Nazis in Hall am 11.9. - erster Bericht

Halllali 12.09.2004 14:28 Themen: Antifa
Kurze Zusammenfassung der Geschehnisse in Hall am 11.9.2004
(nicht komplett!)
Ok, Fotos gibt es ja langsam ein paar, aber nun noch mal eine kurze Beschreibung der Ereignisse in Hall am gestrigen Samstag. Natürlich ist nicht alles komplett (wie soll man das aus der Perspektive von ein paar Leuten auch machen?), also ergänzt, wenn ihr Infos habt.

Erschreckend viele Faschos waren diesmal dem Aufruf von Kaeppler und co gefolgt, ich denke, dass die Angabe von 180 Nazis halbwegs korrekt ist. Was die Zahl der Gegendemonstranten angeht, lässt es sich schon schwerer einschätzen. Ich meine, 400 bis 500 ist realistisch. Wenngleich im Kessel viele Leute saßen, so war doch auf der Route der Faschos zu sehen, dass noch beachtliches antifaschistisches Potenzial da war. Leider umsonst. Die Faschos mussten zwar wegen der Sitzblockade erstmal entgegen der eigentlichen Route starten, aber als die Cops das Ganze mit ihrer „Verscheuch-und-kessel“-Aktion gelöst hatten, waren die Nazis bald wieder auf Kurs. Jede Antifa-Groupierung, die sich dann in die Nähe der Demo bewegte, wurde von echt miesen Arschloch-Bullen des Platzes verwiesen. Ohne (und ich meine das wirklich so) von Antifas oder anderen (meist Haller) Jugendlichen ausgehenden Provokationen schubsten und traten die Cops die Nebenstraßen der Route frei, teils mit Kampfrufen. Perfekt getrimmt auf die Sicht „Da ist der Feind!“ wurde alle Zivilcourage (fast ausschließlich friedlich!) von den im wahrsten Sinne des Wortes „unmenschlich“ beantwortet. „Du Stück Scheiße!“, „verhaltet euch doch wie Menschen, dann behandel ich euch auch so!“, „Du wurdest von nem Knüppel am Arme getroffen, ach Gottchen!“ und „Wenn du auf der anderen Seite stehen würdest, könnten wir drüber reden!“ sind nur einige Wortfetzen, die mal wieder zeigen wie objektiv die Staatsmacht gestern ihre Aufgaben gesehen hat. Manche hatten sichtlich Spaß, Gegendemonstranten zu erniedrigen – altes Spiel. Leider waren es eben auch genug dieser Sorte, so dass sich Aktionen wie Barrikadenbau oder ähnliches nicht verwirklichen ließ. An ein paar Stellen flogen ein paar Äpfel auf die hohlen Birnen, aber zu ernstlichem Schaden ist wohl niemand gekommen.
Die Faschos indes waren dank geeigneter Anlage leider ziemlich gut verständlich, und es war grausam, dem Schwachsinn ständig machtlos gegenüber zu stehen. Von absurden „Nie wieder Krieg“-Parolen über all den bekannten aus ihrem Mund stammenden Schwachsinn bis hin zu einer Aufforderung an die Gegendemonstranten, sich mit ihnen im Kampf gegen das System (der roten Bonzen...) zu vereinigen war echt alles drin. Ein trauriger Tag für Hall.
Eingefahren sind in die altbekannte JVA-Turnhalle ca. 30 Leute, angeblich waren es noch ein paar mehr auf diversen Bullen-Revieren. Zum Teil wurden die Antifaschisten vor den Kundgebungen mit abstrusen Vorwänden mitgenommen. Ein Halstuch im Rucksack, und angeblich bei manchen Menschen ein Stadtplan, reichte völlig aus...
Bei Verhaftungen während der Nazidemo gingen die Cops zudem völlig überzogen und brutal gegen friedliche Leute vor.

Fazit:
Zuviele Faschos, die ihre beiden Demos durchziehen konnten, zuviele Cops, die sich mal wieder echt von ihrer widerlichsten Seite gezeigt haben und abgehetzte unkoordinierte Antifas auf der Flucht... DAS MUSS ANDERS WERDEN!

