HH- Wendebecken heiratet Bezirk Hamburg- Nord

wendebäcker 31.08.2004 15:20 Themen: Freiräume
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Nach nunmehr 5 Jahren in Wilder Ehe fand heute gegen 11.00 die feierliche Hochzeitzeremonie zwischen dem von der Räumung bedrohten Bauwagenplatz Wendebecken und dem Hamburger Bezirk Nord statt. Ungefähr 50
anwesende Schaulustige und PressevertreterInnen nahmen an dem bewegenden Spektakel im Bezirksamt Nord teil. Bezirksamtleiter Mathias Frommann erklärte sich spontan bereit, als Trauzeuge zu fungieren, um dem
Lebensbund eine rechtliche Grundlage zu verschaffen, bis dass der Tod diesen scheidet. Hinsichtlich der erwünschten, friedensstiftenden Mitgift, wahlweise in Form einer unbefristeten Vertragsverlängerung oder eines akzeptablen Ersatzgrundstücks, erwies sich Frommann jedoch als geizig und kleinkariert. Infolgedessen wird der Bauwagenplatz Wendebecken also selbstständig dafür sorgen müssen, mit vielen zur Verfügung stehenden Mitteln den Erhalt des Platzes durchzusetzen. Seid also kreativ und wachsam, kommt zum Wendebecken und unterstützt uns.
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Ergänzungen

Heute (31.8.) läuft die Räumungsfrist ab!

Rupert Guiliani 31.08.2004 - 17:40
Ab heute Nacht muss mit der Räumung gerechnet werden! Kommt im Falle des Falles nach Barmbek oder besser noch: kommt jetzt nach Barmbek, bleibt mit uns auf dem Wendebecken - gemeinsam Wagenplätze verteidigen!

Herzlichen Glückwunsch dem jungen Paar !

Ulrich 31.08.2004 - 18:15
Es ist nur zu verwunderlich, daß bei so viel Charm keines Amtmanns Herz erweichte, zumal dieser noch Frommann hieß, und er den beiden sogleich eine Hochzeitsreise spendiert hat. Man müßte doch nur auf einige Anpflanzungen, beim neu geplanten Kunstquark an Stelle des jetzt so gut gelegenen und nicht störenden Bauwagenplatzes, verzichten. Die Kosten belaufen sich schon auf über 1,5 Mio € für eine überflüssige Grünanlage in einer gottverlassenen Gegend und das zumal der Stadtpark sehr nah ist, mit ausreichenden Möglichkeiten zum Planschen. Dennoch wünsche ich den jungvermählten alles Gute und viel Spaß beim heutigen Polterabend.

Euer Ulrich !

P.S.: Macht doch wenigstens das Jungverheiratetendarlehn bei der Wohnungsbaukreditanstalt geltend und baut euch ein schönes Rollheim.

Der Inhalt des Hochzeitsfeier-Flugblatts

B.Gattung 07.09.2004 - 23:45
Dienstag, 31. August 2004

Liebe Freundinnen und Freunde, Verwandte und Bekannte,
verehrte Verwaltungsbedienstete, Medien und Schaulustige,

voller Schmetterlinge im Bauch, sind wir beiden Turteltäubchen Bezirk Hamburg-Nord und Bauwagenplatz Wendebecken stolz und glücklich, Euch hier und heute zu unserer feierlichen Vermählung in das Bezirksamt einladen zu dürfen. Nach fünf Jahren mehr oder weniger wilder Partnerschaft haben wir uns nun dazu entschlossen, uns für alle Ewigkeit zu binden. Lasst uns innehalten und diesen vielleicht schönsten Augenblick unserer Existenz voll auskosten! Ganz besonders freuen wir uns darauf, Herrn Bezirksamtsleiter Mathias Frommann als Trauzeugen für unsere glamouröse Zeremonie zu gewinnen.

Dies hat folgende Bewandnis: In seiner Funktion als Vorsteher des SPD/GAL-Bezirks Nord und somit direkter Kommunikationspartner für unsere Belange, wurde uns Mathias Frommann im Laufe der Jahre ein treuer Freund und Fürsprecher, sowohl in guten, wie auch in schwierigen Momenten unserer Beziehung. Unsere Trauzeugenwahl wird jedoch nicht nur durch Zuneigung und Sonnenschein bestimmt. In jüngster Zeit empfinden wir ihn als zunehmend distanziert und kühl, überraschend unflexibel in Verhandlungsfragen und voller Mangel an progressiven Visionen. Gleichzeitig bemüht er sich zu vermitteln, er hätte keine andere Wahl, als der unsozialen Agenda seiner im Senat tonangebenden Konkurrenz und einer rückschrittlichen und minderheitenfeindlichen Bevölkerungsmeinung zu folgen. Damit macht er sich unglücklicherweise zur entscheidenden Figur, welche uns in äusserst existentielle Nöte stürzt. Und das, obwohl er doch vorgeblich nichts lieber täte, als unser Wohlergehen zu gewährleisten. Armer Bub.

