Wendebecken Demo nach Pauli Spiel

nn 04.09.2004 14:09 Themen: Freiräume
Nach dem St. Pauli Spiel ging am Freitag abend eine spontane Demo los. Das Spiel gegen Union wurde übrigens 1:0 durch ein Traumtor gewonnen was den ersten Heimsieg des Abends einläutete. Entsprechend motivierter gings in die Nachspielzeit für das Wendebecken, die ebenfalls erfolgreich verlief.
Ca. 200 Leute lungerten am Bahnhof Feldstraße rum und skandierten Parolen. Bambule, Gegen die Hetze - gegen Gesetze - Für mehr Bauwagenplätze, Macht euch bereit Wendebecken bleibt. Bewacht wurde der Mob von einem etwa dreimal so großen Polizeiaufgebot incl. Wawes und Räumpanzer.

Nach etwa einer dreiviertel Stunde meldete ein netter Typ mit Union Berlin Schal:) spontan eine Demo an. Daraufhin wurde ein Transpie ausgepackt "Anker werfen-Regierung zum Kentern bringen" und der Umzug ging los. Am neuen Pferdemarkt (300 Meter von U-Bahn Feldstraße) blockierten Wasserwerfer und Räumpanzer die Budapester Straße Kiez. Ein Durchbruchversuch war angesichts dieser Lage zwar engagiert aber erwartungsgemäß nicht erfolgreich, die Bullen zogen zu und kurzzeitig war dann auch die Straße Richtung Sternschanze dicht.

Inzwischen waren vielleicht 400 Leute unterwegs, läßt aber ganz schwer schätzen und für diese Schätzung lege ich keine Hand ins Feuer. Die Demo lief in massiven Spalier aber guter Stimmung und desöfteren fanden mit Rangeleien mit dem Spalier statt. Ein so großer Teil der Menge ging außerhalb des Wanderkessels, das sich die Bullen genötigt sahen die Leute aufzufordern doch gefälligst im Kessel zu demonstrieren. Dies wurde allerdings nicht befolgt. Weil sie nicht mehr von DemonstrantInnen umringt sein wollten zogen sie als Konsequenz daraufhin ihr Spalier an den äußerten Rand des Gehweges ab. Dies führte aber nur dazu das sie von umliegenden Kneipengästen beschimpft und aufgefordert wurden abzuhauen. Hierdurch riß das Spalier einmal auf der linken Seite ganz ab, was durch eiliges Gehoppel der Schergen behoben wurde. Auf Höhe der Lagerstr. wurde es dem Anmelder zu heikel und er lößte die Veranstaltung offiziel auf. Daraufhin kamen von den Schergen in Windeseile drei Aufforderungen zur Auflösung. Aufgrund des mittlererweile noch größeren Polizeiaufgebotes taten alle gut daran sich erstmal zu zerstreuen.

Ob weiteres passiert ist kann ich nicht sagen weil ich mich ebenfalls fix in eine der umliegenden Kneipen verzog. Über Feldstraße wurde noch eine HVV-Sonderfahrt (Gefangenenbus) herangezogen offensichtlich haben die Schergen aber keine FahrgästInnen mehr für ihre Sonderfahrt angetroffen, da er nach einer halben Stunde wieder leer zurückfuhr.

Fazit: Die Demo war unglaublich konfus, die Situation unüberschaubar, es wurde nicht in Ketten gegangen und war insgesamt ein unglaubliches Gewusel mit dem die Schergen sichtlich schwerer, als mit einer geordneten Demo umgehen konnten. Als Demonstrationsform bleiben Umzüge nach Heimspielen sicherlich Geschmackssache. Mir hat die trotzige Stimmung auf jedenfall ziemlich gut gefallen.

Dem Wendebecken würde ich übrigens vorschlagen für Sonntag zu einer großen öffentlichen VV auf den Platz zu laden um den Widerstand und Protest etwas offener und transparenter zu gestalten. Es ist im Moment etwas schwierig sich im Vorfeld konkret zu Verhalten. Dabei bekommt die Geschichte doch so langsam einen ganz netten Drive (Platzausbau etc.).