GEBT DEN NAZIS DIE STRASSE ZURÜCK... STEIN FÜR STEIN!!!
KEIN PLATZ DEN FASCHISTEN IN HALLUND ANDERSWO!!!
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Ergänzungen

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--- 12.09.2004 - 14:48
Das größte Problem in Hall war wirklich die komplett fehlende Koordination, denn genügend Antifas und Bürger wären ja dagewesen, um den Aufmarsch zu verhindern.
Es fing schon damit an, dass noch am Abend vor der Demo im clubalpha völlig falsche Routenpläne auslagen und gipfelte darin, dass für Antifas kein legaler Anlaufpunkt(kundgebung) in der nähe der Naziroute geschaffen wurde. Dies führte dazu, dass die meisten Leute erstmal 2-3 Stunden mit Kletteractions und Walddurchquerungen veschwendeten um auch nur in die nähe der Route zugelangenoder gleich festgenommen wurden.
Ein weiteres Problem war wie so oft die fehlende Entschlossenheit vieler Antifas. Es hätte z.B. während Bürgerblockade die Gelegenheit gegeben,
die Nazis auch von der anderen Seite zu blockieren und somit Bullen und Nazis zu kesseln.Daran wollte sich aber niemand beteiligen, sondern lies lieber die Faschos abziehen.
Nichtsdestotrotz gabs auch einige gute Actions wie die brennenden Müllcontainer an 2 Stelle, die mit Sicherheit für eine gehörige Verunsicherung bei den Bullen gesorgt haben und auch für die Routenänderung mitverantwortlich waren. Mehr davon!

Eher unfein

Motschkolo 12.09.2004 - 14:57
Das größte Problem war die enorme Unkoordiniertheit.Es fanden sich immer mal wieder Gruppen von 50 bis 100 Leuten,die sich dann aber zwangsläufig(zuviele Seitengassen und Schleichwege) gesplittet haben.Im Großen und ganzen bewegten sich alle Antifas in kleinen Gruppen rund um den Fascho Marsch,der eben auch leider ein wirklicher ,,sich bewegender" Marsch war und an keiner Stelle wirklich ernsthaft aufgehalten wurde,wie ich glaube.
Abgesehen davon war die Gesamtlage sehr unübersichtlich.Man wusste nie,wo wie viele Menschen waren und wo man gebraucht wurde.
Die Polizei hatte keinerlei Probleme sämtliche Versuche von Zusammenrottung und Annäherung an die Faschos zu unterbinden.Auch die Pferdestaffel ging aggressiv vor und rannte regelmäßig Leute über den Haufen.Mit den Pferden gelang es den Bullen leicht zu zweit etwa 100 Antifa in Schach zu halten.
Insgesamt gesehn konnten die Faschos aber dann doch nicht ganz ungestört marschieren und wurden eigentlich überall ,wo sie hinliefen von lauten Antifas empfangen,dennoch ,der wirklich große Coup wars eben nicht und im nächsten Jahr wird man sich etwas einfallen lassen müssen,um geballte Stärke entgegensetzen zu können.

mindestens genauso wütend...

ignatz 12.09.2004 - 15:06
@ alter und wütender Antifa
Es ist klar, dass da einiges hätte besser laufen können, nur hat eben die Koordination gefehlt. Sicher, 200 Leutz mit Steinen, und auch die härtesten Cops sehen alt aus (von den Faschos ganz zu schweigen); aber: Finde mal 200 gewillte.
Z.B. der Kessel am Hagenbacher Ring. Ich schätze mal, 200 - 250 Leute minimum, die eine Reihe Cops Richtung Berliner Straße waren 30 Bullen (maximal), und was war? Nix! Irgendein DGB-Futzi (oder was vergleichbares) am Megaphon, Jesus-Freaks und besoffene Punks, Bürgerliche usw im Kessel, neben einem kleinen Haufen Aktiver (bewusst gewählter Ausdruck) - da geht nix! Wird alles aus den "eigenen" Reihen platt geredet. Und draußen? Meistens waren ja gar nicht mehr als 25, auch nur "größten Teils" fitte Leute (auf einem Fleck) am Start. Und dann kommen mit dem Faschoumzug 300 Cops in Reichweite... sorry, aber Aktionen, die eine Verhaftung unumgänglich machen, muss man sich nicht zwangsläufig geben.
Wie von anderer Seite bereits erwähnt: Es muss sich was ändern!

