GATS: Privatisierung + ihre Folgen für Frauen

Feministische Widerstandstage 12.09.2004 14:30 Themen: Gender Globalisierung
Dieser Redebeitrag wurde bei der Demonstration der 'Feministischen Widerstandstage gegen Gewalt gegen Frauen, Rassismus und Sozialabbau' am 11.9. in Berlin gehalten:
GATS –       Privatisierung und ihre Folgen für Frauen


Was ist GATS:


GATS (General Agreement on Trade in Services) auf deutsch alsoallgemeines Abkommen über den Handel mit Dienstleistungen. Es isteines von 29 Freihandelsabkommen die z.Z. in derWelthandelsorganisation(WTO) verhandelt werden. Hier wird über diePrivatisierung und Kommerzialisierung der kompletten Daseinsvorsorgeverhandelt. Darunter fällt z.B.: Wasser, Bildung,Sozialeinrichtungen, Altenpflege, Jugendhilfe, Verkehr, Versicherungen,Banken, Telekommunikation, Energieversorgung, Krankenhäuser KulturTourismus .und viele mehr. Insgesamt geht es hier um die Privatisierungvon ca. 150 Dienstleistungsbranchen.

Damit werden Dienstleistungen zu Waren, so wie Autos, Maschinen undComputer. Und können auf dem Weltmarkt wettbewerbsfähigangeboten werden. Bisher sind die meisten der Dienstleistungenöffentliche Güter, sie stellen das gemeinschaftliche Wohleiner Gesellschaft dar, ihre menschlichen und sozialen Kapazitätenund Entwicklungspotentiale. Das Ziel von GATS ist, es Regierungenunmöglich zu machen, öffentliche Dienste auf einergemeinnützigen Basis zu betreiben, ohne die Beteiligung vonprivaten Unternehmen.


Das wird zu einem Zwei-Klassen-Systemder Versorgung führen, auf der einen Seite dieprivatwirtschaftliche, gut ausgestattete Versorgung, die teuer bezahltwerden muss, und auf der andern Seite die schrumpfende und zunehmendschlechte öffentliche Versorgung. Gerade alleinerziehende wie aucharme Frauen sind ganz besonders auf eine bezahlbare öffentlicheGrundversorgung angewiesen. Und sie werden die ersten sein, die unterVerknappung öffentlicher Mittel und der entsprechendenVerschlechterung öffentlicher Versorgung leiden werden.
Außerdem lässt sich die Privatwirtschaft keineFrauenförderauflage und keine Quote vorschreiben und auch keineUmweltauflagen, da sie als wettbewerbsverzerrend gelten.


Was ist eigentlich so interessant amDienstleistungsbereich?
Ein Blick auf die Zahlen und schon ist es nicht wirklich mehr eineFrage:
  • der Dienstleistungssektor macht in den Industrieländern 2/3der gesamten Wirtschaftsleistung aus
  • im zur Zeit noch staatlich kontrollierte Gesundheitsbereichwerden weltweit jährlich 3.5000 Milliarden US-Dollar umgesetzt,
  • bei der Bildung sind es 2.200 Milliarden,
  • Wasser 500 Milliarden.

Folgen für Frauen:

80 % der erwerbstätigen Frauen sind im Dienstleistungssektorbeschäftigt, d.h. Frauen werden die Folgen von GATS an vielenStellen direkt spüren. Überall auf der Welt sind es vor allemFrauen, die Dienstleistungen im Bereich der Grundversorgung erbringen,ob sie nun als Lehrerinnen oder Krankenschwestern im öffentlichenSektor beschäftigt sind, ungeschützt und schlechtbezahlt alsAltenpflegerin oder Hausangestellte arbeiten oder unbezahlt alsHausfrauen Sorgearbeit leisten. In vielen Ländern ist deröffentliche Sektor bisher ein wichtiger Arbeitgeber fürFrauen, bei dem sie sozial abgesicherte Jobs finden. Wo privatisiertwird, werden in der Regel zuerst gering qualifizierte Frauen entlassen.Arbeitsplätze werden informalisiert, in Teilzeit- und Billigjobsverwandelt und Frauen zur Gründung von „Ich-AGs“ gedrängt.Rationalisierung und Reduzierung staatlicher Leistungen haben zurFolge, dass soziale Dienstleistungen vom bezahlten in den unbezahltenSektor verschoben werden. Dort übernehmen sie Frauen in denHaushalten oder als Ehrenamt in den Kommunen.  GATS wird dieunbezahlte Arbeit von Frauen erhöhen und die soziale Polarisierungvertiefen. Im Norden wie Süden, Osten und Westen.
Indymedia ist eine Veröffentlichungsplattform, auf der jede und jeder selbstverfasste Berichte publizieren kann. Eine Überprüfung der Inhalte und eine redaktionelle Bearbeitung der Beiträge finden nicht statt. Bei Anregungen und Fragen zu diesem Artikel wenden sie sich bitte direkt an die Verfasserin oder den Verfasser.
(Moderationskriterien von Indymedia Deutschland)

Ergänzungen

Beiträge die keine inhaltliche Ergänzung darstellen

Zeige die folgenden 2 Kommentare an

Widerstandsfrauen — Norbert

@norbert — poolan