Wunsiedel - Noch ein Tagesbericht
Dieser Bericht soll noch einmal die Ereignisse in Wunsiedel zusammenfassen und einige verbliebene Unklarheiten aufklären.
Gegen 6.00 Uhr kam der Bus aus Norddeutschland in Wunsiedel an. Zu diesem Zeitpunkt waren nur vereinzelte Nazis im Ort und erst wenige Polizisten zu sehen. Der Bus kam an, ohne auf Vorkontrollen der Polizei zu treffen. Die Insassen konnten sich zuerst weitgehend frei in Wunsiedel bewegen. Ab 9.00 Uhr kamen dann zahlreiche Nazibusse und –Autos eines nach dem anderen an und versammelten sich auf dem Festplatz, um dem Hitler-Stellvertreter Rudolf Hess zu gedenken. Dieser Aufmarsch ist für Nazis aus ganz Europa von Großer Bedeutung, da Hess die einzige Nazigröße ist, die legal verehrt werden darf und von der ein Grab existiert. Um 13.00 Uhr versuchten mehrere Hundert Nazis erfolglos, die versammelten Antifaschisten anzugreifen. Zwischen 14.00 und 15.00 Uhr trafen die Antifabusse aus Südwestdeutschland, Berlin und Dresden ein, wobei der Südwestdeutschland-Bus zuvor in einer Vorkontrolle von Nazis attackiert und beschädigt wurde. Es wurde jedoch niemand verletzt. Um 12.30 Uhr versuchten ca. 30-50 Nazis die sich formierende Antifakundgebung anzugreifen, zogen sich jedoch wieder zurück, als sich ihnen etwa 50 Antifaschisten näherten. Eine halbe Stunde später griffen mehrere Dutzend Faschisten die Bürgerkundgebung auf dem Rathausplatz an. Die zahlenmäßig schwachen und unkoordiniert agierenden Polizeikräfte griffen erst mit großer Verzögerung ein, obwohl sich noch 100-200 zusätzliche Nazis der Kundgebung näherten. Die Polizei war insgesamt nur mit 2 Einsatzhundertschaften, 30 USK’lern (Eine für ihre Brutalität berüchtigte Elitetruppe der bayerischen Polizei) und einigen Zivilpolizisten vor Ort, eindeutig zu wenig um die ca. 4600 Nazis unter Kontrolle zu halten. Von der Ankunft der ersten Nazis an bis zu ihrem Abmarsch kam es immer wieder zu Angriffen von Nazi-Kleingruppen auf Antifaschisten. Vor dem Losmarschieren der Nazis wurden Antifa- und bürgerliche Kundgebung von der Polizei durch Sperrgitter gewaltsam getrennt. Durch eine Sitzblockade der Bürgerlichen unter Führung des Bürgermeisters von Wunsiedel wurde der Abmarsch der Nazis um ca. 30 Minuten verzögert. Der Bürgermeister hatte außerdem frühzeitig eine Blockade des Festplatzes mit landwirtschaftlichen Fahrzeugen (u. A. 2 Güllewagen) organisiert, weswegen er den Vormittag über telefonisch nicht zu erreichen war. Die Stadt hatte zudem über der Naziroute mit Konfetti gefüllte Transparente befestigt, die jedoch vor dem Beginn der Nazidemo auf Anordnung der Polizei demontiert wurden. Gegen 17.20 kamen die Nazis dann an den antifaschistischen Kundgebungen an und marschierten ca. 30 Minuten lang an ihnen vorbei. Ab 18.00 Uhr begannen beide Seiten mit dem Rückzug aus Wunsiedel, gegen 22.00 war der Ort von ihnen vollständig verlassen. Es wurden insgesamt mindestens 100 Nazis wegen Waffenbesitzes und Tragens verfassungsfeindlicher Symbole in Gewahrsam genommen. Die Gewaltbereitschaft von Polizei und Nazis führte dazu, dass zahlreiche Antifaschisten verletzt wurden, mindestens einer davon schwer.
Als Fazit lässt sich festhalten, dass die Zusammenarbeit zwischen Autonomen und bürgerlichen Kräften (Gymnasium Wunsiedel nebst Elternbeirat, Stadt Wunsiedel, Jugendinitiativkreis usw.) unbedingt verbessert werden muss, um für mehr und konsequenteren Widerstand gegen die Nazis zu sorgen. Da die Genehmigung der Naziaufmärsche bis 2010 gültig ist, gibt es noch genug Gelegenheiten, diese Zusammenarbeit vor Ort zu erproben. Die Mobilisierung der Linken wird auf jeden Fall verstärkt fortgesetzt, wobei hoffentlich nächstes Jahr auch mehr Antifas aus Süddeutschland teilnehmen werden. Auch wurde drastisch gezeigt, dass auf die Polizei eindeutig kein Verlass ist, wenn es um die Bekämpfung des Faschismus geht, sondern nur auf antifaschistische Selbsthilfe.
Wunsiedel 2005 – Wir kommen wieder!
Smash Fashism!
