Berlin: Feministische Widerstandstage

Lotti 12.09.2004 02:41 Themen: Antirassismus Gender Globalisierung
In Berlin fand heute, Samstag d. 11.9., eine Demo der 'FeministischenWiderstandstage gegen Gewalt gegen Frauen, Rassismus und Sozialabbau'statt, an der sich etwa 250-300 Frauen; Lesben und Transgendersbeteiligten. Die Demo zog gegen 12:45 vom Alexanderplatz über dieGrunerstrasse, Mühlendamm, am Haus der Deutschen Wirtschaft vorbeiüber die Breite Straße zurück zum Standort derviertägigen Aktionen am Schloßplatz. Die Demo strahlte guteLaune aus und war durch Redebeiträge und Parolen in verschiedenenSprachen gut zu hören. Redebeiträge und Transparente wandtensich gegen Rassismus, Polizeigewalt, Sexismus, Kürzungen imSozialbereich und Hartz-Umstrukturierungen allgemein. Besondersthematisiert wurden immer wieder die besonderen Auswirkungen fürFrauen, wie beispielsweise ganz konkret die angedrohteSchließung von Frauenhäusernin Berlin und Hamburg,aber auch Schwierigkeiten, die durch neoliberaleStromlinienförmigkeit etwa für Migrantinnen oder behinderteFrauen entstehen.

Die Aktionstage, die von Donnerstag bis Samstag ihren Mittelpunkt aufdem Berliner Schloßplatz hatten und noch bis Sonntag imKreuzberger "Chip" stattfinden, haben ein vielfältiges Programmmit Aktionen am Reichstag, dezentralen Aktionen, einer Ausstellung"Grenzenlos und Unverschämt - Zur Lebenssituation vonIllegalisierten Frauen", Autokorso, Veranstaltungen, Filmen und Konzert.

Jingle| Beitragvon Radio Z | Artikelbei Indymedia mit Fotos | Aufruf
Redebeitrag: GATS: Privatisierung + ihre Folgen für Frauen
41 min Rückblick (Radio Z)
Die Organisatorinnen betrachten den bisherigen Ablauf der Aktionstageals ausgesprochen erfolgreich: es beteiligen sich Frauen, Lesben undTransgender (FLT) aus viele west- und einigen ostdeutschenStädten, aus Paris, Rom und Schweden - insgesamt warendurchschnittlich 150-200 auf dem Schloßplatz. Die Reaktionen derPassantInnen waren mehrheitlich positiv oder interessiert; viele habensich Informationsmaterial mitgenommen oder sich anUnterschriftenaktionen beteiligt. Bedauerlicherweise lag das Interesseder kommerziellen Medien fast bei null. Sicherlich kam es, vor allemnachts, auch zu Pöbeleien durch angetrunkene Männer, abernicht zu deutlich aggressiven Handlungen.

Die Aktionstage wurden organisiert von einem breiten Bündnisautonomer Frauenhäuser, der zentralen Infostelle autonomerFrauenhäuser und autonomen FLT-Gruppen; die Listeder Unterstützerinnen reicht von Terre des Femmes überFrauenlesbenreferate diverser Unis, dem FrauenLesbenInfoRadio-Dreyeckland, autonomen Frauengruppen und Gesundheitszentren bishin zu Hydra und der Kommune Niederkaufungen. Die Idee entstand Endeletzen Jahres parallel beim Treffen der Frauenhäuser und beimüberregionalen FLT-Treffen; Themasollte die neoliberale Politik sein und die von dieser angestrebteIndividualisierung. Es ist seit Jahren der erste Versuch einer sobreiten Vernetzung: Frauenprojekte und Autonome Frauenbewegung, altefeministische Bewegung und Transgender. Es waren daher viele Frauenbeteiligt, die "schon lange dabei sind" und die Altersspanne war sehrbreit.

Immer wiederkehrende Themender Aktionstage sind Gewalt gegenFrauen (dazu vor allem die drohende Schliessung verschiedenerFrauenhäuser), Rassismus(Situation von MigrantInnen und Auswirkung der Kürzungen fürsie), Sozialabbau (Hartz IV)und Neoliberalismus (GATS,Privatisierungen, Bedeutung von "Qualitätssicherung", Krieg).