na ja

egal 12.09.2004 - 15:39
stellenweise war es nur noch lächerlich. direkt nach der auftaktkundgebung
am bahnhof sind wir mit ca. 80-100 anderen leuten zu dem fußweg zum berg gegangen. der weg wurde von DREI polizistInnen, davon 2 frauen (nichts gegen frauen, aber ihre männlichen kollegen sind nun mal häufig kräftiger)
versperrt. aber niemand kam auch nur auf die idee, durchzubrechen! und das
obwohl verstärkung noch weit weg war und wir, wenn wir erst mal auf dem weg gewesen wären, unsere ruhe gehabt hätten. nun ja, dann mussten wir eben einen kleinen waldlauf absolvieren. über die wiese eines bauern (sorry an dieser stelle für die kaputten zäune) gelangten wir ins wohngebiet. ein paar querstraßen weiter: 7 polizisten, normale streifenheinis, im t-shirt und ohne schlagstock. obwohl wir immer noch ca.
70 leute waren, bedurfte es der initiative einiger weniger, damit durchgebrochen wurde. großes lob ;-) an dieser stelle übrigens an den oi-skin, der dafür sorgte, dass einer der bullen ziemlich auf die schnauze flog. danach immer weiter versteckspiel, die gruppe teilte sich immer weiter auf, schließlich gelangten wir der fascho-demo gegenüber. als wir von der straßenblockade hörten, sind wir dorthin. und was machen die leute, als die bullen ein paar meter vorrücken? die ganze "blockade" zieht
ab, auf den platz vor dieser kirche (name hab ich vergessen). dort dann kessel, der auf anraten der bürgers irgendwann 20 meter weiter auf die kreuzung verlagert wird. eine polizistin, die einen punker wegen seines "ich scheiß drauf deutsch zu sein" t-shirts anmacht ("warum wanderst'n dann nicht aus?"). ein anderes mädchen, das beim anrücken der vermummten schlägerbullen hart auf den boden geworfen wird. der oben
erwähnte oi-skin wird dann doch noch verhaftet, die bullen machen give me five nach der verhaftung (was sind das eigentlich für prolls?)... dann dürfen wir raus, gehen über diverse rasenanlagen in richtung der nazidemo.
meine kumpels und ich saßen auf dem rasen NEBEN dem gehweg, als sich die vermummten schläger entschließen, die straße zu räumen und uns (obwohl wir nicht mal den gehweg blockierten) mit tritten traktieren, als wir nicht schnell genug aufstehen. überhaupt fand ich die bullen erschreckend aggressiv, obwohl ich als bayer einiges gewohnt bin.
dann rückfahrt nach hessental, wo schon jede menge faschos versammelt waren (wie schaffen die das? ihre kundgebung lief noch, als wir zum bahnhof gingen, dennoch sind sie vor uns in hessental). wir mussten durch die horde zum parkplatz, ohne den versprochenen bullengeleitschutz - was nicht so schlimm war, da sich die faschos als ausserordentlich feige erwiesen. ihre einladung, "mit ihnen im zug zu fahren" mussten wir leider ausschlagen (hör ich da jemanden "gay-bar" rufen?;-), dafür wurden wir aus
sicherer entfernung bespuckt und mit bier bespritzt - na ja.

alles in allem war es frustrierend, und liebe leute: wenn euch sieben normale junge männer (sagen wir mal anwohner) verbieten wollten, eine bestimmte straße lang zu gehen - würdet ihr das zulassen? ja wohl nicht. haben wir es dann wirklich nötig, einen solchen respekt vor einer uniform zu haben?

Zur Diskussion

angereister 12.09.2004 - 15:53
Wie eigentlich schon bekannt sein sollte: indymedia ist kein Forum für Diskussionen. Ausserdem sollten Diskussionen um Taktiken usw. nicht gerade öffentlich geführt werden. Wenn soviele Menschen am Tag des Geschehens nach Hall fahren können, wird es doch auch möglich sein, im Vorfeld sich besser zu organisieren. Dort sollten die Diskussionen geführt werden. Die nächste Demo kommt bestimmt. Genug Zeit, Fehler aufzuarbeiten und zwar nicht durch emotionale Kommentare mit der indymedia-Ergänzungfunktion.