In diesen schwierigen Tagen erleben wir nun einen sehr bedeutsamen Augenblick unserer inzwischen schon eine halbe Dekade währenden, zweisamen Biographie: Heute um 18 Uhr endet der Vertrag über unseren bisherigen Wohnort in Barmbek und die Bewohnerinnen und Bewohner sehen sich akut von einer gewaltsamen Räumung bedroht. Das ist garstig! Grünanlage hin oder her, dies ist in einen übergeordneten und schaurig unromantischen Kontext einzuordnen. Stadtentwicklungssenator Michael Freytag: „Wir wollen, dass die Bauwagenplätze in Hamburg sukzessive aufgelöst werden.“ Ein abgrundtief böser Mann. Aber der Konflikt um die Bauwagenplätze ist nur einer von vielen, die durch die zunehmend restriktive Politik des Hamburger Senats aufbrechen. Es wird heftig gekürzt, geschlossen, geräumt und umstrukturiert. Manchmal geht es primär um finanzielle Einsparungen, oftmals hingegen um blanke Ideologie, häufig um beides. Und trifft äusserst zielsicher: Kultur, Bildung und Soziales, Minderheiten, Schutzsuchende und Freiräume. Heute im Visier: Unkonventionelle und erschwingliche Wohnkultur. Die Bauwagenplätze Schützenstrasse, Paciusweg, Parkplatz Braun, Hellgrundweg und Bambule sind bereits vom Stadtplan getilgt.

Lieber betrübter und zerrissener Diplomat Mathias Frommann, heute hast Du die Ehre unser Vertrauen zurückgewinnen zu können. Du weisst, dass es nicht an städtischem Gelände mangelt und dass wir in der Frage unseres exakten Wohnstandortes recht beweglich sind, obwohl wir natürlich sehr gerne auf unserem gegenwärtigen Anwesen bleiben würden. Du weisst, dass uns das jetzige Hamburger Wohnwagengesetz durchaus noch unausgeschöpfte Möglichkeiten böte, obwohl eine liberalisierende Überarbeitung dessen mehr als überfällig ist. Und Du weisst, wie irrelevant durch populistische Meinungsmache geprägte, pseudodemokratische Erhebungen für politische Entschlüsse sind. Nutze Deine Chance Dich zu positionieren und zu uns zu stehen! Beuge Dich nicht den aggressiv kleinkarierten Anteilen in Regierung, Bevölkerung und in Dir selbst. Und bezeuge deshalb heute mit Deinem Segen unseren Eintritt in den Bund fürs Leben, die Eheschliessung zwischen Wendebecken und Hamburg-Nord, bis dass der Tod uns scheide.

Das frisch vermählte Wendebecken freut sich auf eine grosszügige Mitgift in Form der Vertragsverlängerung auf jetzigem Grund, oder aber über ein frisch zu beziehendes geeignetes Ersatzplätzchen. Die bei zweiter Möglichkeit anfallenden Aufwendungen für Zugmaschinenflitterwochen bestreiten wir selbstverständlich selbst.

Beiträge die keine inhaltliche Ergänzung darstellen

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XXX

XXX 31.08.2004 - 17:02
DEN ASPHALT BRENN LASSEN! WENDEBECKEN VERTEIDIGEN! AUF ALLEN EBENEN!
KOMMT ALLE HEUTE ABEND! BRINGT KREATIVE ANTI-RÄUMUNGS-GEGENSTÄNDE MIT!(SEIL, WASSERPISTOLEN, GUMMIRINGE, ETC.)

supi

;;-_-;; 31.08.2004 - 17:42
ich finds echt toll, dass es noch so tolle kreativaktionnen gibt. sowas gibt einem immer wieder neuen mut! danke
solidarität aus nordhessen.

Jedes Herz...

Nordmensch 31.08.2004 - 20:44
Sehr schöne Aktion, ihr habt meine volle Solidarität!!!

....

soso 01.09.2004 - 13:08
na denn, BONGO BONGO!