Aus dem ausgesprochen lesenswerten Text zu "'Qualitätsmanagement&' in der TuBF ?Zum Kontext von GATS - Privatisierung - Zertifizierung " (rtf),der verständlich erläutert, welche Auswirkungen neoliberalePolitik auf  die vor allem im Dienstleistungsbereich tätigenFrauen hat, und wie sich eine Gesellschaft, die ehemals zumindestsozialstaatliche Ansprüchehatte, für eine rein marktorientierte Weltwirtschaftumstrukturiert:

"(...)Fabrik-Normen für Menschen?

Was (...) als 'Herausforderung' beschrieben wurde, nämlich dieÜbertragung der Fabrik-Norm auf eine soziale Einrichtung, siehtz.B. imBereich der 'Jugendpflege' z.B. folgendermaßen aus:

  • die Industrienorm 6 'Kennzeichnung undRückverfolgbarkeit vonProdukten' wurde zur 'Rückverfolgbarkeit des Erziehungsprozesses' ,
  • die Industrienorm 12 'Prüfstatus der industriellenProduktion' wurdezur 'Abrufbarkeit des Fortschritts in der pädagogischen Akte' ,
  • die Industrienorm 15 'Handhabung, Lagerung, Verpackung,Konservierung' mutierte in der Jugendhilfe zu 'Rahmenbedingungen undUnterbringung'

Die Fabrikmäßige Idee ist die, Produktionsabläufeunabhängig von dendaran beteiligten Menschen planbar, wiederholbar, permanent verbessertzu machen, wo alle Fehler 'ausgemerzt'werden, um einen überallidentischen perfektem Standard zu garantieren.
(...)"
Die Aktionsformen während der vier Tage umfassten sowohl Diskussions- und Informationsveranstaltungen(z.B. "Entwicklung um jeden Preis? - Privatisierung undGeschlechterverhältnisse am Beispiel Indien",  "FrauenLesben-Projektein Zeiten des Neoliberalismus" oder  "IOM - Frauenhandel alsPrestigeobjekt") als auch vielfältige Aktionen in derÖffentlichkeit.
So wurde am Freitag, dem 'Tag der dezentralen Aktionen' bereits um 9Uhr, dem 'Arbeitsbeginn' der Bundestagsabgeordneten die Zufahrtsstrassezum Abgeordneteneingang desBundestages blockiert und mit Schildern und Transparenten aufdie Auswirkungen für Frauen der aktuellen gesellschaftlichenUmbrüche hingewiesen, also Um-/Abbauder Sozialpolitik (Hartz), Gesundheitsreform,Asylbewerberleistungsgesetz, Zuwanderungsgesetz.Erwartungsgemäß interessierten sich die Abgeordneten nichtsehr, die Sicherheitskräfte um so mehr. Die 30 beteiligten Frauenzogen nach etwa 15 Minuten zum BesucherInneneingang des Reichstags undentrollten dort eine lange Banderole mit Forderungen, die wartendenBesucherInnen sahen und hörten verwundert und interessiert zu;insb. eine italienische Reisegruppe war begeistert, als ein Redebeitragin italienischer Sprache gehalten wurde. Nach weiteren 10 Minuten wurdedie Aktion beendet.

Gegen elf Uhr begann die 'Putzaktion',bei der sich ca. 60 Frauen mit Putzkitteln, Kopftüchern und Eimernauf dem Weg zum Alex machten. Unterwegs wurde in Cafés, beiMcDonalds und in der U-Bahn alles geputzt, was in den Weg kam, auchdurchaus auf gedeckten Tischen. Direkt hinterher wurdenFlugblätter verteilt, die die Arbeitsbedingungenvon illegalisierten Migrantinnen beschrieben. Auch hier wurde mitInteresse und Verblüffung auf die Aktion reagiert, die allenBeteiligten viel Spaß gemacht hat.



Die 'Stadtralley' begann um 14Uhr. Fünf Gruppen sollten verschiedene Aufgaben unter demOberthema 'Nichts muss so hingenommen werden, wie es ist' lösen.Diese Arbeit wurde hinterher auf Stellwänden mit Fotos und mitHilfe des verwendeten Materials dokumentiert. Dabei wurden bspw.Straßen umbenannt (in Lisa-Fittko-, Bleiberecht-, Layla-Zana-,Widerstands-, Rote-Zora- oder Madjiguene-Cissé-Strasse) undPlakate mit Aufklebern verschönert (Sprechblasen "Gegenalltagskrieg und Kriegsalltag weltweit" oder "Anerkennungfrauenspezifischer Fluchtgründe"). Eine weitere Aufgabe war,Schildchen mit Hinweisen zu Produktionsbedingungen fürKäuferInnen gut sichtbar in Bekleidungsgeschäften and dieBügel oder in die Taschen zu stecken. Die Schildchen gab es sowohl'multifunktional für verschiedene Läden' als auch speziellfür H&M.