unschöne szenen am rande

anwesende 12.09.2004 - 16:19
wie ich selbst vor ort erfahren habe gab es mal wieder unschöne szenen am rande der nazidemo sprich bei den gegendemonstranten. die demo der nazis stand unter dem mooto "die usa sind unser unglück" und das datum der 11. september wird auch nicht zufall gewesen sein.
im wohngebiet zog die nazidemo geschützt durch einen polizeikordon an einer kleinen seitengasse vorbei in der ein paar wenige antifas standen die sich lautstark verbal äusserten. einige antifas zeigten den vorbeiziehenden nazis eine israelfahne und eine usafahne, kaum hielten die antifas ihre usafahne hoch wurde sie von ein paar anderen gegendemonstranten angegriffen - diese versuchten sich mittels gewalt der fahnen zu bemächtigen, als dies nur bei der usafahne lediglich kurzzeitig gelang, schlug einer der angreifer den israelfahnenträger mehrmals auf brutalste art und weise mit seinen fäustenins gesicht und auf den kopf. unglaublich !!

Bericht einer Ingewahrsamnahme

Gewaltpotential in Person 12.09.2004 - 16:32
Als wir in Hall ankamen und direkt in eine Polizeikontrolle gerieten, wurden unsere Rucksäcke und Ausweise kontrolliert. Als hier festgestellt wurde, dass ich bzw. wir Halstücher und wohl auch Plastikflaschen im Rucksack hatten wurden wir gleich weiter zu anderen Polizisten geführt, die sich um uns kümmern sollten.
Die folgende Behandlung allerdings zog sich etwa 2 Stunden hin, was die meiste Zeit aber zum Glück im Schatten verbracht werden konnte. Der Rucksack wurde erneut aufs gründlichste durchsucht, ich selbst auch sehr gründlich(Schuhe, Strümpfe, Blick in Unterhose) und schliesslich wurden noch zwei Fotos(Eines mit Polizistin und eines ohne) mit unserer Bearbeitungsnummer gemacht. Unsere Sachen wurden alle abgenommen, in einer Liste aufgenommen und weggepackt.
Als die Polizisten es endlich geschafft hatten einen Gefangenentransporter in Form eines riesigen alten Reisebusses in Grün zu besorgen wurden wir dort hinein verfrachtet.
Die Polizei im Bus hatte erst Probleme herauszufinden wohin sie fahren sollten, doch schliesslich einigte man sich auf die "Hagenbacher Steige". Zwei Rundfahrten durch die Stadt folgten, bis festgestellt wurde, dass es gar keine Hagenbacher Steige in Hall gibt. Irgendwann ham sie es dann aber doch geschafft und an einer weiteren Kontrollstelle weitere Personen eingeladen und wir fuhren zur Haller Polizei. Dort wurden drei Festgenommene, einer wohl wegen BTM, ausgeladen.
Wir fuhren weiter zur ausserhalb gelegenen Justizvollzugsanstalt Schwäbisch-Hall, wo wir dann in die Gefängnisturnhalle gebracht wurden und dort weitere Personen vorfanden.
Die Unterbringung selbst hätte, abgesehen von der Tatsache, dass die Gründe(siehe unten) ein Witz waren, schlechter aussehen können. Wir konnten selbstständig auf Toiletten(Männer und Frauen getrennt), wo wir auch mit zur Verfügung gestellter Becher Wasser trinken konnten. Wir konnten uns unterhalten und mit einer leeren Tablettendose etwas Fußball spielen.
Auf Anfrage konnten einige wohl auch in einem gewissen Maße an Gegenstände aus ihrem Gepäck herankommen.
Um den EA etwas zu entlassen beschlossen wir uns auf einen Zettel alle Namen der 32 Turnhallen-Insassen aufzuschreiben, damit einer sie gesammelt an den EA weitergeben konnte. Als wir das versucht haben, hat der zuständige Polizist allerdings erst die Nummer verlangt, die wir anrufen wollten und hat sie an anderer Stelle kontrolliert, worauf uns das Telefonat mit dem EA verweigert wurde. Zuvor konnte zwar einzeln telefoniert werden, wohl auch mit dem EA, ob das nach der Zettel-Sache einzeln noch immer möglich war, weiß ich nicht.
Um 18:55 erreichte die Polizei dann ein Anruf und um 19 Uhr teilte man uns mit, dass wir freigelassen werden würden(Konjunktiv wird nach der Revo abgeschafft!).
Wir bekamen nacheinander unsere Sachen wieder und konnten die JVA ohne Probleme(zumindest waren mir keine bekannt), verlassen.

