen

wassernixe ~ °^°~ 13.09.2004 - 23:48
taz hh vom 14.september 2004

Paddeln für ein Wahrzeichen

Ein Wasserturm schipperte am vergangenen Sonntag über die Elbe. Das eigentümliche Boot entpuppte sich als Nachbau des Wasserturms im Sternschanzenpark. In der Miniatur paddelten zwischen "Cap San Diego" und Kaimauer zwei Personen hin und her. Damit protestierten sie - just während eines Senatsempfangs auf der "Cap San Diego" anlässlich des "Europäischen Tages des offenen Denkmals 2004" - gegen den Umbau des Wasserturms zu einem Hotel. Gegenüber Feuerlöscher TV äußerte sich Kultursenatorin Karin von Welck hernach soft über "diese große Diskussion, die es gibt um den Wasserturm". Da müsse "mal noch sehr genau mit dem Denkmalschutzamt gesprochen werden", so die Senatorin. Die Details seien ja noch gar nicht abgesegnet und genehmigt, man müsse noch mal ausführlich darüber nachdenken. "Ich bin fest davon überzeugt, dass man gute Lösungen finden kann." jen/Foto: Marily Stroux

taz Hamburg Nr. 7461 vom 14.9.2004, Seite 22, 19 Zeilen (TAZ-Bericht), jen, Foto-
 http://www.taz.de/pt/2004/09/14/a0297.nf/text.ges,1

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großartig!!! — parkbesucher

super aktion — xy

Das wars? — Parkwächter