Die Zettel ähnelten den üblicherweise in Bekleidungeingenähten Schildchen mit Hinweisen zur Wäsche etc:

Made in Hell -
hergestellt im rechtsfreien Raum
Vorwürfe gegen H&M
  • 7-Tage-Woche
  • immer wieder vorkommende Kind
  • Keine Gewerkschaften
  • Kein Mindestlohn
  • schlechte bis keine Sicherheitsstandards
  • Kein sauberes Trinkwasser
  • 90-Stunden-Woche
  • 7-Tage-Woche bei gleichbleibend niedrigen Löhne
  • Kein Arbeitsschutz

  • sexuelle Übergriffe
  • zwangsweise angeordnete Überstunden
Schilder, die inBekleidungsgeschäften an der Ware angebracht wurden - dieinitiierende Gruppe kann per Mail erreichtwerden

Außerdem wurde am FrauengefängnisPankow ein Transparent angebracht und das Bismarckdenkmal am GroßenStern mit Schildern versehen.

Bei jeder Gelegenheit sollten 'Nadelstichegegen das Patriarchat' verteilt werden - Zettel, die mit einerStopfnadel versehen waren:

Welche Frau undwelches Mädchen kennt das nicht:
dumme Sprüche, blöde Anmache, distanzloses Verhalten undÜbergriffe vonbekannten und unbekannten Männern. Ca. jede 4. Frau ist mitmassiversexualisierter Gewalt konfrontiert.
Gleichzeitig wird in der Öffentlichkeit immer wieder behauptet,hierzulande sei die Emanzipation oder sogar die Befreiung der Fraulängst etabliert.
Die erlebte Gewalt zeigt, dass das eine Lüge ist.
Die Frauenbewegung hat in den letzten 20 Jahren die gesellschaftlicheStimmung beeinflusst. Die im Privaten verborgene und verheimlichteGewalt und Herrschaft wurden öffentlich thematisiert undpolitisiert.
Es entstanden Frauen- und Mädchenhäuser, Notrufe undBeratungsstellen.
Heute findet ein massiver Rückschlag statt: Frauen, die eineGewaltsituation beenden wollen, haben keine freie Wahl desZufluchtsortes mehr. Und Migrantinnen, die keinen gesicherternAufenthaltsstatus haben, sollen gar keinen Schutz in Frauenhäusernmehrfinden. Frauenhäuser und andere Unterstützungseinrichtungenwerden vomStaat finanziell und inhaltlich gekürzt und geschlossen.
Die Gewalt gegen Frauen und Mädchen geht aber weiter.
Trotzdem und gerade deshalb - Frauen wehrt Euch!
Gern verteilt wurden auch Postkarten für ein Preisausschreiben desBundeswirtschaftsministers. Zu beantwortende Fragen waren etwa:

"Warum arbeitest du?"
a) Damit ich konsumieren und das Wirtschaftswachstum ankurbeln kann
b) Um leben zu können
c) Weiss ich auch nicht

"Was würdest du mit deiner freien Zeit tun, wenn du nur 20 Std.pro Woche arbeiten müsstest, um genug Geld zu haben?"
a) Vor der Glotze abhängen
b) Einen Flohzirkus eröffnen
c) Überlegen, wie die Wirtschaft organisiert werden könnte,damit alle nur noch 10 Std. arbeiten müssten

"Wer profitiert am meisten von deinem Job?"
a) Die AktionärInnen und ManagerInnen
b) Meine Therapeutin
c) Mein kollektiv und ich

1. Preis
50-Std.-Job ohne Lohnausgleich bei Siemens
2. Preis
Rente schon ab 75
3. Preis
20 unbezahlte Überstunden ohrer Wahl
4.-100. Preis
Ein Antragsformular für Arbeitslosengeld nach Hartz IV


Bereits am Donnerstag fand ein Autokorsomit 15 Autos statt, der ebenfalls auf grosses Interesse stiess. Freitagnach Abschluss der Demo zogen die Aktionstage nach Kreuzberg in's'Chip' in der Reichenberger Strasse um.