Zu den Gründen:
Der spektakulärste Grund war wohl die Mitführung zwei ausgeblasener Straußeneier und einer noch nicht eingebauten Radioantenne eines Autos.
Sonst waren die meisten wohl wegen "Mitführen von Vermummungsmaterial. Wollte damit auf Demo gehen."(Eintrag im Formular der Polizei) in die Turnhalle gebracht worden.
Inwieweit das rechtlich zulässig ist weiß ich nicht, ist mir aber auch nicht sonderlich wichtig, denn mein Kopf sagt mir, dass das ganze ziemlich lächerlich ist.

danke fürs zuhören :-)

P.S. 30 Minuten vor Freilassung bekamen wir immerhin sogar Kaffee aus Polizeivorräten. Zwar schwarz, aber Kaffe ist Kaffee.

Zur Militanz

auch da 12.09.2004 - 16:40
Nun ja Stragien sollten nicht debattiert werden, aber einstellungen und Infos schon, da ja sonst jede/r Müll schreiben könnte. Meines Erachtens gab es nie die Chance, den Aufmarsch zu verhindern. Aber es hätte vieles besser laufen können. Als die Bullen die erste Sitzblockade angriffen, waren wir bestimmt fast 400 Leute, wenn nicht alle panisch weg gerannt wären hätten die nicht 15 sondert vielleicht 45 Minuten gebraucht um uns bis zur Kirche zutreiben, den erten möglichen Kesselungs Platz. Der Kessel wäre auch gut möglich gewesen zu verhindern, aber niemand half mit die das Aufrichten der Bullensperren zuverhindern. Nachdem die Zahl der Leute die drausen waren, und mensch kam noch gut nach 15 min raus, halbiert war ging halt nur noch wenig. Durch Passivität wird sich halt nichts ändern. Wir müssen keine MärtürINNEN werden um erfolgreich Antifa-Politik zu machen, aber mit ein bisschen Gedanken machen wär`s Gestern schon besser gelaufen. Bitte bei der Nachbesprechung mal an diskutieren.

Schrecklich chaotisch

SAR 12.09.2004 - 17:48
Als ich um 13.00 Uhr am Bahnhof Schwäbisch Hall Hessen ankam, stiegen dort auch einige Faschos aus, Bullen waren sehr massiv vor Ort.
Mit der S-Bahn die eigentlich mit Ausnahme von mir, einem Genossen und ca. 3 Passanten nur mit Faschisten besetzt war (wir verhielten uns ruhig und wurden auch nicht angemacht, Bullen fuhren keine mit) gings dann nach Schwäbisch Hall.

Beim aussteigen wurden dann Linke und Faschisten getrennt, Zitat eines Bullen zu mir: "Geh lieber nach links, ist besser für deine Gesundheit".
Als ich dann weiter lief (Schwarzer Kapuzenpulli, schwarze Hose, schwarzes Halstuch, schwarze Kappi und schwarze Sonnenbrille) wurde ich von einem Bullen festgehalten: "Gehörst du nicht auf die andere Seite". Mit einer Andeutung zu einem antifa. Button auf meinem Sweatshirt konnte ich weiter gehen.

Ich guckte mich erst mal hinter dem Bahnhofsgebäude um. Niemand zu sehen.
Warum wurde hier nicht einfach der Faschosammelpunkt (wie am 14. September in Freiburg (erfolgreich)) blockiert?
Dann ging ich völlig planlos erst mal durch die Altstadt, auf dem Weg dann gleich ein paar Verhaftete die zwischen den Bullen am Boden saßen.

Unten am Flussufer traf ich dann auf weitere Antifaschisten (in etwa. 70 Leute).
Nach dem dort (wie dann später den ganzen Tag über) alle in eine andere Richtung wollten, ging dann eine Art Demozug zum Club Alpha.
Dort wiederum auch kein Plan.
Es versuchten einige Leute den Berg hochzukommen, auf den Bahngleisen standen aber Bullen, welche dann eine Gruppe Bullen oder BGSler losschickte, also wieder Rückzug. Unten auf der Straße filmte ein Zivilbulle oder jemand vom VS aus einem roten PKW.