Als Fazit lässt sich festhalten, dass die Zusammenarbeit zwischen Autonomen und bürgerlichen Kräften (Gymnasium Wunsiedel nebst Elternbeirat, Stadt Wunsiedel, Jugendinitiativkreis usw.) unbedingt verbessert werden muss, um für mehr und konsequenteren Widerstand gegen die Nazis zu sorgen. Da die Genehmigung der Naziaufmärsche bis 2010 gültig ist, gibt es noch genug Gelegenheiten, diese Zusammenarbeit vor Ort zu erproben. Die Mobilisierung der Linken wird auf jeden Fall verstärkt fortgesetzt, wobei hoffentlich nächstes Jahr auch mehr Antifas aus Süddeutschland teilnehmen werden. Auch wurde drastisch gezeigt, dass auf die Polizei eindeutig kein Verlass ist, wenn es um die Bekämpfung des Faschismus geht, sondern nur auf antifaschistische Selbsthilfe.
Wunsiedel 2005 – Wir kommen wieder!
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(Moderationskriterien von Indymedia Deutschland)
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Ergänzungen
antifaschistische selbsthilfe gemeinsam mit
Gewalttätige Aktion der Nazis
zusammenstoss?!
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Bürger
Smash Fashism!
Beiträge die keine inhaltliche Ergänzung darstellen
Falscher Freund
Denjenigen unter euch, die sich auch die BEITRÆGE DIE KEINE
INHALTLICHE ERGÆNZUNG DARSTELLEN, durchlesen, ist vermutlich
der offenkundige Widerspruch in dem Beitrag mit dem Betreff:
"Hey Elmshorner Antifa" aufgestoßen.
Einerseits wird als Pseudonym die Bezeichnung "Euer bester
Freund" gewählt.
Andererseits zeigt der Beitrag dieses sogenannten besten
Freundes einen vermeintlichen oder tatsächlichen
Widerspruch zwischen einer Auffassung Elmshorner Antifas
hinsichtlich der Rolle Indymedias ("Bildzeitung der Linken")
und ihrem praktizierten Verhalten auf, nämlich trotzdem
Indymedia fuer einen Bericht zu Wunsiedel zu nutzen.
Was kann ein solcher Beitrag bezwecken?
Ich sehe drei Aspekte, die in Frage kommen:
1. Die aufgezeigte vermeintliche Widersprüchlichkeit soll
die Integrität der Elmshorner Antifas selbst in Zweifel
ziehen, ihr schaden. - Denn es ist doch klar, dass ein
"bester Freund", also jemand der selbst gegen die
Verherrlichung des verbrecherischen NS-Regimes und seiner
treuen Gefolgsleute eingestellt wäre, angesichts der
Relevanz eines breiten und entschlossenen Widerstandes gegen
diesen wichtigsten europäischen Neonazi-Aufmarsch, nicht
versuchen würde, als Dank fuer den Einsatz von Elmshorner
Antifas, die offensichtlich keine Strapazen und Mühen
gescheut haben, um in das weit entfernte Wunsiedel zu
fahren, irgendein Haar in der Suppe zu finden und dies hier
auszubreiten.
2. Mit diesem Vorgehen wird zugleich versucht, im Hinblick
auf den erforderlichen gemeinsamen Protest und Widerstand
unterschiedlicher Kräfte und Strömungen in Wunsiedel
Zwietracht zu säen. Vor allem bürgerliche
Nazi-Gegner/innen sollen den Eindruck erhalten, dass die
linken Antifaschist/inn/en selbst untereinander ein
verlogenes und auf Instrumentalisierung abzielendes
Verhältnis haben.
3. Die Mischung aus vorgeblich oder tatsächlich vorhandenem
"Insiderwissen" bezüglich der Einschätzung von Indymedia
durch Elmshorner Antifas, gekoppelt mit der anonymiserten
Selbsbezeichnung als "Euer bester Freund", soll vermutlich
die Elmshorner Antifas verunsichern. Sofern sie nicht
bereits wissen, um wen es sich bei diesem "besten Freund"
handelt, sollen sie sich fühlen, wie eine/r, die/der von
einem Voyeur beobachtet wird, der versucht, ein
zermürbendes Spielchen zu treiben.
Wer hat ein Interesse an solchen Spielchen?
Diese Frage ist auch für bürgerliche Nazi-Gegner/innen von
Interesse. In Wunsiedel mussten sich (selbst) der
CSU-Bürgermeister und sein Stellvertreter Drohungen von
Neonazis anhören, als sie sich an deren ersatzweise
zugewiesenen Versammlungsort ein Bild von der Lage machen
wollten. Vermutlich hängt auch das beschriebene schwache
und unkoordiniert wirkende Agieren der Polizeikräfte mit
dem Unmut der Polizeiführung über die Festplatz-Sperrung
und andere von dem Bürgermeister als Behördenchef mit der
Polizeiführung im Vorfeld nicht abgesprochenen Maßnahmen
zusammen, wie sich aus einem Beitrag in der Frankenpost vom
23.08.04 entnehmen lässt.
Wer auch immer die Elmshorner Antifas verunsichern und den
Widerstand gegen die NS-Herrlichung aus der Anonymität
heraus schwächen moechte, wird letztendlich scheitern. Ein
solcher Spaltungsversuch ist zu durchsichtig, um nicht
erkannt zu werden. Lieber rechtzeitig damit aufhören, als
sich zu weit darin zu verstricken. Ehrlich.
Zum Thema Elmshorner Antifa
Antifa Elmshorn