Samstag abend findet ein Konzert im RAW-Tempel statt, und Sonntag wirdes noch ein gemeinsames Abschlussfrühstück mit Auswertung undBlick in die Zukunft geben.

Die Aktionstage sinddringend auf Spenden angewiesen


Förderverein Frauenhaus Kassel e.V.
Stichwort: Berlin
Kasseler Sparkasse
BKLZ 520 503 53
KTO: 1189140


Aus dem Aufruf:

Warum feministische Aktionstage?

Die aktuelle Politik in der BRD bedeutet eine massive Verschlechterungder Lebenssituation von Frauen und Mädchen. Vereinzelung,Verarmung und ungesicherte Arbeitsverhältnisse gehören zu denzentralen Folgen dieser Politik.
Weltweit verschärfen sich die Lebensbedingungen durch die immergrößere Ausbreitung der kapitalistischen Globalisierung undderen Verwertungsstrategie. In allen Lebensbereichen sind besondersauch Frauen mit Zwang und Kontrolle, Ausgrenzung und Entrechtung,Erniedrigung und unmittelbarer Gewalt, sozialen Kürzungen,Ausbeutungs- und Unterdrückungsverhältnissen konfrontiert.
Gewalt- und Unterdrückungsverhältnisse funktionieren nur,wenn sie zur Normalität erklärt werden und wenn sie durch dasVerhalten jeder/s einzelnen stabilisiert werden.

Laut UNICEF ist Gewalt gegen Frauen die häufigsteMenschenrechtsverletzung -
die herrschende Politik sorgt dafür, dass dies so bleibt

...

Gegen das Patriarchat
Eine Grundlage dieser Gesellschaft ist das Patriarchat. Im Patriarchatsind Frauen/Mädchen/Lesben/ Transgender von Männergewalt,Diskriminierung und Ausbeutung – strukturell und individuell –betroffen.
Wir sind mit Rollenzuschreibungen und Zwangsheterosexualitätkonfrontiert, da dass Patriarchat auf Zweigeschlechtlichkeit basiert.
In diesem Sinne ist es für die patriarchale Ordnung notwendig,dass jeder Mensch einem Geschlecht zugeordnet wird und sich selbstzuordnet. Besteht bei der Geburt keine eindeutige Geschlechtszuordnung(Intersexualität) entlang der Meßlatte fürMännlein und Weiblein, wird die frisch geborene Person durchmedizinische Eingriffe zurechtoperiert. Das Transsexuellengesetz (TSG)definiert transidentische Menschen als krank und zwingt sie zuweitgehenden Maßnahmen, um eine Eindeutigkeit des Geschlechts zuerreichen. Transsexualität hat so viele Gesichter, wie esTranssexuelle gibt.
Solange das dualistische Denken Platz in unseren Köpfen hat istder Schutz Transsexueller /-identischer Personen durch ein radikal imSinne der Selbstbestimmung verändertes TSG notwendig.
Weg mit dem patriarchalen Normalzustand!


Gegen Rassismus
Menschen anderer Nationalität, Hautfarbe oder Sprache zu Fremden,„Ausländern“ oder „Asylanten“ zu machen ist die Wurzel desnationalistischen gesellschaftlichen Konsens. Ohne diesennationalistischen Konsens wäre es unmöglich, dass dergrößte Teil der Bevölkerung es als positiv und richtigerachtet, dass Flüchtlinge und MigrantInnen über die Asyl-und Ausländergesetze kriminalisiert und illegalisiert werden.
So bedeutet das neue Zuwanderungsgesetz z.B. :
Flüchtlingen und MigrantInnen werden in für den Arbeitsmarkterwünscht und unerwünscht sortiert,
frauenspezifische Fluchtgründe werden nur vordergründigberücksichtigt, z.B. besteht weiterhin die Nachweispflichtfür erlebte sexualisierte Gewalt.
Die Rechte von Flüchtlingen und MigrantInnen werden zunehmendeingeschränkt, Flüchtlinge können sich aufgrund derResidenzpflicht nicht frei bewegen und leben untermenschenunwürdigen Bedingungen in Lagern und Ausreisezentren, dieAbschiebepraxis wird verschärft.
Migrantinnenprojekte und Flüchtlingsinitiativen, die sich gegenweitere Einschränkungen ihrer Rechte wehren, sind vonKürzungen betroffen.
Abschaffung aller rassistischen Sondergesetze!
Bleiberecht für alle!


