Antilagertour zieht weiter

caravan 26.08.2004 03:30 Themen: Antirassismus
Am Mittwoch,25.8.zog die Anti-Lager Action Tour weiter nach Hannover...
Mittwoch, 25.8.2004,
von Bramsche nach Hannover

Die Anti-Lager Action Tour zieht weiter.
Früh am Morgen um 7 - noch in Bramsche-Hesepe - von einer Performance geweckt: „Aufstehn, aufstehn! Warum ich? Weil ich der Wecker bin! Sadist, Sadist! Weil du dazugehörst...“ Nach Jahren der No Border Camps nun eine Camptour, ganz neue Erfahrung. Heißt heute konkret Zelte abbauen, in Busse und Fahrzeuge einladen, halb elf war alles geschafft und der Konvoi nach Hannover startklar, alles unter den aufmerksamen Augen des Gesetzes, was sich anscheinend durch Schnurrbärte manifestiert.
Zum Abschied kam noch ein Flüchtling und berichtete, dass 15 m des Zaun am Abschiebeknast über Nacht verschwunden sind.
Der Konvoi nach Hannover mit zwei Bussen und diversen anderen Gefährten war auch der erste der Tour. Die Travel Agency hatte es geschafft, alle auf Fahrzeuge zu verteilen, den Bedarf, Route etc. auszuchecken... nach ein paar Kilometern war der Convoi aber glatt zersplittert: die Ortsdurchfahrt Osnabrück und die vollbepackten Mercedesbusoldies zogen das ganze doch recht weit auseinander, sogar der Staatsschutz blickte nicht mehr durch, was wir da treiben. Kurz vor Hannover waren aber alle wieder beisammen. Von der Autobahn ging es direkt zum Abschiebeknast Langenhagen am Flughafen Hannover.
Einfach ein elendes Bauwerk , umgeben von 5 m Zaun mit Natodrahtrollen oben, zum Zweck der Ausgrenzung und Einschließung von Menschen, deren einziges Verbrechen darin besteht hier zu existieren, einfach da zu sein. Davor, Bullen auf Pferden und in Lederjacken. Die Demo, ca 200 Menschen, führte an 3 Komplexen vorbei, 2 Trakte für Männer, einer für Frauen. Die Demo war laut und kraftvoll, was besonders am Blue and Silver Block lag, an dem sich viele Flüchtlinge beteiligt haben. An jedem Trakt ein längerer Stopp, rythmisches Trommeln, Winken und Rufen zu den Gefangenen, die sich an den Fenstern drängeln und Winken. Ein kleiner Funken Hoffnung im staatlich verordneten Elend, unmaskierte Fratze staatlichen Rassismus´. Ein bisschen Gerangel, immer wieder Gerüttel an den Absperrgittern...Auf dem Rückweg dann ein Schild in einem Fenster: „In meiner Heimat habe ich Todesstrafe“. Wir rufen: Woher? Welche Sprache? Arabische TeilnehmerInnen der Demo beginnen eine Kommunikation über Rufen.
Sie kommen aus Syrien, Irak, sollen dorthin abgeschoben werden.. Ein Mensch gibt über Rufen, Tips, was tun bei Abschiebung. Ein Wärter versucht die ganze Zeit schon, die Kommunikation zu stören, den Flüchtlingen den Mund zu verbieten, als die Tips kommen schließt er das Fenster. Ein russischsprachiger Mann aus dem kaukasischen Raum beginnt laut rufend eine Kommunikation, eine russisch sprechende Frau antwortet.
Die Demo geht zu Ende, mit der Wut und dem Grauen im Bauch geht es weiter in die Innenstadt, ca. 300 Leute jetzt, vom Kröpke zum Camp auf den Faustgelände. Ein Flüchtling erläutert, dass es in den deutschen Kolonien in Afrika auch so etwas wie ein Residenzpflichtgesetz gab, wo es Menschen verboten war, in die Nachbargemeinde zu gehen und meinte, es sei so langsam an der Zeit, dass die BRD diese Attitude ablege. Er erklärte, warum Menschen fliehen, was di Kolonialstaaten dafür an Verantwortung tragen. Unter einem satten Regenschauer gelangt die Demo endlich zum Camp, Zelte werden aufgebaut, Essen Plenum, an dem der Autor nicht teilnimmt, weil er Berichte schreibt... Ein anstrengender Tag körperlich und mental geht zu Ende
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Ergänzungen