Anti-Lager-action-Tour stört Platzek

anti-lager-action-tour 06.09.2004 12:13 Themen: Antirassismus
Auf einer Wahlkampfveranstaltung von Matthias Platzek am 4.September wurde auf die Zustände in Flüchtlingsheimen in Brandenburg aufmerksam gemacht. Schlips und Kragen sowie rohe Gewalt bekamen sie als Antwort.
SPD-Wahlkampf-Veranstaltung in Frankfurt/Oder 04.09.04

Mit einer Gruppe von 40 AktivistInnen besuchten wir die obige Veranstaltung. Als wir ankamen spielte eine Band. Gleich im Anschluß stieg eine von uns auf die Bühne, bedankte sich für die Musik und gab die heutige Position der SPD Brandenburg in Bezug auf Lager bekannt: "Wir sind gegen die unhaltbaren Zustände in den Flüchtlingswohnheimen, gegen die Residenzpflicht - d.h. daß die Leute ihren zugewiesenen Landkreise nur mit Extragenehmigung der Ausländerbehörde verlassen dürfen - und vor allem sind wir gegen die Einrichtung von Abschiebelagern, gegen Abschiebung und für ein dauerhaftes Bleiberecht".
Nach diesem kurzen Statement kam ein Auftritt einer Western Country-Gruppe, die vor der Bühne tanzte. Wir tanzten mit. Das fand der Ordnungsdienst jedoch nicht so lustig und versuchte, die Leute ziemlich bösartig aus den Tanzreihen zu drängen. Mittlerweile waren auch Leute von uns mit Plakaten und einem Transparent vor der Bühne. Von ihnen wurden zwei herausgegriffen und zur Wanne abgeführt. Nebenbei fiel der Satz, man müsse nur den Kern der Gruppe festsetzen, dann würden die anderen schon ruhiger werden.
Dann nahte eine Abordnung in Schlips und Kragen. Diese versuchten, die Konfrontation souveräner abzuwiegeln. Was ihnen aber nicht gelang. Also weiterhin Rangelei, Wortgefechte und Parolen vor der Bühne. Es trat ein SPD-Vertreter auf die Bühne, begrüßte unser Dasein und meinte, ihre Jugendorganisation würde das Thema ja auch behandeln. Und daß man das 1989 Erreichte verteidigen müsse. Immer wieder erklangen Parolen, was den Herrn aus seiner krampfhaften Souveränität zu bringen drohte. Es sprang ihm sogar die Bürgermeisterin zur Seite und versuchte die ProtestiererInnen etwas energischer zum Schweigen zu bringen. Sie bot sich für ein Gespräch mit uns am Rande der Bühne an. Worauf wir nicht weiter reagierten.
Es kam Platzek auf die Bühne, der von uns Respekt und die Bereitschaft zum Zuhören forderte, genau das, was den Flüchtlingen verweigert wird.
Anstelle des Gesprächsangebots am Rande der Bühne, das wir nicht annehmen wollten, wäre es - wie wir nach unserem Abgang fanden - gut gewesen, einen Redebeitrag auf der Bühne einzufordern. Dieser hätte allerdings vorbereitet sein müssen.
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Ergänzungen

Ähm...

Egon 06.09.2004 - 17:28
"Anstelle des Gesprächsangebots am Rande der Bühne, das wir nicht annehmen wollten, wäre es - wie wir nach unserem Abgang fanden - gut gewesen, einen Redebeitrag auf der Bühne einzufordern. Dieser hätte allerdings vorbereitet sein müssen. "

Was für ein Konzept hattet ihr denn dann bitte?

Wir gehen da einfach mal hin und machen Terror (mal etwas provokant ausgedrückt? So kommt euer Anliegen bestimmt gut rüber...

Und warum das Gespräch nicht annehmen? Nützt auch nicht mehr, wenn man statt dessen verhaftet wird oder des Platzes verwiesen...

Ansonsten gute Aktion! :)

Gespräche nur bei Öffentlichkeit!

Egal 06.09.2004 - 18:35
Ich stimme zu, dass ein Redebeitrag sehr sinnvoll gewesen wäre. Damit kann bewiesen werden, dass man einerseits durchaus bereit ist, zu diskutieren, sich andererseits aber nicht abspeisen lassen wird mit einem befriedenden Pro-Forma-Gespräch unter Ausschluss der Öffentlichkeit.
Daher ist die Reaktion angemessen, auf den Vorschlag der Bürgermeisterin nicht einzugehen. Diese Vorschläge sind meist nur ein Mittel, in der Öffentlichkeit als tolerant dazustehen und dabei Proteste zu neutralisieren.