Gegen kapitalistische Ausbeutung
Unter dem Stichwort Agenda 2010 vollzieht die Bundesregierung einensozialen Angriff weg vom „Sozialstaat“. Profitmaximierung undEntsolidarisierung lautet die offizielle Devise der Herrschenden.
Ein Beispiel hierfür ist Hartz IV:
Die geplante Zusammenlegung von Arbeitslosenhilfe und Sozialhilfebedeutet immer schlechtere Arbeits- und Lebensbedingungen, zunehmendeArmut und entgarantierte, rechtlose Arbeit entlang den gesellschaftlichetablierten Hierarchien: erst der Mann dann die Frau, erst dieEinheimischen, danach MigrantInnen, Flüchtling, Illegalisierte.
Während der feministischen Widerstandstage wollen wir dieSituation von Frauen in den Vordergrund stellen: Frauen sind schonjetzt besonders von Armut betroffen, arbeiten unbezahlt oderschlechtbezahlt. Laut Statistischem Bundesamt beträgt derDurchschnittsverdienst von Frauen nur 75% von dem der Männer. Jedeweitere Kürzung, wie die geplante Streichung von Zusatzleistungen,trifft sie deshalb besonders hart.
Mit der Entsolidarisierung im Rahmen der sog. Gesundheitsreform sindFrauen, Lesben und Mädchen mit Behinderungen und chronisch Krankein großem Maße konfrontiert.
Solidarität statt Spaltung!


Gegen Globalisierung
„Wir sind hier, weil ihr unsere Länder zerstört“. Dieser vonwiderständigen Flüchtlingen formulierte Satz konfrontiert unsin wenigen Worten damit, dass kapitalistische Verwertung und globaleAusbeutung von den Industriestaaten ausgeht, in denen wir auch leben.
Profitmaximierung kennt keine Grenzen. Hierfür ist jedes Mittelrecht. Humanitäre Hilfeleistungen oder die Befreiungunterdrückter Frauen sind nur Vorwände für Kriege, dieeigentlich den Zugriff der kapitalistischen Länder aufArbeitskräfte und Rohstoffe sichern sollen.
Wir solidarisieren uns mit all jenen, die gegen Ausbeutung undHerrschaft im Widerstand sind. Mit den Frauen, die in denWeltmarktfabriken für menschenwürdige Arbeitsbedingungenkämpfen, mit den Bauern und Bäuerinnen, die sich gegen dieGenpatentierung ihrer Agrarfrüchte wehren, mit den Menschen, dieweltweit gegen die Privatisierung der Wasserressourcen kämpfen,mit den Frauen, die an allen Orten gegen Männergewalt Widerstandleisten. Wir wollen einen internationalistischen Widerstand !
Die Welt ist keine Ware - gegen kapitalistische Ausbeutung und Krieg!

...
Kämpfen wir gemeinsam für ein herrschaftsfreies undselbstbestimmtes Leben für alle!



Kontakt und weitere Infos:

"gemeinsam kämpfen"
c/o Aradia Frauenbuchladen
Pestalozzistr. 9
34119 Kassel

e-mail:
flfltwiderstand@linkeseite.zzn.com




Schließlich noch eine Ankündigung der BundesweitenDemonstration

Keine Schließung des 1.Hamburger Frauenhauses!
Sa. 30.10.2004 ab 12 Uhr abS-Bahnhof Sternschanze mit einer Zwischenkundgebung am Gänsemarktund Abschlußveranstaltung am Rathausmarkt.
Indymedia ist eine Veröffentlichungsplattform, auf der jede und jeder selbstverfasste Berichte publizieren kann. Eine Überprüfung der Inhalte und eine redaktionelle Bearbeitung der Beiträge finden nicht statt. Bei Anregungen und Fragen zu diesem Artikel wenden sie sich bitte direkt an die Verfasserin oder den Verfasser.
(Moderationskriterien von Indymedia Deutschland)

Ergänzungen

Freiheit für Nuriye Kesbir

alice 13.09.2004 - 18:50
Leider wird in dem Bericht nicht die Kampange gegen die Auslieferung von der kurdischen Feministin Nuriye Kesbir in die Türkei erwähnt. Von vielen gab es zwar tatsächlich deutliches Desinteresse, aber doch glücklicherweise nicht von allen. Ein Informationsstand hierzu stand zwei Tage auf dem Schlossplatz eigentlich als Teil der feministischen Wiederstandstage.