Nach einiger Zeit machte sich dann eine Gruppe von ca. 20 Leuten auf, den Zubringer entlang bis zu einer Tankstelle zu laufen. Dort versammelten sich dann wieder mehr Menschen, allerdings gings dann nur noch hin und her. Versprenkte Gruppen von Antifas spielten Geländespiele hopsten über Zäune, verloren und sammelten sich, keiner hatte auch nur irgendwie einen Plan.
Die meisten schienen überhaupt nicht aus Halle zu kommen.

Anstatt mit geballter Kraft eine kleine Polizeisperre zu durchbrechen, wurde abgehauen und versucht wo anders durchzubrechen.
Die Bullen waren aber schneller (Zivilbullen, versteckte Bullen, Fahrzeuge, Funkgeräte, Telefone usw.).

Irgendwann hatten wir geschafft etwa. 100-150 Leute zusammenzutrommeln und bezogen gegenüber den Faschisten (welcher der zwei angemeldeten Aufmärsche das jetzt war weiß ich nicht) Stellung.
Wir wollten eigentlich die Straße blockieren, ca. 10 Leute mit Transpi probierten das auch, ansonsten wollte sich aber keiner beteiligen und als die Bullen mit Konsequenzen drohten stellten sich alle wieder brav hinter die Bullenketten welche die Straßenseiten mit Faschisten und Antifas trennten.
Die ganze Zeit wurde alles sehr genau gefilmt, als einige Leute ihr Transpi höher hielten kam sofort ein Bulle: "Haltet mal das Plakat tiefer sonst nehm´ ich euch´s weg".

Ab und zu gab es ziemlich leise Antifasprechchöre und schwachsinnige Sprüche wie "Stalingrad, jede Min. ein Soldat" oder "Ihr habt den Krieg verloren....".
Ansonsten hattens wohl viele nicht nötig sich anzustrengen und mal zusammenzuarbeiten.
Als die Faschisten Sprüche wie "Ob Ost ob West nieder mit der Roten Pest" brachten gabs Kontra.

Dann wanderten plötzlich immer mehr Antifas durch eine Seitenstr. ab um wohl ein Stück weiter zu blockieren, als fast alle weg waren wollte der Rest hinterher, dann hieß es aber plötzlich die seien gekesselt worden.
Nach einer Weile setzten sich die Nazis in Bewegung, ein Stück konnten wir nebenher laufen und es wurde über die Bullenkette gerotzt, nach einer Weile gings dann wieder in Seitenstr. um den Aufmarsch zu überholen.

Zuerst konnte man dann wieder gut an die Nazis ran, es wurde gepöbelt und ein paar Äpfel (lagen auf der Str. von Apfelbäumen) wurden geschmissen, ein Nazi konnte gerade noch so mit seinem Holzschild parieren.
Die Bullen fingen gleich abartig an rumzuschreien.

Als wir eine Unterführung betreten wollten, kamen uns schon BGSler (in Kampfmontur) entgegen, plötzlich rannten die dann mit einem Kampfgeschrei (was mich an Wildschweine erinnert) und gezogenen Prügeln hinter der Menge her. Es blieb aber bei der Einschüchterung.

Ab diesem Zeitpunkt wurde wieder einmal nur noch durch die Pampas gerannt, es gab aber keinen wirklichen Kontakt mehr mit den Faschisten, überall waren sofort die Bullen da, immer wenn diese wieder Straßen freimachten und sich irgendwelche Leute Hoffnungen machten, wurden die nächsten wieder abgeriegelt. Also der Aufmarsch wurde weiträumig abgespert, erstens durch eine Massive Bullenkette um den Aufarsch, samt Pferden usw. zweitens mit minimalen Bullensperren.

Die Bullen waren entweder aggressiv oder sehr ironisch.
Ein Bulle stieg z.B. schon schlagstockschwigend aus und erklärte uns ach so freundlich dass wir hier nicht durchgehen könnten und dass wir den ganzen Weg zurück müssten, höhö.
Der Staats- oder evtl. sogar V-Schutz hatte mit einem zivilen, schwarzen Benz auf dem Berg Stellung bezogen.