Räumung verhindern - Wendebecken bleibt!
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Ergänzungen

Geschmackssache

Felix 04.09.2004 - 15:10

200 ist schon eher hoch angesetzt. Eher weniger. Insgesamt kann ich den total chaotischen Eindruck nur bestätigen. Irgendeine Organisation oder interne Verantwortlichkeit war nicht im Ansatz zu erkennen.

hans alberts platz

ich 04.09.2004 - 16:07
nach der auflösung ist eine vielzahl der demonstanten auf die reeperbahn gefahren wo auch ein riesiges bullen aufgebot auf uns wartete..
es wurde versucht vor der kreuzung dabidswache eine demo zu starten aber es gelang lediglich den verkehr ein bisschen zu stören...
danach ging das katz und maus spiel los, man sah szenen wo gruppen
von 5-10 leuten von einer hundertschaft durch die straßen gejagt wurden..
auf dem hans alberts platz gab es einen kessel wo ca 60 leute eingeschlossen waren...
gewahrsamnahme...
schon auf der demo sah man da die bullen heiß sind, und gar keine deeskalation wollen,
naja wir sehen uns am becken!

nett wars

drumrumschlenderer 04.09.2004 - 16:26
also ich denke es waren ehr 500-600 menschen wobei aber nur knapp die 1/2 im Kessel ging und der rest drumrum geschlendert ist immer wieder in seitenstr. ausgewichen ist oder den bullen im weg rumstand was auch zur einen und anderen rempelei führte...
den eindruck das die bullen heiß sind kann ich nur bestätigen,hat ja auch lange nicht mehr geknallt!
Warten wir mal ab,ich denke am montag werden sie räumen (genug bullen haben sie ja da und köhler,st.pauli,naziaufmarsch ist dann auch durch) danach wird sich zeigen wieviel feuer der widerstand hat.
ach ja am 18.ten ist im rathaus übrigens tag der offenen tür!!!
 http://www.hamburgische-buergerschaft.de/cms_de.php?templ=bes_sta.tpl&sub1=95&sub2=160&sub3=394&cont=811

stimme

mad 04.09.2004 - 17:52
da dem drumrumschlenderer zu, waren schon ziemlich viele - 500 bestimmt.

n foto

mad 04.09.2004 - 20:57
.

erfolgreicher auftakt

pauli-fan 05.09.2004 - 00:31
ich finde, dass die demo ein erfolgreicher auftakt für nun hoffentlich regelmäßige dritte halbzeiten darstellt. laut dem fernsehsender hh1 sollen es 300 leute gewesen sein, durch die daneben herlaufenden dürften es meiner meinung nach eher mehr gewesen sein. auch wenn es extrem frustrierend ist vom pauli-spiel zu kommen und zu sehen, dass hunderte von bullen mit helmen auf ein riesen stück der feldstraße besetzt halten und jeglichen nur noch so kleinen widerstand im keim zu ersticken, auch wenn wir gar nicht laut genug rufen können, um diesen bullenstaat angemessen mit einer parole zu würdigen, so war es doch erfolgreich.
1. die bullen sind nervös. die vielen demos und aktionen der letzten zeit haben gezeigt, dass wir mobil und auch mobilsierungsfähig sind. sie haben angst davor, dass eine neue bambule-welle beginnt. ich denke, sie haben recht. wenn sie ständig mit mehreren hundert bullen präsent sei "müssen" (also nach ihrer logik), dann sind die politischen (und auch finanziellen) kosten für diese räumung bereits jetzt hochgetrieben.
2. der letzte versuch, an der tradition der "3 halbzeit" anzuknüpfen vor ein paar monaten ist in die hose gegangen. nur 50 leute waren da. dass es diesmal anders war, zeigt, dass sich viele nicht-organisierte mobilisieren lassen, die einen echten hals haben.
3. dafür sind mehrere hundert leute ein guter anfang.
ps: das nächste heimspiel findet ebenfalls an einem freitag abend in zwei wochen statt. die demos sollten weitergehen, bis es einen neuen (oder den bestehenden?) platz für bambule, wendebecken etc. gibt.
Forza St. Pauli
Viva Bambule
Viva Wendebecken.

PS: bringt nächstes mal doch einfach eure freundin, nachbarin, opa und mitbewohner mit