Feministische Widerstandstage-Bericht

A .Narcha 26.10.2004 - 13:29
In der Graswurzelrevolution Nr. 292 (Oktober 2004, www.graswurzel.net) findet sich ein lesenswerter Artikel über die Feministischen Widerstandstage: "Feministische Widerstandstage für ein selbstbestimmtes, solidarisches Leben, gegen Gewalt gegen Frauen, gegen Rassismus und Sozialabbau. Aus-, Ab- und Mitschnitte" von Fe Minista und Wida Stand:


Feministische Widerstandstage

... für ein selbstbestimmtes, solidarisches Leben, gegen Gewalt gegen Frauen, gegen Rassismus und Sozialabbau. Aus-, Ab- und Mitschnitte.

Ein Bündnis von verschiedenen FrauenLesben- und FrauenLesbenTransgendergruppen aus autonomen feministischen Zusammenhängen und autonomen Frauenhäusern hatte vom 9. bis 12. September 2004 zu den feministischen Widerstandstagen in Berlin aufgerufen. Gekommen sind 200 bis 250 Aktivistinnen, um gegen Sexismus, Rassismus und Sozialabbau zu protestieren.

Der Schlossplatz in Berlin Mitte war, mit der Ausstellung zu Frauen und Flucht „Grenzenlos und Unverschämt“, mit Infoständen und zwei großen Zelten, der zentrale Anlaufpunkt in den ersten drei Tagen. Ein umfangreiches Programm und viele Aktionen waren in verschiedenen Städten für dieses Wochenende vorbereitet worden.
Das Veranstaltungs- und Diskussionsprogramm startete am Donnerstagabend mit dem Themenkomplex „FrauenLesbenprojekte in Zeiten des Neoliberalismus“. Weiter ging es am Freitag mit “Entwicklung um jeden Preis? Privatisierung und Geschlechterverhältnisse in Indien“, Diskussionen zu den gesellschaftlichen Umstrukturierungen, Demontagen der sozialen Systeme und Fragen nach Ansatzpunkten, um aus feministischer Perspektive einzugreifen.
Die Vorträge dieses Abends thematisierten Folgen und Verknüpfungen in verschiedenen Bereichen: für Flüchtlinge und Migrantinnen durch das neue Zuwanderungsgesetz, für Frauen mit Behinderung(en) durch den Ab- und Umbau im Gesundheitswesen und die bislang unklaren Folgen für von Gewalt betroffene Frauen, z.B. in Frauenhäusern, durch die geplante Zusammenlegung von Sozialhilfe und Arbeitslosenhilfe, bzw. Hartz IV.
Am Samstagabend gab es eine fette Party mit den Bands “Meta“ und „Wonderska“.
Das Aktionsprogramm, hier nur auszugsweise dargestellt, begann Donnerstagnachmittag mit einem aufmerksamkeitswirksamen Autokorso, dem viele dezentrale Aktionen folgten.
So zogen z.B. FrauenLesben und FrauenLesbenTransgender vor das Reichstagsgebäude, um Bundestagsabgeordnete “oder Höhere“ direkt abzufangen, zu konfrontieren, sehr laut zu protestieren gegen die aktuelle Politik des Sozialraubs.
Im Hinblick auf die Themen Sozialabbau, Gewalt gegen Frauen und Rassismus sollten Berliner Stadtteile „verschönert“ werden, mehrere Gruppen liefen gleichzeitig los. Dabei gab es Straßenumbenennungen, wie die „Straße des Lesbischen Widerstands“, und geklebte Sprechblasen an Werbeplakaten: „Ich greife ein bei sexistischen Übergriffen“ war aus den Mündern hochdotierter Models zu lesen. Um auf die Folgen der Kürzungen im Gesundheitswesen vorzubereiten, wurden z.B. Vampirgebisse verteilt. Immerhin soll ab 2005 nicht mehr jeder Person, die es braucht, ein eigenes Gebiss bezahlt werden. In einschlägigen Bekleidungsgeschäften wurden Zettel an Kleiderbügel gehängt oder an Unterhosen befestigt, auf denen auf die Arbeitsbedingungen der Textilarbeiterinnen hingewiesen wurde.