Also so, lässt sich kein Faschoaufmmarsch verhindern!
Wenn man schon plant mit Kleinstgruppen zu agieren, dann müssen diese Gruppen auf zusammenbleiben und mindestens zwei Ortskundige dabei sein.
Es kann doch nicht sein, dass eine Gruppe nur aus Auswertigen durch Halle streift, nicht weiß wo sie ist und so einen Aufmarsch verhindern soll.

ein link zu bildern

infoladen ludwigsburg 12.09.2004 - 22:19
auf http:// www.infoladenludwigsburg.de gibt es bilder des faschoaufmarsches sowie der gegenaktivitäten.

Gesetz

fight law and order 12.09.2004 - 22:37
 http://dejure.org/gesetze/VersG/17a.html

Versammlungsgesetz
>

3. Abschnitt - Öffentliche Versammlungen unter freiem Himmel und Aufzüge (§§ 14 - 20)

§ 17a

(1) Es ist verboten, bei öffentlichen Versammlungen unter freiem Himmel, Aufzügen oder sonstigen öffentlichen Veranstaltungen unter freiem Himmel oder auf dem Weg dorthin Schutzwaffen oder Gegenstände, die als Schutzwaffen geeignet und den Umständen nach dazu bestimmt sind, Vollstreckungsmaßnahmen eines Trägers von Hoheitsbefugnissen abzuwehren, mit sich zu führen.

(2) Es ist auch verboten,

1. an derartigen Veranstaltungen in einer Aufmachung, die geeignet und den Umständen nach darauf gerichtet ist, die Feststellung der Identität zu verhindern, teilzunehmen oder den Weg zu derartigen Veranstaltungen in einer solchen Aufmachung zurückzulegen,
2. bei derartigen Veranstaltungen oder auf dem Weg dorthin Gegenstände mit sich zu führen, die geeignet und den Umständen nach dazu bestimmt sind, die Feststellung der Identität zu verhindern.

(3) Die Absätze 1 und 2 gelten nicht, wenn es sich um Veranstaltungen im Sinne des § 17 handelt. Die zuständige Behörde kann weitere Ausnahmen von den Verboten der Absätze 1 und 2 zulassen, wenn eine Gefährdung der öffentlichen Sicherheit oder Ordnung nicht zu besorgen ist.

(4) Die zuständige Behörde kann zur Durchsetzung der Verbote der Absätze 1 und 2 Anordnungen treffen. Sie kann insbesondere Personen, die diesen Verboten zuwiderhandeln, von der Veranstaltung ausschließen.

ich nochmal

egal 13.09.2004 - 15:54
zur militanz kann ich immer wieder nur den vorsitzenden der npd senden (aus der nähe von ulm) zitieren: "ihr glaubt doch selbst nicht, dass uns ein paar lichterketten und schweigemärsche aufhalten werden." wo er recht
hat, hat er recht, selbst wenn er ein faschist ist. die frage sollte nicht
sein, ob mensch militant agiert, sondern wann und wo. am sammlungsort der faschos etwa wäre es sinnlos gewesen (@sar: einer der leute mit dem zu hoch gehaltenen transpi war übrigens ich) - zu viele bullen, zu unsichere erfolgsaussichten. bei der ersten blockade hingegen wäre ein wenig mehr organisierter und entschlossener widerstand angebracht gewesen. nicht zuletzt deshalb, weil die bullen bei "gefährdung der öffentlichen sicherheit" den nazi-aufmarsch sofort absagen (siehe 1.5. in berlin-f'hain).

das mit der usa-fahne ist einerseits verständlich, andererseits bei einem solchen anlass (faschodemo) halte ich es für unnötig, sich auch noch mit den eigenen leuten anzulegen. allgemein sollten wir uns nicht darauf versteifen, immer das gegenteil dessen zu fordern, was die faschisten wollen. wir müssen vielmehr den (unbeteiligten) menschen klarmachen, warum
unsere kritik an den usa, an israel oder am sozialabbau anders zu verstehen ist als die "kritik" an allen diesen punkten von seiten der neo-nazis. und wir müssen endlich wieder eine perspektive, ein ziel linker politik finden, sonst können uns die faschos mit ihren bewusst einfach gehaltenen parolen an die wand spielen.


p.s.: in dem roten wagen saßen kripo-beamte, die sich später auch im kessel rumtrieben... hätten wir eigentlich als geiseln nehmen sollen ;-)

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