Großen Anklang bei Passantinnen fand auch die Aktion „Nadelstiche gegen das Patriarchat“, bei der Kärtchen mit Nähnadeln verteilt wurden mit der Aufforderung, sich zur Wehr zu setzen gegen Übergriffe und bei Gewalt zuzustechen. Tennisbälle, mit Botschaften umwickelt, wurden am Frauenknast über die Mauern geworfen und Transparente aufgerollt.
Zum Thema „Sauberkeit in Deutschland“ gab es schrillbunt in Cafes, Restaurants und Läden als Protest eine Putzaktion gegen die Arbeitsbedingungen von Reinigungskräften. Ein “Putztrupp“ verteilte Flugblätter. „Als Reinigungskräfte in Hotels, Bars und Privathaushalten arbeiten hauptsächlich Frauen, 80% davon sind Migrantinnen.“
Bei der eher kleinen Demo am Samstag waren viele Gruppen mit ihren Themenschwerpunkten präsent.
Die kurdische Frauenorganisation Ceni aus Düsseldorf kritisierte in ihrem Redebeitrag die fortdauernden Menschen- und Frauenrechtsverletzungen in der Türkei. Trotz der momentanen Gesetzesänderungen im Zuge des gewünschten EU-Beitritts brächten diese in der Realität keine Veränderungen in Richtung Demokratisierung. Sie sprach auch von ihrer Kampagne für die politische Aktivistin Nuriye Kesbir, gegen deren Auslieferung aus den Niederlanden an die Türkei, trotz dort drohender Haft und Folter.
Im Beitrag zu Gewalt gegen Frauen hieß es u.a.: Tausende von Frauen und Kindern suchen nach wie vor jährlich Zuflucht und Schutz in Frauenhäusern. „Männergewalt ist noch nach 30 Jahren Frauen-Lesbenbewegung ein ungelöstes Problem. Nach neuesten Schätzungen erleben etwa 22% aller Frauen Gewalt in einem gesundheitsbeeinträchtigenden Ausmaß.“
Die finanziellen Kürzungen seien vor diesem Hintergrund ein Skandal.
Um Abschiebeknäste als Orte von Gewalt und sexualisierter Gewalt sowie Aktionen dagegen ging es in einem Redebeitrag aus Bremen.
Thematisiert wurde auch die Verfolgung von Lesben und Schwulen in 90 Staaten der Welt, bedroht von Gefängnisstrafen, Folter, Vergewaltigung und Mord.
Die weltweit geplanten GATS-Abkommen (d.h.: allgemeines Abkommen über den Handel mit Dienstleistungen) und die Folgen für Frauen waren ein weiterer Komplex.
Mit GATS sollen Dienstleistungen zu Waren nach internationalen Wettbewerbskriterien werden. „80% der erwerbstätigen Frauen sind im Dienstleistungssektor beschäftigt, d.h. Frauen werden die Folgen von GATS an vielen Stellen direkt spüren. Wo privatisiert wird, werden in der Regel zuerst gering qualifizierte Frauen entlassen. Arbeitsplätze werden informalisiert, in Teilzeit- und Billigjobs verwandelt und Frauen zur Gründung von Ich-AGs gedrängt. Rationalisierung und Reduzierung staatlicher Leistung haben zur Folge, dass soziale Dienstleistungen vom bezahlten in den unbezahlten Sektor verschoben werden. Dort übernehmen sie Frauen in den Haushalten oder im Ehrenamt in den Kommunen. GATS wird die unbezahlte Arbeit von Frauen erhöhen und die soziale Polarisierung vertiefen. Im Norden wie im Süden, im Osten wie im Westen.“
Perspektiven? Ja! Um es mit den Worten der „Zwischenrockband“ „Meta“ zu sagen: „In meiner Nudelsuppe schwimmt ein schwarzer Stern, das find ich gut.“
Fe Minista und Wida Stand

Infos: www.feministischewiderstandstage.de
Spenden: Förderverein Frauenhaus Kassel. Stichwort: Berlin, BLZ 520 503 53, KTO 118 91 40

Artikel aus: Graswurzelrevolution Nr. 292, 33. Jahrgang, Oktober 2004, Seite 5, www.garswurzel.net

Beiträge die keine inhaltliche Ergänzung darstellen

Zeige die folgenden 3 Kommentare an

Nieder mit "identity politics" — Taktiker-Mann

@ Taktiker-Mann — Icke